ESC 2014: Semi-Start­rei­hen­fol­ge steht fest

Sehr zügig: bereits weni­ge Tage nach Ende der Ein­rei­chungs­frist für die 37 Län­der­bei­trä­ge gab die EBU heu­te die Start­rei­hen­fol­ge in den bei­den Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­den am 6. und 8. Mai bekannt. Wie bereits 2012 wur­den die Songs vom aus­füh­ren­den Sen­der von Hand plat­ziert, um “alle Bei­trä­ge glän­zen zu las­sen”, wie es in EBU-Pro­sa heißt. Fast alle: Aar­zem­nie­kis ‘Cake to bake’, einer mei­ner Lieb­lings­lie­der, lei­der jedoch in fast allen Fan-Umfra­gen regel­mä­ßig weit hin­ten lan­dend, dürf­te zwi­schen den bei­den hoch­pro­fes­sio­nel­len Num­mern aus Arme­ni­en und Est­land noch kir­chen­tags­mä­ßi­ger wir­ken als so schon und sei­nen hand­ge­mach­ten Charme kaum ent­fal­ten kön­nen. Es erstaunt außer­dem, dass die neun Bal­la­den des sech­zehn­tei­li­gen ers­ten Semis nicht gleich­mä­ßig zwi­schen die Upt­em­po­stü­cke ver­teilt wur­den, son­dern sich auf den Posi­tio­nen sechs bis acht ein Drei­er­feld ballt. Ein Ver­such, den mit­tig in die­sem Feld plat­zier­ten rus­si­schen Bei­trag in einem klei­nen Bal­la­densee zu erträn­ken? Inter­es­sant übri­gens auch, dass aus­ge­rech­net Aser­bai­dschan als Trenn­mau­er zwi­schen Russ­land und der Ukrai­ne her­hal­ten muss, wäh­rend die EBU deren Erz­feind Arme­ni­en soweit wie mög­lich vom Land des Feu­ers ent­fernt als Eröff­nungs­ti­tel setz­te. Ande­rer­seits las­sen sich die Russ­land umge­ben­den Song­ti­tel nun als Kom­men­ta­re zur Krim­kri­se lesen: ‘Undo’‘No Pre­ju­di­ce’‘One Night’s Anger’ sowie ‘Start a Fire’ und ‘Tick Tock’


Pro­fi­tiert sie vom Depri-Drei­er davor? (PT)

Dumm könn­te es auch für Suzy aus Por­tu­gal lau­fen: deren eher chan­cen­lo­ser Light-Lam­ba­da erhält zwar womög­lich etwas Auf­wind dadurch, dass er das ers­te fröh­li­che Stück nach drei auf­ein­an­der­fol­gen­den, eher dun­kel gefärb­ten Titeln ist. Doch DR hat’s gege­ben, DR hat’s genom­men: nach der­zei­ti­ger Pla­nung muss sie nach der Wer­be­pau­se ran – da braucht sie erfah­rungs­ge­mäß erst gar nicht mehr antre­ten. Ein ähn­li­ches Schick­sal könn­te die fabel­haf­te Con­chi­ta Wurst im zwei­ten Semi erei­len: soll­te man auf den ers­ten Blick anneh­men, dass es die Dänen gut mit ihr mei­nen, indem sie ihre gro­ße, klas­si­sche Bond-Bal­la­de zwi­schen die krass bol­lern­den Proll­songs aus Polen und Litau­en packen, so macht auch hier die geplan­te Pin­kel­pau­se even­tu­ell alles zunich­te. Ein unglück­li­ches Händ­chen bewies dies­mal die Los­fee bei der Zutei­lung der Län­der in das vor­de­re oder hin­te­re Feld des ohne­hin sehr star­ken zwei­ten Semis: so ist DR gezwun­gen, alle Kracher[ref]Gilt nicht für Georgien![/ref] die­ser Qua­li­fi­ka­ti­ons­run­de Schlag auf Schlag in der ers­ten Hälf­te zu zün­den, wäh­rend für den hin­te­ren Part nur noch die Rohr­kre­pie­rer übrig blei­ben. Glück für Grie­chen­land, deren – für hel­le­ni­sche Ver­hält­nis­se – eher schwa­cher Bei­trag ‘Rise up’ nun als ein­zi­ge Aus­nah­me wie ein Soli­tär fun­kelt und dem so noch nicht mal der Klo­gang zuvor etwas anha­ben dürfte.


Die ein­zi­ge ech­te Dame in ihrer Semi-Hälf­te: Con­chi­ta Wurst (AT)

Doch geht die Kaf­fee­satz­le­se­rei in den dies­jäh­ri­gen Semis ange­sichts ihrer zah­len­mä­ßi­gen Bestü­ckung ohne­hin fehl: jeweils zehn von sech­zehn (Diens­tag) bzw. gar nur fünf­zehn (Don­ners­tag) Titel kön­nen sich für das Fina­le qua­li­fi­zie­ren. Da dürf­ten Start­po­si­tio­nen und Pau­sen kaum noch ins Gewicht fal­len. Inter­es­san­ter könn­te der Jury-Tele­vo­ting-Split wer­den, ins­be­son­de­re da die EBU dies­mal sämt­li­che Ergeb­nis­se, ein­schließ­lich der Tele­fon­an­ru­fe, im Nach­gang ver­öf­fent­li­chen will. Hier erwar­te ich mir mas­si­ve Dif­fe­ren­zen bei Dona­tan & Cleo als Publi­kums­ma­gnet, den die Juro­ren ange­wi­dert links lie­gen las­sen dürf­ten, und der geor­gi­schen Expe­ri­men­tal-Jazz-Grup­pe, die ver­mut­lich aus­schließ­lich bei den Jurys abräumt. Im ers­ten Semi dürf­ten The Com­mon Lin­nets als von den Tele­vo­tern wei­test­ge­hend igno­rier­ter Jury­lieb­ling fun­gie­ren, wäh­rend ich einen kla­ren Publi­kums­fa­vo­ri­ten nicht aus­ma­chen kann. Für höchs­tes Spalt­po­ten­zi­al dürf­te indes Bel­gi­ens Axel Hir­soux sor­gen, für den ich den­noch mas­sen­haft Anru­fe von Müt­tern und Mut­ter­söhn­chen aus ganz Euro­pa erwar­te – und sicher auch die ein oder ande­re mil­de Gabe aus Juro­ren­hand. Er könn­te gar der (vie­le zum Kot­zen brin­gen­de) Über­ra­schungs­sie­ger des ers­ten Semis wer­den, um im Fina­le dann abzu­stin­ken. War­ten wir’s ab!


Rus­la­na guckt jeden­falls schon mal ganz ver­klärt: Axel (BE)

ESC 1. Semi­fi­na­le 2014

Euro­vi­si­on Song Con­test 2014 – Ers­tes Semi­fi­na­le. Diens­tag, 6. Mai 2014, aus den B&W‑Hallerne in Kopen­ha­gen, Däne­mark. 16 Teil­neh­mer, Mode­ra­ti­on: Lise Røn­ne, Niko­laj Kop­pel und Pilou Asbæk.
#LKInter­pretTitelPkt
gs
Pl
gs
Pkt
TV
Pl
TV
01AMAram MP3Not alo­ne1210409604
02LVAar­zem­nie­kiCake to bake0331303810
03EETan­jaAma­zing0361201314
04SESan­na NielsenUndo1310209803
05ISPol­la­pönkNo Pre­ju­di­ce0610804309
06ALHer­cia­na MatmujaOne Night’s Anger0221500615
07RUTol­ma­che­vy TwinsShi­ne0630605707
08AZDilarə Kazi­mo­vaStart a Fire0570901513
09UAMaria Yarem­chukTick Tock1180509605
10BEAxel Hir­souxMother0281403111
11MDChris­ti­na ScarlatWild Soul0131600416
12SMValen­ti­na MonettaMay­be0401004908
13PTSuzyQue­ro ser tua0391106506
14NLThe Com­mon LinnetsCalm after the Storm1500113001
15MESer­gej ĆetkovićMoj Svi­jet0630702612
16HUAndrás Kál­lay-Saun­dersRun­ning1270310302

ESC 2. Semi­fi­na­le 2014

Euro­vi­si­on Song Con­test 2014 – Zwei­tes Semi­fi­na­le. Don­ners­tag, 8. Mai 2014, aus den B&W‑Hallerne in Kopen­ha­gen, Däne­mark. 15 Teil­neh­mer, Mode­ra­ti­on: Lise Røn­ne, Niko­laj Kop­pel und Pilou Asbæk.
#LKInter­pretTitelPkt
gs
Pl
gs
Rkg
TV
Pl
TV
01MTFire­lightComing home0630901614
02ILMei Fein­goldSame Heart0191402113
03NOCarl Espen ThorbjørnsenSilent Storm0770604608
04GEThe Shin + Mari­ko EbralidzeThree Minu­tes to Earth0151501515
05PLDona­tan & CleoMy Sło­wia­nie0700811302
06ATCon­chi­ta WurstRise like a Phoenix1690114901
07LTVili­ja MatačiūnaitėAtten­ti­on0361103711
08FISof­ten­gi­neSome­thing better0970305207
09IECan-linn + Casey SmithHeart­beat0351204010
10BYTeoCheeseca­ke0870507206
11MKTija­na DapčevićTo the Sky0331302612
12CHSebal­terHun­ter of Stars0920409704
13GRFre­aky For­tu­ne + RiskyKiddRise up0740708805
14SITin­ka­ra KovačRound and round0521004409
15ROPau­la Seling + Ovi­diu CernăuţeanuMira­cle1250211203

3 Comments

  • Hm. Ich bin mir nicht ganz sicher, nach wel­chem Maß­stab hier arran­giert wur­de. Arme­ni­en wird sich jeden­falls nicht beson­ders freu­en, auf die 1 gesetzt wor­den zu sein – aber bevor hier Ver­schwö­rungs­theo­rien von wegen ase­ri­scher Bestechung auf­kom­men (die gibt es, eben­so wie die Behaup­tun­gen, das von deut­schel­and ange­spro­che­ne Inter­view sei falsch über­setzt und über­haupt eine Lüge der Ase­ris, um Arme­ni­ens Chan­cen zu schmä­lern), auch Aser­bai­dschan kann mit sei­nem Start­platz wirk­lich nicht zufrie­den sein.

    Und bevor ich das hier gese­hen habe, war mir gar nicht bewusst, wie vie­le Zähl­kan­di­da­ten das zwei­te Semi in Hälf­te 2 hat. Ohne die Lie­der zu beur­tei­len – das kann ich im Moment gar nicht, weil ich mei­ne ESC-Funk­stil­le bis zum Erschei­nen des Albums dies­mal bei­na­he durch­ge­hal­ten habe und des­halb bis­lang nur die Songs aus Arme­ni­en und Deutsch­land ken­ne -, aber von den Wett­chan­cen her ist da ja gar nichts dabei, was auch nur halb­wegs Chan­cen hätte.

  • Okay, inzwi­schen sind ja die Video­play­lists auf You­tube (die sogar rei­bungs­los funk­tio­nie­ren; wer hät­te das gedacht?), und oh Him­mel. Was für ein mit­tel­mä­ßi­ges Jahr. Schlech­tes­ter ESC-Jahr­gang seit min­des­tens 2008, viel­leicht sogar seit 2002. Es sind nicht mal wirk­lich auf inter­es­san­te Art schlech­te Songs dabei (wie Rumä­ni­en letz­tes Jahr); fast alles ist ein­fach nur grütz­lang­wei­lig. Wenn mir Lett­land und die Schweiz in ihren jewei­li­gen Semis wie Leucht­feu­er der guten Lau­ne vor­kom­men, dann ist irgend­was schiefgelaufen.

    Ande­rer­seits scheint die­ses Jahr kein Top­fa­vo­rit in den Start­lö­chern zu ste­hen, so wie Däne­mark 2013 oder gar Schwe­den 2012. Ich könn­te damit leben, wenn Arme­ni­en das Ding holt, Nor­we­gen wäre auch okay, Ungarn wür­de mich bass erstau­nen (wenn man die The­ma­tik des Songs bedenkt), aber freu­en. Bit­te, bit­te nicht schon wie­der Schwe­den (der Song ist ganz nett, aber kein Sie­ger­ma­te­ri­al) oder Aser­bai­dschan (der Song will so hart “When the Music Dies” sein, dass es kei­nen Spaß mehr macht). Über Russ­land muss ich mich hof­fent­lich nicht wei­ter äußern. 2014 ver­spricht inter­es­sant zu wer­den, und es hat uns nur (bei­na­he) jeg­li­che inter­es­san­te Lie­der gekos­tet. War es das wert?

    Abwar­ten. Man kann sich vie­les schön­hö­ren (auch wenn ich laut lachen wer­de, wenn San Mari­no mit die­sem “Cri­sal­i­de” für Anfän­ger tat­säch­lich zum ers­ten Mal das Fina­le kna­cken soll­te), und viel­leicht kris­tal­li­siert sich bis Mai ja doch noch ein ande­rer Lieb­lings­song für mich her­aus. Für den Moment: my 12 points go to Switzerland!

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