Dansk Melo­di Grand Prix 1961: Jet Airliner

Die fünf­te Aus­ga­be der däni­schen Euro­vi­si­ons­vor­ent­schei­dung Melo­di Grand Prix (DMGP) erwies sich als Vete­ra­nen­tref­fen: sämt­li­che (!) bis­he­ri­gen Grand-Prix-Repräsentant:innen des Lan­des ver­such­ten es erneut. Dabei gin­gen Gus­tav Winck­ler, Raquel Ras­ten­ni und Katy Bødt­ger kom­plett leer aus: sie erhiel­ten von der zehn­köp­fi­gen Jury, von der jedes Mit­glied aller­dings nur jeweils drei Punk­te zu ver­tei­len hat­te, alle­samt nichts. Nada. Zilch. Bes­ser schlu­gen sich da schon der DMGP-Wie­der­keh­rer Otto Bran­den­burg, der für sein sanf­tes Wie­gen­lied ‘God­nat, lil­le du’ zumin­dest drei Zäh­ler kas­sie­ren konn­te, sowie der in Por­tu­gal gebo­re­ne, schon früh mit sei­nen Eltern nach Däne­mark gezo­ge­ne Jazz-Musi­ker Pedro Biker, der anschlie­ßend eine Kar­rie­re als Radio- und TV-Mode­ra­tor sowie 1970 einen Hit und hei­mat­li­chen Ever­green mit der däni­schen Cover­ver­si­on von Burt Bacharachs ‘Rain­drops keep fal­ling on my Head’ hin­leg­te, aller­dings nur drei Jah­re spä­ter das Zeit­li­che seg­ne­te. Hier, bei sei­nem ers­ten TV-Auf­tritt, konn­te Pedro, der kein biss­chen aus­sah wie ein Biker, mit ‘Min Gui­tar og jeg’ einen drit­ten Rang landen.

Wer raucht und flie­gen­de Tötungs­ma­schi­nen steu­ert, also weder das eige­ne Leben ach­tet noch das von ande­ren, dem wer­fen sich die Damen an den Hals, so die sub­ti­le Pro­pa­gan­da­aus­sa­ge von Bir­the Wil­kes Film­auf­tritt (Reper­toire­bei­spiel).

A pro­pos lan­den: die Sil­ber­me­dail­le sicher­te sich die bei einem DMGP der ers­ten ESC-Deka­de natür­lich unter kei­nen Umstän­den feh­len dür­fen­de Bir­the Wil­ke mit der Titel­me­lo­die aus dem Spiel­film Jet­pi­lo­ter, dem skan­di­na­vi­schen Vor­bild des welt­weit erfolg­rei­chen US-ame­ri­ka­ni­schen Mili­tär­ver­herr­li­chungs­strei­fens Top Gun, in wel­chem das Mul­ti­ta­lent mit­spiel­te und der im Sep­tem­ber 1961 in die däni­schen Kinos kam: der ers­te Fall von media­ler Cross­pro­mo­ti­on bei einer Euro­vi­si­ons­vor­ent­schei­dung! Doch die geschäfts­tüch­ti­ge Bir­the konn­te nur halb so vie­le Punk­te auf sich ver­ei­nen wie der kla­re Sie­ger des Abends, der DMGP-Neu­ling Dario Cam­peot­to. Klingt ita­lie­nisch? Kein Wun­der: Dari­os Vater stamm­te laut Wiki­pe­dia aus Turin, zog aber 1928 nach Däne­mark, wo er als tech­ni­scher Direk­tor der dor­ti­gen Fiat-Nie­der­las­sung arbei­te­te. Die Fami­lie ver­fügt jedoch über skan­di­na­vi­sche Wur­zeln: Dari­os Urgroß­el­tern stamm­ten aus Schwe­den, emi­grier­ten aber nach Ita­li­en, wo sie acht Fel­der (otto Cam­pi) Land besa­ßen. Wor­aus sich der ita­li­sier­te Fami­li­en­na­men ableitete.

Eine mehr­spra­chi­ge Bal­la­den­me­lan­ge mit sub­ti­len Anlei­hen aus ‘Schö­ner Gigo­lo, armer Gigo­lo’, ‘Dors, mon Amour’ (FR 1958) und ‘Pio­ve’ (IT 1959): Dari­os ‘Ange­li­que’.

Und tat­säch­lich inter­pre­tier­te Dario sei­ne schmalz­trie­fen­de, alt­ba­cke­ne Lie­bes­bal­la­de ‘Ange­li­que’ mit süd­län­di­schem Pathos in der Stim­me und Hin­ga­be im Aus­druck, auch wenn er sich bei sei­nem Auf­tritt nicht ganz so hem­mungs­los gehen ließ wie bei­spiels­wei­se ein Dome­ni­co Modug­no. Er gab gewis­ser­ma­ßen die schaum­ge­brems­te, heiß­dampf­ste­ri­li­sier­te Vari­an­te eines lei­den­schaft­li­chen Bar­den, was ihm beim Wett­be­werb in Can­nes einen akzep­ta­blen fünf­ten Platz bescher­te – übri­gens punkt­gleich mit Ita­li­en. Aller­dings erhielt er zwei Drit­tel sei­ner Punk­te aus dem skan­di­na­vi­schen Nach­bar­land Nor­we­gen. Dort erziel­te er mit ‘Ange­li­que’ dann auch einen Top-Ten-Hit. In der Hei­mat konn­te Dario in den Sech­zi­gern eini­ge Rol­len in Musi­cals und Schla­ger­fil­men ergat­tern. Bei den Dreh­ar­bei­ten zu einem die­ser Strei­fen lern­te er die däni­sche Schau­spiel­kol­le­gin Ghi­ta Nør­by ken­nen, mit der er vor­über­ge­hend nach Ita­li­en zog, wo die Ehe aller­dings nicht hielt. Dari­os letz­tes Hit-Album stammt aus dem Jah­re 2014 und ent­hält Neu­in­ter­pre­ta­tio­nen bekann­ter Italo-Klassiker.

Näher dran an den Wur­zeln und schon etwas pep­pi­ger: Dario im Schla­ger­film ‘Han, hun, Dirch og Dario’ von 1962, ergrif­fen ange­schmach­tet von der jun­gen Git­te Hæn­ning (DE 1973) (Reper­toire­bei­spiel).

Vor­ent­scheid DK 1961

Dansk Melo­di Grand Prix. Sonn­tag, 19. Febru­ar 1961, aus dem Fre­de­recia Thea­ter in Kopen­ha­gen. Sie­ben Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Sejr Volmer-Sørensen.
#Inter­pre­tenSong­ti­telJuryPlatz
01Pedro BikerMin Gui­tar og jeg0603
02Katy Bødt­gerHam­let0005
03Gus­tav WincklerVi lever kun en enkelt gang0005
04Bir­the WilckeJet Pilot0702
05Otto Bran­den­burgGod­nat lil­le du0304
06Raquel Ras­ten­ni + Gre­the SønckHjem­me hos os0005
07Dario Cam­peot­toAnge­li­que141

Letz­te Aktua­li­sie­rung: 28.09.2020

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