Per­len der Vor­ent­schei­dung: das Baltikum

Übli­cher­wei­se gehört das Bal­ti­kum zu den von mir wenig gelieb­ten Euro­vi­si­ons­re­gio­nen, kommt von dort doch meis­tens nur öder Mist. In die­sem Jahr aber sind hier zwei viel­ver­spre­chen­de Num­mern im Ren­nen, von denen sich eine bereits kom­plett in mein Herz gespielt hat: das fabel­haf­te let­ti­sche ‘Ban­jo Lau­ra’!

httpv://youtu.be/e90ZOEzFYkM
Lau­ris Rei­niks: Ban­jo Laura

Die gran­dio­se, fröh­li­che Coun­try­po­p­num­mer über eine Ban­jo spie­len­de Flam­me des nied­li­chen Sän­gers Lau­ris Rei­niks schaff­te es, wohl auch dank der kom­plett abge­fah­re­nen Cho­reo­gra­fie mit Wol­le wickeln und River­dance, ges­tern bis in die End­run­de der Eirod­zies­ma. Nun hof­fe und bete ich instän­dig, das Lau­ris es am 26. Febru­ar gegen sei­ne Kon­kur­ren­ten schafft, denn genau das will ich in Düs­sel­dorf sehen! Rei­niks ist beim Grand Prix kein Unbe­kann­ter: 2003 war er Teil des Tri­os F.L.Y., das mit dem schreck­li­chen ‘Hel­lo from Mars’ dem gast­ge­ben­den Lett­land einen pein­li­chen vier­und­zwan­zigs­ten Platz bescher­te. Sein dama­li­ger Band­kol­le­ge Mãr­tinš Frei­ma­nis, der auch das nicht min­der furcht­ba­re ‘The War is not over’ (2005) kom­po­nier­te, hat eben­falls einen Titel in der Eirod­zies­ma am Start: den Song ‘Hop’ der Grup­pe Blit­ze. Und die könn­ten damit gewin­nen, wenn auch nur aus Kon­do­lenz­grün­den: Frei­ma­nis starb vor weni­gen Tagen, am 27. Janu­ar 2011, im Alter von nur 33 Jah­ren in einem Riga­er Kran­ken­haus an den Fol­gen einer Grip­pe. Wie das islän­di­sche Bei­spiel zeigt, kann das zum Sieg bei der Vor­ent­schei­dung reichen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=2Hjz5n0H9l8
Eben­falls unglaub­lich fabel­haft: das offi­zi­el­le Musik­vi­deo zu ‘Ban­jo Laura’

Eine Stra­ßen­ecke wei­ter, in Est­land, gehört die Girl­group Sän­ge­rin Get­ter Jaa­ni zu den Vor­ent­schei­dungs­fa­vo­ri­ten. Sie fei­ert der Ame­ri­can Life­style mit einem Besuch in der ‘Rocke­fel­ler Street’, was eben­falls von einer sehr hüb­schen Cho­reo­gra­fie beglei­te­tet ist. Kein musi­ka­li­scher Höhen­flug, aber um ein Viel­fa­ches unter­halt­sa­mer als der Groß­teil der bis­her aus­ge­wähl­ten Darbietungen.

httpv://youtu.be/feypa0Di014
Auf in die wohl­ha­ben­de­ren Gegen­den: Get­ter Jaani

Nach­trag: Da ja hier ver­ein­zelt Beschwer­den kamen, ob dies wirk­lich das Bes­te sei, was das Bal­ti­kum zu bie­ten hat, fol­gen jetzt noch ein paar bizar­re Bei­trä­ge, gefun­den auf mei­ner neu­en abso­lu­ten Lieb­lings-Euro­vi­si­ons­sei­te Euro­vi­si­on Apo­ca­lyp­se des groß­ar­ti­gen Roy D Hack­saw vom oneu­ro­pe-Team, die ich hier­mit jedem aus­drück­lich ans Herz legen möch­te! Wir begin­nen mit dem litaui­schen Mino und sei­nen leben­di­gen Cel­los (Cel­li? Brat­schen?). Femi­nis­tisch zart besai­te­ten (harr harr) Lese­rIn­nen, wel­che die Idee einer vor dem Sän­ger knie­en­den Frau, die als Instru­ment benutzt wird, für frag­wür­dig hal­ten, sei­en gewarnt: zwar befreit sel­bi­ge sich im Ver­lauf der Show von ihren musi­ka­li­schen Fes­seln, jedoch nur, um sich in den Schoß des Inter­pre­ten zu schmie­gen, der zudem auch noch einen Gesichts­aus­druck macht wie ein irr­sin­ni­ger Frau­en­mör­der. Was aber alles gut zu dem leicht mor­bid-düs­te­ren Song mit dem viel­sa­gen­den Titel ‘Don’t go’ passt.

httpv://www.youtube.com/watch?v=cpluOF62OWA
Der irre Litau­er und die rück­sei­tig bespiel­ba­ren Frauen

Oh, und wo wir gera­de bei irren Litau­ern sind: hier kommt das Trio Mez­zo Tro­nic und ihr Elek­tro­punk­song ‘I mean it’. Was genau sie mei­nen, blieb mir lei­der ver­bor­gen – ich weiß aber auch gar nicht, ob ich es wirk­lich wis­sen möch­te. Ich weiß nur, dass ich es begrü­ßen wür­de, wenn jemand ganz schnell einen elek­tri­schen, mit Selbst­schuß­an­la­gen bestück­ten Zaun um Litau­en baut, wenn dort solch fins­te­re Gestal­ten mit zwei­fel­haf­tem Men­tal­zu­stand frei her­um lau­fen dür­fen. Auch wenn ich zuge­ben muss, das ich für alle drei das Cel­lo geben wür­de, was mich wie­der­um an mei­nem eige­nen Geis­tes­zu­stand zwei­feln lässt…

httpv://www.youtube.com/watch?v=5nVDUZTNiQc
Drei irre Litau­er und ein ver­ängs­tig­tes Publikum

Um uns von die­sem Aus­flug ins litaui­sche La-La-Land zu erho­len, suchen wir Trost und Schutz im benach­bar­ten Est­land. Tref­fen dort aber unglück­li­cher­wei­se auf Meis­ter & Mari und ihr leicht repe­ti­ti­ves ‘Unema­ti’. Ich zitie­re jetzt ein­fach mal die Beschrei­bung von Meis­ter Hack­saw: “Es beginnt unschul­dig, wie die Titel­me­lo­die einer Kin­der­se­rie aus den spä­ten Sech­zi­gern. Doch je öfters sie im Refrain den Song­ti­tel wie­der­ho­len, Mal um Mal um Mal, des­to mehr kriecht er Dir unter die Haut. Bis Du Dich fühlst, als seist Du mit ihnen zusam­men in einer klei­nen Schach­tel gefan­gen, und die Wän­de kom­men immer näher…”. Dem gibt es nichts mehr hinzuzufügen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Bf8ltRwFsnY
Wie ging der Song­ti­tel noch mal?

11 Comments

  • Den Ser­vice, die Lyrics auf est­nisch unten ein­zu­blen­den, fin­de ich ja ganz rei­zend. Hat das das est­ni­sche Fern­se­hen gemacht oder war das der Vide­or­ein­stel­ler bei YouTube?

  • Same pro­ce­du­re.…. Ist ‘Rocke­fel­ler Street’ tat­säch­lich das Bes­te, was Est­land zu bie­ten hat?Aber da die Num­mer vom est­ni­schen Sie­gel geschrie­ben wur­de, wird sie wohl eh gewin­nen. Der Song von Itha­ka Maria soll sehr gut sein.… Ein Ban­jo ver­bin­de ich auch nicht wirk­lich mit Lett­land, dann lie­ber Blit­ze. Lau­ris ist für mich musi­ka­lisch auf einem Level mit den let­ti­schen Pira­ten – nur weni­ger pein­lich kos­tü­miert. Aber ja, bes­ser als Nor­we­gen, Irland und Lena (Sänger/Innen ohne Stim­me) ist das alles schon. Übri­gens haben die Geor­gi­er eini­ge sehr gute Songs in ihrer VE 😉

  • Est­land Es han­delt sich dabei um einen Ser­vice des est­ni­schen TVs, damit auch wirk­lich jeder ver­steht, was da eigent­lich gesun­gen wird (ob das nicht manch­mal eher Fluch den Segen ist, sei mal dahin gestellt). Das ist dort schon seit eini­gen Jah­ren so.….

  • Ja, das Bal­ti­kum über­rascht die­ses Jahr wirk­lich posi­tiv, zumin­dest schon ein­mal 2/3 davon. Auch wenn Ban­jo Lau­ra doch sehr auf den Rybak-Stil gebürs­tet ist. Und wahr­schein­lich ist es gera­de des­halb Licht­jah­re bes­ser als Hop. Lus­tig bei Blit­ze ledig­lich die Anfangs­zei­le in Kom­bi­na­ti­on mit dem Sän­ger: You look like a girld­fri­end I’ve never had … ist klar, Schät­ze­lein, geh nach Haus und grüß dei­nen boy­fri­end. 😉 Und Est­land dürf­te mei­net­we­gen die­ses Jahr sehr ger­ne drei Ver­tre­ter nach Düs­sel­dorf schi­cken: Get­ter Jaa­ni, Rolf Roos­a­lu und Itha­ka Maria. Das fän­de ich toll! 😀

  • Au ja Wirk­lich pop­pi­ges Zeugs was da von der Ost­see kommt, wenn­gleich auch die Let­ten einen Hang zu Kopien zu haben schei­nen. Rybak (Rei­niks) und Brain­storm (Blit­ze) las­sen aus der Fer­ne grü­ßen. Nichts­des­to­trotz – ich höre sowas gern. Auch die Esten dür­fen ger­ne das hier vor­ge­stell­te Opus schi­cken. Frau M‑L wird sich noch wundern…

  • Frau ML …das hof­fe ich sehr. Die Dame hat inzwi­schen etwas abge­ho­ben und den Rea­li­täts­sinn verloren.

  • Tran­se mit Schnitt­chen 🙂 … ich hof­fe doch, irgend­wann noch in den Genuss Dei­nes Kom­men­tars die­ses Wun­der­werks von Bab­san im schwe­di­schen Melo­dien­fes­ti­valens (oder wie immer das heisst) zu kom­men, gros­ser Oli­ver! Im Gegen­satz zur Ban­jo-Lau­ra glaub und hoff ich ja nicht, das er/sie/es Schwe­den repre­sen­tie­ren wird – so sehr ich den Auf­tritt mitt­ler­wei­le liebe 🙂

  • Das ist doch Dame Edna! Bab­san ist natür­lich fabel­haft, ange­fan­gen von der lila Per­rü­cke über die groß­ar­ti­ge Show und nicht zu ver­ges­sen ihren wun­der­hüb­schen Schwe­den­schla­ger mit dem tol­len Titel ‘Gib mir einen Spa­ni­er’ (ob es sich da um ein Aus­tausch­pro­gramm für all die Songs han­delt, die G:son beim spa­ni­schen Vor­ent­scheid so plat­ziert?). Ich bin ja aber wei­ter fest über­zeugt, dass Bab­san in Wirk­lich­keit Dame Edna ist – das zar­te Stimm­chen, die Fri­sur, die Haar­far­be… Nur lei­der ist sie ja schon raus, wenn ich mich nicht irre. Und ich fürch­te auch, die Zeit für Drag Queens beim Con­test ist vor­bei – sie­he DQ. Leider!

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