Schlech­te Wurst-Par­odie sorgt für Kontroverse

Nach­ah­mung ist die höchs­te Form der Aner­ken­nung”, die­ses Zitat wird Oscar Wil­de zuge­schrie­ben. Ob das auf den vor­lie­gen­den Fall zutrifft, dar­über kann man sich strei­ten. Wie esc­to­day heu­te berich­te­te, ging vor weni­gen Tagen im fran­zö­si­schen Fern­se­hen im Rah­men einer Sati­re­sen­dung ein Video­clip des Come­di­ans Flo­rent Pey­re über den Sen­der, in dem er sich als Con­chi­ta Wurst ver­klei­det und auch eini­ge Sze­nen ihres Clips zu ‘Rise like a Phoe­nix’ zitiert. Als musi­ka­li­sche Vor­la­ge für sei­ne Par­odie nutz­te er das Lied ‘Color Gita­no’ des fran­zö­si­schen Top-Stars Kend­ji Girac, der bis vor weni­gen Wochen noch gerüch­te­wei­se selbst als mög­li­cher (Wunsch-)Vertreter der Grand Nati­on gehan­delt wur­de, aber zwi­schen­zeit­lich absag­te. Den Text arbei­te­te Pey­re, der unter dem Namen Kend­ji Wurst auf­trat, in mäßig bis gar nicht lus­ti­ge Zei­len  wie “C’est une façon de voir la vie, avec des seins et un zizi” (“Es ist eine Art, das Leben zu sehen, mit Brüs­ten und einem Pul­ler”) um. Als Stein des Ansto­ßes erwies sich aber ins­be­son­de­re der Song­ti­tel ‘Tra­ve­lo’.

http://dai.ly/x349psc

Eine trans­pho­be Hommage?

Dabei han­delt es sich um eine abwer­ten­de Bezeich­nung (deren Bedeu­tung im Deut­schen wohl irgend­wo zwi­schen “Tun­te”, “Tran­se” und “Stri­che­rin” ver­or­tet wer­den kann) für eine Mann-zu-Frau-Trans­se­xu­el­le, so das fran­zö­si­sche LGTB-Inter­net­ma­ga­zin YAGG, das unter der Über­schrift “Nein, Humor recht­fer­tigt nicht alles” über den Fall und die in den sozia­len Medi­en Wel­len schla­gen­de Empö­rung berich­te­te. “Eini­ge Trans­men­schen wur­den schon geschla­gen oder gar getö­tet, nach dem sie sich die­se Belei­di­gung anhö­ren muss­ten,” zitiert YAGG einen erbos­ten Tweet. Der Pro­test zeig­te Wir­kung: der Sen­der TF1 ent­fern­te den Clip aus sei­ner Media­thek, Come­di­an Pey­re ent­schul­dig­te sich öffent­lich und sag­te, er habe ledig­lich “amü­sie­ren und unter­hal­ten” wol­len: “Falls sich eini­ge unter Ihnen durch die­se Par­odie in ihren Gefüh­len ver­letzt sehen, tut es mir leid”. Für ihn sei sein Lied eine “Hym­ne an die Eige­niro­nie, den gegen­sei­ti­gen Respekt und die Frei­heit, über uns selbst lachen zu kön­nen,” so der Künstler.

http://www.dailymotion.com/video/xpbgz0_dead-or-alive-turn-around-and-count-2-ten_music

Das Vor­bild für Con­chi­tas Bade­wan­nen­sze­ne: die 80er-Gen­der-Ben­der-Iko­ne Pete Burns von Dead or Alive

Nun muss man kein Fran­zö­sisch kön­nen, um zu erken­nen, dass sich Pey­res “Hym­ne” vor allem an dem Motiv “Frau mit Penis” abar­bei­tet, wie es auch im Refrain “Tra­ve­lo / Une femme avec un cadeau” (“Tran­se / Eine Frau mit einem Extra”) anklingt, einem unter Hete­ros schein­bar para­noia­haft ver­brei­te­ten Schre­ckens­sze­na­rio. Er betreibt damit so ziem­lich das Gegen­teil von Con­chi­tas spie­le­ri­scher gesell­schaft­li­cher Auf­klä­rungs­ar­beit. Und dass es als Song­ti­tel aus­ge­rech­net ein Schimpf­wort sein muss­te, auch wenn das noch so gut zum Vers­maß pas­sen mag, macht die Sache nicht bes­ser. Recht­li­che Schrit­te anzu­kün­di­gen, wie es laut esc­to­day eini­ge LGTB-Orga­ni­sa­tio­nen bereits erwä­gen, scheint mir aber den­noch ein wenig über­zo­gen. Immer­hin zeigt die Con­chi­ta-Par­odie, so schlecht und trans­phob sie auch sein mag, dass die Euro­vi­si­ons­kai­se­rin als Figur im media­len Main­stream ange­kom­men ist, um den Kreis zu Oscar Wil­de wie­der zu schlie­ßen. Frei nach dem Mot­to: Du bist erst dann rich­tig aner­kannt, wenn man Wit­ze über Dich macht. Oder wie seht Ihr das?

Ist ‘Tra­ve­lo’ eine Ver­beu­gung vor Con­chi­ta oder eine Beleidigung?

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