Ers­ter Pro­ben­tag in Mal­mö: Goli­ath im Lampenladen

Es ist, folgt man den Live­blogs aus Mal­mö, der meist­dis­ku­tier­te Auf­tritt am heu­ti­gen ers­ten Pro­ben­tag und wird ohne jede Fra­ge auch am Semi-Diens­tag beim Fern­seh­zu­schau­er visu­ell am stärks­ten hän­gen blei­ben: der Shrek-Moment, wenn der ukrai­nisch­stäm­mi­ge Igor Vov­ko­vink­sy, mit 2 Meter 34 einer der größ­ten Men­schen der Welt, die ver­gleichs­wei­se zer­brech­li­che Zla­ta Ogne­vich auf sei­nen gigan­ti­schen Hän­den auf die Büh­ne trägt und mit­tig auf einem sti­li­sier­ten Fel­sen abstellt, wo sie dann arm­ru­dernd für den Rest ihrer drei Minu­ten ver­sucht, den Geset­zen der Schwer­kraft zu trot­zen und nicht her­un­ter zu fal­len. Das Land bleibt also sei­nem Hang zu spek­ta­ku­lä­ren Insze­nie­run­gen treu, wofür ich es ja lie­be und womit es bis­lang immer gut gefah­ren ist. Selbst, wenn man sich fragt, was der Prin­zes­sin­nen­ab­wurf durch den umge­hend ver­schwin­den­den Mär­chen­rie­sen eigent­lich mit dem Song zu tun hat. Aber das frag­te man sich bei der Sand­frau vor zwei Jah­ren auch: Mika New­ton wur­de den­noch Vier­te. Erin­nert sich noch jemand an ihren Song?


Stampf, stampf, plonk: UPS, der Ukrai­ni­sche Prin­zes­sin­nen Ser­vice, lie­fert bis auf die Bühne

Im Pro­ben­vi­deo ist lei­der nicht all zu viel davon zu sehen, denn in die­sem Jahr arbei­ten zurück­ge­blie­be­ne (also, zu Hau­se geblie­be­ne) Blog­ger wie ich unter erschwer­ten Bedin­gun­gen: die ers­ten Test­durch­läu­fe, eigent­lich nur als Kame­ra­stell­pro­ben und für das Aus­pro­bie­ren ver­schie­de­ner Ideen gedacht, von den Fans aber sehn­süch­tigst erwar­tet, um ers­te Ein­drü­cke der Büh­nen­show zu erha­schen und auf den Fan­sei­ten zu Tode zu dis­ku­tie­ren, fin­den die­ses Jahr hin­ter ver­schlos­se­nen Türen statt. Die in Mal­mö anwe­sen­den Schwur­na­lis­ten durf­ten, in einen klei­nen Kino­saal gepfercht, zwar eine Weit­win­kel-Live­über­tra­gung mit­ver­fol­gen, aber nicht abfil­men. Und die offi­zi­el­len Vide­os auf eurovision.tv fokus­sie­ren auf “Behind the Sce­nes” und zei­gen nur drei­ßig­se­kün­di­ge Aus­schnit­te. Den­noch, für ers­te Wer­tun­gen und Spe­ku­la­tio­nen reicht das, in Ver­bin­dung mit den Berich­ten der Live­blog­ger vor Ort, natür­lich aus.


The only Way is up: Nat lässt einen fliegen

Natá­lia Kel­ly aus Öster­reich eröff­net bekannt­lich den Rei­gen und genießt so das Pri­vi­leg, mit der Büh­nen­de­ko spie­len zu dür­fen: 14 zäpf­chen­för­mi­gen IKEA-Papier­lam­pen, die zunächst als visu­el­le Trenn­stä­be zwi­schen ihren Backings her­um­ste­hen, pünkt­lich zum zwei­ten Refrain aber gen Büh­nen­him­mel ent­fleu­chen, was der als Ope­ner völ­lig fehl­plat­zier­ten Schnarch­bal­la­de zumin­dest einen klei­nen opti­schen Lift ver­passt. Bei der nach­fol­gen­den Bir­git Õde­mehl hän­gen die Leucht­zap­fen dann am obe­ren Rand der Büh­nen­de­ko­ra­ti­on, die somit wie ein rie­si­ger Vam­pir­mund aus­sieht, der die schwan­ge­re Estin zu ver­schlu­cken droht. Was mir nur Recht wäre, lang­weilt sie doch ein­fach nur zu Tode. Han­nah Man­ci­ni aus Slo­we­ni­en über­zeugt durch einen optisch äußerst anspre­chen­den Tän­zer (Matic Zadra­vec, war auch schon bei Maja Keuc im Ein­satz) und ein Schwarz­le­der-Metal­lic-Phan­ta­sie­out­fit mit beängs­ti­gend eng sit­zen­den Hals­rin­gen. Sind die womög­lich der Grund für die stimm­lich wenig über­zeu­gen­de Leis­tung? Ins­be­son­de­re der Ver­such, von der Haupt- zur Satel­li­ten­büh­ne zu lau­fen und gleich­zei­tig zu sin­gen, ging ziem­lich in die Hose.


Die Dariah-Kin­zer-Medail­le 2013 geht an Han­nah Mancini!

Fan-Favo­ri­tin Emme­lie de Forest lie­fert erwar­tungs­ge­mäß die sel­be Show ab wie schon beim däni­schen Melo­di Grand Prix. Zu mei­ner gro­ßen Erleich­te­rung scheint sie eine gute See­le zwi­schen­zeit­lich mit der segens­rei­chen Wir­kung von Sham­poo ver­traut gemacht zu haben: vie­len Dank dafür! Ein pyro­tech­ni­scher Gold­re­gen aser­bai­dscha­ni­schen Aus­ma­ßes run­det ihren Auf­tritt ab, wobei die Fra­ge offen bleibt, wie oft ich noch die Zei­le “How many times” hören kann, ohne Haß­pi­ckel zu krie­gen. Die kroa­ti­schen Klapisten tre­ten in angeb­lich authen­ti­schen dal­ma­ti­ni­schen Knap­pen­uni­for­men mit Nuß­kna­cker­stie­feln an, die sie aller­dings eher wie Lift­boys / Zir­kus­di­rek­to­ren / Adam Ant (Nicht­zu­tref­fen­des bit­te strei­chen!) aus­se­hen las­sen. Num­mer 1 – die Glat­ze – und Num­mer 2 (wirk­lich! da ste­hen Zah­len auf ihren Namens­schild­chen!) schmach­ten sich beim Sin­gen immer noch an wie frisch ver­liebt. Dabei gehört die Glat­ze doch mir!


Ein biss­chen erin­nert er mich ja an Sam, den Nach­rich­ten­spre­cher aus der Mup­pet-Show: der kroa­ti­sche Leadklapist

Leucht­ku­geln bil­den das visu­el­le Haupt­ele­ment von Dina Gari­po­vas Auf­tritt. Ich las, die Rus­sen woll­ten ursprüng­lich hun­der­te heli­um­ge­füll­te Bal­lons in der Hal­le schwe­ben las­sen, was die schwe­di­schen Pro­du­zen­ten aber ablehn­ten. Statt­des­sen tra­gen Dinas Backings nun Glüh­bäl­le über die Büh­ne (und las­sen sie in der Pro­be auch schon mal fal­len – hupps! -), um sie am Ende dann doch ins Publi­kum zu wer­fen. Hof­fent­lich kommt da kei­ne Kla­ge von SAT.1! Bleibt das Bes­te zum Schluss: Anouk! In simp­ler schwar­zer Jeans-Shirt-Kom­bi steht sie da und singt ohne jeg­li­chen Fir­le­fanz ihre Num­mer, wäh­rend auf dem Büh­nen­hin­ter­grund ein paar com­pu­ter­ani­mier­te Vögel flie­gen (müss­ten die nicht eigent­lich abstür­zen? Egal). Wenn sie jetzt noch bis Semi-Diens­tag lernt, in die Kame­ra zu schau­en, ist genü­gend Gän­se­haut in Euro­pa garan­tiert, um die Hol­län­der end­lich mal wie­der ins Fina­le zu hieven.


Hach!

6 Comments

  • Also wenn es die Hol­län­der damit nicht schaf­fen soll­ten sie es sein las­sen. Aber davon gehe ich jetzt mal nicht aus…

  • Übri­gens, habt Ihr gele­sen, dass die­ser ukrai­ni­sche Rie­se allen Erns­tes IGOR heißt und extra für den ESC aus den USA ein­ge­flo­gen wur­de? Total OTT, das gan­ze, und ich wür­de mich nicht wun­dern, wenn der Schuss nach hin­ten los­geht. Bei den Wett­quo­ten hat sich aber dies­be­züg­lich noch nix getan. 

    Und ich stim­me Patrick zu, wenn die Hol­län­der es damit nicht schaf­fen, dann schaf­fen sie es nie mehr – mei­ne Güte, das heu­len­de Wolfs­ru­del hats 2004 doch auch geschafft (aller­dings war der Jahr­gang noch schwä­cher) Go for it, Anouk!

    Ach ja, und @Oliver: Für den UPS gibts heu­te mei­ne Duuuse poeng!

  • 2004 war schwä­cher als 2013? In wel­chem Par­al­lel­uni­ver­sum? Oder ist damit nur das Semi gemeint? Abge­se­hen davon muss sich Anouk ja nun weni­ger Kon­kur­ren­ten stel­len, das soll­te also end­lich mal wie­der klap­pen. Ich freue mich jeden­falls auf die Reak­tio­nen im Publi­kum, wenn der ent­spre­chen­de Umschlag aufgeht. 😀

    TROS hat neben­bei schon für 2014 bestä­tigt. Man­geln­de Lei­dens­fä­hig­keit kann man unse­ren Nach­barn im Nord­wes­ten jeden­falls nicht bescheinigen…

  • Na, in mei­nem Par­al­lel­uni­ver­sum! Ist doch klar 🙂 Und ja, ich mei­ne den kom­plet­ten Jahr­gang, und dazu steh ich. 2013 ist der end­gül­ti­ge Tri­umph des Mit­tel­ma­ßes mit rela­tiv weni­gen Höhen und Tie­fen. 2004 war schon sehr grot­tig. Aber nur Mit­tel­maß is natür­lich auch nix…

  • Wild Dances? Shake It? For Real? Lane Moje (das ich nicht mag, aber ich kann Qua­li­tät auch erken­nen, wenn sie so daher­kommt, das war bei Suus nicht anders)? Stron­ger Every Minu­te? It Hurts? Tii?

    Sor­ry, aber 2004 hat­te ein hal­bes Dut­zend ech­te Kra­cher dabei, was die­ses Jahr kom­plett anders ist. Extre­mer, ja, aber schlech­ter war es nicht.

  • Tscha. Siehs­te, so sind die Geschmä­cker ver­schie­den. Von den von Dir genann­ten find ich nur Lane Moje toll, Tii ist ok, den Rest rauch ich durch die Pfeife. 

    Aber lass gut sein, wir soll­ten doch nun inzwi­schen gemerkt haben, dass unse­re Geschmä­cker zumeist inkom­pa­ti­bel sind. Ich les Dei­ne Bei­trä­ge aber trotz­dem sehr gerne 🙂

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