Fünf­ter Super­sams­tag 2014: Der Flö­ten­schlumpf fängt an

Neben dem schwe­di­schen Melo­di­fes­ti­valen, auf das die Augen aller Fans ges­tern Abend gerich­tet waren, wähl­ten zwei wei­te­re Län­der gewis­ser­ma­ßen unter Aus­schluss der Öffent­lich­keit ihre Ver­tre­ter für Kopen­ha­gen aus. Ganz am Vor­jah­res­sie­ger ori­en­tier­ten sich dabei die Slo­we­nen, die sich – bei rei­nem Tele­vo­ting – mit kla­rer Zwei­drit­tel­mehr­heit für die Flö­tis­tin Tin­ka­ra Kovač ent­schie­den. Ihr belang­lo­ses, zwei­spra­chig inter­pre­tier­tes ‘Spet (Round and round)’ wie­der­holt nicht nur in der Aus­wahl der musi­ka­li­schen Instru­men­te die Rezep­te des Vor­jah­res: als Kom­po­nis­tin zeich­net die letzt­jäh­ri­ge Letzt­plat­zier­te Han­nah Man­ci­ni für den kraft- und saft­lo­sen Mid­tem­po­song mit ver­ant­wort­lich, den die immer­hin stimm­lich tadel­lo­se Tin­ka­ra in einem inter­es­san­ten Ensem­ble aus schwar­zer Voll­plas­tik-See­not­ret­tungs­wes­te über tür­ki­ser Tüll­schlep­pe zum Vor­tra­ge brach­te. Sty­ling og con­sul­ting – aber fix, bitte!


Da half die schwe­di­sche ritu­el­le Flö­ten­ver­bren­nung nicht: Tin­ka­ra (SI)

Bei der EMA auf der Stre­cke blieb Omar Naber mit sei­nem trot­zig beti­tel­ten ‘I won’t give up’. Zwar prä­sen­tier­te sich der slo­we­ni­sche Rob­bie Wil­liams noch immer so super­se­xy wie schon 2005 und zeig­te auch freund­li­cher­wei­se sein üppi­ges Brust­haar. Musi­ka­lisch konn­te sei­ne lah­me Rock­bal­la­de, eine von gleich drei gitar­ren­be­ton­ten Wett­be­werbs­bei­trä­gen des Abends. aber wenig über­zeu­gen. Beim däni­schen Melo­di Grand Prix, im Ursprungs­land der Euro­vi­si­ons­flö­te, sieg­te unter­des­sen mit Basim ein schlump­fen­gro­ßer Minia­tur­mi­grant mit Scham­haar­fri­sur und einem in guter alter ‘Don’t worry, be hap­py’-Tra­di­ti­on gescat­te­ten Lied mit dem spre­chen­den Titel ‘Cli­ché Love Song’. Oha, Däne­mark und Eige­niro­nie? Man mag es kaum glau­ben! Musi­ka­lisch trägt der gelun­ge­ne Witz des mit zahl­rei­chen “Schubi­du­ab“s ver­zier­ten Titels unge­fähr eine Minu­te lang, dann wird es ein biss­chen repe­ti­tiv und fängt an zu lang­wei­len. Aber immer­hin mal etwas leid­lich Ori­gi­nel­les aus dem Land des seich­ten Pop­ge­sei­ers – dafür dan­ke, Dänemark!


Krøl­ler eller ej: Basim mag Kli­schees (DK)

Erwäh­nung fin­den muss auf jeden Fall noch der MGP-Teil­neh­mer Glam­boy P – nicht für sei­nen bil­li­gen ‘Eupho­ria’-Klon ‘Right by your Side’, son­dern ein­zig und allei­ne für sei­ne nahe­zu unbe­schreib­li­che Fri­sur, eine Kom­bi­na­ti­on aus kreis­för­mi­gem Bob vor­ne und meter­lan­gem Meer­jung­frau­en-Blond­haar hin­ten – mög­li­cher­wei­se die bes­te Par­odie auf das Frü­he-Neun­zi­ger-Phä­no­men Vokuh­i­la, die es jemals gab! Aller­dings hege ich die leich­te Befürch­tung, dass die­se Fri­sur (wie auch die ver­stö­ren­de Tanz­dar­bie­tung unse­res Glam­boys) gar nicht lus­tig gemeint war – immer­hin erin­nert auch sein Out­fit ein wenig an eine Zwangs­ja­cke. Und so hof­fe ich doch, dass die Dänen ihn nach dem Auf­tritt wie­der in die Geschlos­se­ne zurück­ge­bracht haben, denn so weit ist es von Øden­se bis zur deut­schen Gren­ze ja nicht…


DJ Bobo hat ange­ru­fen und will sei­ne Schau­fens­ter­pup­pen zurück!

Bleibt noch zu ver­mel­den, dass auch Russ­land sei­ne Grand-Prix-Reprä­sen­tan­tin­nen gefun­den hat: es sind die Tomal­che­vy-Zwil­lin­ge, die schon mal bei der Euro­vi­si­on gewan­nen: 2006 beim Juni­or-ESC in Buka­rest. Mitt­ler­wei­le zäh­len die rus­si­schen Kess­lers stol­ze 17 Len­ze, sind also auch beim rich­ti­gen Grand Prix start­be­rech­tigt. Die ursprüng­lich bereits für Sil­ves­ter ange­kün­dig­te öffent­li­che Vor­ent­schei­dung spar­te sich das rus­si­sche Fern­se­hen kom­plett und nomi­nier­te die Zwei direkt – womög­lich in der Vor­ah­nung, dass das Land auf­grund der aktu­el­len poli­ti­schen Ereig­nis­se nicht ganz so gro­ße Chan­cen auf einen Sieg haben dürf­te wie sonst. Den Titel der Tomal­che­vys will man in Kür­ze nachreichen.


Eine Remi­nis­zenz an den Pra­ger Früh­ling? Die Tomal­che­vys 2006

Däne­marks Scham­haar­schlumpf ist ohne­hin gesetzt – kommt Slo­we­ni­ens Flö­tis­tin auch ins Finale?

  • Auf kei­nen Fall. (52%, 22 Votes)
  • Tin­ka­ra schafft das, dank geschick­ter Instru­men­ten­wahl. (48%, 20 Votes)

Total Voters: 52

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8 Comments

  • Ja, aus Däne­mark kommt tat­säch­lich mal etwas Erträg­li­ches. Und auch der erträg­lichs­te Song von den drei Neu­zu­gän­gen von ges­tern Abend. Wobei auch die­ser durch­aus nicht ohne Nerv­po­ten­ti­al ist. Aber bes­ser als Retor­ten­bal­la­de und Sie­ger­ko­pie alle­mal. Die Frisch­zel­len­kur, die sich in den letz­ten Jah­ren für den ESC andeu­te­te, scheint sich lei­der immer mehr zu einer Boto­xin­jek­ti­on zu ent­wi­ckeln. Juries und Durch­schnitts­kal­ku­la­ti­on sei “Dank”?

  • Ach, man kann es nicht oft genug beto­nen: Die­se Sei­te ist ein stän­di­ger Quell der Freu­de! Was habe ich bei der Head­line mit dem “Flö­ten­schlumpf” gelacht … Ich kann mich gar nicht beru­hi­gen und muss immer wie­der losprusten.
    Aber er hat (meis­tens) recht, der Blog-Betrei­ber, so auch im Fal­le DK und SI.

  • Tja, da habe ich wohl einen völ­lig ande­ren Super­sams­tag gese­hen. Für mich ist der däni­sche Skl­at­man der ein­zi­ge Makel des ansons­ten wun­der­ba­ren Abends. Wäh­rend der in mei­ner per­sön­li­chen Rang­lis­te gleich auf den dritt­letz­ten Platz abdüst (kurz vor Frank­reich und Schluss­licht Weiß­russ­land), habe ich mit Freu­de San­na und Tin­ka­ra in mei­nen­Top Ten begrüßt. Schön, dass auch mal wie­der Leu­te gewählt wer­den, die wirk­lich sin­gen können.

  • Nur zur Infor­ma­ti­on : Däne­mark ist als Vor­jahrs­sie­ger auto­ma­tisch für das Fina­le qualifiziert

  • Frank­reich und Weiß­russ­land sind bei­de in mei­ner Top Ten, das sagt dann wohl alles. Wir haben schein­bar ein­fach einen dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setz­ten Geschmack. 😀

  • Ups, wie pein­lich! Ich hab das anschei­nend so gründ­lich ver­drängt, dass ich es nicht mehr parat hat­te. Habe das Voting ent­spre­chend kor­ri­giert, sor­ry an alle, die schon abge­stimmt hatten!

  • Slo­wa­ki­sche Flö­ten­schlumpfi­ne: Öhm ja, OK, zur Kennt­nis genommen.

    Däne­mark: Nun ja, die Num­mer ist natür­lich total platt und belang­los, aber ver­dammt, ich erwi­sche mei­nen Fuß beim Mit­wip­pen und mein Gesicht beim Grin­sen. Der Song hat ordent­li­ches Fei­er- und Mirgröhl­po­ten­ti­al, und so was kann der ESC immer gut gebrauchen.

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