Per­len der Vor­ent­schei­dun­gen: die Bibernova

Super­no­va nennt sich die let­ti­sche Vor­ent­schei­dung seit 2015 und lie­fer­te bei der Pre­miè­re mit Ami­na­ta auch gleich eine fan­tas­ti­sche Euro­vi­si­ons­ver­tre­te­rin für das Bal­ten­land. Logisch, dass die Let­ten das For­mat bei­be­hiel­ten. Ver­gan­ge­nen und die­sen Sonn­tag fan­den nun die bei­den dies­jäh­ri­gen Vor­run­den der Super­no­va statt, im Netz mit­ver­folgt von einer ste­tig wach­sen­den Fan­ge­mein­de, die vor allem aus einem Grund ein­schal­tet: dem Rīgas Bebrs (Riga Biber), dem eigent­li­chen Star der Show, der wäh­rend der zahl­rei­chen Wer­be­un­ter­bre­chun­gen die Netz­ge­mein­de bei Lau­ne hält, sei es mit inter­pre­ta­ti­vem Tanz zu den Bei­trä­gen des Vor­jah­res oder mit lus­ti­gen inter­ak­ti­ven Rate­spie­len. Ges­tern schenk­te er gar, pas­send zum Valen­tins­tag, einer Zuschaue­rin sein (auf Flip­chart­pa­pier gezeich­ne­tes) Herz. Ohne ihn könn­te man sich im Prin­zip die Sen­dung spa­ren, kann es doch am Sie­ger nicht den gerings­ten Zwei­fel geben. Denn Frau Sava­do­go kom­po­nier­te für die Biber­no­va 2016 erneut einen Song, der im Ver­gleich zu dem rest­li­chen dort dar­ge­bo­te­nen Müll in weit ent­fern­ten Gala­xien spielt, auch wenn sie ihn dies­mal nicht selbst singt. Doch dazu später.

Sonn­tags­ma­ler: der Riga­biber in Akti­on. Am geils­ten sind die generv­ten Schnaufer.

Befas­sen wir uns zunächst mit den etwas schrä­ge­ren Titeln. Da ist vor allem Mar­ta Gri­ga­le zu nen­nen, die am ver­gan­ge­nen Sonn­tag mit einem Augen-Make-up erschien, das die Fra­ge auf­warf, ob sie ein Opfer häus­li­cher Gewalt war oder vor dem Schmin­ken zu tief ins Glas schau­te? Für die zwei­te The­se spricht ihr mehr als nach­läs­sig fri­sier­tes Haar und das pott­häss­li­che, pflau­men­far­be­ne Nacht­hemd, in dem sie sich auf die Büh­ne stell­te. “There’s always a Choice”, sang sie zu einem halb­her­zi­gen Elek­tro­tra­ck, und gab dem Zuschau­er das Gefühl, sie selbst tref­fe stets die fal­schen Ent­schei­dun­gen. So, wie auch die uner­müd­li­che Saman­ta Tīna, die es seit Jah­ren ver­geb­lich ver­sucht. Dies­mal gar mit gleich zwei Titeln, von dem es einer ins Fina­le schaff­te – aller­dings nur mit Hil­fe der Jury. Wäh­rend sie bei ‘We live for Love’ (aus­ge­schie­den) noch krisch, als neh­me sie par­al­lel zum Sin­gen eine Abtrei­bung vor, gelang ihr die­ser Part bei ‘The Love is fore­ver’ (sic!) bes­ser, auch wenn man nicht behaup­ten kann, dass ihr Timing zum Track pass­te. Wobei: dar­auf ach­te­te nie­mand, denn viel zu sehr beschäf­tig­te den Zuschau­er die Fra­ge, war­um zur Höl­le sie sich als Schul­thea­ter-Vari­an­te von Nofre­te­te ver­klei­de­te und sich von einem Foot-Locker-Ange­stell­ten im blick­dich­ten schwar­zen Ganz­kör­per­kon­dom umtan­zen ließ. Der schril­le hohe Schluss­ton, mit dem sie ihren Galan geschickt und glaub­haft in den Gna­den­tod schick­te, setz­te die­ser unfass­ba­ren Dar­bie­tung schließ­lich die Sah­ne­hau­be auf.

Die Braut haut ins Auge: Mar­ta Grigale.

Wer es nicht mit eige­nen Augen sah, glaubt es nicht: die Tina.

Zu den alten Bekann­ten zählt eben­falls Mar­kus Riva, der mit ‘I can’ nicht nur im Titel auf den Spu­ren von Blue (UK 2011) wan­del­te. Auch der Power­re­frain, der so über­haupt nicht zu den mehr als schwäch­li­chen Stro­phen sei­nes Bei­trags pass­te, erin­ner­te zumin­dest für die ers­ten zwei Tak­te schwer an das Mach­werk der Bri­ten. Die aber über einen deut­lich bes­se­ren Kla­mot­ten­ge­schmack ver­fü­gen als die in einem spei­häß­li­chen Sei­den­glanz­ja­ckett ste­cken­de Let­ten­schwup­pe. Den­noch zog Riva als Publi­kums­lieb­ling ins Fina­le ein, anders als Ilu­ta Als­ber­ga, die mit ‘On hold’ einen hüb­schen, vom Her­zen her tief in den Acht­zi­gern ver­haf­te­ten, aber zeit­ge­mäß auf­po­lier­ten Dis­co­schla­ger (etwas, von dem es nie genug geben kann) am Start hat­te. Und damit Letz­te in ihrem Semi wur­de. Doch das spielt ohne­hin kei­ne Rol­le, denn alles ande­re als ein Sieg von Jus­ts im Biber­no­va-Fina­le ist schlicht­weg nicht vor­stell­bar. Das liegt vor allem an der Kom­po­nis­tin sei­nes Bei­trags ‘Heart­beat’: wie schon erwähnt, stammt die­ser aus Ami­na­tas Feder. Was man auch hört. Jus­ts ange­rau­te, kraft­vol­le Stim­me schmei­chelt dem sau­coo­len, mini­ma­lis­ti­schen Elek­tro­tra­ck und ver­leiht dem auf Papier rela­tiv durch­schnitt­li­chen Text eine unge­ahn­te sinn­li­che Tie­fe. An der Prä­sen­ta­ti­on könn­te man viel­leicht noch etwas fei­len, doch davon abge­se­hen sticht die­ser Titel um Län­gen aus dem let­ti­schen Auf­ge­bot her­vor und könn­te auch in Stock­holm um den Sieg mit­spie­len. Schickt das hin, hört ihr?

You must be / my Lucky Star: Iluta.

Nur die­se schlim­me, schlim­me Acht­zi­ger­jah­re­fri­sur muss unbe­dingt weg: der Justs.

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