Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: säch­si­scher Euro­dance für die Schweiz

Wenig Vor­zeig­ba­res fin­det sich der­zeit in den Archi­ven des frisch eröff­ne­ten deutsch­schwei­ze­ri­schen Inter­net-Vor-Vor­ent­scheids. Doch eine aus Leip­zig stam­men­de Künst­le­rin hat dort einen so fan­tas­ti­schen Bei­trag gedroppt, dass ich ihn Euch nicht län­ger vor­ent­hal­ten kann. Syl­via Mar­tens heißt die Drei­und­drei­ßig­jäh­ri­ge, die mit ihren pumuck­lrot gefärb­ten Haa­ren ein wenig aus­sieht wie Lou Hoff­ners (DE 2003) mager­süch­ti­ge, jün­ge­re Schwes­ter. Sie mach­te bis­lang haupt­säch­lich in Schla­ger. Seit letz­tem Jahr nennt sie sich in Anleh­nung an die Acht­zi­ger­jah­re-Iko­ne Susan­ne “Nena” Ker­ner Nea!, wirbt für ein neu auf­ge­leg­tes DDR-Deo aus die­ser Zeit und schwenk­te auf den glor­reichs­ten Musik­stil die­ser glor­reichs­ten aller Pop-Epo­chen um: Euro­dis­co! Beim legen­dä­ren hes­si­schen Label ZYX Records (Fan­cy [DVE 2000], Eddie Hun­ting­ton [USSR], Mo-Do [‘Eins, zwei, Poli­zei’] und so ziem­lich jede Italo-Dis­co-Per­le der Acht­zi­ger) ist sie unter Ver­trag, Luis Rodri­guez (Modern Tal­king) pro­du­zier­te ihr Album.

Eine Fri­sur wie ein Vile­da Staub­ma­gnet: die fan­tas­ti­sche Nea!

Fol­ge­rich­tig klingt auch ihre aktu­el­le Sin­gle ‘Pup­py Love’, mit der sie sich in der Schweiz bewirbt, wie eine Kreu­zung aus den Bad Boys Blue (‘You’­re a Woman, I’m a Man’), Gaze­bo (‘I like Cho­pin’) und Whig­field (‘Satur­day Night’). Himm­lisch! “Do you remem­ber” lau­tet der Klam­mer­zu­satz zu ihrem Titel – und wie arg und wie ger­ne ich das tue! Auch optisch sorgt die gut­ge­laun­te Syl­via mit schril­len Kla­mot­ten, Schul­ter­pols­tern und vol­ler Kriegs­be­ma­lung für einen herr­li­chen Nost­al­gie­flash. Und die Cho­reo­gra­fie aus dem Clip könn­te sie eins zu eins für die ESC-Büh­ne über­neh­men. Da sie als Aus­län­de­rin beim hel­ve­ti­schen Vor­ent­scheid natür­lich nicht die gerings­te Chan­ce hat, tat­säch­lich in die End­run­de zu gelan­gen, kann ich nur hof­fen, dass sie es mit dem fabel­haf­ten ‘Pup­py Love’ auch anders­wo ver­sucht. Ich wür­de jeden­falls vor won­ni­ger Schla­gerex­ta­se gera­de­zu ver­glü­hen, wenn sie es tat­säch­lich zum Song Con­test schaf­fen sollte.

Fühl­te sich als Schla­ger­sän­ge­rin “nicht gefor­dert”: Frau Martens

5 Comments

  • Eigent­lich fin­de ich Euro­dis­co beim ESC ja etwas abge­nu­delt, aber Pup­py Love gefällt mir eben­falls. Und bezüg­lich Aus­län­dern in Schwei­zer End­run­den: 2011 war die Ame­ri­ka­ne­rin Sarah Bur­gess im eid­ge­nös­si­schen Fina­le. Chan­cen­los zwar, aber sie war dabei.

  • Stimmt, dan­ke für den Hinweis.
    Das ist den Eid­ge­nos­sen aber mei­nes Wis­sens auch nur die­ses eine Mal, bei der Pre­miè­re des neu­en Ver­fah­rens, pas­siert. Und hing wohl haupt­säch­lich damit zusam­men, dass die Frau Bur­gess zu dem Zeit­punkt in der Schweiz schon bekannt war, weil sie da schon durch das Land getourt war.
    Ich wür­de nach wie vor um eine Toble­ro­ne wet­ten, dass Nea! – wie alle ande­ren Nichthelvet/innen – kei­ne Chan­ce aufs Fina­le hat. Leider.

  • 2012 war die Kana­die­rin Kathe­ri­ne St-Lau­rent in der schwei­zer Ent­schei­dungs­show.… Wie­so Ihr Nicht­eid­ge­nos­sen in der Schweiz kei­ne Chan­ce gebt ver­ste­he ich nicht.… Weil die Schwei­zer beson­ders Frem­den­feind­lich sein sol­len? Wie­vie­le nicht Deut­sche waren denn schon bei “Unser Song für…”??? Macht euch nicht lächer­lich, Pegi­da haben nicht die Schwei­zer erfun­den! Übri­gens, der von euch geprie­se­ne Song von Nea mag tat­säch­lich der Bes­te bis­her hoch­ge­la­de­ne sein, ist aber immer­noch Müll… mei­ne Meinung.

  • Méla­nie René ist übri­gens nur in Genf gebo­ren, besitzt die Staats­bür­ger­schaft nicht und lebt seit Kin­der­ta­gen in Frankreich.…

  • Gera­de die Schweiz war immer sehr offen für aus­län­di­sche Teil­neh­mer beim ESC. Fol­gen­de haben nicht nur beim Schwei­zer Vor­ent­scheid mit­ge­macht, nein, sie haben die Schweiz sogar inter­na­tio­nal ver­tre­ten: 1959 Chris­ta Wil­liams, 1961 Fran­ca di Rien­zo, 1962 Jean Phil­ip­pe, 1963 Esther Ofa­rim, 1965 Yovan­na, 1968 Gian­ni Mas­co­lo, 1988 Céli­ne Dion, 1990 Egon Ege­mann, 1993 Annie Cot­ton, 1994 Dui­lio, 2005 Vanil­la Ninja.

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