Pro­ben ers­tes Semi 2008

Abge­lehn­te Logo­vor­schlä­ge für den ESC 2008
© EBU

Unfass­bar – es ist schon wie­der soweit! Seit Sonn­tag lau­fen in Bel­grad die ers­ten Kame­ra­pro­ben. Lei­der kann ich die­ses Jahr nicht vor Ort sein. Dafür sind alle wich­ti­gen Euro­vi­si­ons­blogs bereits in Bel­grad und berich­ten auf das Flei­ßigs­te. Dazu stellt eurovision.tv sogar Video­clips von den Pro­ben auf you­tube ein – so kann man sich ganz ent­spannt von zu Hau­se aus einen Über­blick ver­schaf­fen. Mitt­ler­wei­le haben alle Teil­neh­mer des ers­ten Semi­fi­na­les schon mal geprobt – höchs­te Zeit also für eine ers­te Bewertung!

Los geht’s mit Mon­te­ne­gro. Ste­fan Fili­po­vics Pro­be war im Bel­gra­der Pres­se­zen­trum nur im Bild zu ver­fol­gen – ein ein­sich­ti­ger ser­bi­scher Ton­tech­ni­ker woll­te die ange­reis­ten Fans Jour­na­lis­ten wohl nicht gleich zu Anfang ver­schre­cken. Ich hof­fe auf ein ähn­li­ches Mit­den­ken bei der TV-Über­tra­gung! Wie die Blogs berich­ten, sol­len Ste­fans Back­ground­sän­ge­rin­nen ihn wäh­rend der Per­for­mance öfters ohr­fei­gen: bra­vo! Er hat’s wirk­lich ver­dient! Boaz Mau­dad aus Isra­el bringt fünf sehr lecke­re (und deut­lich grö­ße­re) männ­li­che Beglei­tun­gen mit, die mit ihm am Schluß einen Bos­ni­schen Block bil­den. Optisch ein High­light und sehr effek­tiv – nur schla­fen dank sei­nes lah­men Kas­tra­ten­ge­säu­sels bis dahin schon alle Zuschau­er tief und fest. Die Esten sind noch nicht ganz voll­zäh­lig: bei der Pro­be sprang der knuf­fi­ge Pee­ter (der Drum­mer von Neiõkõ­so) ein. Unter all den Pro­test­songs bleibt ‘Leto Svet’ nach mei­nem Dafür­hal­ten der über­zeu­gends­te – mal schau­en, ob er die Vor­run­de über­steht. Geta Bur­la­cu (Mol­da­wi­en) fläzt sich wäh­rend ihres Auf­tritts in einem äußerst unvor­teil­haf­ten Tüll­rock auf dem Sofa. Ihr Star­bucks-Jazz bleibt wei­ter­hin kal­ter Kaffee.


Auch in Bel­grad gibt es Sham­poo zu kau­fen, Soetkin!

San Mari­nos Pla­ce­bo-Pla­ce­bo bleibt unspek­ta­ku­lär, auch wenn die Arm­be­we­gun­gen des MiO­dio-Lead­sän­gers – trotz Hei­rats­an­trag an Char­lot­te Per­rel­li wäh­rend ihrer Pres­se­kon­fe­renz – kaum einen Zwei­fel las­sen, dass er wohl beken­nen­der, ähm, Grand-Prix-Fan, sein dürf­te. Wäh­rend sich der Ein­druck ver­fes­tigt, dass Soet­kin Bap­tist, die Lead­sän­ge­rin von Ishtar, in die Geschlos­se­ne Abtei­lung gehört. Die Bel­gie­rin stakst auf der Büh­ne her­um wie der Storch im Salat (was angeb­lich eine aus­ge­feil­te Cho­reo­gra­fie dar­stel­len soll), wackelt mit dem Kopf wie eine Tau­be auf Speed und blickt in die Kame­ra, als habe gera­de jemand ihr Pro­zac geklaut. Freu­en kön­nen wir uns aber auf ihr Kleid, das sieht spek­ta­ku­lär aus! Samir & Elnur aus Aser­bai­dschan spie­len wei­ter­hin Engel­chen und Teu­fel­chen und krei­schen dazu in höchs­ten Tönen. Schräg, aber sym­pa­thisch. Rebe­ka Dremlj dage­gen gab bei den Pro­ben die Zicke. Ihre SM-basier­te Show mit Käfi­gen, Ket­ten und Lei­nen kam dank tech­ni­scher Pro­ble­me nicht so rich­tig aus dem Quark. Kriegt sie bestimmt noch bes­ser hin. Immer­hin singt sie ‘Vrag naj Vzame’ auf Slo­we­nisch – auch ihr mag ‘Hea­vy Wea­ther’ wohl zu pein­lich sein. Gut.


“You’­re in our Final, right? Yeah, I love your Song!”

Als ers­ter Auf­stei­ger ent­puppt sich der nor­we­gi­sche Bei­trag. ‘Hold on, be strong’ moch­te ich bis­lang nicht lei­den, doch Maria Hau­kaas’ ers­ter Pro­ben­auf­tritt über­zeug­te mich vom Gegen­teil. Tol­les, figur­schmei­cheln­des Kleid, eine unspek­ta­ku­lä­re, aber stim­mi­ge Cho­reo­gra­fie – aber vor allem ihre für die dezent motow­ni­sier­te Pop­num­mer per­fekt pas­sen­de, leicht keh­li­ge Stim­me und ihre über­zeu­gen­de Aus­strah­lung machen klar: das kommt ins Fina­le. Defi­ni­tiv. Außer es schei­tert an Polen, denn Isis Gee geht in die glei­che Rich­tung. Mit einer der­ge­stalt glat­ten Bal­la­de, dass mir vor Lan­ge­wei­le die Hirn­zel­len ein­frie­ren. Wäh­rend ich hek­tisch nach der Son­nen­bril­le suche, um mei­nen stra­pa­zier­ten Augen Scho­nung vor ihren aggres­siv reflek­tie­ren­den Zäh­nen zu gewäh­ren. Schlimm. Gise­la (wo sin’ mei Sog­ge?) aus Andor­ra macht uns das Blüm­chen. Alles an ihrer Num­mer ist schon hun­dert Mal dage­we­sen. Was sehr beru­higt, denn sie tritt nach dem wohl umstrit­tens­ten Act die­ses Wett­be­werbs an: Dus­tin the Tur­key. Zu sei­ner Per­for­mance läßt sich kaum etwas sagen – die Büh­ne ist zu über­la­den und zu bunt; er ist zu klein, dass man ihn in dem gan­zen Gewu­sel über­haupt optisch wahr­neh­men könn­te. Dafür um so mehr akus­tisch: sein stak­ka­to­ar­ti­ges, lau­tes Geschrei schmerzt fies in den Ohren. Dus­tins Stär­ken lie­gen eher in der Come­dy, wie sei­ne Pres­se­kon­fe­renz bewies (bes­te Fra­ge: “bist Du ein Hühn­chen-Mann oder ein Hahn-Mann”, wor­auf er erst­mal umfiel).


Die Wäsche­rin vom Dobra­see ist eine schö­ne Maid, juchhe!

Von einem schrä­gen Vogel zum nächs­ten: Laka bleibt auch ohne leben­des Huhn ver­schro­ben. Statt des Feder­viehs bringt er sei­ne Wäsche zum Trock­nen mit auf die Büh­ne. Die bos­ni­sche Cyn­di Lau­per mit der Steck­do­sen­fri­sur ist den Blogs zufol­ge wohl sei­ne Schwes­ter. Hm, scheint in der Fami­lie zu lie­gen: bei­de beneh­men sich, als sei­en sie vom Veits­tanz befal­len. Den­noch wird mir sei­ne skur­ri­le Art zuneh­mend sym­pa­thisch, und irgend­wie gefällt mir auch sein Song ‘Poku­saj’ so lang­sam, selbst wenn mir der Humor dar­in wei­ter­hin ver­bor­gen bleibt. Es hat so was despe­ra­do­haf­tes, aus­ge­rech­net bei einem Kitsch­fes­ti­val wie dem Euro­vi­si­on Song Con­test mit etwas anzu­tre­ten, dass sich jedem Main­stream ver­wei­gert. Dann doch: Hut ab! Sirus­ho bie­tet dage­gen das Kom­plett­pa­ket: trei­ben­de Dance­beats, hüb­sche Eth­no­klän­ge, eine mit­singba­re Hook­li­ne, sexy Tän­zer und eine kraft­vol­le Stim­me. Ost­block de luxe. Die Arme­nie­rin ist sicher im Fina­le. Im Gegen­satz zu Hind Larous­si. Die Hol­län­de­rin schnürt im Grun­de ein ähn­li­ches Paket wie Sirus­ho, nur alles eben zwei Num­mern schlech­ter. Auch wenn ihre Tän­zer mich sab­bern machen und ‘Your Heart belongs to me’ mit sei­nen ori­en­ta­li­schen Unter­tö­nen auf Plat­te ja gut klingt: live kann sie ein­fach nicht sin­gen. Außer­dem sieht sie aus wie eine Fit­ness­stu­dio-Preß­wurst im drit­ten Monat.


Schö­nes Paar: Salt N Pepa, die nie­der­län­di­schen Tänzer

Recht geben muss ich mei­nem Leser Maxi: die Jungs von Ter­äs­be­to­ni sind wirk­lich lecker – ins­be­son­de­re der mit der Glat­ze! So ein paar fin­ni­sche Gitar­ren­schän­der in haut­engen Leder­ho­sen: das hat schon was. Da lässt sich doch auch gleich ihre Dschinghis-Khan-trifft-Iron-Mai­den-Musik bes­ser ertra­gen. Ande­re Stil­rich­tung, ähn­li­ches Kon­zept: wenn die Rumä­nen ihre schlim­me Kitsch­bal­la­de weg­knö­deln, hilft nur noch, die Ohren auf Durch­zug zu stel­len und sich am Aus­schnitt von Vlad Miri­ta zu erfreu­en. Kei­ne Ret­tung gibt es beim – viel­fach bereits als Sie­ger gehan­del­ten – rus­si­schen Bei­trag: wirk­te Dima Bilan vor zwei Jah­ren in sei­nem Fern­fah­rer­un­ter­hemd ja noch proll-sexy, mutier­te er mitt­ler­wei­le zur affek­tier­ten Dra­ma-Queen. Allei­ne für die Art, wie er stän­dig in schlimms­ter Whit­ney-Hous­ton-Manie bei den “kraft­vol­len” Tönen das Mikro vom Mund weg­reißt, könn­te ich ihm direkt in die Fres­se hau­en. Um von dem grau­sa­men Song­bas­tard ‘Belie­ve’ abzu­len­ken, bringt er einen Eis­kunst­läu­fer, eine Lei­ter und ande­re Uten­si­li­en mit auf die schnell völ­lig über­la­de­ne Büh­ne. Hilft alles nichts. Micha­el Son­neck vom EC Ger­ma­ny berich­tet, dass er krank aus­sä­he, und auch ande­re Blogs tip­pen sich zwi­schen den Zei­len an die Nase, wenn die Rede auf Dima kommt.


Hier noch mit der Flucht­lei­ter für Peinlichkeits-Notfälle

Bleibt zum Schluß noch die belei­di­gend blas­se Hele­na-Papa­riz­ou-Kopie Kalo­der­ma Kali­me­ro Kalo­moira Saran­tis. Auch sie hat sie ton­nen­schwe­re Auf­bau­ten am Start, was die armen Büh­nen­ar­bei­ter zur völ­li­gen Ver­zweif­lung bringt. Dimas Eis­lauf­bahn ab- und Kalo­ri­as gigan­ti­sches Aus­klapp­büch­lein auf­zu­bau­en in nur 35 Sekun­den: ein Ding der Unmög­lich­keit. ‘Secret Com­bi­na­ti­on’ ist so sicher im Fina­le wie Knob­lauch im Tsa­t­zi­ki, gera­de weil es sich ja um kei­ne “gehei­me Kom­bi­na­ti­on” han­delt, son­dern das, was die Grie­chen seit acht Jah­ren immer machen. So lang­sam langweilt’s. Und Kas­tra­ti­tis fiep­si­ge Vero­na-Feld­busch-Stim­me nervt. Heu­te und am Mitt­woch pro­ben die Acts der zwei­ten Vor­run­de. Mal sehen, was es dann zu berich­ten gibt. Doch, so lang­sam steigt das Eurovisionsfieber!

Ers­tes Semi 2008: der Nachbericht

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