Lost and for­got­ten (IS, ES, HU, AZ 2012)

Sie haben es tat­säch­lich wahr gemacht. Ich könn­te heu­len vor Wut! Wie bereits ange­droht, sin­gen Gré­ta Saló­me und Jón­si ihren Bei­trag in Baku nicht, wie noch bei der Vor­ent­schei­dung, in islän­di­scher Mut­ter­spra­che, son­dern auf eng­lisch. ‘Never for­get’ heißt der Song nun, und ich muss den Bei­den zuge­ste­hen, dass es sich wohl um eine ziem­lich werk­ge­treue Über­set­zung han­delt, die auch – anders als so man­cher ost­eu­ro­päi­sche, eng­lisch gesun­ge­ne Bei­trag der letz­ten Jah­re – weder Ohren noch Hirn belei­digt. Den­noch: für mich geht mit der Angli­fi­zie­rung ein Gut­teil der wil­den, düs­te­ren, mys­ti­schen Magie des Ori­gi­nal­lie­des ‘Mun­du eftir mér’ so schmerz­lich wie unwi­der­bring­lich ver­lo­ren. Ansons­ten mach­ten die Zwei mit dem heu­te vor­ge­stell­ten Video alles rich­tig: es badet in der rau­en Schön­heit der islän­di­schen Natur, Jón­si ist noch immer eine Augen­wei­de und trägt noch immer die schwei­negei­len Stie­fel. Und das musi­ka­li­sche Arran­ge­ment bleibt unver­än­dert. Gut. Ob ich den Islän­dern aber die schwer­wie­gen­de Ent­täu­schung des Sprach­wech­sels jemals wer­de ver­zei­hen können?

httpv://youtu.be/p8RS0eulXDo
Das wer­de ich Euch nie­mals vergessen!

Eben­falls fang­frisch im Ange­bot: das Video zu ‘Qué­da­te con­mi­go’, dem ibe­rischwe­di­schen Bei­trag von Pas­to­ra Soler, einem von gan­zen zehn (!) Songs die­ses Jahr­gangs mit schwe­di­scher Betei­li­gung. In der Stu­dio­auf­nah­me kreischt Pas­to­ra nicht so ins­brüns­tig wie live – was mir weni­ger gut gefällt. Ansons­ten erge­ben sich hier kei­ne neu­en Erkenntnisse.

httpv://youtu.be/fL-s0eRRYTE
Bibo aus der Sesam­stra­ße hat ange­ru­fen und will sei­ne Federn wie­der haben

Ein fan­tas­ti­sches Video lie­fern hin­ge­gen die Ungarn ab. Eins, das in knap­pen und packen­den Bil­dern eine (bewe­gen­de) Geschich­te erzählt und einen gera­de­zu nost­al­gisch stim­men­den, mus­ter­gül­ti­gen Beweis dafür lie­fert, war­um das Gen­re Musik­vi­deo zu sei­nen Hoch­zei­ten mal der­ge­stalt beliebt und ein­fluß­reich war. Eines, das dem Song auf mei­ner per­sön­li­chen Sym­pa­thie­ska­la fet­te Bonus­punk­te bringt, zumal der furcht­ba­re (mit neu­em Haar­schnitt aber bei­na­he schon wie­der anseh­ba­re) Lead­sän­ger von Com­pact Dis­co kaum im Bild ist und sei­ne ent­setz­lich nöli­ge Stim­me dank moderns­ter Stu­dio­tech­nik eine Modu­la­ti­on hin zu erträg­li­chen Fre­quenz­la­gen erfuhr. Um so bedau­er­li­cher, dass er das live in Baku alles wie­der kaputt­ma­chen wird. Den Clip aber schau ich mir bis dahin sicher noch öfters ger­ne an.

httpv://youtu.be/qVXhElLlWb8
Ein gan­zer Spiel­film in nur drei Minu­ten: so lie­be ich das!

Bleibt noch das offi­zi­el­le Video des Gast­ge­ber­lan­des. Sabi­na Bab­aye­vas stim­mig beti­tel­tes Mach­werk ‘When the Music dies’ wur­de ja vor weni­gen Tagen erst vor­ge­stellt, es han­delt sich natür­lich um den­sel­ben Stu­dio­tra­ck, zu dem die voll­lip­pi­ge Sän­ge­rin sich in geschlos­se­nen Räu­men mit fis­se­li­gem Schnee ein­stäu­ben lässt. Merk­wür­dig: gilt Aser­bai­dschan nicht als das “Land des Feu­ers”? Natür­lich stammt auch die­ser Titel wie­der aus bewährt schwe­di­scher Feder: wol­len wir uns den Euro­vi­si­on Song Con­test nicht künf­tig spa­ren und statt­des­sen ein­fach das Melo­di­fes­ti­valen euro­pa­weit übertragen?

httpv://youtu.be/-8ejpLyXSuY
Sabin­chen, war­um hast Du so dicke Lippen?

Der islän­di­sche Bei­trag wird in Baku auf eng­lisch gesungen.

  • Scha­de. Die islän­di­sche Ver­si­on fand ich schö­ner. (44%, 26 Votes)
  • Egal. Bei­de Fas­sun­gen sind gleich schön. (24%, 14 Votes)
  • Islän­disch war viel­leicht schö­ner, eng­lisch kommt aber bes­ser an. (17%, 10 Votes)
  • Egal. Bei­de Ver­sio­nen öden mich an. (8%, 5 Votes)
  • Klas­se. Die eng­li­sche Ver­si­on fin­de ich schö­ner. (7%, 4 Votes)

Total Voters: 59

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5 Comments

  • *seufz*
    War ja zu erwar­ten. Aller­dings: Das Pro­blem ist wirk­lich nicht, dass der Song in Eng­lisch ist. Denn er ist nach wie vor fan­tas­tisch- eine der bes­ten Num­mern die­ses Jahr­gangs. Und das trotz des neu­en eng­li­schen Tex­tes. Tra­gisch ist viel­mehr das Wis­sen, dass der Titel vor­her auf islän­disch NOCH gei­ler war! 

    Zu Spa­ni­en und Ungarn hab ich kei­ne neu­en Erkennt­nis­se. Aber Aser­bai­dschan fin­de ich nach wie vor über­ra­schend gut. Ist für mich eine der posi­ti­ven Über­ra­schun­gen die­ses Jahrgangs.

  • IS: scha­de. Auch ich fand es natür­lich auf islän­disch schö­ner und v.a. authen­ti­scher. Ist aber immer noch recht gut.
    E: kam live tat­säch­lich noch eine Spur bes­ser. Wird aber beim Event glück­li­cher­wei­se ja wie­der live sein.

  • Islän­disch war schon schö­ner, aber neben Nor­we­gen noch immer mein Top­fa­vo­rit. Freue mich auf die Stie­fel. Und die Kra­wat­te ist auf jeden Fall bes­ser als die­se furcht­ba­re Schleife.

  • Als ich erst­mals das islän­di­sche Lied gehört habe, dach­te ich nur: Das wird gewin­nen! Aber das war die islän­di­sche Ver­si­on. Auf Eng­lisch: höchs­tens Platz 10.

  • […] – mei­nen per­sön­li­chen Som­mer­hit 2004, ‘Dra­go­s­tea din tei’ hin oder her. Mit Jón­sis (IS 2012) düs­te­rer Rock­bal­la­de ‘Hea­ven’ konn­te ich musi­ka­lisch nicht all zu viel anfan­gen; sein […]

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