Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: Geor­gi­en schickt männ­li­che Lolitas

Young Geor­gi­an Loli­taz, so nennt sich die aus mit­tel­al­ten, halb­ver­wil­der­ten Her­ren bestehen­de Indie-Rock-Kapel­le, wel­che die Geor­gi­er heu­er zum Song Con­test ent­sen­den. Die von Front­mann Nika Kocharov gelei­te­te Elek­tro-Alter­na­ti­ve-Band steht aller­dings bis­lang noch eige­nen Bei­trag da, der Sen­der GBP schreibt daher einen offe­nen Kom­po­nis­ten­wett­be­werb aus: bis 8. Janu­ar noch kön­nen inter­es­sier­te Song­schrei­ber ihre Vor­schlä­ge nach Tif­lis schi­cken. Und bevor Ralph Sie­gel auf dum­me Ideen kommt: gesucht wird etwas mit der “melo­di­schen Song­struk­tur des Alter­na­ti­ve- oder Indie-Rock; mit elek­tro­ni­schen Beats, Syn­ths oder Samples; und mit der Club-Ori­en­tie­rung der Post-Dis­co-Zeit”. Was immer das sein mag. Zur Anre­gung kann man sich, wenn man über star­ke Gehör­nerven ver­fügt, ja den bis­he­ri­gen Musik­ka­ta­log der Loli­taz zu Gemü­te füh­ren, die immer­hin seit 2000 im Geschäft sind.

Bereits mit leich­tem ESC-Fan-Bezug: ‘Gay Swim­mer’ (Reper­toire­bei­spiel).

Unter allen Ein­sen­dun­gen fischt der Sen­der, ver­mut­lich in Zusam­men­ar­beit mit der Band, fünf Titel her­aus, die dann in einer noch nicht ter­mi­nier­ten Show dem Publi­kum (und der unver­meid­li­chen Jury) zur Wahl gestellt wer­den. Ob Geor­gi­en beim Con­test mit so einem Act, der bei in der Wol­le gefärb­ten Fans sicher wenig Begeis­te­rung aus­löst, reüs­sie­ren kann oder doch eher ein The-Shin-Ergeb­nis ein­fährt, bleibt abzu­war­ten. Immer­hin zeigt man sich in Tif­lis expe­ri­men­tier­freu­dig, das ver­dient schon mal Aner­ken­nung. Bekann­te­re Namen sind anders­wo im Auf­ge­bot: zu den 30 Kon­kur­ren­ten, die sich ab dem 23. Janu­ar bei der unga­ri­schen Vor­ent­schei­dung A Dal zunächst in drei Vor­run­den duel­lie­ren, gehört Andras Kál­lay-Saun­ders (dies­mal als Front­mann der Kál­lay Saun­ders Band), der 2014 mit ‘Run­ning’ für Auf­se­hen sorg­te. Sein dies­jäh­ri­ger Wett­be­werbs­bei­trag ‘Who we are’ weiß eben­falls zu gefal­len (und passt eigent­lich sogar ganz gut zu der Such­be­schrei­bung für den geor­gi­schen Bei­trag, bis auf den Rock-Part).

Der schmu­cke Kál­lay und sei­ne Band unter­hal­ten mit elek­tro­ni­schen Klän­gen und wun­der­bar rau­er Stim­me (HU).

Beim ita­lie­ni­schen San Remo Fes­ti­val ver­sucht es Urge­stein Enri­co Rug­ge­ri erneut, der Ver­tre­ter von 1993. Auch die 67jährige Pople­gen­de Pat­ty Pra­vo (‘Bam­bo­la’) tritt an. Etwas jün­ger geht es bei den Gio­va­ni zu, der Nach­wuchs­sek­ti­on des ESC-Vor­bil­des, bei der Euro­vi­si­on-Apo­ca­lyp­se-Trüf­fel­schwein Roy Delaney die Per­le ‘N.E.G.R.A.’ (ja, das heißt, was Sie den­ken, das es heißt) von Ceci­le ent­deck­te – eine schwar­ze jun­ge Sän­ge­rin, die sich im Video­clip des Pro­test­songs gegen Ras­sis­mus im Natur­kleid zeigt. Nicht, um den Song zu ver­kau­fen, son­dern um zu pro­vo­zie­ren (wobei ers­te­res auch ganz gut funk­tio­niert). Nun soll ja, wenn ich es rich­tig ver­stan­den habe, zunächst dem Sie­ger des Fes­ti­vals das Ticket nach Stock­holm ange­bo­ten wer­den – und im Fina­le des San Remo Fes­ti­val star­ten mei­nes Wis­sens nur die Cam­pio­ni, die eta­blier­ten Künst­ler. Ceci­le dürf­te also kei­ne Chan­ce haben. Ande­rer­seits ist es Ita­li­en, da weiß man nie.

Einen Blick wert: Ceci­la (IT).

Den zwei­glied­ri­gen Vor­ent­scheid Mal­ta­song könn­te sich der Sen­der TVM im Grun­de genom­men auch spa­ren: mit gleich zwei Titeln ist die Zweit­plat­zier­te von 2002, Ira Losco, im Ren­nen. Es käme wohl einem ‘7th Won­der’ gleich, soll­te die Ster­nen­staub-Queen die Mit­tel­meer­in­sel nicht ein zwei­tes Mal reprä­sen­tie­ren. Außer, sie ver­scherzt es sich durch Hoch­nä­sig­keit mit den Juro­ren: zur Prä­sen­ta­ti­on der 20 Mal­ta­song-Titel vor Publi­kum in der TV-Show Xara­bank vor weni­gen Tagen erschien Miss Losco noch nicht mal per­sön­lich, son­dern gewähr­te einer Abge­sand­ten des Sen­ders gnä­dig eine kur­ze Audi­enz im hei­mi­schen Wohn­zim­mer. Aller­dings besteht die Kon­kur­renz auch durch­gän­gig aus dem­sel­ben brä­si­gen Quark wie immer. Allen­falls die put­zi­ge Maxi­ne Pace hebt sich mit ihrer jugend­lich-unbe­schwer­ten ‘All about the Bass’-Hom­mage ‘Young Love’ ein μ aus dem Feld des Ewig­glei­chen her­aus (sowie mit einem wirk­lich furcht­ba­ren, furcht­ba­ren Kleid). Und viel­leicht noch Debo­rah C, die in ‘All around the World’ die­se lus­ti­gen elek­tro­nisch gesam­pel­ten “Whooo!”-Schreie unter­bringt, die Anfang der Neun­zi­ger mal für zwei Sekun­den ange­sagt waren. Es ist hoffnungslos…

Meg­han Trai­tor hat ange­ru­fen und will ihren Song zurück: Maxi­ne Pace (MT).

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