Anna Vis­si: The Poli­tics of Dancing

Ganz weit vor­ne bei den Buch­ma­chern liegt der dies­jäh­ri­ge grie­chi­sche Bei­trag. Super­star Anna Vis­si hat zu ihrem – in mei­nen Ohren lei­der super­drö­gen – Pop­rock­stück ‘Every­thing’ einen sehr auf­wän­di­gen und ori­gi­nel­len Video­clip gedreht, in dem der für ihr Alter ein­deu­tig zu jugend­lich geklei­de­ten Sän­ge­rin in schon slap­stick­haf­ter Wei­se aller nur erdenk­lich Unbill zuteil wird. Genau jenes Pro­mo­vi­deo hat nun den Unwil­len des als extrem­kon­ser­va­tiv gel­ten­den, umstrit­te­nen grie­chi­schen Euro­pa­po­li­ti­kers Geor­gi­os Karatzafe­ris erregt. In sei­ner schrift­li­chen Anfra­ge Nr. 1447/06 an den Euro­pa­rat behaup­tet er, der Clip belei­di­ge Grie­chen­land und die EU. Grund: Es “wird eine Sze­ne gezeigt, in der Jugend­li­che der Sän­ge­rin die Hand­ta­sche steh­len, als die­se mit ihrem Auto an einer Tank­stel­le anhält.” Schlim­mer noch: “In der Fol­ge­sze­ne ent­wischt die Sän­ge­rin aus dem Strei­fen­wa­gen, in den sie ein­ge­stie­gen ist, wäh­rend die Poli­zis­ten sich mit einem ande­ren Fall beschäf­ti­gen – ein Bild, das die Inef­fi­zi­enz der grie­chi­schen Poli­zei demons­trie­ren soll. Zu allem Über­fluss scheint ein Last­wa­gen­fah­rer die Sän­ge­rin auch noch sexu­ell zu beläs­ti­gen.” Scho­ckie­rend! Und das, wo Video­clips zu Euro­vi­si­ons­bei­trä­gen dem Poli­ti­ker zufol­ge nur einem ein­zi­gen Zweck die­nen dürf­ten, näm­lich “auf die Schön­heit des betref­fen­den Lan­des auf­merk­sam zu machen, um auf die­se Wei­se den Tou­ris­mus zu för­dern.” Tut das Video doch auch! Nach dem Anschau­en des Clips habe ich sofort beschlos­sen, nach Grie­chen­land zu rei­sen, um mich dort von Last­wa­gen­fah­rern beläs­ti­gen zu las­sen – was die Aus­wahl der männ­li­chen Prot­ago­nis­ten angeht, macht Anna Vis­sis Clip näm­lich durch­aus auf die Schön­heit des Lan­des aufmerksam!

Frau am Steu­er: Anna Vissi.

Ob die Anfra­ge des bekann­ter­ma­ßen euro­pa­feind­lich geson­ne­nen Poli­ti­kers als sub­ver­si­ve Fin­te gedacht ist, um die EU-Büro­kra­tie mit sinn­lo­sen Anfra­gen von ihren eigent­li­chen Arbeit abzu­hal­ten oder als trick­rei­che Maß­nah­me, um die Auf­merk­sam­keit für den grie­chi­schen Bei­trag zu erhö­hen (und somit Erfolg hat­te), ist nicht bekannt. Jeden­falls geht der von aufrechtgehn.de ver­lie­he­ne Tatu-Preis für die lus­tigs­te Mar­ke­ting­ak­ti­on des Jah­res hier­mit an Grie­chen­land. Herz­li­chen Glückwunsch!

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