Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: Fal­co in the Middle

Ich bin ent­täuscht. Auf­rich­tig und zutiefst ent­täuscht. Gera­de­zu erschüt­tert. Konn­te man unser sym­pa­thi­sches süd­li­ches Nach­bar­land Öster­reich in der Ver­gan­gen­heit beru­higt zu den ver­läss­li­chen Trash­lie­fe­ran­ten des Grand Prix zäh­len, so ach­te­te der ORF in die­sem Jahr streng dar­auf, aus­schließ­lich kon­tem­po­rä­re, inter­na­tio­nal anschluss­fä­hi­ge Musik­wa­re zu sei­nem Vor­ent­scheid zuzu­las­sen. Und das gelang auch: die heu­te vor­ge­stell­ten fünf Bei­trä­ge für Öster­reich rockt den Song Con­test am 15. Febru­ar 2013 pas­sen sich pro­blem­los in jedes For­mat­ra­dio­for­mat ein: soli­de gemach­te, tadel­los pro­du­zier­te, völ­lig schrott­freie Pop­mu­sik in fünf ver­schie­de­nen Geschmacks­rich­tun­gen. Charts­kom­pa­ti­bel, ohne jede Fra­ge. Und, es tut mir weh, das zu sagen: lei­der genau so lang­wei­lig, wie es 99% der heu­ti­gen Hit­lis­ten nun mal sind, jeden­falls für mei­nen Geschmack. Und ja, ich weiß: damit oute ich mich in ers­ter Linie als hoff­nungs­lo­ser alter Schla­ger­sack, der den pop­mu­si­ka­li­schen Anschluss an das Hier und Jetzt ver­passt hat. Und es ent­larvt mei­ne Schi­zo­phre­nie, mich dar­über zu bekla­gen, dass Öster­reich aktu­el­le Pop­ware ent­sen­det, wäh­rend ich den­sel­ben Zustand beim deut­schen Vor­ent­scheid beklatsche.

Die Songvor­stel­lung.

Aber so war das bei mir schon immer: ich freue mich über jede fremd­schäm­pein­li­che Sie­gel-Schmon­zet­te im Wett­be­werb – solan­ge sie nicht fürs Hei­mat­land star­tet. Natür­lich han­deln unse­re Nach­barn rich­tig, sich nicht nach mei­nem frag­wür­di­gen Urteil zu rich­ten, son­dern Qua­li­täts­wa­re zu sen­den. Auch wenn bei mir alle fünf Titel zum einen Ohr rein und zum ande­ren wie­der raus­ge­hen. Selbst bei ‘Back to Fan­ta­sy’, dem Track der Elek­tro­band The Band­a­loop, unter den heu­ti­gen Big Five noch mein liebs­ter Titel, ver­lie­re ich trotz bes­ten Wil­lens nach andert­halb Minu­ten das Inter­es­se, weil nach einem viel­ver­spre­chen­den Songauf­takt dann eben doch die mit­rei­ßen­de Hook­li­ne fehlt. Und jetzt fra­ge ich mich, was ich mir mehr wün­schen soll: dass die Aus­tris trotz abseh­ba­ren Miss­erfolgs in Mal­mö bei ihrer Linie blei­ben und es nächs­tes Jahr mit dem sel­ben Kon­zept, aber bes­se­ren Songs pro­bie­ren? Oder dass sie wie­der zum Trash zurück­keh­ren, der ihnen zwar auch kei­ne Punk­te an der Wer­tungs­ta­fel bringt, aber mich wenigs­tens könig­lich unterhält?

Ein biss­chen Far­be im Gesicht und straigh­te Elek­tro­beats machen noch kei­nen cam­pen Dance­track: The Bandaloop.

Was ist Ihr Lieb­lings­track beim öster­rei­chi­schen Vorentscheid?

  • Gar kei­ner. Alles zum Weg­schnar­chen. (29%, 17 Votes)
  • Natá­lia Kel­ly – Shi­ne (22%, 13 Votes)
  • Band­a­loop – Back To Fan­ta­sy (22%, 13 Votes)
  • Fal­co Luneau – Rise Abo­ve The Night (15%, 9 Votes)
  • Eli­ja – Give Me a Sign (8%, 5 Votes)
  • Yela – Feels Like Home (3%, 2 Votes)

Total Voters: 59

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13 Comments

  • Sag das mal nicht so laut. Darf ich an den mir immer noch nicht erklär­li­chen Erfolg der Dänen von 2008 bis 2011 mit genau die­ser Sor­te MOR-Pop erinnern?

  • Ein Lied, das Shi­ne heißt, muss ein­fach zum ESC. Das ist mitt­ler­wei­le genau­so Tra­di­ti­on wie eine Sopho aus Geor­gi­en und Mon­te­ne­gros Bei­trag als Eröffnungsnummer. 🙂

  • Scha­de Öster­reich, da ist ja nur Bügel­mu­sik bei her­aus­ge­kom­men. Ande­rer­seits irgend­wie ver­ständ­lich nach der Arsch­bom­be vom Vorjahr…
    Offen­sicht­lich ist das der Tri­but, dass die Juries wie­der rein­ge­las­sen wur­den. Jähr­lich neh­men die Radio­songs zu, die wegen ihrer Unauf­fäl­lig­keit so gar nicht zu einem Fes­ti­val pas­sen. Die Dänen haben vor­ge­macht wie’s geht. – und nun machen es alle nach, denn ein Platz in den Top­ten reicht für die Ehre und bewahrt den hei­mi­schen Sen­der vor den Kos­ten der Ausrichtung.
    Alle­mal der Fal­co hat ein wenig was.…wenn auch kei­nen ori­gi­nel­len Namen!

  • 6 – Back To Fantasy
    7 – Feels Like Home
    8 – Rise Abo­ve The Night
    10 – Shine
    12 – Give Me A Sign

    Aber trotz alle­dem reißt mich da gar nichts vom Hocker. Fürs Radio ist das alles natür­lich pri­ma, aber für den ESC eher weni­ger. Aber trotz des fes­ten Glau­bens an einen öster­rei­chi­schen Miss­erfolg möch­te ich mich mit Vor­her­sa­gen zurück­hal­ten, denn “Run­ning Scared” ist auch nur Radio­pop und die ESCs von 2001 und 2002 sind bei mir sowie­so immer im Hinterkopf…

  • Das wäre das drit­te Mal bin­nen weni­ger als fünf Jah­ren, dass ein Lied namens “Shi­ne” beim ESC erklin­gen würde…

  • Habe eben die islän­di­schen Songs ange­hört. Die­ses win­zi­ge Land hat tat­säch­lich klas­se Titel im Ange­bot 2013. Dass die wesent­lich ein­woh­ner­stär­ke­ren Län­der wie Öster­reich oder Bel­gi­en nicht im Ent­fernts­ten da her­an­rei­chen, überrascht. 

    P.S.: Johan­na wird es nicht wer­den, da sind drei Num­mer dabei, die viel mehr packen.

  • Aha…
    Also die­se Band, die “mit ein­präg­sa­men Pop­songs” (laut Wiki­pe­dia) erfolg­reich war…
    Danke 🙂

  • Nein. “MOR” bezieht sich nicht nur auf die Band (obwohl die ein ganz brauch­ba­res Bei­spiel ist); viel­mehr han­delt es sich um einen abwer­ten­den Begriff für glatt­po­lier­tes For­mat­ra­dio­fut­ter, das nie­man­dem weh­tut und nie­man­den mit­reißt. Qua­si das Anti-Montenegro. 🙂

  • Für mich sind die 5 Bei­trä­ge lei­der 08–15 Songs, kei­ner, der wirk­lich im Gehör hän­gen­bleibt, am bes­ten gefällt mir noch Fal­cos Song auf­grund sei­ner Stimme

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