Udo Jür­gens ist tot

Heu­te ver­starb der gro­ße Udo Jür­gens im Alter von 80 Jah­ren völ­lig uner­war­tet an Herz­ver­sa­gen. Mit sei­ner drei­ma­li­gen Teil­nah­me in Fol­ge in den Jah­ren 1964 bis 1966 und dem ers­ten Sieg beim Euro­vi­si­on Song Con­test für sei­ne Hei­mat Öster­reich begann sei­ne Kar­rie­re als einer der erfolg­reichs­ten euro­päi­schen Kom­po­nis­ten und Sän­ger. Wiki­pe­dia zufol­ge schrieb er mehr als tau­send Lie­der, sowohl für sich selbst als auch für ande­re (bei­spiels­wei­se kom­po­nier­te er für Shir­ley Bas­sey oder Alex­an­dra), ver­öf­fent­lich­te über 50 Alben und ver­kauf­te 105 Mil­lio­nen Ton­trä­ger. ‘War­um nur, war­um’, sein ers­ter Grand-Prix-Bei­trag von 1964, wur­de in der vom bri­ti­schen Teil­neh­mer die­ses Jah­res, Matt Mon­ro, als ‘Walk away’ geco­ver­ten Fas­sung ein Top-Fünf-Hit im König­reich mit 1,5 Mil­lio­nen abge­setz­ter Sin­gles, wäh­rend Udos deutsch­spra­chi­ge Ori­gi­nal­fas­sung die fran­zö­si­sche Top Ten kna­cken konn­te. Auch mit ‘Sag ihr, ich lass sie grü­ßen’ (1965) und dem Sie­ger­ti­tel ‘Mer­ci, Ché­ri’ (1966) erziel­te er beacht­li­che kom­mer­zi­el­le Erfol­ge. 1968 schrieb er den öster­rei­chi­schen Bei­trag ‘Tau­send Fens­ter’, gesun­gen von Karel Gott, der jedoch auf einem der hin­te­ren Plät­ze landete.

War­um nur müs­sen Blu­men ver­blühn? Udo Jür­gens ist tot.

Auch abseits des Euro­vi­si­on Song Con­tests gelan­gen Jür­gens zahl­rei­che Hits, die im deutsch­spra­chi­gen Raum heu­te zum kul­tu­rel­len Grund­ka­non gehö­ren, wie bei­spiels­wei­se ‘Sieb­zehn Jahr, blon­des Haar’ (1965), ‘Immer wie­der geht die Son­ne auf’ (1967), die von Ralph Sie­gel kom­po­nier­te pro­du­zier­te Gast­ar­bei­ter­hym­ne ‘Grie­chi­scher Wein’ (1974 ein Num­mer-Eins-Hit in Deutsch­land und der Schweiz), die ihm einen Emp­fang durch den grie­chi­schen Minis­ter­prä­si­den­ten ein­brach­te, oder der Titel für die ARD-Fern­seh­lot­te­rie, ‘Zeig mir den Platz an der Son­ne’ (1971), vor allem aber sozi­al­kri­ti­sche Songs wie ‘Ein ehren­wer­tes Haus’ (1975), ‘Tan­te Emma’ (1976), ‘Gefeu­ert’ (1977) oder ‘Fünf Minu­ten vor Zwölf’ (1982). Sein letz­ter gro­ßer Sin­gle-Hit gelang ihm im Rah­men der von Guil­do Horn beför­der­ten Retro-Schla­ger-Wel­le im Jah­re 2001 mit dem 1982 erst­ver­öf­fent­lich­ten Lied ‘Ich war noch nie­mals in New York’, das auch als titel­ge­ben­der Song für das 2007 urauf­ge­führ­te, gleich­na­mi­ge Musi­cal dien­te. Mein per­sön­li­cher Lieb­lings­ti­tel von Udo ist das zutiefst berüh­ren­de ‘Ich wünsch Dir Lie­be ohne Lei­den’, das er 1984 mit sei­ner Toch­ter Jen­ny Jür­gens auf­nahm, die 1988 die deut­sche Euro­vi­si­ons­vor­ent­schei­dung moderierte.

Trä­nen­trei­bend: Udos Familienhymne.

Beim Betrach­ten von Udos Dis­ko­gra­fie fällt auf, dass der Kla­gen­fur­ter in Deutsch­land kom­mer­zi­ell deut­lich erfolg­rei­cher war als in sei­nem Hei­mat­land Öster­reich, wo man trotz sei­nes Sta­tus als (bis 2014 ein­zi­ger) Grand-Prix-Gewin­ner sei­ne Alben und Sin­gles lan­ge Zeit ziem­lich ver­schmäh­te, was sich erst in der Spät­pha­se sei­ner bis zum heu­ti­gen Tag andau­ern­den Kar­rie­re änder­te. Lag es dar­an, dass der als Udo Bockel­mann gebo­re­ne Kärnt­ner deut­sche Vor­fah­ren hat­te (sein Onkel Wer­ner Bockel­mann war von 1957 bis 1964 Ober­bür­ger­meis­ter mei­ner Hei­mat­stadt Frank­furt am Main)? In Con­chi­ta Wurst sah Jür­gens übri­gens eine wür­di­ge Thron­fol­ge­rin, wie er gegen­über der Klei­nen Zei­tung sag­te: “Dass Län­der wie Spa­ni­en oder Irland zwölf Punk­te geben, ist ein tol­les Signal in Rich­tung Frei­heit und Eman­zi­pa­ti­on des Indi­vi­du­ums. Ange­sichts der Äuße­run­gen eines Herrn Stra­che oder Putin, die offen­bar die Welt nicht mehr ver­ste­hen, ist das eine wun­der­ba­re Genug­tu­ung für mich”. Mit Udo Jür­gens stirbt einer der letz­ten rich­tig Gro­ßen sei­ner Bran­che. Die ARD nimmt aus Anlass sei­nes Todes heu­te Abend um 23:45 Uhr das 45minütige Spe­cial “Die Legen­de Udo Jür­gens” ins Pro­gramm, mor­gen folgt um 20:15 Uhr die Wie­der­ho­lung der 90minütigen Doku­men­ti­on “Der Mann, der Udo Jür­gens ist”.

Trost für dunk­le Stun­den vom Meis­ter persönlich.

8 Comments

  • Einer der ganz Gro­ßen ist gegan­gen… Ich bin scho­ckiert und trau­rig. R.I.P Udo und Mer­ci für alles!

  • Ich bin geschockt!

    Tut mir leid, wenn ich den Ano­rak raus­hän­gen las­sen muss, aber Grie­chi­scher Wein hat er selbst geschrie­ben, Herr Sie­gel war ledig­lich Pro­du­zent. Und erst ist erst heu­te Nach­mit­tag gestorben.

  • Hät­te er nicht noch wenigs­tens bis zum ESC 2015 durch­hal­ten können? 🙁
    Ein so bedeu­ten­der Mann so ung­la­mou­rös ver­stor­ben – beim Spa­zier­gang zusam­men­ge­bro­chen. Es stirbt zwar jeder frü­her oder spä­ter und es wäre auch nicht an Herrn Jür­gens vor­bei­ge­gan­gen, aber scha­de, dass es jetzt pas­sier­te, denn er hat­te ja noch was vor mit sei­nen Auftritten.

  • Ich bin mit den Lie­dern von Udo Jür­gens auf­ge­wach­sen und das sehr ger­ne – die­se Geschich­ten mit Rele­vanz, die er in mal flot­te und mal anrüh­ren­de Melo­dien klei­de­te – das war toll. Ich bin im Moment sehr trau­rig. Aber es passt, dass aus­ge­rech­net er – die­ser vita­le Mensch – so gestor­ben ist, wie er es sich ver­mut­lich selbst kom­po­niert hät­te. 🙂 Schrei­be dies und summe.…
    … dudu­du … Die Zeit ist um, die uns ver­band – Ich weiß, dass du es fühlst – So geh ich jetzt, auch wenn du mich – Noch gern beschüt­zen willst – Dein Leucht­turm steht nun anders­wo – Und nicht mehr hier bei dir – Und auf dem Weg zum eige­nen Licht – Komm sag, was wünschst du mir – Ich wünsch dir Lie­be ohne Lei­den … dududu

  • In der Tat ein groß­ar­ti­ger Künst­ler – span­nen­der­wei­se hat er mei­ne Lieb­lings­ongs, für die er die Melo­die geschrie­ben hat, gar nicht sel­ber gesun­gen: “Illu­sio­nen” von Alex­an­dra bzw. die eng­li­sche Cover­ver­si­on “If I Never Sing ano­ther Song”, mit der Con­nie Fran­cis seit fast 40 Jah­ren jedes Kon­zert beschließt.

  • Illu­sio­nen” hat er mal als B‑Seite selbst ein­ge­sun­gen. An die Fas­sung von Alex­an­dra kommt aber nichts und nie­mand ran, fin­de ich.

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