Melo­di­fes­ti­valen 2016: Aber der Frans, der kanns

In Stock­holm ging vor weni­gen Minu­ten das Melo­di­fes­ti­valen mit dem erwar­te­ten Sieg eines dem opti­schen Ein­druck nach mit­ten in sei­ner Puber­tät ste­cken­den, sei­ne Unsi­cher­heit mit Arro­ganz über­spie­len­den Teen­agers namens Frans Jepps­son Wall zu Ende, der das erstaun­li­che Kunst­stück fer­tig brach­te, sei­ne Text­zei­len zwar eher zu nuscheln als zu sin­gen, aber selbst dabei stets ein wenig neben dem Ton zu lie­gen. Doch augen­schein­lich zog sein unschul­di­ger Schul­bu­ben­charme (dass Frans bereits 18 sein soll, glau­be ich nie und nim­mer) genug, um die Schwe­den hier­über genau so wie über sei­ne pein­li­che Fri­sur hin­weg­se­hen zu las­sen. Fai­rer­wei­se muss ich ihm zuge­ste­hen, dass sei­ne melan­cho­li­sche Mid­tem­po­bal­la­de ‘If I were sor­ry’ – auch wenn ich sie per­sön­lich nicht aus­ste­hen mag – als Ein­zi­ge ein wenig aus dem See der tota­len Mit­tel­mä­ßig­keit des dies­jäh­ri­gen Mel­lo-Fina­les her­aus­stach, deren Bei­trä­ge letzt­lich samt und son­ders in die Kate­go­rie “kom­pe­tent, aber lang­wei­lig” fie­len. Die inter­na­tio­na­len Jurys setz­ten den Ele­ven zwar “nur” auf den zwei­ten Rang, aber bereits der tosen­de Hal­len­ap­plaus beim Auf­tritt des Fränz­chens mach­te klar, dass sämt­li­che min­der­jäh­ri­gen Mäd­chen, Päd­eras­ten und Omis Schwe­dens in Scha­ren für ihn anru­fen wür­den. Und so kam es dann auch.

Ach, die­se Kin­der. Sehen es noch nicht ein­mal ein, wenn ihnen etwas wirk­lich leid tun soll­te. So wie die­ses Lied zum Beispiel.

Nach der Eli­mi­nie­rung sämt­li­cher Schwe­den­schla­ger in den Vor­run­den des Mel­lo ver­füg­te das heu­ti­ge Fina­le ohne­hin über kei­ner­lei musi­ka­li­sche Höhe­punk­te mehr. Einen furcht­ba­ren Fremd­schäm­mo­ment bot indes der Auf­tritt von Sara Lars­son: nennt mich ras­sis­tisch, aber wenn ein blon­des, sehr wei­ßes Mäd­chen sich an einer ‘Haba-Haba’-Gedächt­nis­dar­bie­tung ver­hebt, dann krümmt sich in mir alles zusam­men. Zumal selbst Stel­la Mwan­gi (NO 2011) noch bes­ser sang als Sara­ha, wie sie sich für ihren Auf­tritt nann­te. Nichts gegen das Ver­mi­schen kul­tu­rel­ler Ein­flüs­se, aber dann soll­te man es wenigs­tens beherr­schen. ‘Kizun­gu­zun­gu’ jeden­falls gin­ge noch nicht mal als freund­lich gemein­te Par­odie auf afri­ka­ni­sier­te Tanz­num­mern durch. Opti­schen Augen­schmaus lie­fer­ten die Dar­bie­tun­gen des Fuß­bal­lers und Frei­zeit­sän­gers Boris René (der merk­wür­di­ger­wei­se von uns woll­te, dass wir unse­re Lie­be “in a Lit­ter­box”, also in den Müll­ei­mer, legen soll­ten) sowie des Proll­bu­ben­du­os Samir & Vik­tor, die ver­mut­lich in selbst­kri­ti­scher Ein­schät­zung ihrer nicht vor­han­de­nen gesang­li­chen Fähig­kei­ten beschlos­sen, die Gay-for-Pay-Kar­te aus­zu­spie­len und sich für ‘Bada nak­na’ bis auf die Boxer­shorts frei zu machen. Sehr zuvor­kom­mend, auch wenn ich – bei aller Admi­ra­ti­on für Sami­rs Tatö­wie­run­gen – sagen muss, dass mich das bei ihren männ­li­chen Tän­zern mehr gefreut hätte.

Schö­ne Strip­show, das nächs­te Mal viel­leicht mit etwas bes­se­rer Hin­ter­grund­mu­sik? Und ohne den Zim­mer­spring­brun­nen, das sah schon bei Jed­ward (IE 2011) pein­lich aus.

Für erheb­li­che Irri­ta­ti­on sorg­te Wik­to­ria Johans­son: ers­tens wegen der merk­wür­di­gen Schreib­wei­se ihres Wor­na­mens; zwei­tens mit ihrer gigan­ti­schen gold­far­be­nen “WW”-Gürtelschnalle, was ver­mut­lich für “Wig Woman” ste­hen soll­te; denn drit­tens trug sie eine der sen­sa­tio­nells­ten Acht­zi­ger­jah­re-Big-Hair-Fri­su­ren seit Shan­non (‘Let the Music play’, die Älte­ren wer­den sich erin­nern), nur in pla­tin­blond; vier­tens auf­grund der lang­sam etwas aus­ge­lutsch­ten Show-Idee, sinn­los-bun­te Licht­spie­le auf ihr wei­ßes Kleid zu pro­ji­zie­ren; und schließ­lich, weil sie uns, die Zuhö­rer, völ­lig unmo­ti­viert und aus nicht ersicht­li­chen Grün­den die gan­ze Zeit anschrie, als habe ihr jemand gera­de das Smart­phone geklaut. Gelohnt hat sich der Abend den­noch, und zwar auf­grund der Rück­kehr der fabel­haf­ten Lyn­da Wood­ruff, die uns die mau­en Songs mit einer wie immer groß­ar­ti­gen Come­dy-Ein­la­ge ver­ges­sen mach­te, in der sie unter ande­rem dem Vor­jah­res­sie­ger und dies­jäh­ri­gen Mode­ra­to­ren Måns Zel­mer­löw (oder, wie sie ihn tref­fen­der nann­te, “Mans Sell-Me-Love”) androh­te, ihn Bekannt­schaft mit ihren bei­den Brüs­ten schlie­ßen zu las­sen: “This is Hope and this is Glo­ry”. Ich hof­fe und bete, dass wir sie im Mai wiedersehen!

Numi Rape-Ass”: Lyn­da nimmt alles auf die Schip­pe, was bei Drei nicht auf den Bäu­men ist. Ich lie­be sie!

Könn­te Schwe­den mit Frans der Dop­pel­sieg gelingen?

  • Ich hof­fe doch nicht, weil die Irland­i­sie­rung Schwe­dens beim ESC lang­sam nervt. Aber gefähr­lich ist Frans. (38%, 43 Votes)
  • Pfffft. Die­ses Milch­büb­chen? Das noch nicht mal sin­gen kann? Der muss froh sein, wenn er Robin Fem­bot nicht unter­bie­tet! (35%, 40 Votes)
  • Ganz sicher. Sein Lied hebt sich aus dem tota­len Durch­schnitt des Jahr­gangs 2016 völ­lig her­aus. Und er ist so süß! (27%, 30 Votes)

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11 Comments

  • Man muss doch nur mal die­ser Tage irgend­ein belie­bi­ges For­mat­ra­dio anma­chen, um zu mer­ken dass die­se Art “Lie­der”, die aus den drei immer sel­ben Tönen und sich stän­dig wie­der­ho­len­den Text­frag­men­ten bestehen, der­zeit total ange­sagt sind. War­um auch immer.
    Des­we­gen ist zu befürch­ten, dass die­ser ster­bens­öde Schlonz auch beim ESC ordent­lich abräu­men wird.

  • Ja: Die ESC- Kara­va­ne zieht 2017 wie­der nach Schwe­den! Das ist aber schon das ein­zig lang­wei­li­ge am Dop­pel­sieg. Man darf sich nicht wun­dern, dass ein Land, das so für den ESC brennt, das 6 Live Shows ( wohl alle aus­ver­kauft?) auf die Bei­ne stellt und aus einem uner­schöpf­li­chen Reser­voir an Melo­dien schöp­fen kann ( soviel, dass es gleich noch einen Groß­teil der ande­ren Teil­neh­mer­län­der ver­sorgt) dann auch den einen Song fin­det, in dem Song und Sän­ger per­fekt zuein­an­der pas­sen. Und ja: kein Song für die Ewig­keit, aber ein net­tes Lied­chen, wie das letzt­jäh­ri­ge und das davor und das davor .….. Und das ewi­ge Pla­gi­at­ge­jam­me­re kann ich auch nicht mehr hören. Erin­nert sich noch jemand an’s letz­te Jahr: Der Mans, der Sell-Me-Love, alles geklaut und dann der Held, der uns vor den Italo­bar­den und dem Rus­sen­sieg geret­tet hat.… Und mal ehr­lich : Ein Melo­sams­tag hat mehr Charme und mehr ESC-kom­pa­ti­ble Musik zu bie­ten als ein deut­scher Vor­ent­scheid, trotz sei­ner vom NDR gerühm­ten Viel­fäl­tig­keit ( wo die wohl war), in dem ein Titel gewinnt, den letz­tes Jahr schon kei­ner hören und kau­fen woll­te. Also: Frans mach es. ( Übri­gens: weder bin ich Omi, Mäd­chen noch Päderast)

  • Lyn­da Wood­ruff und Hope and Glo­ry,.… Wir haben Trä­nen gelacht, und jetzt, wenn ich dar­an den­ke bekomm ich vor Lachen schon wie­der Pipi in die Augen 🙂

  • Lei­der sehr ein­gän­gig, auch wenn´s nicht meins ist. Ich ertap­pe mich bei dem Gedan­ken­spiel was wohl schlim­mer sei: Noch­mal Schwe­den 2017 oder Russ­land 2017…

  • Also die Sara Lars­son muss ich jetzt mal ver­tei­di­gen: Sie ist im Alter von zwei Jah­ren mit ihren Eltern aus Schwe­den nach Tan­sa­nia gekom­men und war auch eini­ge Jah­re im über­nächs­ten Nach­bar­land Sim­bab­we. Ich hät­te lie­ber sie oder Pane­toz sie­gen gese­hen als Frans. Er tut nicht weh, aber als ESC-Sie­ger muss ich ihn nicht unbe­dingt haben.

    Dass “Youni­ver­se” nur auf dem sechs­ten Platz gelan­det ist, hat mich ein wenig gewun­dert. Aber es kann halt nur eine Loreen geben und Mol­ly San­dén hat ein biss­chen zu viel geheult. Und der letz­te Platz von Samir & Vik­tor ist schon eine Nie­der­la­ge, auch wenn es eine bil­li­ge Mit­gröl­num­mer war. Dass es bei den inter­na­tio­na­len Juries nichts zu holen gab, war selbst­re­dend, aber ich hät­te eini­ge Anru­fe mehr für sie erwartet.

  • Der Song geht in Rich­tung “Ked­ve­sem”, nur dass “Ked­ve­sem” cool war. Das hier lässt mich eher kalt 🙂 Aber Schwe­den hat jetzt einen rich­ti­gen Lauf. Es kommt bestimmt weit nach oben.

  • Ey du Fot­ze !! Frans jepp­son Wall ist schö­ner als du jemals sein wirst!! Ich weiß nicht was falsch bei dir gelau­fen ist, und wer du gedenkst zu sein so über Leu­te abzu­zie­hen … Du bist ein missstückt!!
    Du hast kei­ne Ahnung Soger Jus­tin tim­ber­la­ke fand sei­ne Song gut. Dir hat ein­fach nur jemand ins hirn­ge­schis­sen … Dei­ne Dumm­heit und dei­ne Geschmack­lo­sig­keit tut mir ein­fach nur leid. 

    P.s. Die puper­tät geht bis 21 Jah­re, da kann mal als 17 jäh­ri­ger schon mal so Aus­se­hen auch wenn das bei ihm nicht der Fall ist.
    Du bist ein­fach nur niveaulos !!

  • Beim ESC darf man ab 16 Jah­ren teil neh­men, und ja, vie­le Jun­gen ste­cken mit die­sem Alter noch in der Puber­tät, in die­ser Zeit ist es kon­tra­pro­duk­tiv sich öffent­lich den Mund über das Äuße­re die­ser Men­schen fus­se­lig zu reden.
    Wer sagt, dass er unsi­cher war? Klar er wird bestimmt auf­ge­regt gewe­sen sein, aber nur weil er lächelt heißt das noch lan­ge nicht, dass er “sei­ne Unsi­cher­heit mit Arro­ganz über­spie­len” muss. Vie­le Men­schen ken­nen den Unter­schied zwi­schen Arro­ganz und Selbst­be­wusst­sein nicht. Das ist echt trau­rig. Mein Beileid.
    Sie haben das Lied nicht geschrie­ben oder? Ich den­ke, es ist sei­ne Sache ein­zu­schät­zen, ob er “nuschelt” oder ob das eine Art des moder­nen Gesangs ist, von der Sie anschei­nend nicht so viel ver­ste­hen. Woher wol­len Sie wis­sen, dass er “neben dem Ton lag” das Lied hat er geschrie­ben. Dabei singt er über sei­ne eige­nen Gefüh­le und Erfah­run­gen was in einem sol­chen Moment emo­tio­nal in einem vor­geht kann man nicht beschrei­ben. Wenn sich aber im Nach­hin­ein alle dar­über kaputt lachen, dann tut das schon weh.
    Oh mein Gott, wer ent­schei­det eigent­lich ab wann man “wie 18 aus­sieht” und wann nicht? Er kann ja wohl nichts für sein Aus­se­hen, und wenn er noch nicht wie 18 aus­sieht, dann ist er einer der glück­li­chen, der mit 90 noch wie 80 aus­sieht. Aber das wird man erst in ein paar Jah­ren verstehen.
    Ist Charme etwas schlim­mes, oder ille­gal? Er hat bestimmt nicht nur auf­grund sei­nes Charmes gewonnen.
    Was bit­te ist an sei­ner Fri­sur pein­lich? Wir leben im 21. Jahr­hun­dert. mitt­ler­wei­le kann man fast alles sein. Es gibt Men­schen, die las­sen sich zur Bar­bie um ope­rie­ren, oder wel­che die mit 1000 Pier­cings im Gesicht durch die Stra­ßen lau­fen. Klar ein klei­ner teil der Gesell­schaft wird die­sen Wan­del wohl nie akzep­tie­ren kön­nen, aber ich hof­fe instän­dig, dass Sie nicht zu die­sem teil gehö­ren. Und anhand der vor­an­ge­stell­ten Bei­spie­le sehen sie, “Es hät­te schlim­mer kom­men kön­nen” als sei­ne ” pein­li­che Frisur”.
    Ist es schlimm, dass min­der­jäh­ri­ge Mäd­chen für ihn anru­fen. Wenn sie nicht für ihn anru­fen, dann für einen ande­ren jun­gen Musi­ker. Das liegt ein­fach in der Natur.
    Ich fin­de Ihren Arti­kel ein­fach zu abwer­tend und er fällt defi­ni­tiv unter die Kate­go­rie “unter der Gürtellinie”
    MfG Alba

  • PS.: um dem gan­zen noch einen belei­di­gen­den Touch zu geben, auf den du ja anschei­nend so abfährst,:
    Ich hof­fe Sie “gehen auf­recht” von die­ser Web­site und hören auf talen­tier­te­re Men­schen aus Neid run­ter zu machen.

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