Israe­li­scher Vor­ent­scheid 2010: Kon­tra, re und dann zur Kasse

Der Auf-die-Fol­ter-Spann-Preis für den längs­ten Zeit­raum zwi­schen der Nomi­nie­rung des Ver­tre­ters für Oslo und der Bekannt­ga­be des Songs geht (mit Bron­ze- und Sil­ber­me­dail­len für die Tür­kei und Bos­ni­en) in die­sem Jahr an Isra­el. Bereits im Dezem­ber stand der ganz zufäl­li­ger Wei­se hun­dert­pro­zen­tig ins Alex­an­der-Schnu­cke­li­ges-Büb­chen-Rybak-Sche­ma pas­sen­de Sän­ger­kna­be Harel Ska’at als Inter­pret fest, nach­dem sein anzüg­lich-lus­ti­ger Name schon Tage vor sei­ner Akkla­ma­ti­on durch die IBA im Inter­net die Run­de mach­te. Euro­vi­si­ons­ge­rüch­te stim­men eben immer. Dann pas­sier­te erst mal lan­ge Zeit nichts. Vor weni­gen Tagen stell­te der Sen­der dann die vier mög­li­chen Songs für Oslo ins Netz – und, oh Wun­der, sie klan­gen alle gleich. Vier halb dra­ma­ti­sche, halb ein­schlä­fern­de Bal­la­den, wie wir sie schon von Boaz Mau­da, Schie­rer Mam­mon (2005) oder den bei­den Frie­dens­en­geln vom letz­ten Jahr ken­nen. Ganz her­vor­ra­gen­de Idee in einem Jahr­gang, in dem nichts so schmerz­lich fehlt wie eine wei­te­re getra­ge­ne Ballade.


Lässt mich kalt: das isrea­li­sche Bübchen

Inso­fern spiel­te es dann auch kei­ne Rol­le mehr, für wel­chen der vier Titel sich das Publi­kum (und die Jury) ges­tern Abend ent­schied – zwei Tage nach dem Melo­di­fes­ti­valen, das frü­her mal, als noch alles sei­ne Ord­nung hat­te, stets den amt­li­chen Schluss­punkt unter den Vor­ent­schei­dungs­rei­gen setz­te. Immer­hin fügt Isra­el (gemein­sam mit den bei­den oben erwähn­ten Mit­be­wer­bern) dem Hand­buch der gol­de­nen Grand-Prix-Geset­ze damit eine neue Regel hin­zu: je län­ger der Abstand zwi­schen Akkla­ma­ti­on des Sän­gers und Vor­stel­lung des Lie­des, des­to weni­ger lohnt sich das War­ten. Und für die­se Erkennt­nis sage ich: ein drei­fa­ches Schalömmschen!

24 Comments

  • Kann mich … … viel­leicht mal jemand auf­klä­ren, was an dem Nach­na­men so anzüg­lich ist? Ich muss da nur stän­dig an das Kar­ten­spiel den­ken. Aber nied­lich ist er schon. 🙂 Was den Män­ner­über­schuss angeht, na ja, noch kann es dum­mer Zufall sein und sich noch ‘aus­wach­sen’, wenn noch mehr Län­der wäh­len. Und wer am Ende gewinnt, ent­schei­det ja auch noch der Song und die Per­for­mance und nicht nur Geschlecht oder Nied­lich­keits­fak­tor des Sän­gers, bzw. die Über­sät­ti­gung von eben die­sem. Und man­che Trends sind durch­aus auch mal ger­ne etwas lang­le­bi­ger. Man wird sehen. Noch ist alles offen.

  • re: Kann mich … [quote=Little Imp]… was an dem Nach­na­men so anzüg­lich ist? Ich muss da nur stän­dig an das Kar­ten­spiel denken.[/quote] Das besag­te Kar­ten­spiel steht (im Eng­li­schen) Namens­pa­te für eine bestimm­te, von den Meis­ten als unap­pe­tit­lich emp­fun­de­ne sexu­el­le Spiel­art, die im Deut­schen auch als ‘Kavi­ar’ bekannt ist… 😉 Und nied­lich… ja, isser. Aber eben nur. Und das find ich lang­wei­lig. Der Rybak hat­te die­ses Ich-sehe-unschuldig-aus-hab’s‑aber-faustdick-hinter-den-Ohren-Grinsen und der Boaz wenigs­tens noch die­ses Nied­lich-und-völ­lig-naiv-Ding. Der Harel ist die­se typi­sche Ich-bin-viel-zu-schön-für-Dich-Prin­zes­sin­nen­haf­te. Das ist unsexy.

  • Hät­te ich … … doch bes­ser nicht gefragt. Ich wer­de nie wie­der unbe­küm­mert Skat spie­len kön­nen. 😯 Na okay, so schlimm ist das nicht. Ich hab die­ses Kar­ten­spiel ohne­hin ewig nicht mehr gespielt und werd es auch so schnell nicht mehr spie­len. Passt dann aber gut zu der Schweiz. Mal gucken, was noch so kommt. Die jun­gen Her­ren hast du aller­dings wirk­lich treff­lich ana­ly­siert. Da kann ich mich nur anschließen.

  • Boaz Mau­da war bes­ser! Mei­ner Ansicht nach war Boaz Mau­da der mit wei­tem Abstand inter­es­san­tes­te ESC-Teil­neh­mer der letz­ten Jah­re! An dem wird der Harel Skaat sich mes­sen las­sen müssen!

  • Er hat­te nur lei­der das fal­sche Lied im Gepäck. Ich hät­te Boaz auch ganz ger­ne Top-3- oder Top-5-Mate­ri­al gewünscht.

  • Män­ner­über­schuss? Wär ich sehr für! Man dürf­te sich ger­ne am letzt­jäh­ri­gen Sie­ger ori­en­tie­ren, wenn­gleich auch rei­fe­re Her­ren mit ange­grau­ten Schlä­fen durch­aus was haben kön­nen. Haupt­sa­che, gutes Basis­ma­te­ri­al. Isra­els Bei­trag sieht zumin­dest schon mal nicht schlecht aus. Wie er sich anhört, wird man sehen. Einen gro­ßen Erin­ne­rungs­wert hat die Stim­me schon mal weni­ger, da müs­sen sie sich also ziem­lich anstren­gen, dass der Auf­tritt haf­ten bleibt.

  • Für mich spiel­te die­se Ent­schei­dung in Isra­el eine ganz gro­ße Rol­le, denn Milim ist für mich per­sön­lich die bes­te, eidn­ring­lichs­te und berüh­rends­te Bal­la­de die­ses Jahr­gangs, und ich bin froh, dass Isra­el sich dafür ent­schie­den hat. Am meis­ten posi­tiv über­rascht hat mich dabei dann aller­dings, dass ‘die­se typi­sche Ich-bin-viel-zu-schön-für-Dich-Prin­zes­sin[…]’ tat­säch­lich auch sin­gen kann. Reiht sich in mei­ner momen­ta­nen Favo­ri­ten­lis­te auf Platz 2 direkt hin­ter Spa­ni­en ein. Ich mag bei Bal­la­den – und auch all­ge­mein – halt Dra­ma­tik lie­ber als Schmalz (wie z.B. bei Nor­we­gen und vie­len anderen).

  • Sehr viel Dra­ma­tik und Gän­se­haut. Klingt total wie ein fran­zö­si­scher Chan­son. Also schön alt­mo­disch und Herzschmerz.….….….…..bah.

  • ich wer­de mir wohl an der 3 besag­ten aben­den jeweils eine gro­ße kan­ne star­ken kaf­fee berei­ten, denn anders kann ich die­se gäh­nen­de lan­ge­wei­le kaum ertra­gen… aber es fehlt ja noch der ange­kün­dig­te som­mer­hit aus frank­reich – wird ja dann eher kei­ne bal­la­de, oder ??? die­ses jahr scheint alles möglich 🙄

  • Ich glau­be ich brau­che bestimmt 2 Kan­nen star­ker Kaf­fee um die bei­den Sem­in­fi­nals durch­zut­se­hen, ein­fach unfass­bar wie­vie­le öde und lah­me Depri­bal­la­den, die dann auch noch dazu alle ähn­li­che klin­gen. Ist Depres­si­on oder Ein­falls­lo­sig­keit etwas anste­ckend. Was bin ich froh das wie kei­ne Depri­bal­la­de nach Oslo schi­cken. Und hof­fe das Frank­reich ein ech­ter Knal­ler wird.

  • Ich fin­de die­se Bal­la­de durch­aus gelun­gen. Für mei­nen Geschmack bes­ser als die meis­ten ande­ren lang­sa­men Songs die­ses Jahres.

  • re: [quote=Little Imp]Wie müs­sen Bal­la­den denn für euch sein, damit sie euch gefallen?[/quote] zum bei­spiel so wie der tita­nic-song von der frau dion. danach kam irgend­wie nix mehr geschei­tes. es braucht pathos und eine melo­die, die den namen ver­dient und nicht so ein gewin­sel, wo auf einem vokal die gan­ze ton­lei­ter rauf und run­ter gejault wird 😀

  • re: [quote=Little Imp]Wie müs­sen Bal­la­den denn für euch sein, damit sie euch gefallen?[/quote] Zum Bei­spiel wie ‘Molit­va’. Oder ‘Lane moje’. Oder ‘Ne par­tez pas sans moi’. Oder ‘Un banc, un arb­re, une rue’. Eine Bal­la­de, die mir gefällt, muss über die­sel­ben Qua­li­tä­ten ver­fü­gen wie jeder ande­re Pop­song, der mir gefal­len soll. Näm­lich eine star­ke, mit­summ­ba­re, ein­gän­gi­ge Melo­die, Power und Dri­ve, ein sofort erkenn­ba­rer Refrain, eine dra­ma­ti­sche Stei­ge­rung zum Schluss (oder wenigs­tens eine Rückung), vor allem aber Pathos und Lei­den­schaft! Der Song muss mich packen und mit­rei­ßen! Davon mal ab sind aber auch zwei Bal­la­den pro Jahr­gang mei­ne per­sön­li­che Tole­ranz­gren­ze. Ich schau den Grand Prix, weil ich putz­mun­te­re Eth­no­schla­ger mit absur­den Cho­reo­gra­fien und lus­ti­gen Trick­klei­dern sehen will. Wenn mir nach Düs­ter­keit und Depres­si­on ist, mach ich die Tages­schau an, dazu brauch ich kei­ne Unter­hal­tungs­sen­dung und da will ich das auch nicht. ‘Mil­lim’ ist ja im Ansatz nicht schlecht, Pathos und Lei­den­schaft sind da durch­aus drin. Aber es fehlt mir, z.B., ein Refrain. Zuge­ge­be­ner­ma­ßen ist es unter den gefühlt Acht­tau­send Bal­la­den die­ses Jahr eine der bes­se­ren, aber es ist eben auch die achttausendunderste.…

  • Na, Celi­ne Dion Kopien – oder Nach­fol­ge­rin­nen – sind ja die­ses Jahr auch so eini­ge am Start.

  • Das stimmt. Igend­wann ist die Tole­ranz­gren­ze erreicht. Aber ich gehe dann nicht nach Datum, son­dern nach per­sön­li­chem Gefal­len. 😉 Und Milim fehlt es tat­säch­lich ein wenig an Ein­gän­gig­keit, des­halb hab ich Spa­ni­en momen­tan auch immer noch einen Platz höher, das gebe ich auch zu. Aber wenn er denn läuft, dann packt er mich die­ses Jahr mehr wie alles ande­re, was im Ange­bot ist (Aus­nah­me wie­der Spa­ni­en, das etwa gleich­auf ist, aber eben ein­gän­gi­ger). Die­ses Jahr lei­den die Israe­lis am schöns­ten und nicht die Bos­ni­er (die las­sen eher den Zuhö­rer lei­den). Du hast mir nur Wor­te zurück­ge­las­sen, die du jetzt zu einem ande­ren sagst … hach *seufz* Wobei der Spa­ni­er aber auch. Nur eine klei­ne Ges­te, damit mein Herz nicht bricht … Und ich wür­de bei­de natür­lich sofort und ohne zu zögern trösten. 😀

  • also, ’ne par­tez pas sans moi’ als bal­la­de zu bezeich­nen beweist aber schon ein sehr groß­zü­gi­ges ver­ständ­nis des begriffs. das war doch eher eine upt­em­po-num­mer (ich kann´s übri­gens nicht mehr hören…). mir gefällt dann der schwe­di­sche bei­trag die­ses jah­res in der kate­go­rie ‘bal­la­de und bal­la­des­que’ noch am bes­ten – aber kaf­fee wird man wohl brau­chen (und by the way: an den juries kann´s nicht lie­gen, im letz­ten jahr kam doch auch was ganz ordent­li­ches raus.) 😥

  • Wohl liegt es an den Jurys! Letz­tes Jahr war das ja noch neu mit der Jury­be­tei­li­gung. Da hat­te sich noch kei­ner drauf ein­ge­stellt. Jetzt haben halt alle geguckt: aha, Platz eins ein­gän­gi­ges Eth­no-Gefie­del, krie­gen wir nicht so gut hin [ein paar haben ja auch das pro­biert], also Platz 2: aha, Bal­la­de. Na, dann machen wir das. Zumal ja auch die Songs, wel­che von den Jurys hoch­ge­vo­tet wur­den, Bal­la­den waren (z.b. Et s’il fall­ait le fai­re). Und zur Unter­schei­dung von Upt­em­po und Bal­la­de gibt’s für mich eine ein­fa­che Faust­re­gel: zum Upt­em­po­song wackel ich mit dem Arsch, zur Bal­la­de brei­te ich die Arme zur dra­ma­ti­schen Ges­te aus (wenn sie gut ist, wie Ne par­tez pas sans moi). Oder ich schlaf ein, wie bei der schwe­di­schen Num­mer die­ses Jahr.

  • Das Pro­blem an der gan­zen Sache ist nur, dass in den meis­ten Vor­ent­schei­dun­gen ja das Publi­kum (mit-) abstimmt. Juro­ren wür­de ich ein sol­ches Den­ken ja noch zuge­ste­hen, aber Tele­vo­ter wäh­len doch eigent­lich nicht tak­tisch, son­dern nach per­sön­li­chem Geschmack. Ich kann mir das dann nur so erklä­ren, dass es ein musi­ka­li­sches Unter­be­wusst­sein geben muss, dass die erfolg­rei­chen Titel des Vor­jah­res spei­chert. Oder, dass die Men­schen gesamt­eu­ro­päi­schen, kol­lek­ti­ven Stim­mun­gen unter­wor­fen sind. Irgend­was Über­sinn­li­ches muss da jeden­falls Jahr für Jahr abgehen. 😉

  • ahh – man wird phi­lo­so­phisch, pro­phe­tisch oder gar mys­tisch… also wird sich halb euro­pa am 29. mai wie die lem­min­ge im ange­sicht der geball­ten bal­la­den­front aus dem nächst­ge­le­ge­nen fens­ter stür­zen. wie gut, dass ich im par­terre wohne 😆

  • Metho­de 4:P Es gibt aber auch noch Metho­de 4:p ein­fach das wäh­len, was am Bes­ten ist;) wie Deutsch­land;) Was für ein Glück das wir kei­ne Lang­wei­li­ge Bal­la­de genom­men haben:p genau­so wie Island *.* Aber es gibt auch Gegen­tei­le… Azer­bai­jan die­ses Jahr hat auch ned grad einen tol­len Song mit drip drop…

  • Oh my God!!!!!!! Ich fas­se es nicht – wo bit­te sind irgend­wel­che Ähn­lich­kei­ten zwi­schen A. Rybak und SÖS-Fuz­zi Ska’at? (SÖS = schmie­rig-ölig-schlei­mig) AR konn­te kok­ke­tie­ren, mit den Augen flir­ten (bevor jemand auf fal­sche Gedan­ken kommt – nicht mei­ne Alters­klas­se:-), Cha­ris­ma, Aus­strah­lung. Harel: Lan­ge­wei­le pur.… Beim Anblick dies poma­di­gen Kerl­chens wäre ich auch nie auf die Asso­zia­ti­on mit brau­nen Han­kys gekom­men.… Gelun­gen fand ich aller­dings die Defi­ni­ti­on von Oli­ver zum The­ma Bal­la­de. Das paßt.… …da ich hier weder mit dem Arsch wacke­le, noch eine dramti­sche Ges­te mache (oder zählt der Col­lier-Griff dazu??)…ist es ein Schlaf­lied. Über Gesh­cmack läßt sich nicht strei­ten: ich fin­de es nur unter­ir­disch – gera­de in der Inter­pre­ta­ti­on auf Hebrä­isch. Das ist ein­fach kei­ne Spra­che für Balladen.

  • bevor man sie ver­gisst.… einer der bes­ten jemals beim ESC gesun­ge­nen Bal­la­den (und Tom hat­te Pipi in den Augen): WHAT IF WE (Chia­ra)!!

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