Jugo­vi­zi­ja 1967: Das ist mei­ne klei­ne Welt

Fünf Regio­nal­sen­der des jugo­sla­wi­schen Fern­se­hens JRT betei­lig­ten sich im Febru­ar 1967 an dem in der slo­we­ni­schen Haupt­stadt Ljublja­na abge­hal­te­nen Euro­vi­si­ons­vor­ent­scheid Jugo­vi­zi­ja. Jeder von ihnen schick­te drei Lie­der ins Ren­nen, und da nicht im glei­chen Umfang mit­mach­wil­li­ge Interpret:innen zur Ver­fü­gung stan­den, kam es, dass der in Maze­do­ni­en gebo­re­ne Folk­sän­ger, Schau­spie­ler (‘Maze­do­ni­sche Blut­hoch­zeit’) und Dich­ter Zafir Hadži­ma­nov gleich für drei ver­schie­de­ne regio­na­le Sta­tio­nen an den Start ging, näm­lich für TV Skop­je, TV Bel­grad und TV Zagreb. Was inso­fern Sinn mach­te, da der mit der in Zagreb gebo­re­nen Pop­sän­ge­rin Sen­ka Velet­an­lić ver­hei­ra­te­te Zafir die meis­te Zeit sei­nes Lebens in der ser­bi­schen Metro­po­le leb­te, also einen Bezug zu allen drei Teil­re­pu­bli­ken hat­te. Wei­ter nach vor­ne brach­te ihn das jedoch nicht: sei­ne – wie der Groß­teil der Lie­der die­ses Vor­ent­scheids nicht im Netz auf­find­ba­ren – Bei­trä­ge ver­en­de­ten alle auf den hin­te­ren Rän­gen. Dort lan­de­te punk­te­los auch das hoch­dra­ma­ti­sche ‘Sam’ des 1999 ver­stor­be­nen ser­bi­schen Sin­ger-Song­wri­ters Zlat­ko Golub­o­vić, für den es die ein­zi­ge Jugo­vi­zi­ja-Teil­nah­me blei­ben sollte.

Zu pro­gres­siv für die kon­ser­va­ti­ven Jurys: die Brit­pop-Ele­ven Inde­xi (plus drei wei­te­re Bei­trä­ge der Jugo­vi­zi­ja 1962).

Eben­falls nicht beson­ders gut lief es für die Prog-Rock-Kapel­le Indek­si. Die 1962 gegrün­de­te bos­ni­sche Band um den Front­mann und spä­te­ren ESC-Reprä­sen­tan­ten Davorin Popo­vić, die anfangs ledig­lich Hits von den Beat­les, The Who und ande­ren cover­te, hat­te gera­de erst damit begon­nen, eige­ne Songs zu schrei­ben. Das pas­send beti­tel­te ‘Pružam ruke’ (‘Ich stre­cke mei­ne Hän­de aus’) fand zwar unter den Jugo­vi­zi­ja-Juror:innen nicht beson­ders vie­le Anhänger:innen, was die bis zum frü­hen Tod ihres Lead­sän­gers im Jah­re 2001 bestehen­de For­ma­ti­on jedoch nicht davon abhielt, sich zu einer der ein­fluss­reichs­ten Weg­be­rei­te­rin­nen des Jugo-Rocks und Aus­hän­ge­schil­der der “Sara­je­woer Schu­le” zu ent­wi­ckeln. Schon sehr, sehr viel kon­ven­tio­nel­ler klang das dritt­plat­zier­te Duett ‘Malen je Svi­jet’ (‘Die Welt ist klein’) des kroa­ti­schen Schla­ger­stars Ivica Šer­fe­zi mit sei­ner Fach­kol­le­gin und Lands­frau Zden­ka Vuč­ko­vić. Šer­fe­zi gelang im Lau­fe sei­ner meh­re­re Jahr­zehn­te umspan­nen­den Kar­rie­re das Kunst­stück, mit eigens für ihn kom­po­nier­ten Schnul­zen wie ‘Meer­blaue Augen wie die Adria’, aber auch deutsch­spra­chi­gen Cover­ver­sio­nen sei­ner hei­mi­schen Hits die Charts in der DDR auf­zu­rol­len – und zeit­gleich zu Hau­se mit ser­bo­kroa­ti­schen Ein­spie­lun­gen west­deut­scher Schla­ger wie ‘Schwar­ze Rose, Rose­ma­rie’ oder ‘Mama Leo­ne’ Erfol­ge zu fei­ern. Chapeau!

Klein, über­schau­bar und har­mo­nisch: so mögen Schla­ger­fans ihre Welt. Ivica lieferte.

Die mit deut­li­chem Abstand meis­ten Jury-Zäh­ler konn­te jedoch der für den gast­ge­ben­den Sen­der TV Ljublja­na star­ten­de Sän­ger Lado Les­ko­var ein­sam­meln. Sei­ne lei­der arg klas­sisch struk­tu­rier­te Euro­vi­si­ons­bal­la­de ‘Vse Rože Sve­ta’ (vom ORF als ‘Alle Blu­men die­ser Erde’ über­setzt), in wel­cher die von vie­len Fans so innig gelieb­te typi­sche Bal­kan-Schwer­mut bes­ten­falls in homöo­pa­thi­schen Dosen gele­gent­lich durch­schim­mer­te, bleibt vor allem für ihr prä­gnan­tes Trom­pe­ten­so­lo in Erin­ne­rung, über das der Inter­pret eine kryp­ti­sche Bot­schaft dekla­mier­te, wonach der Blech­blä­ser­sound stell­ver­tre­tend für all die­je­ni­gen sprä­che, wel­che die rich­ti­gen Wor­te nicht fän­den. Die kur­ze Anspra­che reich­te dem öster­rei­chi­schen TV-Kom­men­ta­tor aus, den Song als “Pro­test­lied” zu klas­si­fi­zie­ren. Für die­se The­se spricht immer­hin der wei­te­re Wer­de­gang des Künst­lers, der als Jour­na­list für die slo­we­ni­sche TV-Sta­ti­on arbei­te­te und im Jah­re 2008 für die anfäng­lich erfolg­rei­che, bei den vor­ge­zo­ge­nen Par­la­ments­wah­len 2011 aber unter die Ein-Pro­zent-Mar­ke abge­rutsch­te und mitt­ler­wei­le wie­der auf­ge­lös­te links­li­be­ra­le Par­tei Zares für den Land­tag kandidierte.

Lei­der bret­tert das öster­rei­chi­sche Orches­ter am Ende ziem­lich bru­tal und ohne jedes Fein­ge­fühl für die Fra­gi­li­tät des Cre­scen­dos drü­ber, so als woll­ten sie die Zuschauer:innen wie­der aufwecken.

Vor­ent­scheid YU 1967

Jugo­vi­zi­ja. Sonn­tag, 19. Febru­ar 1967, aus den TV Stu­di­os in Ljublja­na (heu­ti­ges Slo­we­ni­en). 13 Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Tomaz Ter­cek. Neun­köp­fi­ge Jury.

#Inter­pre­tenSong­ti­telJuryErgeb­nis
01Zafir Hadži­ma­novNoću me ostavljaš0012
02Milan BačićMeni ned­ost­a­ješ ti0109
03Davorin Popo­vić + IndeksiPružam ruke0505
04Zlat­ko GolubovićSam0012
05Alen­ka PinteričTuje mes­to0604
06Zoran Milosavlje­vićGlas sa Planine0505
07Zden­ka Vuč­ko­vić + Ivica ŠerfeziMalen je Svijet1503
08Dra­gan StojnićZa Noć ili Dan0012
09Nada Kneže­vićSuvišan Pog­led0307
10Lado Les­ko­varVse Rože Sveta2501
11Dime Popov­skiKada pevam, kada volim0012
12Zafir Hadži­ma­novDođi Noćas0307
13Kemal Mon­te­noTi si otišla1602
14Zafir Hadži­ma­novCeo Svet je drugačiji0109
15Mar­ja­na DeržajNebo na Dlani0109

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