Bal­ti­kum, wir kom­men! (Est­land und Litau­en 2015)

Merkt Euch mei­ne Wor­te: der Euro­vi­si­on Song Con­test wird 2016 im Bal­ti­kum statt­fin­den. Punk­tum. Nach­dem die bis­he­ri­ge Vor­ent­schei­dungs­sai­son so ziem­lich eine Ent­täu­schung nach der ande­ren her­vor­brach­te, leg­ten heu­te Abend direkt hin­ter­ein­an­der die bei­den Bal­ten­staa­ten Litau­en und Est­land Punkt­lan­dun­gen hin und wähl­ten die ers­ten bei­den Knal­ler des aktu­el­len Jahr­gangs und hei­ßes­ten (oder rich­ti­ger: ein­zi­gen) Anwär­ter auf die Euro­vi­si­ons­kro­ne 2015. Soll­te unter den noch offe­nen Vor­ent­schei­dun­gen kein abso­lu­ter Über­flie­ger mehr dabei sein (und für Deutsch­land kön­nen wir das bei­spiels­wei­se defi­ni­tiv aus­schlie­ßen), so haben wir den Sie­ger­song die­ses Jahr­gangs heu­te Abend gehört. Die Fra­ge ist nur noch: Tal­lin oder Vilnius?

It’s in his Kiss (that’s whe­re it is): Moni­ka & Vai­das (LT)

In Litau­en stand der Song bereits letz­te Woche fest, heu­te ging es nur noch um den Inter­pre­ten. Lus­ti­ger­wei­se taten sich zwei der drei übrig geblie­be­nen Finalist/innen, die eigent­lich als Solo­sän­ger vor­ge­se­hen waren, zusam­men, und per­form­ten ‘This Time’ als Duett. Damit lan­de­ten Moni­ka Lin­ky­tė und Vai­das Bau­mi­la einen Voll­tref­fer – zumal sie die schwung­vol­le, von Hand­klat­schern der Backings befeu­er­te Num­mer in der Mit­te für einen Kuss unter­bra­chen und so die bereits 1957 von den Dänen begon­nen Tra­di­ti­on des öffent­li­chen Aus­tauschs von Zärt­lich­kei­ten vor Kame­ras fort­setz­ten. Und auch, wenn an die­ser Stel­le ver­mut­lich die Her­zen vie­ler schwu­ler Fans bra­chen (Vai­das ist schon ein ech­ter Hot­tie): das war ein­fach nied­lich und wirk­te auch nicht auf­ge­setzt. Die här­tes­ten Kon­kur­ren­ten für das litaui­sche Duo gewan­nen – erwar­tungs­ge­mäß – etli­che Minu­ten spä­ter im wei­ter nörd­lich lie­gen­den Est­land: Eli­na Born und Stig Räs­ta, ein wei­te­res Duo, mit dem bereits seit Wochen von etli­chen Fans als siche­rer Euro­vi­si­ons­sie­ger getipp­ten ‘Good­bye to Yes­ter­day’, einem atmo­sphä­risch dich­ten Lied irgend­wo zwi­schen ‘Sum­mer Wine’, ‘Rise like a Phoe­nix’ und ‘Calm after the Storm’. Es stör­te noch nicht mal son­der­lich, dass die bei­den nuschel­ten und wirk­lich schlecht san­gen und auch wenig Cha­ris­ma zeig­ten. So gut ist der Song!


Wohn­zim­mer­at­mo und est­ni­scher Som­mer­wein: Stig & Eli­na (EE)

Dies­mal spiel­te sogar die sonst gegen­über Publi­kums­fa­vo­ri­ten stets obsti­na­te est­ni­sche Jury mit: mit der Höchst­wer­tung der Vor­jah­res­ver­tre­te­rin Tan­ja zog das in allen Umfra­gen stets weit vor­ne lie­gen­de Duo im Jury­vo­ting ganz knapp an der Indie-Rock-Kom­bo Ele­phants from Nep­tun vor­bei, die aber im Tele­vo­ting der­ma­ßen abkack­te, dass sie nicht ins Super­fi­na­le der best­plat­zier­ten Drei ein­zog. Das taten statt­des­sen Eli­sa Kolk (unwich­tig) und der Mäd­chen­schwarm Dani­el Levi, der das pop­pi­ge ‘Bur­ning Lights’ visu­ell durch Stage­di­ving ver­edel­te, wofür das est­ni­sche Fern­se­hen aller­dings extra fünf­zig durch­trai­nier­te jun­ge Men­schen vor die Büh­ne stell­te, damit beim cle­ver per Sel­fie-Kame­ra abge­film­ten Gig auch nichts schief geht. Ger­ne hät­te ich ja erlebt, ob Dani­el sich auch in der Wie­ner Stadt­hal­le in die ech­te Euro­vi­si­on Mosh Pit getraut hät­te – und ob die dort ver­sam­mel­ten Fans ihn eben­falls minu­ten­lang auf Hän­den getra­gen oder doch eher in Win­des­ei­le sei­ner Klei­dung ent­le­digt hätten!


Klas­sisch sexy: wei­ßes Shirt, Jeans, Gitar­re: Dani­el Levi (EE)

Doch schon in der ers­ten Abstim­mungs­run­de (wo es übri­gens im Green Room zu einer hoch­gra­dig lus­ti­gen Sze­ne kam, als Lui­sa Värk unge­rech­ter­wei­se Letz­te wur­de und das mit Vogelz­ei­gen quit­tier­te) führ­ten Eli­na & Stig mit 79% der Tele­vo­ting­stim­men: ein Ergeb­nis, das sogar Ste­fan Raab (DE 2000) nei­disch machen dürf­te. Und so war es kei­ne Über­ra­schung, dass sie auch im Super­fi­na­le, wo nur noch die Zuschau­er das Sagen hat­ten, das Ren­nen mach­ten. Mal schau­en, ob es in Wien bei der Prä­sen­ta­ti­on in schwarz­weiß bleibt (fin­de ich eigent­lich ein biss­chen aus­ge­lutscht), und ob sie noch ein Schipp­chen an Büh­nen­aus­strah­lung und Stim­me zule­gen kön­nen (oder ein paar Backings mit­neh­men). Nichts­des­to­trotz schlie­ße ich mich dem auf Fan­sei­ten seit Wochen zele­brier­ten Hype vor­be­halt­los an und behar­re bis auf Wei­te­res dar­auf: 2016 geht’s ins Bal­ti­kum! Ich freu mich!

Nehmen’se jrün, det hebt: die Ele­phants from Nep­tu­ne (EE)

Und was meinst Du: geht’s 2016 nach Est­land oder Litauen?

  • Ein­deu­tig Est­land. Die Num­mer ist ein­fach unschlag­bar. (39%, 43 Votes)
  • Mal lang­sam mit den jun­gen Pfer­den! Viel­leicht kommt ja noch Bes­se­res. (23%, 25 Votes)
  • Weder noch: die Esten kön­nen nicht sin­gen und der litaui­sche Kuss-Kitsch macht mich krank. (14%, 16 Votes)
  • Schö­ne Num­mern, aber ich hab einen ganz ande­ren Favo­ri­ten. Doch, ehr­lich! (14%, 15 Votes)
  • Logi­scher­wei­se Litau­en. Das ist ein­gän­gig und anspre­chend. (11%, 12 Votes)

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18 Comments

  • Also das Litaui­sche Duo ist ja ganz net anzu­se­hen, obwohl die gesang­li­che Leis­tung der Dame auch nicht der Ren­ner ist.
    Und zum Esti­schen Duo kann ich nur sagen Stig errin­nert mich an den Front­sän­ger von Hurts, sowie gesang­lich als auch optisch. Aber soooo toll ist der Song jetzt wirk­lich nicht. Kein Ohr­wurm, eher ein­schlä­fernd rela­tiv öde, kei­ne Aus­strah­lung. Die Frau kann ja ganz gut sin­gen aber mehr auch net. Nie und nim­mer gewin­nen die mit dem Good­bye­lied den ESC.

  • Ich kann mich kaum ent­schei­den, aber ich glau­be, der litaui­scher Bei­trag gefällt mir einen Tick bes­ser. Und fin­de es auch sehr char­mant, dass die bei­den sich zusam­men­ge­tan haben. Da stimmt ganz offen­sicht­lich die Che­mie und sie haben sicht­lich Spaß zusam­men auf der Bühne.
    Aber auch wenn die Esten gewön­nen, könn­te ich damit mehr als gut leben.

    Der einiz­ge Bei­trag, der mir im Moment ein­fällt, der noch kon­kur­renz­fä­hig wäre, ist Johann Sebas­ti­an Bass. Damit hät­ten die Ösis doch tat­säch­lich gro­ße Chan­cen auf eine Titelverteidigung.

  • Wow. Es gesche­hen doch tat­säch­lich noch Zei­chen und Wun­der. Ist das tat­säch­lich das ers­te Mal, dass ein Bei­trag aus Litau­en die Zustim­mung des Haus­herrn findet?

    (Neben­an­mer­kung: “Auf dem” Bal­ti­kum? Hat jemand die Land­ver­bin­dun­gen nach Russ­land im Bugs-Bun­ny-sägt-Flo­ri­da-ab-Stil weg­ge­schnit­ten, als ich gera­de nicht hin­ge­schaut habe? 😉 )

  • Na super, jetzt hat in Est­land der Hype doch noch gewon­nen! Ich fin­de das Tohu­wa­bo­hu um “Good­bye to yes­ter­day” ein wenig befremd­lich. Der ers­te Ein­druck davon hat­te mich nicht wirk­lich vom Hocker geris­sen, da Eli­na gesang­lich um Klas­sen bes­ser ist als Stig, der sich aber gegen­über letz­ter Woche gestei­gert hat. Ich wäre zwar der Letz­te, der einen ESC in Tal­linn ableh­nen wür­de, aber ande­rer­seits bin ich nun mal kein Freund von Sie­gern, die drei Mona­te vor­her fest­ste­hen. Da lei­det der Hör­ge­nuss von Lie­dern wie “Good­bye to yes­ter­day”, wie schon sel­bi­ger von “Eupho­ria” vor drei Jah­ren litt.
    Scha­de fin­de ich es beson­ders für Dani­el Levi, der war ein­fach spitzenmäßig!

    Und jetzt das Erstaun­li­che: Litau­en schickt tat­säch­lich Leu­te, die anschei­nend ohne Rausch­mit­tel aus­kom­men! Anders als noch Andri­us Poja­vis und Vili­ja z.B. oder ganz frü­her Skamp und ganz beson­ders Aiva­ras. Aller­dings läuft es wohl dar­auf hin­aus, dass die “Com­mon Lin­nets” wohl eini­ge Male mit­sin­gen wer­den. Für Litau­en und Est­land tun sie das ja bereits.

  • Stig & Eli­na sind bis­her mei­ne kla­ren Favo­ri­ten für die­ses Jahr aber der litaui­sche Bei­trag ist auch über­ra­schend ange­nehm. Und weil es in einem Kom­men­tar erwähnt wur­de: Ja, Johann Sebas­ti­an Bass wäre zu geil in Wien. 🙂

  • hmm, nein, so sehr ich sonst mit Oli­ver kon­form gehe – aber sofern die Esten nicht doch noch etwas ein­schmeis­sen, ver­sem­meln sie die­sen wirk­lcih gross­ar­ti­gen Song. Und bei aller Lie­be zum sehr, sehr gros­sen Charme des litaui­schen Paa­res – aber sie kann nicht sin­gen, und der Song ist wirk­lich sehr duenn (so sehr ich es ihnen auch goen­nen wuer­de… zumal Litau­en noch nie gewon­nen hat!). Ich denke/hoffe, die­ser Jahr­gang hat noch Luft nach oben…

  • Ich bin jetzt nicht sicher, was die kor­rek­te Gram­ma­tik angeht. Aber es heißt doch auch “auf dem Bal­kan”, oder nicht? Ich dach­te bis­lang immer, bei allen Mehr­staa­ten-Gebiets­be­zeich­nun­gen, die einen eige­nen Arti­kel vor­wei­sen kön­nen, wie der Bal­kan oder das Bal­ti­kum, hie­ße es “auf dem…”, wäh­rend es bei den geschlechts­lo­sen Äqui­va­len­ten wie z.B. Skan­di­na­vi­en “in” heißt. Aber ich kann mich auch täu­schen. Kann das jemand auf­klä­ren (mit Link)?

    Und “das ers­te Mal Zustim­mung”? LT 2014, 2013, 2010 fand ich alle gut – und den Sän­ger (wenn auch nicht den Song) 1994. Nur dazwi­schen war es halt immer sehr, sehr schlimm.

  • Kann sehr gut mög­lich sein.…
    Bei Est­land stört mich, dass der Stig irgend­wie arro­gant rüber kommt.…na ja er kann sich ja noch bessern…
    Heu­te abend wählt noch Lett­land sei­nen Ver­tre­ter für Wien aus und ich tip­pe es wird Ami­na­ta werden !
    Das Bal­ti­kum ist zurück die­ses Jahr im Finale…(ziemlich sicher) 😉

  • Der Bal­kan ist ein Gebir­ge. Des­we­gen macht es ganz gut Sinn, dass etwas “auf ihm” statt­fin­det. Das Bal­ti­kum jetzt eher nicht so. Des­we­gen sagt man eher “im Baltikum”.

  • Also lie­ber Oli­ver, ich habe mir bei­de Songs aus LItau­en und Est­land ange­hört, wo da jetzt der Knal­ler sein soll, kann ich beim bes­ten Wil­len nicht sehen. Nur das der Song aus Est­land, ein ziem­lich öder und lang­wei­li­ger Song ist, und deut­li­che Anlei­hen nimmt, am letzt­jäh­ri­gen Nie­der­län­di­schen Erfolgs­re­zept. Der Litaui­sche Song ist da noch etwas bes­ser, aber wo da der Knal­ler sein soll. Ver­ste­he ich nicht. Wären die Songs aus Deutsch­land hät­te man sie als schlecht abge­tan. Eini­ge Songs unse­rer VE sind deut­lich bes­ser, als die­se bei­den eher durch­schnitt­li­chen Songs. Mei­ne Güte, die­ses Jahr sind bis jetzt fast nur Krö­ten dabei,.

  • Hm. Wuss­te ich gar nicht, dass das Gebir­ge auch so heißt. Geo­gra­phie war aber auch noch nie mei­ne Stär­ke. Ich ver­wen­de “auf dem Bal­kan” halt auch nie im Sin­ne von “auf dem Bal­kan-Gebir­ge”, dann wür­de ich näm­lich eher sagen “im Bal­kan-Gebir­ge”, son­dern im Sin­ne von “irgend­wo auf dem rie­si­gen Gebiet des Bal­kans”, und ana­log sähe ich das eigent­lich auch beim Bal­ti­kum. Der Song Con­test 2016 wird irgend­wo auf dem geo­gra­fi­schen Gebiet des Bal­ti­kums stattfinden.
    Any­way, ich hab’s jetzt trotz­dem mal geän­dert. Dan­ke Euch Beiden.

  • Also Oli­ver, ich stim­me dir abso­lut zu, ich fin­de die bei­den Bal­ten Staa­ten die­ses Jahr echt geni­al. Beson­ders der Vai­das ist ein gro­ßer Sym­pa­thie­trä­ger und das Lied ver­brei­tet ein­fach nur gute Lau­ne, zumin­dest also auch für mich auch DER KNAL­LER – ich freu mich schon in Wien darauf

  • Hm…“Goodbye to yes­ter­day” hat­te für mich mit dem ers­ten Hören etwas Magi­sches, was sich seit­dem kaum abnutzt und bei ESC-Songs sonst eher sel­ten pas­siert. Und: der Auf­tritt ist abso­lut stim­mig zum Text.
    Da muss ich dann auch in typi­scher Fan­ma­nier jetzt nicht Act und Lied bis zum Geht­nich­mehr durch­dis­ku­tie­ren, son­dern freue mich ein­fach auf das Spiel im Mai 😉

  • Dass sich die bei­den Litau­er zusam­men­ge­tan haben,könnte man natür­lich auch als schnö­den Kal­kül sehen, weil so ziem­lich klar war, dass sie gewin­nen wür­den. Sei’s drum. Sie sind ok und authen­tisch, der Song reißt mich nicht vom Hocker.
    In Est­land dage­gen war ich ehr­lich ent­setzt, dass das blö­de Wahl­volk mei­ne Favo­ri­ten “Ele­phants from Nep­tu­ne” nicht mal ins Super­fi­na­le gelas­sen haben (von Blur­ry Lane will ich gar nicht erst anfan­gen, die moch­te offen­bar nie­mand). Dass dann Eli­na und Stig gewan­nen, war ja wohl klar. Ist mir durch­aus auch recht, denn der Song hat wirk­lich was. An der Per­for­mance müs­sen die bei­den aber echt noch arbei­ten. Ich weiß zumin­dest von Eli­na, dass sie wirk­lich sin­gen kann, sie hat das sogar bei die­sem Stück in unplug­ged Ver­sio­nen schon gezeigt, also war­um tut sie es dann nicht (ich mei­ne NICHT die Sie­ger­re­pri­se, da ist das ja ver­zeih­lich)? Hat sie die Num­mer womög­lich schon längst über?

  • zu LV: Hof­fent­lich hast Du mit Dei­ner Sie­ger­pro­gno­se recht. Nach­dem Riga Metro ja schon drau­ßen sind, ist das auch mein Favo­rit. Elek­tro Folk wäre noch eine Alternative.
    Ja, das Bal­ti­kum wird im Fina­le gut ver­tre­ten sein.

  • Vol­le Zustim­mung hier zu bei­na­he allem – bis auf, dass Moni­ka nicht sin­gen könne.

  • Lett­land und Litau­en haben tol­le Songs. Aller­dings ist mir das litaui­sche Duo zu über­trie­ben Selbst­herr­lich. Das nervt der­ma­ßen, dass sie von mir kei­ne wei­te­re Beach­tung fin­det. Est­land ist mir zu trash-rockig. Damit wer­den sie nichts beson­de­res errei­chen. Bleibt nur noch Lett­land. Tol­ler Bei­trag, jedoch so gar nicht melo­disch. Aber beein­druckt schon.

  • Bei Est­land habe ich mich wohl ver­tan. Aber wie kann man auch hier bei so ver­wirr­ten Mate­ri­al das rich­ti­ge Lied erken­nen ? Also das Duo mit dem lah­men u. etwas schief gesun­ge­nen Lied. Alles gesagt !

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