Gerührt, nicht geschüt­telt: Con­chi­ta Wurst gibt uns das Bond-Girl

Als ers­te Teil­neh­me­rin für den Euro­vi­si­on Song Con­test 2014 nomi­niert, spann­te uns die öster­rei­chi­sche Ver­tre­te­rin Con­chi­ta Wurst hin­sicht­lich ihres Bei­trags am längs­ten auf die Fol­ter: heu­te früh erst, bereits nach dem offi­zi­el­len Abga­be­ter­min, ver­öf­fent­lich­te der ORF ihren Song für Däne­mark. Das War­ten hat sich gelohnt: das unter ande­rem von dem Deut­schen Ali Zuc­kow­ski kom­po­nier­te ‘Rise like a Phoe­nix’ ist eine klas­si­sche James-Bond-Bal­la­de von der ers­ten bis zur letz­ten Sekun­de, ver­schwen­de­risch orches­triert und dra­ma­tisch auf­ge­baut, mit viel Raum für gro­ße, shir­ley­es­ke (Bas­sey, nicht Clamp) Noten, die Con­chi­ta anspre­chend meis­tert. Selbst­re­dend han­delt der vom US-Ame­ri­ka­ner Char­ly Mason ver­fass­te Text von Trans­for­ma­ti­on und Wie­der­ge­burt und beschreibt die Inter­pre­tin als mythi­sche Sagen­ge­stalt, die sich über die Eng­stir­nig­keit und Trans­pho­bie, wel­cher der Kunst­fi­gur Wurst seit Sep­tem­ber letz­ten Jah­res in vie­len Inter­net­fo­ren trau­ri­ger­wei­se ent­ge­gen­schlug, erhebt. Und natür­lich tritt Con­chi­ta im dazu­ge­hö­ri­gen Video wie­der mit ihrem Mar­ken­zei­chen auf, dem ange­mal­ten Vollbart.

Ich stei­ge auf wie ein Phoe­nix, doch Du bist mei­ne Flam­me”: Con­chi­ta zeigt es ihren Hatern.

Inter­es­san­ter­wei­se scheint es gera­de jenes spie­le­risch hin­zu­ge­füg­te pri­mä­re sekun­dä­re Geschlechts­merk­mal zu sein, wel­ches sie in der opti­schen Wahr­neh­mung von Vor­gän­ge­rin­nen wie Ver­ka Ser­duch­ka (UA 2007) oder DQ (DK 2007) unter­schei­det, über das so Vie­le nicht hin­weg sehen kön­nen und das deren fest­ze­men­tier­te Welt­sicht so sehr erschüt­tert, dass sie die vom ehe­ma­li­gen Star­ma­nia-Teil­neh­mer Tom Neu­werth insze­nier­te Drag Queen als Bedro­hung emp­fin­den und als “irri­tie­rend” oder “lächer­lich” abtun. Und wes­we­gen sie glau­ben, dass der öster­rei­chi­sche Song als “Spaß­bei­trag” ganz unten im Ran­king lan­den wird. Da muss ich natür­lich wider­spre­chen, denn mal abge­se­hen davon, dass mir völ­lig schlei­er­haft ist, was am Kon­zept “Spaß” ver­kehrt sein soll: es ist ja gera­de das Spie­le­ri­sche, was die Figur Con­chi­ta Wurst weit über das mitt­ler­wei­le doch eher Lang­wei­li­ge der han­dels­üb­li­chen Tra­ves­tie mit per­fekt geschmink­ten Damen­dar­stel­lern in pom­pö­sen Perü­cken und straß­be­setz­ten Ball­klei­dern her­aus­hebt und so sym­pa­thisch macht. Zeigt Frau Wurst mit dem Song doch, dass sie sin­gen und einen Qua­li­täts­bei­trag lie­fern kann. Wenn das im Semi kle­ben blei­ben soll­te, ver­lie­re ich wirk­lich den Glau­ben an die Menschheit!

Live stemmt sie das auch: Con­chi­ta im TV.

Zuletzt aktua­li­siert: 15.10.2021

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Zieht Öster­reich mit Bond-Girl Con­chi­ta Wurst ins Fina­le ein?

  • Selbst­re­dend. Auf­merk­sam­keits­star­ker Act und klas­se Song, das kann nur gut gehen! (73%, 109 Votes)
  • Nein, und das hat mit Trans­pho­bie nichts zu tun: der Song ist ein­fach nicht gut. (14%, 21 Votes)
  • Nein. Der durch­schnitt­li­che TV-Zuschau­er lehnt bär­ti­ge Frau­en nun mal lei­der ab. (13%, 19 Votes)

Total Voters: 149

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16 Comments

  • Auch wenn mich das Auf­tre­ten von Herrn Neu­werth immer noch abstößt (gilt genau­so für Ver­ka!), so über­zeugt er mich stimm­lich wie immer, und das ist es, wor­auf es mir letzt­lich ankommt. Und natür­lich ist das kein “Spaß­bei­trag”. Über den Song bin ich mir noch nicht so im kla­ren. Kommt groß daher und hat auch was, bleibt aber den­noch irgend­wie kli­schee­haft. Das muss ich erst noch dem Dau­er­test unter­zie­hen. Auf jeden Fall aber im Fina­le, wenn’s nach mir ginge.

  • Eine schö­ne Bal­la­de, stimm­ge­wal­tig vor­ge­tra­gen. Bra­vo Con­chi­ta! Nach­dem sich Russland/Weißrußland nicht aus der Über­tra­gung aus­klin­ken kön­nen, was sie wohl woll­ten, bin ich gespannt, wie die jewei­li­gen Kom­men­ta­to­ren die­sen Auf­tritt ihren Zuse­hern erklären.
    @def sei ein biss­chen tole­ran­ter. Wir leben im Zeit­al­ter der Diversität.

  • Nit­pick: ein Bart ist ein sekun­dä­res Geschlechts­merk­mal, kein pri­mä­res. Spie­le­risch hin­zu­ge­füg­te pri­mä­re Geschlechts­merk­ma­le kämen an der EBU auch kaum vorbei. 😉

    Ansons­ten bin ich wirk­lich ange­nehm über­rascht. Ganz gro­ßes Kino.

  • Wun­der­bar – herr­lich – so eine Bal­la­de habe ich mir von Con­chi­ta gewünscht und alle mei­ne Erwar­tun­gen wur­den erfüllt – ich bin glück­lich und habe schon in eini­gen Foren heu­te böse Kom­men­ta­re – bevor­zugt aus Ost­eu­ro­pa dazu gele­sen – umso wich­ti­ger, dass Con­chi­ta singt und einen genia­len Auf­tritt hin­le­gen wird, dass ande­ren die Spu­cke im Hals ste­cken bleibt – herr­lich – wunderbar

  • Da steckt kei­ner­lei Ideo­lo­gie dahin­ter. Geht mir ein­fach so, ver­mut­lich in ähn­li­cher Wei­se wie dem Haus­herrn offen­bar fet­ti­ge, sträh­ni­ge Haa­re zuwi­der sind.

  • Erklä­rung sie­he oben. Hat mit Into­le­ranz nichts zu tun. Im Gegen­teil, ich fin­de die Per­for­mance sehr gut und wün­sche ihm alles Gute.

  • Ups! Dan­ke, kor­ri­giert. Das mache ich jedes Mal falsch, weil mei­ne Logik mir etwas ande­res sagt: unter nor­ma­len Umstän­den (sagen wir, auf der Stra­ße) sehe ich ja eher den Bart als den Penis. Also ist doch der Bart das pri­mä­re Geschlechtsmerkmal. 😉

  • Da ich ja auf sol­che James-Bond-Mucke ste­he (ist Mol­ly viel­leicht nur Plan B der BBC und man hat mit die­sem Song zuerst in der Tra­di­ti­on von Engel­bert und Bon­nie Tyler Shir­ley Bas­sey ange­fragt?), kann ich nur sagen: Ab ins Fina­le damit! Mit der Aus­wahl die­ses Songs beweist Tom in jedem Fall Geschmack. 😉

  • Für mich per­sön­lich: Fina­le auf jeden Fall. Und dann? Ich den­ke. Con­ci­ta wird so Mit­te bis max. obe­res Drit­tel lan­den, ich find den Song etwas arg kon­stru­iert. Sor­ry – ragt zwar aus dem Gros des 2014er Jahr­gangs her­aus. aber Arme­ni­en und Nor­we­gen sind ein­fach besser.

  • gaaaaaaaaaaaaaaaaaaa­anz gro­ßes kino. ich lie­be bond-bal­la­den. und frau wurst hat ein­fach die stim­me, das auch live zu brin­gen. das muss ein­fach mehr über­zeu­gen als so man­ches geklim­pe­re und gekräch­ze, das in die­sem jahr zu hören sein wird. ich freu mich für österreich!

  • Ich drü­cke ganz fest die Dau­men! Super Song, super Stim­me, super Per­for­mance! Öster­reich hat schon ewig kei­nen so guten Bei­trag mehr gehabt. Go for Gold Concita!!!

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