Per­len der Vor­ent­schei­dung: in stil­lem Angedenken

Nicht nur im fin­ni­schen Fina­le fie­len heu­te Abend kata­stro­pha­le Fehl­ent­schei­dun­gen. Dane­ben fan­den näm­lich auch noch Vor­run­den in Est­land und Schwe­den statt, und in bei­den Län­dern sind unschul­di­ge Unfall­op­fer zu bekla­gen. Begin­nen wir bei der inhalt­lich bes­se­ren, weil inno­va­ti­ve­ren der bei­den Vor­ent­schei­dun­gen, dem Eesti Laul. Hier schräg­te es unter ande­rem den ehe­ma­li­gen Euro­vi­si­ons­ver­tre­ter Robert Juken­thal ali­as Mal­colm Lin­coln. In sei­nem Fall aller­dings zu Recht – und in wei­ser Vor­aus­sicht hat­te er sei­nen unver­dau­li­chen Elek­tro­ti­tel bereits ‘Bye’ getauft. Als Malai­se muss jedoch das Aus­schei­den der genia­len Syn­thie­pop­per Mimi­cry bezeich­net wer­den, die mit ‘The Desti­na­ti­on’ nicht nur eine musi­ka­li­sche Tube­way-Army-meets-Era­su­re-Gedächt­nis­num­mer der Spit­zen­klas­se hin­leg­ten, son­dern auch noch einen wei­sen Text dazu san­gen. Schan­de, Estland!

httpv://youtu.be/1dr1kTiH-Ds
Kön­nen wir uns die viel­leicht nächs­tes Jahr aus­lei­hen? Mimicry

Und auch für die super­sym­pa­thi­sche, voll­bär­ti­ge Sin­ge­ku­gel Ore­li­poiss reich­te es lei­der nicht, obschon er ‘Zom­bi’ mit einer hüb­schen Show unter­stütz­te. Lag es dar­an, dass sein ehe­ma­li­ger Ruf­fus-Kol­le­ge Vai­ko Eplik mit im Chor sang und so unschö­ne Erin­ne­run­gen an das längst ver­dräng­te ’80s coming back’ hoch­ka­men? Scha­de! Nun aber nach Schwe­den, wo sich in dem von Fans schon sehn­lichst her­bei­ge­sehn­ten Spitzense­mi die Mel­lo-Schwer­ge­wich­te Char­lot­te Per­rel­li und Dan­ny Sau­ce­do duel­lier­ten. Der blon­de Eric-Saa­de-Nip­pel­knei­fer lie­fer­te mit ‘Ama­zing’ eine sehr viel pop­pi­ge­re – und damit lei­der deut­lich schwä­che­re – Dance-Hym­ne ab als das unschlag­ba­re Dance-Brett ‘In the Club’, glich das aber mit einer beein­dru­cken­den, ein wenig an den Film Tron erin­nern­den Show wie­der aus. Die basier­te in der Haupt­sa­che auf der Ver­wen­dung von auf die Kla­mot­ten auf­ge­näh­tem El Wire – etwas, das Besu­cher des ame­ri­ka­ni­schen Wüs­ten­fes­ti­vals Bur­ning Man schon seit den frü­hen Nuller Jah­ren ken­nen, das aber erst jetzt ver­stärk­ten Ein­zug in das Euro­vi­si­ons­show­ge­schäft hält.

httpv://youtu.be/JM0JMyz4-DA
Fern­se­hen macht blöd (*räus­per*): Orelipoiss

Dan­ny kam selbst­re­dend ins Fina­le, wäh­rend die schwe­di­sche Grand-Prix-Sie­ge­rin von 1999 und Ver­tre­te­rin von 2008 zwar nicht sang‑, dafür aber klang­los aus dem Ren­nen schied. Noch nicht mal für die Trost­run­de reich­te es für ‘The Girl’: ein ech­ter Schla­ger­scho­cker! Das Lott­chen nahm es schein­bar gelas­sen – das schlech­te Abschnei­den ihres vori­gen Euro­vi­si­ons­knül­lers ‘Hero’, des ganz unzwei­fel­haft bes­ten schwe­di­schen Bei­trags aller Zei­ten (und damit schlie­ße ich 1974 aus­drück­lich ein!) und des her­aus­ra­gends­ten Exem­pla­res der Stil­rich­tung Schwe­den­schla­ger, dürf­te ihr bereits ver­mit­telt haben, dass die Zeit für die­se bes­te aller Grand-Prix-Gat­tun­gen vor­über ist. Das mit über­flüs­si­gen gagaes­ken Stimm­spie­le­rei­en agie­ren­de ‘The Girl’, obschon frag­los eine das Fan­herz beglü­cken­de Num­mer, wirk­te aber auch ein biss­chen wuschig. Und die im rosa­far­be­nen Kor­sett mal wie­der auf beein­dru­ckend hohen High Heels stö­ckeln­de und bis auf die Kno­chen haut­ge­straff­te Lot­te wirk­te beim Durch­ex­er­zie­ren der bis auf die Mil­li­se­kun­de aus­ge­ar­bei­te­ten Cho­reo­gra­fie wie ein Robo­ter. Den­noch schade!

httpv://youtu.be/CuFj1CeFVCs
Tanzt ama­zing, klingt aber… sub­op­ti­mal: Danny

httpv://youtu.be/vEX1PghxkJY
Das Vor­bild für Den­ny? El-Wire-Ver­wen­der beim Bur­ning Man 2006 (da war ich auch!)

3 Comments

  • Scha­de um “Zom­bie”, mit die­ser Büh­nen­show wäre das ja noch mehr außer­halb der Rei­he gewe­sen als Trackshittaz.

  • Mimi­cry ist auch kein Knal­ler, hat aber das gewis­se ETWAS und es bleibt im Schä­del hän­gen, bei Zom­bie macht mir der bär­ti­ge Mann mit sei­ner Stim­me Angst 🙂 

  • Schwe­den: ich fürch­te ja lei­der, dass alles auf Dan­ny Sau­ce­do zuläuft. Dabei gibt es im Melo­di­fes­ti­valen durch­aus eini­ge Bei­trä­ge, die ich per­sön­lich viel bes­ser fin­de. Eini­ge davon sind aller­dings bereits drau­ßen bzw. chan­cen­los auf die “andra chan­sen” ver­wie­sen, da das Wäh­ler­ver­hal­ten offen­bar zien­lich unein­heit­lich und daher nicht vor­aus­sag­bar ist. Das letzt­wö­chi­ge Halb­fi­na­le fand ich aller­dings ins­ge­samt ziem­lich schwach (soooo ein Knal­ler ist Mimi­cry nun wirk­lich nicht), vor allem im Ver­gleich mit dem zwei­ten und drit­ten, aus denen mein noch im Ren­nen befind­li­cher Favo­rit Mol­ly San­dén bzw. die AC-Teil­neh­mer Timo­teij kommen.
    Est­land: ich muss sagen “Hut ab”. Nicht nur, dass die Viel­falt der bei­trä­ge wirk­lich beacht­lich ist, im Gro­ßen und Gan­zen haben die Esten auch rich­tig gut gewählt und die Spreu vom Wei­zen getrennt. Vor allem bin ich natür­lich froh, dass sämt­li­che mei­ner Lieb­lings­acts (vor allem Liis Lem­sa­lu, aber auch Tee­le Viira, Bir­git Öige­meel und Loss Para­noi­as) noch dabei sind.
    Die “Sin­ge­ku­gel” (schö­ne Bezeich­nung) ist natür­lich wirk­lich mal was ande­res, der Song ödet mich aller­dings trotz­dem an.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert