Söng­va­kepp­nin 2016: She’s a Copy­cat, try­in’ to ste­al your Soul

Island schickt erneut Gre­ta Saló­me Ste­fáns­dót­tir zum Euro­vi­si­on Song Con­test. Die ken­nen wir noch aus Baku, wo sie 2012 gemein­sam mit Jón­si (IS 2004) ein sehr hüb­sches, wenn auch sehr klas­si­sches Duett namens ‘Never for­get’ sang. Dies­mal reist sie jedoch allei­ne an, beglei­tet nur von den Stim­men in ihrem Kopf. Jeden­falls legt das der Titel ihres Bei­trags ‘Hear them cal­ling’ nahe. Den mit­tel­flot­ten, mit­tel­gu­ten Pop­song mit einer mit­tel­gu­ten Hook­li­ne und einer geschickt plat­zier­ten Klatsch­fal­le kurz vor dem Ende ver­kauft die gute Gre­ta haupt­säch­lich über eine, wol­len wir mal sagen, äußerst stark von Måns Zel­mer­löw‘Hero’ inspi­rier­te, auf dem Büh­nen­hin­ter­grund lau­fen­den Video­cho­reo­gra­phie, mit der die blon­de Sän­ge­rin inter­agiert und die in ihrem Fall nicht aus Strich­männ­chen, son­dern aus bedroh­li­chen Schat­ten­spie­len und den auch von Ann Sophie in Wien benutz­ten schwar­zen Rauch­schwa­den besteht. Ori­gi­na­li­tät oder Eigen­stän­dig­keit kann man der Islän­de­rin (die den Titel immer­hin selbst schrieb) also wahr­lich nicht vorwerfen.

Sie kom­men… sie kom­men Dich zu holen… sie wer­den Dich nicht finden… 

Mit der Ste­fans­toch­ter erhöht sich die Zahl der Rückkehrer/innen beim dies­jäh­ri­gen Euro­vi­si­on Song Con­test auf fünf (die wei­te­ren vier: BA, BG, MK, MT). Im ers­ten Semi des Söng­va­kepp­nin sang Gre­ta das Lied noch auf islän­disch als ‘Rad­dir­nar’, wo es für mei­ne Ohren etwas weni­ger flach und ein­fäl­tig klang, obschon es sich bei der heu­te vor­ge­stell­ten eng­li­schen Fas­sung um die Ori­gi­nal­ver­si­on han­delt, die sie zuerst schrieb. Klau­te die Saló­me bei der visu­el­len Prä­sen­ta­ti­on beim aktu­el­len schwe­di­scher Sie­ger, so ori­en­tier­te sie sich musi­ka­lisch bei der letz­ten schwe­di­schen Sie­ge­rin, bei Loreen (2012), die heu­te auch als Star­gast nicht feh­len durf­te und zum gefühlt hun­derts­ten Mal ihr ‘Eupho­ria’ vor­tra­gen muss­te. Sie geht anschei­nend den sel­ben Weg wie Rus­la­na (UA 2004): in zir­ka zehn Jah­ren, wenn wirk­lich nie­mand mehr ihr Lied hören kann, wird sie dann wohl als Juro­rin oder Panel-Mit­glied bei euro­päi­schen Vor­ent­schei­dun­gen durch die Lan­de tin­geln. Doch zurück zum von Fehl­ent­schei­dun­gen en mas­se gekenn­zeich­ne­ten Söng­va­kepp­nin. Neh­men wir zunächst lei­se Abschied von ‘Á ný’ von Elí­sa­bet Orms­lev, dem ein­zi­gen Ange­bot in Lan­des­spra­che im heu­ti­gen Fina­le, einer hoch­dra­ma­ti­schen und unter die Haut gehen­den Ballade.

Von was ist sie nur so “fer­tig, fer­tig”, wie sie dau­ernd singt?

Die pro­pe­re und doch so ver­letz­lich wir­ken­de Elí­sa­bet führ­te in der ers­ten Abstim­mungs­run­de stel­len­wei­se in der aus uner­find­li­chen Grün­den über ver­schie­de­ne islän­di­sche Land­krei­se (inklu­si­ve Reykja­vik-Nord und Reykja­vik-Nord) ver­teil­ten Jury­ab­stim­mung, um nach dem Tele­vo­ting auf dem letz­ten Platz zu lan­den. So eine ver­schenk­te Chan­ce! Das viel grö­ße­re Ver­bre­chen geschah jedoch bereits im ers­ten Söng­va­kepp­nin-Semi­fi­na­le vor zwei Wochen, als die Isländer/innen die fan­tas­tisch durch­ge­knall­te Sig­rí­ður Eyrún Friðriks­dót­tir und ihr sen­sa­tio­nel­les ‘Krei­sí’ ver­schmäh­ten, was ich ihnen min­des­tens noch die nächs­ten vier­zig Jah­re lang vor­wer­fen wer­de. Zumal die Jury auf die ihr offen ste­hen­de und in den letz­ten Jah­ren stets genutz­te Mög­lich­keit ver­zich­te­te, den Titel per Wild­card für das Fina­le nach­zu­no­mi­nie­ren. Nun gut, wer sich sein Grab unbe­dingt selbst schau­feln möch­te… mit dem jetzt aus­ge­wähl­ten Schwe­den­ab­klatsch könn­ten es die Islän­der zwar mit Mühe und Not ins Fina­le schaf­fen, dürf­ten dort aber wohl einen Dolan pul­len. Bil­li­ge Kopien mag nun mal nie­mand. Immer­hin, und das muss ich der guten Gre­ta zuge­ste­hen, lang­weilt sie dabei wenigs­tens nicht. Ein biss­chen Sor­gen macht mir indes, dass die Vor­ent­schei­dungs­sai­son nur noch drei Wochen dau­ert und ich den Sie­ger­song 2016 noch nicht gehört habe (oder zumin­dest kei­nen, der der Kro­ne wür­dig wäre). Aber ein paar Ent­schei­dun­gen ste­hen ja noch aus, man soll also die Hoff­nung nicht auf­ge­ben. Nach Reykja­vik, so viel steht immer­hin schon mal fest, geht es 2017 aber auf gar kei­nen Fall.

Mein per­sön­li­cher Euro­vi­si­ons­sie­ger 2016… scha­de drum!

Hat Island mit Gre­ta Saló­me Ste­fáns­dót­tir Chan­cen aufs Finale?

  • Aber klar! Der Song ist stark, die Prä­sen­ta­ti­on auch. Das könn­te sogar oben mit­spie­len. (49%, 48 Votes)
  • Ins Fina­le kommt das locker, aber da ist dann fini­to. (33%, 32 Votes)
  • Nein. Einen der­art schwa­chen Abklatsch beloh­nen weder Zuschau­er noch Jurys. (18%, 18 Votes)

Total Voters: 98

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