Bel­gi­scher Vor­ent­scheid 1959: Piep piep piep, bit­te hab mich lieb

Es ist, so muss ich schwe­ren Her­zens hier berich­ten, hin­sicht­lich des bel­gi­schen Aus­wahl­ver­fah­rens zum Euro­vi­si­on Song Con­test doch oft­mals ein ziem­lich vages Sto­chern im his­to­ri­schen Nebel der Fünf­zi­ger­jah­re, wohl nicht zuletzt auf­grund der kul­tu­rel­len Zwei­tei­lung des Lan­des. Wäh­rend sämt­li­che Details über die wal­lo­ni­sche Vor­ent­schei­dung des Vor­jah­res bis heu­te im Dun­keln lie­gen, ist über die flä­mi­sche Vor­auswahl des Jah­res 1959 immer­hin so viel bekannt, dass es zwei im Wochen­ab­stand abge­hal­te­ne Vor­run­den mit jeweils neun (voll­stän­dig ver­schol­le­nen) Titeln gab, aus denen nur die bei­den Sie­ger­songs ins Fina­le gelang­ten. Bei dem einen han­del­te es sich um die ‘Levens­sym­pho­nie’ der “flä­mi­schen Doris Day”, Jose­phi­ne Lee­mans-Ver­bus­tel (oder kür­zer Jo Lee­mans), die die­ses Eti­kett von der Pres­se nicht etwa auf­grund ihres schau­spie­le­ri­schen Talents oder ihres Aus­se­hens auf­ge­pappt erhielt, son­dern weil sie im Jah­re 1956 mit einer nie­der­län­di­schen Cover­ver­si­on von ‘Que sera, sera’ einen Top-Hit im Lan­de erzie­len konnte.

Lee­mans nahm 1958 mit dem unlängst vom bel­gi­schen DJ Yolo­tan­ker remix­ten Titel ‘Lie­ve jo’ an einer Unter­hal­tungs­show teil. Trig­ger-War­nung: die Dar­bie­tung arbei­tet mit der damals weit ver­brei­te­ten, heut­zu­ta­ge aller­dings völ­lig inak­zep­ta­blen Tech­nik des Black­fa­cing (Reper­toire­bei­spiel).

Lee­mans unter­lag im Wer­tungs­ver­fah­ren des 1959er Vor­ent­scheids, wie immer das auch aus­ge­se­hen haben mag, jeden­falls dem Musi­cal­sän­ger Emi­li­us Wagemans ali­as Bob Ben­ny mit sei­nem super­schmal­zi­gen, auf­ge­setzt wir­ken­den Lie­bes­fle­hen ‘Hou toch von mij’ (‘Lie­be mich doch’). Der 2011 in einem bel­gi­schen Pfle­ge­heim ver­stor­be­ne Ben­ny, der – spät, aber immer­hin – im fort­ge­schrit­te­nen Alter von 74 Jah­ren noch sein offi­zi­el­les Coming Out als schwu­ler Mann hin­leg­te, erreich­te damit beim Wett­be­werb in Can­nes den sechs­ten Platz und somit eines der bes­ten flä­mi­schen Euro­vi­si­ons­er­geb­nis­se. 1961, als der Grand Prix erneut in dem noblen süd­fran­zö­si­schen Küs­ten­städt­chen gas­tier­te und, wie es der Zufall bzw. die Pari­tät woll­te, die Zustän­dig­keit für die Aus­wahl des bel­gi­schen Ver­tre­ters wie­der­um beim Sen­der des hol­län­disch­spra­chi­gen Lan­des­teils lag, fuhr er erneut, kehr­te dies­mal aller­dings als Tabel­len­letz­ter zurück. Damit fand Ben­nys Euro­vi­si­ons­kar­rie­re ihr Ende.

Ein biss­chen thea­tra­lisch trägt er sein Lied ja schon vor: Bob Benny.

Vor­ent­scheid BE 1959

Wed­strijd voor het bes­te Lied. Sonn­tag, 15. Febru­ar 1959, aus dem Cul­tu­re­el Cen­trum in Ukkel. Zwei Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Jan Theys.

#Interpret:inTitelPlatz
01Jo Lee­mansLevens­sym­pho­nie02
02Bob Ben­nyHou touch van mij01

Letz­te Über­ar­bei­tung: 28.08.2020

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