Wer singt für Öster­reich 2015: They’­re beautiful

Öster­reich bleibt dem Bart treu: drei gut aus­se­hen­de jun­ge Her­ren, alle­samt mit schmü­cken­der Gesichts­be­haa­rung aus­ge­stat­tet, tre­ten in Wien die Nach­fol­ge von Con­chi­ta Wurst als Reprä­sen­tan­tin Aus­tri­as an. Zu mei­nem gro­ßen Bedau­ern tun das The Mak­e­makes, so der Name der heu­te Abend sieg­rei­chen Band, mit einer pia­nol­as­ti­gen, in ener­vie­rend hoher Stimm­la­ge into­nier­ten Rock­bal­la­de, die mich an mein abso­lu­tes musi­ka­li­sches Top-Hass­ob­jekt erin­nert, das win­se­li­ge bri­ti­sche Weich­ei James Blunt näm­lich. Obschon, ein biss­chen klingt ‘I am yours’ auch nach Cold­play, einer Kapel­le, die ich kein Jota weni­ger ver­ab­scheue. Was die­se bei­den Acts aller­dings ver­eint, ist ihr durch­schla­gen­der kom­mer­zi­el­ler Erfolg in der Ver­gan­gen­heit. Und auch für die sehr selbst­be­wusst auf­tre­ten­den Mach­ma­cher und ihren hoch­gra­dig pro­fes­sio­nell dar­ge­bo­te­nen Bei­trag soll­te ein Top-Ten-Ergeb­nis auf hei­mi­schem Grund (und ein poten­ti­el­ler Euro­hit) im Rah­men des Mög­li­chen liegen.

Oder ist es der hol­län­di­sche Amish-Mann vom Vor­jahr? The Makemakes.

Die Mak­e­makes setz­ten sich im wohl sinn­lo­ses­ten Super­fi­na­le der Welt­ge­schich­te völ­lig über­ra­schungs­frei gegen das Soul-Pop-Quar­tett Dawa durch, nach dem die drei Super­schnu­ckel im ers­ten Wahl­gang bereits über­ein­stim­mend die Höchst­punkt­zahl im Tele­vo­ting und bei den vom ORF in einem Anfall von Melo­di­fes­ti­valen befrag­ten zehn inter­na­tio­na­len Jurys abge­räumt hat­ten. Dawa, die wäh­rend der gesam­ten, mehr­wö­chi­gen Dau­er von Wer singt für Öster­reich?, die­ser ganz span­nend auf­ge­zo­ge­nen Kreu­zung aus gecoach­ter Cas­ting­show und klas­si­schem Song-Vor­ent­scheid, so wirk­ten, als fühl­ten sie sich in die­ser Sen­dung total unwohl, schmug­gel­ten sich mit sechs Zäh­lern weni­ger als die Mak­e­makes an mei­ner und der offen­sicht­li­chen ORF-Favo­ri­tin Zoë Straub vor­bei in die End­run­de, weil sie bei glei­cher Gesamt­punkt­zahl im Tele­vo­ting höher lagen als die blon­de Chan­so­net­te, was das gan­ze Tam-Tam um die Kon­sul­ta­ti­on Euro­pas bei der Song­aus­wahl Öster­reichs ziem­lich ad Absur­dum führte.

Der ein­zi­ge Song des Abends mit etwas Pepp: Zoe.

Davon abge­se­hen, leg­te der ORF jedoch ein fei­nes Vor­ent­scheid-Fina­le hin. Das ging schon mit der gran­dio­sen Eröff­nungs­num­mer los, einer Hom­mage an den letzt­jäh­ri­gen Sie­ger­ti­tel ‘Rise like a Phoe­nix’, gemein­sam dar­ge­bo­ten von allen sechs Kom­bat­tan­ten des Abends plus einem viel­köp­fi­gen Chor der frei­wil­li­gen Song-Contest-Helfer:innen (aka Vol­un­teers). Das war groß! Etwas weni­ger groß, dafür unter­halt­sam, prä­sen­tier­te sich die zur Über­brü­ckung des Votings ein­ge­scho­be­ne Erin­ne­rung an den lei­der Ende letz­ten Jah­res ver­stor­be­nen ers­ten öster­rei­chi­schen Sie­ger Udo Jür­gens, eben­falls pas­sa­gen­wei­se von den poten­ti­el­len Nachfolger:innen geschlach­tet. Wobei die spä­te­re Letzt­plat­zier­te Celi­na Ann Sei­lin­ger und ihre Kon­kur­ren­tin Zö, wel­che ‘Mer­ci, Ché­rie’ über wei­te Stre­cken gesang­lich tru­gen, sich mit ste­chend gif­ti­gem Blick anstarr­ten, als habe Udo den Zwei­en das Lied per­sön­lich gewid­met und es sei ihnen in die­sem Moment erst klar gewor­den, dass er sie damit abser­vier­te. Bei­de. Zugleich. Nichts des­to trotz – und auch dank der ein­ge­spiel­ten Archiv­auf­nah­men von Herrn Jür­gens – ein magi­scher Moment.

Bran­dy & Moni­ca, Ver­zei­hung, Zoë & Celi­ne bei der Udo-Hom­mage. Ab Minu­te 1:40 illus­triert Johann Mar­ti­nus Bass übri­gens ges­tisch sehr schön, was es bedeu­tet, ins Schwim­men zu kommen.

Nicht ganz so magisch hin­ge­gen die prä­sen­tier­ten Wett­be­werbs­bei­trä­ge: die Folks­hil­fe, eigent­lich eine ziem­lich lus­ti­ge Band aus dem Bereich der Neu­en Volks­mu­sik, hat­ten sich von den Coa­ches Boss­Hoss und Anna F. (wohl gegen den erbit­ter­ten Wider­stand des Rap­pers Nazar) mit ‘Who you are’ einen gemischt­spra­chi­gen Song rein­drü­cken las­sen, an dem auch die vom ORF zur Hebung der inter­na­tio­na­len Wett­be­werbs­fä­hig­keit eigens ein­ge­flo­ge­ne Julie Frost (‘Satel­li­te’) kom­po­si­to­risch mit­wirk­te. Der jedoch negier­te wei­test­ge­hend ihren Uni­que Sel­ling Point, näm­lich das authen­tisch Mund­art­li­che, erquick­te dafür aber immer­hin mit Text­zei­len wie “Your Shit still stinks”. Zudem zog ihr Lead­sän­ger eine Frat­ze, als erlei­de er gera­de auf offe­ner Büh­ne einen Schlag­an­fall. Auch Zoë, ange­tre­ten mit einem sehr nied­li­chen und schwung­vol­len, selbst ver­fass­ten Chan­son namens ‘Quel Filou’, hat­te sich zu einem Wech­sel ins Angel­säch­si­sche über­re­den las­sen, was die­ser Num­mer aber erstaun­lich wenig Charme raub­te. Zumal sie pro Text­zei­le auch min­des­tens ein fran­zö­si­sches Wort im Text beließ.

Quetsch die Luft­quetschn: Folkshilfe.

Das alter­na­ti­ve, nach sei­nem attrak­ti­ven Front­mann John benann­te Quar­tett Dawa, bis zur Teil­nah­me am Vor­ent­scheid im Land (un-)bekannt für selbst geschrie­be­ne, eher melan­cho­lisch gefärb­te Stü­cke, berich­te­te im Vor­ge­spräch vor dem Auf­tritt noch erfri­schend offen, Angst vor der TV-Maschi­ne­rie gehabt zu haben und sich nicht ver­bie­gen zu wol­len. Dem für ihre Ver­hält­nis­se äußerst opti­mis­ti­schen Stück ‘Feel ali­ve’, das sie etwas schock­ge­fros­tet wir­kend per­form­ten, hat­te dann aber doch der zwei­te teu­er bezahl­te ORF-Import, näm­lich der US-Kom­po­nist Jim­my Har­ris, den vom Sen­der erwünsch­ten letz­ten For­mat­ra­dio-Rund­schliff ver­passt. Als Remi­nis­zenz an San­die Shaw, die 1967 in der Wie­ner Hof­burg den Euro­vi­si­on Song Con­test gewann, stand das Band­mit­glied Bar­ba­ra Wie­sin­ger bar­fü­ßig hin­ter ihrem Xylo­fon. Das reich­te immer­hin für den zwei­ten Rang. Drei Minu­ten purer, unge­fil­ter­ter Lan­ge­wei­le lie­fer­te die zu Recht Letzt­plat­zier­te Celi­na Ann ab, die weder mit einer unter­halt­sa­men Show glän­zen konn­te noch mit einem memo­rier­ba­ren Song.

Huch, sieht Tra­cy Chap­man aber jung aus für ihr Alter! Dawa.

Letz­te­res erwies sich auch als Fall­strick für die im Vor­feld viel­fach als Favo­ri­ten gehan­del­ten Johann Sebas­ti­an Bass, der selbst ernann­ten Elek­tro­ko­ko-Kapel­le (erin­nert sich noch jemand an Elek­tro­lo­re und Alex­an­der Mar­cus?). Mit gepu­der­ten Perü­cken und Gesich­tern, drei gut auf­ge­leg­ten Opern­di­ven als Begleit­sän­ge­rin­nen, his­to­ri­schen Kos­tü­men und die­sem Stimm­vo­co­der-Schnie­pel, der auch schon zur Jahr­tau­send­wen­de bei Ste­fan Raab zum Ein­satz kam, boten sie ganz ordent­lich was fürs Auge, hat­ten aber beim Zusam­men­bas­teln ihres Bei­trags ‘Abso­lu­tio’ unglück­se­li­ger­wei­se ver­ges­sen, einen Refrain mit ein­zu­bau­en. Um so leich­te­res Spiel für die Mach­machs als letz­te Star­ter des Abends, die mit ihrer klas­sisch angel­säch­si­schen Rock­bal­la­de um so pro­fes­sio­nel­ler klan­gen. Selbst wenn der vor­her pom­pös ange­kün­dig­te “Über­ra­schungs­ef­fekt” ledig­lich aus etwas spar­sam aufs Kla­vier auf­ge­tra­ge­ner Brenn­pas­te bestand: man nahm es den hipster­schi­cken Män­nern aus den Ber­gen nicht wirk­lich übel. Zumin­dest an die­sem Abend.

Man war sich als Zuschauer:in nicht ganz sicher, ob Johann Sebas­ti­an Bass mit ihrer Kos­tü­mie­rung und Schmin­ke einen His­to­ri­en­film nach­stel­len woll­ten oder einen Zombiestreifen.

Ein wenig bizarr übri­gens, dass nach dem stun­den­lan­gen Gela­ber zwi­schen den ein­zel­nen Wett­be­werbs­auf­trit­ten, einer Clip­schau mit aus­ge­wähl­ten Kon­kur­renz­songs (wäh­rend wel­cher der ORF-Mann Andi Knoll der deut­schen Ver­tre­te­rin Ann Sophie mokant riet, bis Wien das Sin­gen noch etwas zu üben), dem ellen­lan­gen Abfra­gen der zehn Län­der­ju­rys – unter Betei­li­gung des Euro­vi­si­ons­neu­zu­gangs Aus­tra­li­en, des­sen Spre­che­rin sich denn auch ent­zückt zeig­te, die ers­ten ESC-Punk­te für Down Under ver­le­sen zu dür­fen, – einer Wer­be- und Nach­rich­ten­un­ter­bre­chung, einem stimm­lich etwas wacke­li­gen Pau­sen­auf­tritt der regie­ren­den Kai­ser Con­chi­ta mit ihrer neu­en Sin­gle ‘You’­re unstoppable’ und dem alber­nen Super­fi­na­le, in dem das bereits bei der ers­ten Abstim­mung mit abso­lu­ter Mehr­heit für die Mak­e­makes votie­ren­de Publi­kum völ­lig über­ra­schend das Trio vom Mond­see mit nun 78% bestä­tig­te, kei­ne Zeit mehr für eine Sie­ger­re­pri­se von ‘I am yours’ blieb. Nicht, dass ich es noch mal hät­te hören wollen…

Seit einer hal­ben Stun­de ver­su­che ich ver­zwei­felt, eine unter­halt­sa­me Beschrei­bung die­ser drei Minu­ten zu fin­den. Aber da ist ein­fach nichts: Celi­na Ann.

Vor­ent­scheid AT 2015

Wer singt für Öster­reich? Frei­tag, 13. März 2015, aus den ORF-Stu­di­os in Wien. Sechs Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Mir­jam Weich­sel­braun. Inter­na­tio­na­le Jury aus zehn Natio­nen (50%) und Tele­vo­ting (50%), plus Super­fi­na­le mit Televoting.
#Inter­pre­tenSong­ti­telJuryTele­vo­teSuperPlatz
01Folks­hil­feWho you are06711,31%04
02Zoë StraubQuel Filou10311,32%03
03DawaFeel ali­ve07914,35%22%02
04Celia Ann SeilingerUto­pia06002,94%06
05Johann Sebas­ti­an BassAbso­lu­tio06408,92%05
06The Mak­e­makesI am yours10751,15%78%01

Letz­te Aktua­li­sie­rung: 16.10.2021

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Die Mak­e­makes: wür­di­ge Nach­fol­ger Conchitas?

  • Beim Bar­te der Pro­phe­tin: das reicht für eine respek­ta­bles Roman-Lob-Ergeb­nis. (50%, 47 Votes)
  • Bei der Gesichts­be­haa­rung viel­leicht. Nicht so beim Song. Bes­ten­falls Mit­tel­feld. (21%, 20 Votes)
  • Sogar Aspi­ran­ten auf den Dop­pel­sieg: die Jungs und ihr Song sind rich­tig gut! (17%, 16 Votes)
  • Mir egal: es ist. noch. eine. ver­damm­te. Bal­la­de! Ich kotz’ im Strahl! (12%, 11 Votes)

Total Voters: 94

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9 Comments

  • Okay, das muss ich jetzt doch mal zur Spra­che brin­gen: in wel­chem Uni­ver­sum sind James Blunt und/oder Cold­play im Jahr 2015 noch charts­taug­lich? Mal den letz­ten (also den aktu­ells­ten) Hit von Cold­play gehört, “A Sky Full of Stars”? Die Her­ren haben sich in Avicii-Gefil­de ver­ab­schie­det. Rock­mu­sik, selbst Pop-Rock, ist heut­zu­ta­ge fast kom­plett aus den Charts ver­schwun­den – und mit “heut­zu­ta­ge” mei­ne ich die­ses Jahr­zehnt, die­ser Trend zu Hip-Hop und Elec­t­ro ist näm­lich auch alles ande­re als neu. Es taucht immer mal wie­der ein Hit auf, der auf die alten Strick­mus­ter passt – wie Pas­sen­gers “Let Her Go” oder auch “Calm After the Storm” von den Com­mon Lin­nets -, aber “immer mal wie­der” sind hier die Schlüs­sel­wor­te; gene­rell sind die Zei­ten, in denen (Pop-)Rock das Charts­ge­sche­hen bestimm­te, längst vor­bei. Herz­li­chen Glück­wunsch, Fans des immer glei­chen EDM-Gedu­dels. Ihr habt gewon­nen. Viel Spaß mit euren ein­för­mi­gen Charts­wüs­ten, in denen nur noch ein paar Auf­rech­te (zu denen aus­ge­rech­net das ewi­ge Cha­mä­le­on Bru­no Mars gehört!) sowas wie Inter­es­se verbreiten.

    Puh. Sor­ry, aber das muss­te mal raus. Ehr­lich gesagt bin ich ganz froh, dass wir so vie­le Bal­la­den (zeit­los) beim ESC haben, denn die Alter­na­ti­ve wäre, dass der Wett­be­werb anfängt, das aktu­el­le Charts­ge­sche­hen abzu­bil­den, und ich brau­che kei­ne zwan­zig abso­lut iden­ti­schen Elek­tro­du­del­stü­cke im Fina­le. Dann lie­ber zwan­zig­mal “De la Capat”, “In the Name of Love”, “Hope Never Dies” oder “Black Smoke”.

  • Im Sin­gle-Bereich, ja. Aber schau dir doch mal die Alben-Charts an. Hier wird das Geld ver­dient – und hier sind die Hit­lis­ten voll mit Rockacts.

  • Kein Amen von mir als beken­nen­den “Fan des immer glei­chen EDM-Gedu­dels”. Nicht, dass ich jetzt möch­te, dass der Con­test voll mit die­ser Musik ist – aber ganz ehr­lich, ein oder zwei Titel mehr von die­ser Sor­te wür­den der Band­brei­te des Jahr­gangs garan­tiert nicht scha­den. :/ Blei­ben mir nur Isra­el und Mol­da­wi­en und die wil­dern ja eher im Tim­ber­la­ke-Black-Sound der 00er Jahre…

  • Wenn ich über die­sen Abend erstaunt sein soll­te, dann höchs­tens dar­über, dass aus­nahms­wei­se das Wahl­volk mal mei­ne Welt­sicht zu tei­len scheint. Denn von mir aus war es son­nen­klar, dass es nach der gest­ri­gen Show genau so hät­te kom­men müssen.
    Nach­dem bereits in der vor­her­ge­hen­den Sen­dung Celi­na Ann und vor allem die Folks­hil­fe durch völ­lig fal­sche Song­aus­wahl aus­ge­knockt wor­den sind (und zudem ges­tern Celi­na Ann, die bis zur vor­letz­ten Sen­dung eigent­lich mei­ne Favo­ri­tin war, sich im Fina­le zum ers­ten und ein­zi­gen Mal stimm­li­che Män­gel leis­te­te), wäre eigent­lich der Durch­marsch für JSB drin gewe­sen. Aud­ge­stat­tet waren sie mit einem Song, der zwar zuge­ge­be­ner­ma­ßen im Halb­fi­na­le noch nicht ganz rund war, aber das Poten­ti­al zu einem ech­ten Knal­ler beinhal­tet. Aber anstatt die Woche dafür zu nut­zen, die Ecken aus­zu­bü­geln und vor allem an der Stim­me zu arbei­ten (dass JSB von den ver­blie­be­nen Kan­di­da­ten ein­deu­tig die schlech­tes­te Gesangs­leis­tung bie­ten, wur­de in den Hom­ma­gen an ver­gan­ge­ne ESC-Sie­ger über­deut­lich), wur­de das Mach­werk der­ar­tig ver­schlimm­bes­sert, dass aus­ge­rech­net die Kläg­lich­keit des Gesangs nun­mehr beson­ders her­aus­ge­stellt wur­de. Echt grau­en­haft und damit bei mir (und offen­bar auch dem Publi­kum) von Top nach Flop.
    Bei Zoe hat der Trans­fer ins Eng­li­sche dann zwar nicht ganz so kata­stro­pha­le Aus­wir­kun­gen gehabt, wie ich befürch­tet hat­te, aber es nimmt dem Lied trotz­dem ein Allein­stel­lungs­merk­mal und viel von der Fri­sche. Dawa dage­gen haben mich posi­tiv über­zeugt. Sie haben es geschafft, ein leben­di­ge­res Stück trotz­dem noch authen­tisch rüber­zu­brin­gen und sind damit im Fina­le bei mir (und offen­bar auch dem Publi­kum) an Zoe vorbeigezogen.
    Ver­blei­ben eigent­lich nur noch die Mak­e­makes. Da ich an einen Sieg von Dawa nicht so wirk­lich geglaubt habe (obwohl ich nichts dage­gen gehabt hät­te), sind sie eigent­lich nach dem Durch­lauf die kla­ren Favo­ri­ten gewe­sen, als die sie dann ja auch aus der Wahl her­vor­gin­gen. Sie haben ja auch alles, was es braucht: einen Top-Song, der echt For­mat hat, und gute Musi­ker. Ins­be­son­de­re sang­lich war das ers­te Sah­ne. Ver­dien­ter Sieg.

  • Der Phö­nix zieht sich also wie­der in sei­ne Asche zurück. Und wie beim deut­schen Vor­ent­scheid kam der bes­te Bei­trag von Con­chi­ta Wurst.
    Am Bes­ten fand ich “Quel filou”, denn das hat­te Charme. Der Rest riss mich nicht vom Hocker, genau­so wenig wie die inter­na­tio­na­le Jury, bei dem ein Wirt­schafts­stu­dent aus Wien (http://www.ambassadorbase.at/ambassadors/moritz-r-munkner/) die deut­schen Punk­te ver­gab! Was ihn wohl dazu qua­li­fi­ziert hat ?!
    Nor­ma­ler­wei­se wür­de den Mak­e­makes das glei­che Schick­sal blü­hen wie “F.L.Y.” vor zwölf Jah­ren in Riga. Aber da die Kon­kur­renz nicht viel bes­ser ist, wird die Sache wohl glimpf­lich ausgehen.

  • Von denen die über­wäl­ti­gen­de Mehr­heit eine Woche in den Top 10 ver­bringt und dann ganz mas­siv abstürzt – ein deut­li­ches Zei­chen, dass hier qua­si nur noch die Hard­core-Fan­ba­sis kauft. Außer­dem sind Kon­zer­te inzwi­schen die eigent­li­che Geld­quel­le für die Plat­ten­la­bels – wer kauft denn heut­zu­ta­ge noch Alben? Genau, die Hardcore-Fanbasis.

    Davon mal abge­se­hen hab ich mir mal die Bill­board-Album-Charts für die­se Woche ange­se­hen, und da ist kein Act in den Top 10, den ich auch nur ansatz­wei­se in Rich­tung Rock geben wür­de: Kel­ly Clark­son (nicht mehr seit dem letz­ten Album), der Fif­ty-Shades-of-Grey-Sound­track (kann ich nicht beur­tei­len, aber das könn­te genau­so­gut 45 Minu­ten Stil­le sein und hät­te sich trotz­dem ver­kauft), Tay­lor Swift, Dra­ke, Ed Sheeran (der ver­sucht, der nächs­te Jus­tin Tim­ber­la­ke zu wer­den), Big Sean, Maroon 5 (die ihre Rock­wur­zeln ähn­lich wie Cold­play schon lan­ge hin­ter sich gelas­sen haben), Sam Smith, Bran­di Car­li­le und Meg­han Trainor. 

    In Euro­pa, und spe­zi­ell in Deutsch­land, dau­ert es immer ein biss­chen län­ger, bis die Trends ankom­men, und wir Deut­schen nei­gen außer­dem dazu, als letz­tes Refu­gi­um für abge­half­ter­te Alt­stars zu die­nen, war­um auch immer. In den Top-10-Alben für 2014 hat­ten wir zwei Best-Of-Plat­ten sowie das Come­back von Pink Floyd. Dazu kom­men so unro­cki­ge Acts wie Hele­ne Fischer oder Cro. Die Amis hin­ge­gen hat­ten kein ein­zi­ges (!) Rock­al­bum in den Top 10 für letz­tes Jahr, da hat ein ande­res Gen­re die Alben­ver­käu­fe über­nom­men; wenn ich auf die Lis­te gucke, sehe ich drei­ein­halb Coun­try-Alben – Luke Bryan, Garth Brooks, Flo­ri­da Geor­gia Line und mit Abstri­chen Tay­lor Swift. Das ein­zi­ge “rich­ti­ge” Rock­al­bum in den Top 20 ist “Night Visi­ons” von Ima­gi­ne Dra­gons auf Platz 12 (der Guar­di­ans-of-the-Gala­xy-Sound­track auf Platz 19 zählt nicht, das ist qua­si ein Best Of der 70er). Ich blei­be dabei: Rock als domi­nie­ren­de Chart­prä­senz ist tot, auch bei den Alben.

  • Erschwe­rend kommt hin­zu, dass ich nicht glau­be, dass die Sor­te EDM, die im Moment die Charts stürmt, beim ESC viel zu mel­den hät­te. Sowas wie “Rather Be” ist wun­der­ba­re Hin­ter­grund­mu­sik, um Stim­mun­gen und Gefüh­le zu ver­mit­teln, aber auf die­sem Jahr­markt der Eitel­kei­ten? Schwierig.

  • Rock ist tot? Das ist die bes­te Nach­richt, die ich jemals gele­sen habe! Dann wären alle mei­ne fle­hent­li­chen Gebe­te end­lich erhört wor­den! Ich kann nur hof­fen, dass auch die Deut­schen das bald mit­krie­gen und es sich vor allem sehr schnell bis zum Song Con­test rum­spricht. Oh, welch glück­se­li­ge Zei­ten sehe ich da anbrechen! 🙂

    Ich gebe Dir zwar inso­fern Recht, dass auch ich kei­ne “20 iden­ti­schen Elek­tro­du­del­stü­cke” im Fina­le will – weil ich gene­rell nichts mag, was dudelt, egal in wel­chem Gen­re. Gegen 20 rich­tig gei­le EDM-Bret­ter hät­te ich aber nichts einzuwenden.

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