Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: mund­ge­schäl­te Bana­nen aus Israel

Frü­her ein­mal stand das eng­li­sche Wört­chen “gay” sowohl für “schwul”, als auch – im Ori­gi­nal­sin­ne – für “fröh­lich”. Das scheint lan­ge her: mitt­ler­wei­le hat sich bei vie­len Berufs­ho­mos lei­der eine nerv­tö­ten­de Humor­lo­sig­keit breit gemacht, wie sich am Bei­spiel der gera­de lau­fen­den israe­li­schen Vor­ent­schei­dung Rising Star zeigt. Dort kam der jun­ge Künst­ler Maor Gam­liel eine Run­de wei­ter, mit einem Song, der sich nach mei­nem Emp­fin­den in freund­schaft­lich-necken­der Wei­se über einen Schrank­schwu­len lus­tig macht. ‘Moshi­ko’, so der Name des titel­ge­ben­den Homos, “liebt Ärsche”, “treibt kei­nen Sport”, hält sich aber stän­dig im Umklei­de­raum auf, “lässt die Sei­fe fal­len”, “schält Bana­nen mit dem Mund” und soll­te sich end­lich outen, for­dert Maor. Denn, auch so heißt es im Song­text, “schwul ist cool” und es “gibt kein falsch oder rich­tig”. Letz­te­res sah der israe­li­sche Schwu­len- und Les­ben­ver­band jedoch anders und rief zu offi­zi­el­len Beschwer­den über die Aus­strah­lung des Titels im Fern­se­hen auf. Erfolg­reich: 200 Kla­gen gin­gen bei der zustän­di­gen Pro­gramm­be­hör­de ein, die den Fall nun prüft, wie die bri­ti­schen Pink News heu­te berich­ten.

Lus­tig oder ver­let­zend? Maor sorgt für Kontroversen.

Und die Behör­de scheint sich der Sicht­wei­se der Beschwerdeführer/innen anzu­schlie­ßen: “Auf den ers­ten Blick den­ke ich, dass der Song bös­ar­tig, belei­di­gend und beschä­mend ist,” kom­men­tier­te David Regev, der Ombuds­mann der Beschwer­de­stel­le, gegen­über der Zei­tung Haa­retz. Der Song ent­hal­te mög­li­cher­wei­se “Aus­sa­gen, die bestehen­de Stig­ma und Vor­ur­tei­le ver­stär­ken,” so eine wei­te­re Äuße­rung, und brin­ge “Eltern von zuschau­en­den Kin­dern in eine unan­ge­neh­me Situa­ti­on”. Aha, daher weht der Wind wirk­lich: wird von der Norm Abwei­chen­des in einem Song the­ma­ti­siert, und sei es auf lus­tig gemein­te Wei­se, könn­ten Kin­der ihren Eltern Fra­gen stel­len, die sie aus ihrer Kom­fort­zo­ne her­aus zwin­gen! Eine ähn­li­che Hal­tung bringt übri­gens gera­de die frisch gekür­te alba­ni­sche Euro­vi­si­ons­ver­tre­te­rin, Ena­da Tarifa, in Schwu­li­tä­ten: die pos­te­te Anfang 2014 in Reak­ti­on auf die Nomi­nie­rung von Con­chi­ta Wurst zur öster­rei­chi­schen Ver­tre­te­rin auf ihrem Face­book-Account, dass sie es schwie­rig fän­de, ihrer Toch­ter “die­ses Phä­no­men” zu erklä­ren. Das hat­te sei­ner­zeit einen ent­täuscht-wüten­den offe­nen Brief des Vor­sit­zen­den des alba­ni­schen LGBT-Ver­ban­des, Kris­ti Pin­de­ri, zur Fol­ge, der ihr “Homo­pho­bie” und man­geln­de Intel­li­genz vor­warf, wie das Por­tal Shqipt­a­ra sei­ner­zeit berich­te­te.

Mär­chen­fee oder böse Hexe? Ene­da hat­te ein Pro­blem mit Con­chi­ta Wurst.

Und da das Inter­net nichts ver­gisst, kocht auch die­ses Stürm­chen im Was­ser­glas gera­de wie­der hoch. Nun ist die dama­li­ge Äuße­rung von Frau Tarifa zwar in der Tat kri­ti­sier­bar, weil ich mir natür­lich wün­schen wür­de, dass alle Eltern über­all ihren Kin­dern mög­lichst früh­zei­tig erklä­ren, dass die Welt bunt ist und die Wer­te und Ver­hal­tens­wei­se ver­schie­den sind und das auch völ­lig okay und gut so ist. Auch wenn die­ser Wunsch eine Uto­pie beschreibt. Zu einer offen geführ­ten Debat­te gehört aber mei­nes Erach­tens auch, dass man sei­ne Kri­tik vor­bringt, ohne den Ande­ren gleich zum Idio­ten zu stem­peln oder ihm böse Absich­ten zu unter­stel­len, wie nun im Fal­le des Israe­lis. Harel Skaat, der offen schwu­le Reprä­sen­tant des Lan­des beim ESC 2010 und heu­er Teil der Rising-Star-Jury, reagier­te da klü­ger: er lach­te beim Auf­tritt Maors herz­haft über den Text, applau­dier­te dem Sän­ger und wähl­te ihn eine Run­de wei­ter. Der eben­falls offen schwu­le Mode­ra­tor der Show, Assi Azar, frug Maor sowie sei­nen im Publi­kum sit­zen­den Kum­pel, der im Video­clip den Moshi­ko spielt, gar, ob er ihn oder Harel attrak­ti­ver fän­de. So macht man das!

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