Por­tu­gal 2015: kein Fado, aber fade

Und zu für por­tu­gie­si­sche Ver­hält­nis­se sehr frü­her Stun­de ist denn auch das Fes­ti­val da Can­ção über­stan­den. Genau­er gesagt: das Fina­le der dor­ti­gen Vor­ent­schei­dung, dem bereits zwei Semis vor­aus­gin­gen. Heu­te stan­den noch sechs Künstler/innen zu Wahl, dar­un­ter die mitt­ler­wei­le 77jährige Euro­vi­si­ons­le­gen­de (PT 1965, 1969) Simo­ne de Oli­vei­ra, die jedoch im Vor­feld durch­si­ckern ließ, im Fal­le ihres Sie­ges nicht nach Wien fah­ren zu wol­len. Zum Küm­mert-Moment kam es jedoch nicht: Simo­ne schied, nach dem sie im Gegen­satz zu ihrem Semi­fi­nal­auf­tritt heu­te wei­te Stre­cken ihrer zer­brech­li­chen Bal­la­de ‘À espe­ra das Can­ções’ ver­rö­chel­te, in der ers­ten Wer­tungs­run­de (zwei Songs durch Tele­vo­ting, ein drit­ter durch die Jury) aus, eben­so wie die im Vor­feld als Favo­ri­tin gehan­del­te Yola Dinis, die den ein­zi­gen (fan­tas­tisch dra­ma­ti­schen!) Fado des Abends inter­pre­tier­te. Nach Wien fährt unter­des­sen die als Vali­um-Rock­chick per­for­men­de Leo­nor And­ra­de, ein wei­te­res The Voice-Gewächs, die mit ‘Há um Mar que nos sepa­ra’ (die Hym­ne der afri­ka­ni­schen Boots­flücht­lin­ge? Nein, Por­tu­gal grenzt ja an das ande­re Meer!) ein schaum­ge­brems­tes For­mat­ra­dio­rock­pop­li­ed­chen singt. Und obwohl ich Dank­bar­keit allei­ne dafür emp­fin­den müss­te, dass wir nicht mit noch einer Bal­la­de behel­ligt wer­den und Leo­nor für den ech­ten Grand-Prix-Flair sogar eine Rückung ein­bau­te, schal­ten mei­ne Ohren bei dem tod­lang­wei­li­gen Seicht­song nach zehn Sekun­den auf Durchzug.

Uns trennt kein Meer, aber der Musik­ge­schmack: Por­tu­gal bleibt der Fad­heit in Treue fest verbunden

Schafft Por­tu­gal mit Leo­nor And­ra­de die Finalqualifikation?

  • Soll­te sie es man­gels Kon­kur­renz ins Fina­le schaf­fen, macht sie dort den letz­ten Platz. (45%, 39 Votes)
  • Guter Witz. Da schläft ja alles ein! Letz­ter Platz im Semi. (42%, 36 Votes)
  • War­um nicht? Ist doch mal was Moder­nes. (13%, 11 Votes)

Total Voters: 86

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4 Comments

  • Was ich dazu zu sagen habe, ist ja wohl klar: das bekommt man, wenn man das Ergeb­nis dem Wahl­volk über­lässt. Den Tele­vo­tern ist es doch tat­säch­lich wie­der ein­mal gelun­gen, aus den ver­blei­ben­den 5 Bei­trä­gen den Aller­schlech­tes­ten herauszupicken.
    Scha­de dass Frau de Oli­vei­ra aus­ge­stie­gen ist. Aber wahr­schein­lich hät­te sie unter die­sen Umstän­den genau­so weni­ge Chan­cen gehabt, wie die ähn­lich qua­li­fi­zier­te Tere­sa Rad­aman­to (die es immer­hin bis ins Super­fi­na­le schaffte).

  • Trau­rig, trau­rig: Da küsst eine nicht gerin­ge Anzahl an ESC-Fans den Por­tu­gie­sen die Füße, damir sie wie­der zurück­kom­men und was bekom­men sie dafür? Erst Lam­ba­da anstel­le des fan­tas­ti­schen “Mea Cul­pa” und jetzt dann auch noch eine Mix­tur aus “Part­ners in crime” (Est­land 2007) und “The Hig­hest Heights” (Schweiz 2009)!

    Aber auf der ande­ren Sei­te: Was hat Frau And­ra­de als Kon­kur­renz? Irland, Mal­ta, Island, Zypern und die Schweiz brin­gen ja auch nicht viel Bes­se­res. Der ein­zi­ge Kra­cher im zwei­ten Halb­fi­na­le kommt Stand jetzt aus Litau­en (wer hät­te vor zwei Jah­ren gedacht, dass es mal so weit kommt?). Und der let­ti­sche Bei­trag hat auch einen gewis­sen Charme, obwohl er sich selbst durch sei­nen eige­nen Mini­ma­lis­mus gefähr­det. Oh Mann!

  • Naja, was an dem litaui­schen Bei­trag ein “Kra­cher” sein soll, erschließt sich mir wirk­lich nicht. OK, die bei­den Inter­pre­ten sind authen­tisch und sym­pa­thisch, aber der Song ist abso­lut bil­lig (natür­lich weiß ich, das man mit sowas auch gewin­nen kann, Ell und Nik­ki haben es vor­ge­macht, aber damals muss­te ich eher wür­gen, jetzt schmun­zeln). Lett­land hat wirk­lich ein Brett am Start, das steht in mei­nem per­sön­li­chen Ran­king auch auf Platz 3, ist aber wohl lei­der kaum massenkompatibel.
    Auf Platz eins steht da übri­gens die von Dir geschmäh­te Schweiz. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass das sehr vie­le ande­re auch so sehen, aber ich kann mir das super­gut in der Sie­ger­re­pri­se vor­stel­len. Nur scha­de, dass es nicht auf fran­zö­sisch gesun­gen wird, das käme noch besser.

  • Ich hat­te ges­tern auch einen Anflug von seni­ler Bett­flucht und was wäre da bes­ser geeig­net, als das Fes­ti­val da Can­cao, um zumin­dest etwas abschal­ten zu kön­nen, wenn man schon wach sein muss. Und ich mei­ne das durch­aus als Kom­pli­ment, denn auch wenn ich des por­tu­gie­si­schen nicht mäch­tig bin, das was dort unten in Lis­sa­bon gebo­ten wird, ist aus­ser­or­dent­lich sym­pa­thisch und sehr fami­li­är. Auch Kom­po­nis­ten und Tex­ter der Bei­trä­ge bekom­men den Rah­men, den es bei einem Lie­der­wett­streit braucht. Mit den Unter­le­ge­nen wird fair umge­gan­gen alles ist irgend­wie “gedie­gen” schön.

    Natür­lich hat­te ich im Vor­feld (nach dem Semi) eigent­lich mit einem deut­li­chen Erfolg von Yola Dinis­sens Fado mit der Pri­se guter kräf­ti­ger Stim­me (und dop­pel­ter Pri­se Frau) gerech­net. Es kam anders, so darf Leo­nor And­ra­de ran, mit einem Lied, dass ein biß­chen ver­rockt ist – irgend­wie klingt es auch schon gehört, lässt sich aber zur Abwechs­lung gut zwi­schen Bal­la­den und ande­rem ein­sor­tie­ren. Viel­leicht klappt es mit dem 10.Platz ja heuer.

    Ein Wort noch zu Simo­ne de Oli­vei­ra, dar­über habe ich mich wirk­lich sehr gefreut, durch ihren inten­si­ven Bei­trag hat sie das Fes­ti­val geadelt, sie ist in Por­tu­gal noch immer höchst beliebt und ver­ehrt. und es erin­ner­te mich ges­tern ein biß­chen an das letz­te Album von John­ny Cash, wie sie ihren Song vor­trug. “Ver­rö­chel­te” klingt etwas frech, trifft es aber – sie schafft die stram­men Töne nicht mehr. Und mit dem Wis­sen nach dem Semi war es an ihrer Stel­le auch durch­aus ordent­lich im VOR­FELD bereits anzu­kün­di­gen nicht in Wien dabei sein zu kön­nen und lie­ber Platz für einen fit­te­ren Kan­di­da­ten zu machen.

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