Drit­ter Pro­ben­tag in Mal­mö: Miss Kiss Ding Dong

I kissed a Girl
Kris­ta Sieg­fri­ds (FI 2013)

Zehn Jah­re ist es her, dass das rus­si­sche Fake-Les­ben-Duo t.A.t.U. beim Euro­vi­si­on Song Con­test mit einem gleich­ge­schlecht­li­chen Kuss auf offe­ner Büh­ne für Auf­merk­sam­keit sor­gen woll­te – was ihnen die EBU sei­ner­zeit ver­bot. Übri­gens drei Jah­re, nach­dem sich zwei männ­li­che Band­mit­glie­der der israe­li­schen Band Ping Pong vor lau­fen­den Kame­ras abschmatz­ten (beim ESC 2000, in Stock­holm, Schwe­den). Gespannt dür­fen wir also ver­fol­gen, ob es der Kuss zwi­schen Kris­ta Sieg­fri­ds und einer ihrer Chor­sän­ge­rin­nen, den sie bei der heu­ti­gen Pro­be zele­brier­te (“aber ohne Zun­ge!”, wie ein Pro­duk­ti­ons­scher­ge sie anwies), auch in die Live­sen­dung schaf­fen wird. Damit will die blon­de Sän­ge­rin für die Ein­füh­rung der Homo-Ehe in Finn­land wer­ben (sagt sie) bzw. bil­li­ge Auf­merk­sam­keit für ihr kate­per­ry­es­kes Lied­chen ‘Mar­ry me’ erre­gen (sagen Neider).


Laut und fröh­lich: Kris­tas Ener­gie­le­vel ist ziem­lich unfinnisch

Selbst­ver­ständ­lich lässt Kris­tas Per­for­mance auch sonst kei­ne Gele­gen­heit aus, auf iro­nisch-über­dreh­te Wei­se mit dem The­ma des Songs zu spie­len, sei es ein Las-Vegas-Logo auf dem Büh­nen­hin­ter­grund, ihr Hoch­zeits­kleid oder ein rie­si­ger, im Wind­ma­schi­nen­sturm kaum zu bän­di­gen­der Schlei­er. Trotz ban­da­gier­ten Knies (hat sie jeman­dem einen Antrag gemacht?) ist sie quir­lig und gut gelaunt und ver­brei­tet ein­fach nur Spaß. Und den brau­chen wir gera­de in die­sem Jahr sehr, sehr drin­gend. Dan­ke, Kris­ta! Die zwei­te wich­ti­ge Nach­richt die­ses Pro­ben­ta­ges: Aser­bai­dschan will wie­der gewin­nen! Und sie könn­ten es sogar schaf­fen. Die schwe­disch-grie­chi­sche Kopro­duk­ti­on fährt visu­ell schwe­res Geschütz auf: Farid Mama­sohn steht auf einer manns­ho­hen Ple­xi­glas­box, in der ein schlan­gen­men­schwen­di­ger Tän­zer jede sei­ne Bewe­gun­gen spie­gelt. Kopf­über! Spä­ter kommt noch eine rot­ge­wan­de­te Frau in einem spek­ta­ku­lä­ren Kleid dazu, die wohl Farids Ange­be­te­te dar­stel­len soll.


Wirkt ein biss­chen fern­ge­steu­ert: Farid

Die aser­bai­dscha­ni­sche Dele­ga­ti­on ver­öf­fent­lich­te heu­te eine läng­li­che Pres­se­mit­tei­lung, in der die hin­ter der Cho­reo­gra­fie ste­cken­de Geschich­te weit­schwei­fig erklärt wird. Muss man aber nicht lesen oder ver­ste­hen, sieht auch so schön aus. Wie Farid. Der ist zwar nicht der Welt bes­ter Sän­ger, aber sei­ne Backings fan­gen das gut ab, und all zu anspruchs­voll kommt ‘Hold me’ ja auch nicht daher. Das gilt auch für ‘Here we go’, den Eröff­nungs­ti­tel des zwei­ten Semis und des heu­ti­gen Pro­ben­ta­ges. Die bei­den let­ti­schen (ich hof­fe, es stimmt dies­mal?) Jungs von PeR tra­gen sil­ber­ne Glit­zer­an­zü­ge mit zum Teil nichts drun­ter und sprin­gen auf der Büh­ne umher: nett, aber unspek­ta­ku­lär. Und chan­cen­los. Im Gegen­satz zu Eyþor, der im Anzug mit wei­ßer Jacke (viel­leicht nicht die bes­te Farb­wahl), bis zur Rückung völ­lig allei­ne auf der Büh­ne ste­hend, eben­falls unspek­ta­ku­lär daher­kommt, aber emo­tio­nal berührt. Mich jeden­falls. Wobei ich offen zuge­be: da spielt auch sein sanft-her­ber Wikin­ger­char­me eine gewis­se Rolle…


Hät­ten Sie’s gedacht? Eythor ist tat­säch­lich erst 23!

Valen­ti­na Monet­ta gibt uns die Dani­je­la: im Bal­la­den­teil von ‘Cri­sal­i­de’ herzt sie schwarz­ge­wan­det eine Leucht­ku­gel, wäh­rend ein paar eben­falls schwarz­ge­wan­de­te Tän­ze­rin­nen wie Lei­chen­sä­cke auf dem Büh­nen­bo­den her­um­lie­gen. Im Dis­coteil von ‘Vola’ wer­fen die Damen die Kapu­zen ab, nun domi­nie­ren rote Stoff­bah­nen das Bild, die förm­lich nach einer Wind­ma­schi­ne schrei­en. Die beka­men wir heu­te noch nicht zu sehen, aber wol­len wir wet­ten? Und wo wir gera­de bei Songs mit zwei Tei­len sind: Vlat­ko bringt sei­nen Part des maze­do­ni­schen Bei­trags in eng­lisch zu Gehör (ganz schlech­te Idee, so ver­steht man näm­lich, was für einen Schlonz er da von sich gibt!), wäh­rend Esma wei­ter­hin in Lan­des­spra­che singt. Oder, nun­ja, lel­el­e­let. Es wirkt immer noch, als hät­ten bei­de Parts nicht das Gerings­te mit­ein­an­der zu tun, was noch mehr für die bei­den Inter­pre­ten gilt, die den Ein­druck ver­mit­teln, als reprä­sen­tier­ten sie Nord- und Süd­ko­rea und nicht die frü­he­re jugo­sla­wi­sche Republik.


Der Unver­meid­li­che: natür­lich steht auch Sie­gel wie­der im Bild herum!

Wenig gibt es über Gian­lu­ca zu berich­ten: er trollt mit sei­nen irgend­wie famil­är ver­ban­del­ten Backings auf der Büh­ne her­um, sei­ne Stim­me klingt ein wenig brü­chig, aber ins­ge­samt hat das so viel unschul­di­gen Charme, dass sich die Insel um den Final­ein­zug dies­mal kei­ne Sor­gen machen muss. Die Bul­ga­ren geben es uns dage­gen eth­no­mä­ßig auf die Zwölf: Trom­meln, soweit das Auge reicht, Leucht­schle­gel, tra­di­tio­nel­le Kos­tü­me, bizar­re Instru­men­te, gru­se­li­ge Mas­ken (Kom­men­tar auf OnU: “Ein Typ spielt auf einem toten Tier und zieht dann an, was er von die­sem her­un­ter­ge­rupft hat”) – und natür­lich jede Men­ge Gejau­le, bei dem die Zie­gen­milch sau­er wird. Elit­sa lie­fert sich mit Stoyan einen Wett­be­werb dar­um, wer am schnells­ten trom­melt. Und mit ihren Backings dar­um, wer am unhar­mo­nischs­ten kreischt. In bei­den Dis­zi­pli­nen gewinnt sie unan­ge­foch­ten. Ob sie das in dem in Mal­mö ver­han­del­ten Wett­streit um die Gunst der Zuschau­er bzw. Juro­ren wei­ter bringt, wage ich indes zu bezweifeln…


Obwohl: wenn die Mas­ken wirk­lich für “gutes Wet­ter” sor­gen, zie­he ich auch eine an!

5 Comments

  • Naja, wenn sie schon sagt “When you wear mask and sink…”, muss die Kame­ra ja an hier her­ab sinken.

  • Mein Lieb­lings­wort aus dem Song ist immer noch “yunat­zi”. 😀

  • Ich hät­te Eythor älter geschätzt und kom­me mir jetzt im Gegen­zug selbst alt vor.^^ Er und Kris­ta gehö­ren defi­ni­tiv ins Fina­le und Aser­bai­dschan klotzt auch wie­der mäch­tig ran.

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