Däne­mark 2015: Anti­so­zia­le Wikinger

Schlim­mer hät­te es nicht lau­fen kön­nen heu­te Abend in Aal­borg – somit also genau wie erwar­tet. Zehn Songs stell­te das däni­sche Fern­se­hen beim Melo­di Grand Prix vor: acht mal belang­lo­se, mit­tel­mä­ßig bis wenig mit­rei­ßen­de, aber immer­hin leicht kon­su­mier­ba­re Pop-Zucker­wat­te in nur leicht unter­schied­li­chen Geschmacks­rich­tun­gen, eine rund­weg scham­lo­se Eins-zu-Eins-Kopie von ‘In a Moment like this’ (DK 2010) und nur einen ein­zi­gen noch furcht­ba­re­ren Song: ‘The Way you are’, vor­ge­tra­gen von einer extra für den Con­test zusam­men­ge­stell­ten Boy­band, des­sen sich selbst offen­sicht­lich sehr toll fin­den­der, teig­ge­sich­ti­ger Lead­sän­ger über die sym­pa­thi­sche Aus­strah­lung eines BWL-Ver­bin­dungs­stu­den­ten / Invest­ment­ban­kers / Miet­woh­nungs­mak­lers ver­fügt. Natür­lich ent­schie­den sich die fünf regio­na­len Jurys mit gro­ßer Mehr­heit für die­se – ich weiß beim bes­ten Wil­len nicht, wie ich es weni­ger anstö­ßig aus­drü­cken soll – geron­ne­ne Schei­ße. Und zwar mit so gro­ßer Mehr­heit, dass sie das Votum des Publi­kums über­trumpf­ten, so dass die däni­schen No Direc­tion nun nach Wien fah­ren, wo sie ihr Land garan­tiert nicht in Gefahr brin­gen, die Show 2016 aus­tra­gen zu müssen.

Per­sön­li­cher Hass­ti­tel 2015: gefunden!

Die Zuschau­er, bei denen die Band Anti Social Media auf Rang zwei lag, vote­ten ver­geb­lich für mei­nen – nun­ja – Lieb­lings­song des heu­ti­gen Abends, ‘Suit­ca­se’ von Anne Gaa­de­gard, einer leicht kuh­äu­gi­gen Blon­di­ne in einem wei­ßen Häkel­top mit kei­ner all zu beein­dru­cken­den Stim­me, dafür aber mit einem ziem­lich put­zi­gen, ent­fernt an Joan Fran­kas (NL 2012) ‘You and me’ erin­nern­den Gute-Lau­ne-Lied­chen ohne jeden nach­hal­ti­gen pop­kul­tu­rel­len Nähr­wert, aber mit Emme­lie-de-Forest-Gedächt­nis­trom­meln. Es hät­te mei­net­we­gen auch jeder ande­re – stets von Kon­fet­ti­re­gen beglei­te­te – Bei­trag des dies­jäh­ri­gen MGP sein dür­fen, die­ser Mani­fes­ta­ti­on der Mit­tel­mä­ßig­keit. Bis auf Tina & Renés ‘Mi Amo­re’, das bereits erwähn­te ‘In a Moment like this’-Cover, erneut ver­bro­chen vom Schwe­den Tho­mas G:son und erneut vor­ge­tra­gen von einem höl­zer­nen Pär­chen ohne jeden Fun­ken von Che­mie. Das lan­de­te abge­schla­gen im hin­te­ren Mit­tel­feld. Mit der Akkla­ma­ti­on von Anti Social Media durch die Juro­ren sorg­te Däne­mark zumin­dest für Kon­sis­tenz: so bleibt es auf abseh­ba­re Zeit mein abso­lu­tes Euro­vi­si­ons-Hass­land. Gratulation!


Ira Losco hat ange­ru­fen und will ihr Top zurück: Anne Gaadegard

Was meinst Du? Schaf­fen es Anti Social Media ins Finale?

  • Ich fürch­te es, auch wenn ich den Bei­trag nicht mag. (37%, 26 Votes)
  • Wenn die­ser Dreck nicht kle­ben bleibt, gibt es kei­nen Gott! (36%, 25 Votes)
  • Locker. Und zu Recht: das ist ein guter Song! (27%, 19 Votes)

Total Voters: 70

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8 Comments

  • Ich möch­te dar­an erin­nern, dass Däne­mark 2002, ein Jahr nach dem ESC in Kopen­ha­gen, auch einen Song geschickt hat, der “…you are” im Titel trug. Das Ergeb­nis ist bekannt

  • Naja, viel auf­zu­re­gen gibt es hier ja nicht wirk­lich. Wie oben kor­rekt beschrie­ben gab es ja nichts posi­tiv Her­vor­ste­chen­des, son­dern einen gro­ßen Hau­fen vol­ler Belang­lo­sig­kei­ten. Da hät­te ich mich viel­leicht, aber auch wirk­lich nur viel­leicht, am ehes­ten noch mit Julie Bjer­re oder gar der “World of Girls” anfreun­den kön­nen, aber eigent­lich ist mir echt egal, was nun wei­ter­ge­kom­men ist. Als Final­kan­di­da­ten sehe ich das glück­li­cher­wei­se sowie­so nicht. Aber wer weiß das schon.

  • Also mir gefällt die Num­mer aus­nahm­los gut und ich bin sicher, dass das ganz weit vor­ne lan­den wird – im Fina­le natürlich.
    Jeden­falls bes­ser als alles, was ich bis­her gehört habe.

  • Was ich da ges­tern in Däne­mark gehört habe, hat mich wirk­lich nicht vom Sockel geris­sen. Mir hat das Lied “Love me, Love me” gefal­len. Aber das haben die Dänen total ver­schmäht. Da war ein Lied bana­ler als das ande­re. Ich kann ja ver­ste­hen, das die Dänen so schnell nicht wie­der einen ESC aus­rich­ten wol­len, aber so ganz ohne Ehr­geiz soll­te man bei einem Wett­be­werb nicht antreten.

  • Ohne mir den Song ange­hört zu haben (das mache ich immer erst, wenn alle Songs bekannt sind): Für die Dänen wird das die­ses Jahr alles ande­re als ein Selbst­läu­fer. Die bei­den guten skan­di­na­vi­schen Freun­de sind im ande­ren Semi, eben­so die zuver­läs­si­gen Punk­te­lie­fe­ran­ten Island, und gegen den Bal­kan-Block und die immer­hin fünf Ex-Sowjets wird das wirk­lich nicht leicht.

  • Ich kann die Ent­täu­schung von Anne Gade­gard gut ver­ste­hen. Aber sie hat doch vor­her gewusst, das es eine Jury­ent­schei­dung gibt. Und wenn man in Däne­mark gewin­nen woll­te, muss­te man die Jury und den Zuschau­er über­zeu­gen. Das tat sie nicht. Mir übri­gens haben die bei­den Erst­pla­zier­ten nicht gefal­len. Eigent­lich hat mir bis auf einen Song kei­ner der Songs aus Däne­mark wirk­lich gefal­len. Das war alles so alt­ba­cken und öde. Stimm­lich teil­wei­se sehr dünn. Also Däne­mark wird es schwer haben im Semifinale.

  • Ich weiß nicht war­um, aber mei­ne Lieb­lings­stel­le ist ganz klar 1:44, wo das Mäd­chen bemerkt, dass sie im Fern­se­hen ist und sich ganz erschüt­tert wegdreht.

    Auch nach knapp zwei Mona­ten lässt mich die­ses Lied, das eine Minu­te zu lang ist, kalt. Und in einem Halb­fi­na­le vol­ler Ost­eu­ro­pä­er sehe ich erst recht schwarz.

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