Kehrt Groß­bri­tan­ni­en zum Vor­ent­scheid zurück?

Nach einer Rei­he bit­te­rer Nie­der­la­gen will die BBC die Schmach des Ver­sa­gens beim euro­päi­schen Lie­der­wett­be­werb wohl nicht mehr län­ger allei­ne tra­gen und kehrt zum öffent­li­chen Vor­ent­scheid zurück. So behaup­tet es jeden­falls der Dai­ly Express heu­te. Ab sofort und noch bis Novem­ber wol­le man neue, fri­sche Acts, die noch am Kar­rie­re­be­ginn ste­hen, ein­la­den, Titel ihrer Wahl ein­zu­rei­chen. Eine Jury unter Vor­sitz des Musik­pro­du­zen­ten Hugh Golds­mith, auf des­sen Kon­to die Erfol­ge unter ande­rem von Ato­mic Kit­ten und Blue (UK 2011) gin­gen, soll dar­aus ein Star­ter­feld für den natio­na­len Vor­ent­scheid zusam­men­stel­len, bei wel­chem allei­ne die Zuschau­er ent­schei­den, wer den Uni­on Jack in Schwe­den ver­tre­ten soll, so die Zei­tung. Gra­ham Nor­ton, der erneut als bri­ti­scher Kom­men­ta­tor fun­gie­ren soll, kom­men­tier­te: “Die Euro­vi­si­on ist einer der Höhe­punk­te mei­nes Jah­res und ich fin­de es toll, dass die BBC die größ­te Lie­der­su­che aller Zei­ten lan­ciert”. Was mich scho­ckiert: “einer” der Höhe­punk­te? Kann es denn noch ande­re geben, Graham-Darling?

Das letz­te akzep­ta­ble UK-Ergeb­nis: Blue (2011)

Der Dai­ly Express schreibt beängs­ti­gen­der­wei­se im wei­te­ren Text von einer “Talen­te­jagd im Stil von X‑Factor”, ohne dies jedoch näher zu erläu­tern. Denn das oben skiz­zier­te For­mat klingt für mich nach einer hunds­or­di­nä­ren öffent­li­chen Vor­ent­schei­dung, bei der das Publi­kum aus einer Viel­zahl ver­schie­de­ner Acts und Titel aus­wählt. Auch Guy Free­man, der Euro­vi­si­ons­ver­ant­wort­li­che der BBC, spricht jedoch eupho­risch (oder euphe­mis­tisch?) von der “größ­ten Euro­vi­si­ons-Song­su­che, wel­cher sich die BBC jemals unter­zog” und vom “Input von Schlüs­sel­fi­gu­ren aus der Musik­in­dus­trie und von den Fan­clubs” – ein wei­te­rer Alarm­glo­cken­aus­lö­ser. Will man also mög­li­cher­wei­se auch bereits die ers­ten Selek­ti­ons­run­den öffent­lich machen oder müs­sen sich die Künstler/innen gar über ein Cas­ting-For­mat prä­qua­li­fi­zie­ren? Und wel­che Rol­le sol­len die Fan­clubs spie­len? Klar scheint immer­hin, dass “das Publi­kum die letz­te Ent­schei­dung habe” (Free­man). Aus mei­ner Sicht ein kla­rer Fort­schritt – auch wenn und gera­de weil es für die Wahl von Scooch (23. Platz 2007) ver­ant­wort­lich zeich­ne­te, was bei bri­ti­schen Euro­vi­si­ons­fans eine Art Lang­zeit­trau­ma aus­lös­te und bis heu­te als gebets­müh­len­ar­ti­ges Argu­ment gegen die Publi­kums­wahl ins Fel­de geführt wird. Aller­dings: intern gewähl­te Nach­fol­ger wie Engel­bert Hum­per­dinck (Rang 25, 2012) und Elec­t­ro Vel­vet (24. Platz 2015) mach­ten ihre Sache auch nicht besser…

So muss Euro­vi­si­on: Scooch (2007)

3 Comments

  • Blue waren 2011, nicht 2010. Ansons­ten: Publi­kums­wahl in Groß­bri­tan­ni­en? Naja. Man wird sehen.

  • Ich fin­de es gut, das UK mal wie­der das Publi­kum fragt. Scha­de das man kei­nen Vor­ent­scheid mit bekann­ten und gestan­de­nen Künst­lern zusam­men­kriegt. Hof­fent­lich kommt dann nicht so was dil­le­tan­ti­sches dabei raus, wie 2010 mit Josh Dubo­vie. Der Typ hat mir ein­fach nur leid getan. Mit den rich­ti­gen Leu­ten im Hin­ter­grund, kann da was gutes dabei raus­kom­men. Sie­he 2009 mit Andrew LLoyd Web­ber und Jade.

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