Per­len der Vor­ent­schei­dung: Mal­ta in homöo­pa­thi­schen Dosen

Ges­tern Abend gab der mal­te­si­sche Sen­der die 24 Bei­trä­ge für das Semi­fi­na­le des Mal­ta Song for Euro­pe am 3. Febru­ar 2012 bekannt. Und auch dies­mal ent­täuscht die Mit­tel­meer­in­sel die Freun­de von bil­li­gem Dis­co-Trash nicht: wie­der ver­sam­meln sich die bekann­ten Namen und Gesich­ter, um uns mit unglaub­li­chen Titeln (‘While her Eyes still glow’, ‘Whoop it up!’ oder ‘You make me wan­na go uh uh’) zu amü­sie­ren. Über ein Vier­tel der Songs stammt aus der Feder des mal­te­si­schen Ralph Sie­gel, Phil­ipp Vel­la. Und selbst­ver­ständ­lich sind auch bei­de Geschwis­ter Fani­ello wie­der am Start. Es wird ein Fest! esc­to­day prä­sen­tier­te heu­te eine drei­tei­li­ge Über­sicht mit jeweils ein­mi­nü­ti­gen Aus­schnit­ten der gest­ri­gen Song­prä­sen­ta­ti­on in der Show Xara­bank. Gewis­ser­ma­ßen Trash in homöo­pa­thi­schen Dosen, damit die Geschmacks­ner­ven nicht völ­lig kol­la­bie­ren. Wie umsichtig!

httpv://www.youtube.com/watch?v=pMa24C4FOto
Teil 1: von Augen und Autobiografien

Ein besorg­nis­er­re­gen­der Augen­fe­tisch ist bei Durch­sicht der Lis­te zu kon­sta­tie­ren. Gleich vier von 24 Songs beschäf­ti­gen sich the­ma­tisch mit den Gucker­chen: von der For­de­rung ‘Ans­wer with your Eyes’ über ‘In your Eyes’ von der häss­li­chen Bril­len­schlan­ge Law­rence Gray bis zum mor­bid-ver­stö­ren­den ‘While her Eyes still glow’. Ver­wir­rend? Kein Wun­der, es geht ja auch um ‘Mys­ti­fy­ing Eyes’! Und wem die Aug­äp­fel vor lau­ter schlim­men Klei­dern und halb­her­zi­gen Tanz­schritt­chen noch nicht her­aus­ge­fal­len sind, den for­dert ein gewis­ser Richard Edwards auf: ‘Look at me now’. Ich hab kurz hin­ge­se­hen: uhm, nein, dan­ke! Nicht beson­ders über­zeu­gend auch die bei­den Songs der ewi­gen geschwis­ter­li­chen Kon­kur­ren­ten Clau­dia und Fabri­zio Fani­ello. Let­zerer folgt dem von Nino de Ange­lo bereits 2002 ein­ge­schla­ge­nen Pfad und prä­sen­tiert sich, nach­dem es dank gewis­ser opti­scher Abnut­zungs­er­schei­nun­gen für den Latin Lover nicht mehr reicht, als geläu­ter­ter Fami­li­en­va­ter: ‘Papa’s Song’ heißt sei­ne schlei­mi­ge Num­mer. Ugh.

httpv://www.youtube.com/watch?v=QV-4M8PoshE
Teil 2: vom Kämp­fen und Davonlaufen

Dann doch lie­ber fabel­haf­ter Dis­co­trash, für den wir das male­ri­sche Eiland doch so lie­ben! Ich bin noch unent­schie­den, ob der Preis für den sen­sa­tio­nells­ten Song­ti­tel an das (musi­ka­lisch lei­der etwas ent­täu­schen­de) ‘You make me wan­na go uh uh’ von Debo­rah C. oder das mit­rei­ßen­de ‘Whoop it up’ der enthu­si­as­tisch die Haa­re schüt­teln­den Anna­li­se Ellul gehen soll. Noch einen Tick bes­ser kommt das dis­co­tas­ti­sche ‘I want to run away’ von Ele­a­n­or Cas­sar. Ein mehr als ver­ständ­li­cher Aus­ruf, ange­sichts man­cher Kon­kur­renz­dar­bie­tun­gen wie z.B. dem grot­ten­schlech­ten ‘Dance Romance’ von Jes­si­ca Mus­cat, die anschei­nend vor ihrem Auf­tritt zu vie­le Mus­kat­nüs­se rauch­te. Ich dach­te immer, Eng­lisch sei in Mal­ta zwei­te Amts­spra­che? Wie kommt es dann, dass jemand von die­ser Insel eine noch schlech­te­re und unver­ständ­li­che­re Aus­spra­che hat als alle Ukrai­ne­rin­nen zusammen?

httpv://www.youtube.com/watch?v=02cgGcsC-Fg
Teil 3: von DNA und Zeit

Der Glen-Vel­la-Gedächt­nis­preis für das pos­sier­lichs­te Dis­co­bun­ny geht 2012 indes an Kurt Cal­le­ja mit dem selbst getex­te­ten ‘This is the night’, nicht nur vom Titel her eine schwa­che Remi­nis­zenz an Sakis Rou­vas’ medi­ter­ra­nen Dis­cos­tamp­fer von 2009. Zunächst wirkt Kurt in sei­nem Leder­schwup­pen­out­fit auf den ers­ten Blick zwar deut­lich mas­ku­li­ner als Vor­gän­ger Glen­da – aber nur, bis er anfängt, wie auf­ge­zo­gen durchs Stu­dio zu hüp­fen und um die eige­ne Ach­se zu krei­seln. Ganz gro­ßes Kino, den will ich in Baku auf der Büh­ne sehen! Womit sicher­ge­stellt sein dürf­te, dass er im Semi des MSFE raus­fliegt. Oh, und wo wir gera­de beim  mal­te­si­schen Duracell­häs­chen sind: hier ist Glens aktu­el­le Sin­gle ‘Lie’ – lei­der außer­halb der Konkurrenz.

httpv://youtu.be/E8HoofRATno
Glen Vel­la lügt

5 Comments

  • Du hast J. Anvil ver­ges­sen zu erwäh­nen. Den will ich unbe­dingt in Baku sehen – dann gibt es wenigs­tens was zu lachen. Über die­se Art Enten­tanz, den er da auf­führt hab ich Trä­nen gelacht. Außer­dem sieht er ein biß­chen aus wie Gus­tav Gans, der Cou­sin von Donald Duck. Also alles ganz gro­ßes Kino – da wird der Song zur Nebensache.

  • Lie gefällt mir ja bes­ser als Glens Euro­vi­si­on-Song. Und auch bes­ser als alles ande­re, dass für das nächs­te Jahr im Ren­nen ist.

    Mein Favo­rit ist Whoop it up. Da scheint jemand die lang­jäh­ri­ges grie­chi­sche Erfolgs­for­mal geschickt kopiert zu haben. Man soll­te zwar mei­nen, dass die Zeit für Schüt­tel­bei­trä­ge mitt­ler­wei­le her­um ist, aber für mich ist es einer kon­kur­renz­fä­higs­ten Bei­trä­ge im Teil­neh­mer­feld. Wenn Anna­li­se auch eini­ger­ma­ßen gut live sin­gen kann.

    Und ich muss geste­hen, dass ich bei Richard Edwards doch immer sehr ger­ne hinschaue. 😉

  • Dein Wunsch hat sich ja erfüllt, OLi­ver. Das war die­ses Mal offen­sicht­lich kein Todes­kuss, den du da an Kurt ver­teilt hat­test, Oliver. 😉

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