Spa­ni­en 2008: Un Futu­ro catastrófico

Oje, schwie­rig. Wie kom­men­tie­re ich den Aus­gang der spa­ni­schen Vor­ent­schei­dung, ohne belei­di­gend zu wer­den? Wie umge­he ich die in mir bro­deln­den Ver­bal­in­ju­ri­en wie “dümms­tes Volk Euro­pas”, “fehl­ge­lei­te­te Irre” oder “Aus­wir­kun­gen der Vogel­grip­pe”? Hm, viel­leicht mit einer Ana­lo­gie: wären die Län­der Euro­pas poli­ti­sche Par­tei­en, so stell­te Spa­ni­en wohl die Hes­sen-SPD dar. Zumin­dest legt das Ergeb­nis des (bit­ter iro­nisch) Sal­ve­mos Euro­vi­sión benann­ten spa­ni­schen Vor­ent­scheids sol­ches nahe.


Tanz den Micha­el Jackson

Da stellt das spa­ni­sche Fern­se­hen das moderns­te denk­ba­re Vor­ent­schei­dungs­for­mat aller 43 Teil­neh­mer­na­tio­nen auf die Bei­ne, nutzt die Inter­net­platt­form Myspace zum Sam­meln geeig­ne­ter Bewer­ber – und wird auch fol­ge­rich­tig mit einer gan­zen Rei­he wirk­lich gran­dio­ser Lied­vor­schlä­ge belohnt. Dar­un­ter das sen­sa­tio­nel­le, unglaub­lich fan­tas­ti­sche ‘La Revo­lu­ción sexu­al’ von La Casa Azul, dem defi­ni­tiv bes­ten Pop­song des neu­en Jahr­tau­sends. Ein Titel, der an musi­ka­li­scher Bril­li­anz und Hip­ness nicht mehr zu über­bie­ten ist. Mit ande­ren Wor­ten: Spa­ni­en bekommt auf dem Sil­ber­ta­blett sei­ne Chan­ce des Lebens serviert.


Das Jahr­tau­sen­d­up­date zur ‘Raum­pa­trouil­le’

Und was tun die ver­blen­de­ten Ibe­rer? Sie bocken wie die Klein­kin­der. Auf­grund der kata­stro­pha­len Ergeb­nis­se der Vor­jah­re noch immer belei­digt, grei­fen sie wie die Iren zu einem Pro­test­song und wäh­len mit gro­ßer Mehr­heit den Pri­vat­fern­seh­kas­per und Gesichts­gün­ther Rodol­fo Chiki­licuat­re mit der abgrund­schlech­ten Las-Ket­chup-Par­odie ‘Bai­la el Chi­ki Chi­ki’. Was in jedem ande­ren Jahr even­tu­ell zu ver­schmer­zen wäre, in dem nicht so ein Jahr­hun­dert­bei­trag wie ‘La Revo­lu­ción sexu­al’ (und eini­ge ande­re gute Songs) mit zur Aus­wahl gestan­den hät­ten. Ganz im Ernst: ich möch­te nach Spa­ni­en fah­ren und jedem ein­zel­nen Chiki­licuar­te-Wäh­ler per­sön­lich ins Gesicht schla­gen. Spa­ni­en hat seit dem 9. März 2008 für mich auf­ge­hört, zu exis­tie­ren. Bah.

5 Comments

  • Jahr­hun­dert­pop­song! Natür­lich ist das kein Sie­ger­song. Aller­dings wer­den sie mit Chi­ki Chi­ki erst recht den letz­ten Platz bele­gen – jeden­falls hof­fe und bete ich dafür! Nur geht’s ja für mich beim Grand Prix nur in zwei­ter Linie um die Plat­zie­rung und in ers­ter Linie um tol­le Songs. Und ‘La Revo­lu­ción sexu­al’ ist nun mal der­ma­ßen groß­ar­tig, dass ich kaum Wor­te dafür fin­de. Den Ver­gleich mit Däne­mark über­le­se ich jetzt mal, den müss­te ich näm­lich sonst als per­sön­li­che Belei­di­gung auf­fas­sen. :roll Jeden­falls macht mich die­se Wahl so trau­rig und wütend, als wenn Schwe­den am Sams­tag für etwas ande­res als Char­lot­te oder BWO stimmen.

  • Jahr­hun­dert­pop­song? :roll Na ja, du sag­test ja bereits Frank­reich könn­te zu gut für den Con­test sein. La casa azul wären das sicher auch. Für mich geht der Song näm­lich recht belang­los-fröh­lich sei­ne Wege. Für mich in einer Spar­te wie zum Bei­spiel Groß­bri­tan­ni­en und Däne­mark. Ich fra­ge mich wie das groß­ar­tig hät­te auf­fal­len sol­len im Teil­neh­mer­feld, bzw. wie gera­de die ost­eu­ro­päi­schen Ohren sowas wohl auf­ge­nom­men hät­ten. Die haben es doch mehr mit druck­vol­len Schla­gern, Dra­ma­tik oder gro­ßem Herzschmerz.

  • Zur Ehren­ret­tung der Spa­ni­er muss man sagen, dass der durch­ge­knall­te ’ Dus­tin ’ aus Irland auch nicht bes­ser ist, und La casa Azul auch ohne Rudol­fo nicht gewon­nen hät­ten ! Die grö­ße­re Geschmacks­ver­ir­rung besteht näm­lich dar­in, dass Caro­la ehm Coral mit einem G:son – Song die VE ohne Zap­pel- Rodol­fo gewon­nen hät­te. Und die war in etwa so neu, frisch und aus­re­gend, wie ein Schluck lau­war­mes Was­ser. Damit wäre man auch nicht erfolg­rei­cher gewe­sen und zumin­dest die Spa­ni­er fan­den Rodol­fo Raab und sei­ne Hüh­ner bzw Hupf­doh­len, lus­ti­ger. Aus der schwa­chen VE konn­te es wohl kei­nen ande­ren Sie­ger geben – scha­de, dass die Zusam­men­ar­beit mit MySpace let­zend­lich nicht viel gebracht hat. Ob er wirk­lich völ­lig Abstürzt, wird man sehen – aber ich glau­be eher nicht. Die Leu­te lie­ben schein­bar frea­ki­ge Bei­trä­ge – beson­ders beim ESC ( lei­der !! ). Viel­elicht neh­men sie sich aber auch Stim­men weg, und machen den Weg frei, für ech­te Sän­ger und rich­ti­ge Songs, wie es bei einem Song Con­test ja eigent­lich sein sollte.

  • Oh Mann Das ist halt Grand Prix. Echt scha­de, das hät­te ich ger­ne mit auf der CD gehabt. Jammerschade!

  • OH MEIN GOTT!
    War­um um alles in der Welt hat Spa­ni­en “La Revo­lu­ción sexu­al” nicht nach Bel­grad geschickt? Die­ses Lied ist abso­lut geni­al und hät­te auf eine Euro­vi­si­ons-Büh­ne gehört! Auf ESCAPE-Radio läuft das Lied fast jeden Tag und hat erst im letz­ten Jahr eine schö­ne, neue Abmi­schung bekommen.
    Wobei ich “Bai­la el Chi­ki Chi­ki” jetzt nicht so grau­en­haft fand. Es ist eines die­ser Lie­der (oder zumin­dest der Auf­tritt) das mir rück­bli­ckend auf den Con­test 2008 in Erin­ne­rung bleibt.
    Den­noch hat Spa­ni­en eine ech­te Per­le ver­schlei­fen las­sen. Mit dem 16. Platz waren sie letzt­end­lich noch gut bedient!

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