Natio­naal Song­fes­ti­val 1967: Der Witz des Tages

Der Sam­pler mit den Songs vom NSF 1967 © Discogs.

Thé­rè­se Stein­metz, eine in Ams­ter­dam gebo­re­ne und aus­ge­bil­de­te Schau­spie­le­rin und Sän­ge­rin, hat­te im Jahr 1966 durch eine eige­ne TV-Show im nie­der­län­di­schen Fern­se­hen natio­na­le Bekannt­heit erlangt. Fol­ge­rich­tig (und ver­mut­lich auch, weil sonst nie­mand woll­te?) nomi­nier­te sie der Sen­der NTS als Ver­tre­te­rin des Lan­des beim Euro­vi­si­on Song Con­test 1967 zu Wien. Sechs kna­ckig kur­ze Titel – alle zwi­schen 2 Minu­ten und maxi­mal 2:40 Minu­ten – gab man ihr zur Vor­stel­lung im unter der Woche ter­mi­nier­ten Vor­ent­scheid Natio­naal Song­fes­ti­val, dar­un­ter so kna­ckig kur­ze Impe­ra­ti­ve wie ‘Hör!’ und das aus­ge­spro­chen hek­ti­sche ‘Sing!’. Per Post­kar­te durf­ten die Holländer:innen über die Lie­der abstim­men, die sie in der Ver­kün­di­gungs­sen­dung eine Woche dar­auf alle noch mal sang, bevor man das Ergeb­nis bekannt gab. Mit deut­li­cher Mehr­heit ent­schie­den sich die Zuschauer:innen für den upt­em­po­rä­ren, laut­ma­le­ri­schen und völ­lig belang­lo­sen Schla­ger ‘Ring din­ge ding’, im wel­chem die Prot­ago­nis­tin zum Beweis ihrer über­bor­den­den Fröh­lich­keit davon erzählt, so sinn­freie Din­ge tun zu wol­len wie einen Minis­ter anzu­ru­fen, um ihm den “Witz des Tages” zu erzäh­len. War­um? Was hat der arme Mann ihr denn getan?

Lei­der nur als Audio: alle sechs Vor­ent­schei­dungs­songs als Playlist.

Nun ist im Schla­ger, gera­de beim Grand Prix, natür­lich jeder­zeit Platz für ein herz­haf­tes ‘La la la’ (ES 1968), ‘Ding A Dong’ (NL 1975), ‘Tipi tii’ (FI 1962) oder gar ‘Dig­gy loo, dig­gy ley’ (SE 1984). Und nie­mand for­dert von so einem Drei-Minu­ten-Lied­chen unbe­ding­te kaf­ka­es­ke Gedan­ken­schwe­re (FR 1976). Doch ‘Ring din­ge ding’ schien selbst der Inter­pre­tin zu viel der Nar­re­tei: sie wirk­te beim Vor­trag in Wien nicht so recht Zuhau­se in dem Lied, das wie so vie­le sei­ner Zeit direkt mit dem Refrain anfing und sei­ne Stro­phe bei­na­he ver­schämt in der Mit­te ver­steck­te, und lan­de­te fol­ge­rich­tig mit nur zwei Punk­ten ziem­lich weit hin­ten. Mehr Erfolg soll­te Thé­rè­se im Jah­re 1970 beim inter­na­tio­na­len Song­fes­ti­val Cer­bul de Aur in Rumä­ni­en beschie­den sein, wo sie unter ande­rem gegen ihre bel­gi­sche Grand-Prix-Kol­le­gin Lize Mar­ke sieg­te, was ihr dort den Weg zu einer Rei­he von lukra­ti­ven Auf­trit­ten mit einem Folk-Reper­toire ebne­te. 1974 lan­de­te sie noch mal einen Top-40-Hit in den Nie­der­lan­den, spä­ter zog es sie nach Can­nes, wo sie sich als Male­rin mit eige­ner Kunst­ga­le­rie und Shop nie­der­ließ. Dar­auf ein fröh­li­ches “Rin­ge din­ge”!

Kas­ta­ni­en­braun an Aug’ und Haar”: Frau Stein­metz beim ESC in Wien.

Vor­ent­scheid NL 1967

Natio­naal Song­fes­ti­val. Mitt­woch, 22. Febru­ar 1967 aus dem Tivo­li in Utrecht. Eine Teil­neh­me­rin. Mode­ra­ti­on: Elles Berger.
#Inter­pre­tinSong­ti­telPost­kar­tenPlatz
01Thé­rè­se SteinmetzWaar be je15094
02Thé­rè­se SteinmetzTor­na­do04226
03Thé­rè­se SteinmetzSta stil bij mij13045
04Thé­rè­se SteinmetzZing32312
05Thé­rè­se SteinmetzHoor27043
06Thé­rè­se SteinmetzRing din­ge ding55501

Letz­te Aktua­li­sie­rung: 18.10.20

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