Island: die ver­wirr­te Insel (IS 2013)

Es ist ein eigen­ar­ti­ger Bei­trag, den Island nach Mal­mö ent­sen­det: zwar erin­nert der lang­haa­ri­ge, bär­ti­ge, blon­de Eyþór Ingi Gunn­laugs­son rein optisch ein wenig an Tho­mas G:son, den Kom­po­nis­ten des letzt­jäh­ri­gen Sie­ger­ti­tels ‘Eupho­ria’. Sein Song ‘Ég á líf’ klingt indes eher, als sei er einem Weih­nachts­mu­si­cal aus der Feder von Andrew Llyod Web­ber ent­sprun­gen und habe vor der Über­fahrt über den Nord­at­lan­tik noch schnell eine kur­ze Zwi­schen­rast in Irland ein­ge­legt, um sich mit etwas kel­ti­schem Flair ein­zu­die­seln. Mit sehr viel Pathos in Stim­me und Ges­tik trägt der in sei­nem schlecht sit­zen­den Anzug etwas unför­mig wir­ken­de Wikin­ger sei­nen Bom­bast­kitsch vor, der in der unse­li­gen Pha­se der spä­ten Acht­zi­ger und frü­hen Neun­zi­ger bei den Jurys sicher abge­räumt hät­te. Im heu­ti­gen Umfeld wirkt der Titel eher wie der ver­zwei­fel­te Ver­such, die klei­ne Insel um jeden Preis vor einer kost­spie­li­gen Aus­rich­tung des Wett­be­werbs 2014 zu schützen.


Kann Eis­ber­ge mit sei­ner Stim­me schmel­zen: Eyþór

Was übri­gens über alle sie­ben Titel des islän­di­schen Fina­les gesagt wer­den kann. Da reih­ten sich pos­sier­li­che Coun­try­bal­la­den an extrem ver­wäs­ser­te Neu­auf­la­gen des letzt­jäh­ri­gen Dra­ma-Duet­tes, Herz­schmerz an Exis­ten­zia­lis­mus: sämt­li­che Bei­trä­ge ver­mie­den gera­de­zu panisch jede Nähe zu pop­mu­si­ka­li­schen Rezep­ten der aktu­el­len Epo­che. Gera­de so, als sei­en sie aus einen drei­ßig Jah­re zurück­lie­gen­den Par­al­lel­uni­ver­sum, in dem Depres­si­on der ein­zig erlaub­te Gefühls­zu­stand ist, nach Reykja­vik gebeamt wor­den. Ein­zig der zweit­plat­zier­te Song ‘Ég syng!’ von Unn­ur Eggerts­dót­tir, eine Art Mini­play­back­show-Karaōke für ver­wirr­te Jun­ger­wach­se­ne, fiel völ­lig aus die­ser Para­de der Düs­ter­nis her­aus: “Schön zu sehen, dass es irgend­wo auf die­ser Erde immer noch jeman­den gibt, der ein Spi­ce­girl-Wan­na­be sein möch­te,” kom­men­tier­te das jemand im ESC­Na­ti­on-Forum ganz treffend.


Car-Crash-TV vom Feins­ten: Unn­ur spielt die Spi­ce­girls nach

Schafft es Island damit ins Finale?

  • Mit so einem Ranz­kitsch? Nie­mals! (43%, 34 Votes)
  • Ja, die Jurys wer­den das schon da rein­ma­ni­pu­lie­ren. (29%, 23 Votes)
  • Unbe­dingt. Star­ke Num­mer! (28%, 22 Votes)

Total Voters: 79

Wird geladen ... Wird geladen …

15 Comments

  • Nein hier ret­ten auch die lan­gen Haa­re nix mehr, wie du schon sagst, der hät­te zu Zei­ten der Grup­pe Wind sicher­lich Erfolg gehabt, aber 2013?

  • Obwohl mich der gute Eyþór jeder­zeit auf sein Dra­chen­boot ent­füh­ren könn­te, glau­be ich, dass es für Island die­ses Jahr seeee­ehr schwer wer­den wird beim ESC. Im Prin­zip war der gan­ze VE ziem­lich schwach, da stim­me ich dem Haus­herrn 100% zu.

  • Hof­fent­lich pullt er kei­ne Yohan­na. Oder hät­te man sie im Vor­feld auf dem zwei­ten Platz erwartet?

  • In der eng­li­schen Wiki­pe­dia war schon Bir­git­ta Hauk­dal als islän­di­sche Ver­tre­te­rin des ESC 2013 auf­ge­führt, aber da lief laut Prinz-Blog noch die Vor­ent­schei­dung. Und kurz danach war sie auch schon raus!

    Eg a lif fin­de ich nicht schlecht. Man ver­sucht da natür­lich schon irgend­wie, an den Erfolg von “Kuu­la” ran­zu­kom­men und sind da alle die­ses Jahr irgend­wie auf dem Irland-Trip, nach­dem ja schon die Dänen etwas irisch ange­hauch­tes nach Mal­mö geschickt haben???

    Auf jeden Fall hof­fe ich, dass man hier bei der islän­di­schen Spra­che bleibt. Zur eng­li­schen Spra­che über­zu­wech­seln ist der größ­te Feh­ler, den ein Islän­der je bege­hen kann. Bit­te nicht auf Eng­lisch! Islän­disch! Nix Eng­lisch! Islän­disch gut, Eng­lisch nix gut!

  • Die gute Unn­ur wäre wenigs­tens etwas für mei­ne Augen gewe­sen, aber lang­wei­lig war ihr Song gen­aus­so wie alle ande­ren die­ser VE. War­ten wir erst­mal die obli­ga­to­ri­sche Über­ar­bei­tung ab.

  • Wie kann man die­ses haa­ri­ge Etwas nur der süßen Sän­ge­rin vor­zie­hen? Und dann auch noch die­se alt­ba­cke­ne, lah­me Song. Ande­re ver­glei­chen den Mist noch mit Kuu­la, aber der Sän­ger sah nicht so aus, als hät­te er sich seit 3 Wochen nicht gewa­schen oder die Haa­re gekämmt.

  • selbst wenn die Sän­ge­rin wirk­lich süß wäre (ist sie nicht), lag sie sing­tech­nisch öfters schon ziem­lich dane­ben. Und sein Bei­trag ist zwar ster­bens­lang­wei­lig, aber dage­gen echt zu ertragen.

  • Tja, schön wär’s gewe­sen, wenn die eng­li­sche Wiki­pe­dia recht behal­ten hätte …

  • Okay, ich muss mich an die­ser Stel­le outen: unter all den Bal­la­den (auch wenn es längst nicht so vie­le sind, wie gern behaup­tet wird, ist das lang­sa­me Tem­po doch über­re­prä­sen­tiert) ist die­se hier die ein­zi­ge, die bei mir wirk­lich hän­gen­blieb, abge­se­hen viel­leicht von “Ked­ve­sem”.

    Das will für das Ergeb­nis natür­lich über­haupt nichts hei­ßen – mei­ne bei­den Lieb­lin­ge letz­tes Jahr waren “Crno i belo” und “Love Will Set You Free” -, aber “Ég á líf” (ein Titel, als ob jemand mal die Akzent­tas­te auf mei­ner Tas­ta­tur so rich­tig for­dern will) hat in mir einen Nerv getrof­fen, und es war kei­ner, der für die Schmerz­über­mitt­lung zustän­dig ist. Ich mag die­ses Lied.

  • Hof­fent­lich”? Das ein­zi­ge, was an Yohan­nas zwei­tem Platz unge­recht war, war, dass sie zu den sechs Künst­lern gehör­te, die eine bes­se­re Plat­zie­rung von Patri­cia Kaas ver­hin­dert haben! 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert