Russ­land 2015: für Frie­den und Freiheit

Ver­schie­de­ne Euro­vi­si­ons­sei­ten ver­mel­de­ten es schon vor Tagen, heu­te kam die offi­zi­el­le Bestä­ti­gung: die 27jährige Poli­na Gaga­ri­na (mei­nes Wis­sens nicht ver­wandt mit dem Welt­raum­hel­den) ver­tritt Russ­land in Wien. Selbst­re­dend stammt sie aus einer Cas­ting­show, ihr Bei­trag sei von einem inter­na­tio­na­len Team (laut esck­az: Gabri­el Ala­res, Joa­kim Björn­berg, Leo­nid Gut­kin, Vla­di­mir Mate­ts­kiy sowie Kat­ri­na Noor­ber­gen, die auch am deut­schen Wild­card-Sie­ger­song ‘Jump the Gun’ betei­ligt war) zusam­men­ge­stop­pelt, Ver­zei­hung, ‑geschrie­ben und heißt ‘A Mil­li­on Voices’. Der Song­ti­tel lässt schon nicht Gutes erah­nen, genau so wenig wie die kur­zen Aus­schnit­te, die in einem ers­ten Prä­sen­ta­ti­ons­vi­deo zu erha­schen sind. Wie bei einer solch sie­ge­les­ken Lie­d­ü­ber­schrift zu erwar­ten, ist unter ande­rem von “Free­dom” die Rede (Ups: beim noch­ma­li­gen Anhö­ren stellt sich her­aus, dass es “in Dreams” hei­ßen soll. Die­se Aus­spra­che aber auch immer!), und ich wet­te einen Moskovs­ka­ya dar­auf, dass uns im wei­te­ren Song­ver­lauf noch die Wor­te “Love”, “Peace” oder “Hand in Hand” begeg­nen wer­den. Als eine der drei “beein­dru­ckends­ten Fak­ten” über die Sän­ger ver­brei­tet eurovision.tv, dass die Sän­ge­rin nach einer Schwan­ger­schaft 30 Kilo abge­nom­men habe und vor Live-Auf­trit­ten immer ein spe­zi­el­les Par­füm auf­le­ge. Wenn’s Glück bringt…

7 Comments

  • Würg, kotz, spei! Mir gehen die Eri­ka­ti­ve aus ob soviel Schmalz, Geft­rie­fe und Ver­lo­gen­heit. Mer­ke: Wo eine fröh­li­che adret­te Kin­der­schar sich tum­melt, ist ein Dik­ta­tor nie weit!
    Freue mich schon auf das Buh-Kon­zert in Wien für Russia.

  • Again: die Sän­ge­rin kann nichts für die poli­ti­sche Füh­rung des Lan­des, das sie ver­tritt. Sie hat zwar ein paar Jähr­chen mehr auf dem Buckel als die Tomal­che­vy-Schwes­tern und dürf­te weni­ger naiv sein. Den­noch: sie aus­zu­bu­hen, fin­de ich beschä­mend. Natür­lich fin­de ich die Num­mer auch zum Erbre­chen, aber Frau Gaga­ri­na als Über­brin­ge­rin der unge­lieb­ten Bot­schaft zu schlach­ten – sor­ry, das geht echt gar nicht. Und es sen­det eben kei­ne Signa­le von “Brü­cken bau­en” und all­ge­mei­ner Akzep­tanz, auch nicht an die Rus­sin­nen und Rus­sen, die das zu Hau­se schau­en. Putin aus­zu­bu­hen: ja, jeder­zeit. Rus­si­sche Bot­schaf­ter, mei­net­we­gen. Die Frau Gaga­ri­na: nein.

  • Das krö­nen­de Bei­spiel für einen Kin­der­chor beim ESC kam nicht aus einer Dik­ta­tur, auch wenn Spa­ni­en 1979 die­se Pha­se noch nicht lan­ge hin­ter sich hat­te. Ansons­ten vol­le Zustim­mung zu Oli­ver: die Künst­ler sind die Letz­ten, die was dafür kön­nen; aller­höchs­tens kann man ihnen vor­wer­fen, sich für Dik­ta­to­ren zum Werk­zeug zu machen, aber wel­che Alter­na­ti­ve haben sie denn? Ich kann es nach­voll­zie­hen, wenn man west­li­che Super­stars dafür kri­ti­siert, wenn die bei Geburts­tags­fei­ern irgend­wel­cher Dik­ta­to­ren in irgend­ei­nem mit­tel­asia­ti­schen ‑stan auf­tre­ten – die müs­sen das schließ­lich nicht machen – aber ein­hei­mi­sche Künstler?

  • Auch Russ­land setzt auf eine rus­si­sche “Celi­ne Dion” ! Natür­lich ein star­ker Song ! Aber es ist uner­träg­lich, wenn man immer die­se poli­ti­schen Paro­len auch beim ESC ver­brei­tet ! Erst mecker­te man, wenn es poli­tisch war, und jetzt ist es auf ein­mal legi­tim, wenn einen ein Land nicht passt ? Jeder dreht u. wen­det es immer so, wie er es gera­de braucht !

  • Wenn der Song wenigs­tens inspi­riert und ehr­lich wäre… Es ist wie­der die typisch kal­ku­lier­te Bal­la­de aus dem Bau­kas­ten. Und die ver­ba­le Bot­schaft des Titels kon­ter­ka­riert ja wohl sehr deut­lich die aktu­el­le Putin-Dok­trin. Kei­ner kann mir erzäh­len, dass bei der Aus­wahl der Sän­ge­rin und des Lie­des kei­ne poli­ti­schen Ent­schei­dun­gen mit im Spiel waren.

  • What if… rel­oa­ded. In dem Snip­pet find ich die Stim­me von Frau Gaga­ri­na auch ziem­lich knö­de­lig. Und ich muss auch zuge­ben, so recht Oli­ver auch damit hat, das man hier Poli­tik und Musik nicht über einen Hau­fen schmeis­sen soll­te und einen Küns­ter dafür ver­ant­wort­lich zu machen, was in sei­nem Land pas­siert – so schwer fällt es mir objek­tiv mit einem rus­si­schen Bei­trag umzu­ge­hen. Die Hür­de, das mir da was gefällt ist heut­zu­ta­ge bei mir indi­vi­du­ell sehr hoch…

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