Schrei­ber will Fokus künf­tig stär­ker auf den Song legen

Nach zwei letz­ten Plät­zen für Deutsch­land beim Song Con­test will der deut­sche Euro­vi­si­ons­ver­ant­wort­li­che Tho­mas Schrei­ber vom NDR den Fokus beim deut­schen Vor­ent­scheid künf­tig stär­ker auf den Song legen, wie er in einem Inter­view mit Imre Grimm von der Han­no­ver­schen All­ge­mei­nen Zei­tung (HAZ) sag­te. Er möch­te zunächst “natio­nal und inter­na­tio­nal nach Songs suchen – und dann die rich­ti­gen Inter­pre­ten fin­den”. Wie das Ver­fah­ren genau aus­se­hen soll, erläu­ter­te der NDR-Unter­hal­tungs­chef nicht, ergänz­te aber, dass auch wei­ter­hin “das Publi­kum final ent­schei­den” soll. Nach mög­li­chen Grün­den für das schwa­che Abschnei­den von Jamie Lee Krie­witz befragt, ver­wies Schrei­ber haupt­säch­lich auf das Lied: es sei “weder die gro­ße gefühls­be­la­de­ne Bal­la­de noch die mit­rei­ßen­de Upt­em­po-Num­mer.” Womit er eines der Kern­pro­ble­me der deut­schen Euro­vi­si­ons­bei­trä­ge der letz­ten Jah­re benennt: die Ten­denz der hei­mi­schen Zuschauer/innen, musi­ka­li­sches Mit­tel­maß zu wäh­len, wie sie es aus dem Dudel­funk ken­nen. Auch ‘Ghost’ fällt in die­se Kate­go­rie: kom­po­si­to­risch gibt es an der Tren­nungs­schmerz­bal­la­de nichts zu mäkeln; im Gegen­satz zu dem teils ster­benspein­li­chen musi­ka­li­schen Son­der­müll, wie wir ihn noch bis weit hin­ein in die Nuller Jah­re schick­ten, muss­ten wir uns für den Song nicht schä­men. Das allei­ne genügt aber nicht: die Kon­kur­renz ist über die­se “Bloss-kei­nen-Schrott-Pha­se” schon lan­ge hin­aus und spielt auf Sieg, nicht auf Platz. ‘Ghost’ klang als Lied resi­gna­tiv: es erzählt die Geschich­te einer geschei­ter­ten Bezie­hung, in der zwar jeder weiß, dass es so nicht mehr wei­ter gehen kann, aber kei­ner den Mut für zunächst schmerz­li­che, aber letzt­lich befrei­en­de Ver­än­de­run­gen auf­bringt. Dass es den Vor­ent­scheid gewann, erzählt viel über den aktu­el­len, mut- und rat­lo­sen Gemüts­zu­stand der Deutschen.

Kei­ne Anten­nen für inter­na­tio­nal Kon­kur­renz­fä­hi­ges: Jamie Lee bedien­te vor allem den deut­schen Zeitgeist

Dass so eine trost­lo­se Num­mer inter­na­tio­nal nie­man­den dazu bringt, den Tele­fon­hö­rer abzu­he­ben und dafür anzu­ru­fen, hät­te man sich aber den­ken kön­nen. Wenn man sich denn vor­her Gedan­ken über die inter­na­tio­na­le Wett­be­werbs­fä­hig­keit des deut­schen Bei­trags gemacht hät­te. Doch dafür müss­te man den Blick über den eige­nen Tel­ler­rand hin­aus rich­ten, und dazu sind weder die hei­mi­schen Televoter/innen noch die deut­schen Plat­ten­fir­men bereit. Bei­de inter­es­sie­ren sich ein­fach nicht die Boh­ne dafür, was jen­seits der eige­nen Lan­des­gren­ze ankom­men könn­te, und besit­zen dem­entspre­chend auch wenig Gespür dafür. Um so mehr Bedeu­tung kommt der Vor­auswahl wett­be­werbs­fä­hi­ger Titel durch den Sen­der zu. Schön, dass Schrei­ber das erkannt hat und reagie­ren will. Als zwei­tes opti­mie­rungs­wür­di­ges Feld nennt der deut­sche Dele­ga­ti­ons­lei­ter die Prä­sen­ta­ti­on: “Jamie-Lee konn­te nicht zei­gen, wie gut sie tan­zen kann, und aus mei­ner Sicht wur­de inter­na­tio­nal nicht ver­stan­den, war­um Deutsch­land mit einem Man­ga-Mäd­chen antritt”. Man habe “inter­na­tio­nal nicht trans­por­tie­ren” kön­nen, dass der Stil der Sän­ge­rin “total authen­tisch” sei. Wobei die Ver­klei­dung der deut­schen Reprä­sen­tan­tin als sin­gen­der Eis­be­cher aus mei­ner Sicht nicht unbe­dingt das größ­te Pro­blem der Dar­bie­tung dar­stell­te, son­dern der the­ma­tisch zwar durch­aus stim­mi­ge, aber depri­mie­ren­de Büh­nen­hin­ter­grund mit toten Bäu­men und rie­si­gem Voll­mond, was dem Auf­tritt einen Hauch von ‘Fried­hof der Kuschel­tie­re’ ver­lieh. Auch, dass Jamie Lee ein Gesicht zog, als wol­le sie gleich einen Sui­zid bege­hen, pass­te zwar per­fekt zum Inhalt ihres Lie­des, wirk­te aber abwei­send und mach­te es den Zuschau­ern schwer, sich mit ihr emo­tio­nal zu verbinden.

See­len­los? Kann man so sehen. Aber deut­lich erfolg­rei­cher als die deut­sche Dar­bie­tung (RU)

Immer­hin bestä­tigt Schrei­ber, dass “das The­ma Insze­nie­rung” dazu­ge­hört, auch wenn er hier­bei “kei­ne Regeln” erken­nen will. Obschon es die gibt: der Auf­tritt muss ein­zig­ar­tig sein und im Gedächt­nis blei­ben, dabei aber zum Song pas­sen. Dass er aus­ge­rech­net den rus­si­schen Bei­trag ‘You are the only One’ von Ser­gey Lazarev als Nega­tiv­bei­spiel benennt, der zwar “alle tech­ni­schen Regis­ter” zog und “in der Durch­füh­rung beein­dru­ckend, aber see­len­los” gewe­sen sei, wirft ein wei­te­res Schlag­licht auf die deut­sche Mise­re: denn die­se see­len­lo­se Hoch­leis­tungs­dar­bie­tung gewann im inter­na­tio­na­len Zuschau­er­vo­ting. Und zu Recht! Dass der NDR eines Tages mal einen deut­schen Euro­vi­si­ons­bei­trag der­ar­tig spek­ta­ku­lär in Sze­ne setzt, bleibt wohl wei­ter­hin ein uner­füll­ter Traum. Dabei hät­te mit genau so einer Insze­nie­rung bei­spiels­wei­se das schlech­te Abschnei­den der im Inter­view eben­falls erwähn­ten Dance-Com­bo Cas­ca­da (DE 2013) abge­fe­dert wer­den kön­nen: eine bil­li­ge Show­trep­pe aus der Mehr­zweck­hal­le Oer-Erken­sch­wick genügt halt nicht! Immer­hin: mit der Ein­be­zie­hung ver­schie­de­ner deut­scher Hoch­schu­len für Gestal­tung bei den Büh­nen­auf­trit­ten im Vor­ent­scheid ging der NDR 2016 ja bereits einen Schritt in die rich­ti­ge Rich­tung, auch wenn die­se Vor­schlä­ge nicht von allen Künst­lern ange­nom­men wur­den. Um so wich­ti­ger nun die Eman­zi­pa­ti­on von den deut­schen Plat­ten­fir­men, die den Vor­ent­scheid in den letz­ten Jah­ren vor allem als natio­na­le Wer­be­flä­che für Acts am Beginn oder Ende ihrer Kar­rie­re nutzten.

Kann nicht mehr als 50 Euro gekos­tet haben: Cas­ca­das Auf­tritt beim ESC 2013

Schrei­ber führt im Inter­view die Miss­erfol­ge seit dem Aus­stieg von Ste­fan Raab (DE 2000) dar­auf zurück, dass “wir – anders als etwa 2010 bis 2012 – nicht die Lie­der aus einem inter­na­tio­na­len Pool von meh­re­ren Hun­dert Songs aus­ge­sucht haben, son­dern Künst­ler mit Lie­dern gesucht haben”. Soll hei­ßen: die von der Indus­trie ein­ge­reich­ten Inter­pre­ten woll­ten halt mir ihren eige­nen Songs star­ten, die inter­na­tio­nal erfolg­ver­spre­chen­den Kom­po­si­tio­nen aus ame­ri­ka­ni­scher, skan­di­na­vi­scher oder bri­ti­scher Feder blie­ben größ­ten­teils außen vor. Auch unse­re Euro­vi­si­ons­hel­din Lena Mey­er-Land­rut woll­te 2010 ja lie­ber mit dem von Raab kom­po­nier­ten und von ihr betex­te­ten ‘Love me’ antre­ten als mit ‘Satel­li­te’. Was damals die Zuschauer/innen Gott sei Dank ver­hin­der­ten. Bleibt nur die Fra­ge, wer die Lie­der für den Vor­ent­scheid 2017 vor­aus­wählt und nach wel­chen Kri­te­ri­en. Zumin­dest beim Club­kon­zert 2014 und 2015 such­te die Sen­der­ju­ry aus einem Füll­horn ver­schie­dens­ter musi­ka­li­scher Sti­le am Ende nur zehn Schat­tie­run­gen von beige aus. Titel, die eben­falls aus­schließ­lich auf die Abspiel­bar­keit im deut­schen For­mat­ra­dio ziel­ten, auf den kleins­ten gemein­sa­men Nen­ner, auf Mit­tel­maß. Doch die 2016 gestri­che­ne Nach­wuchs­för­de­rung soll es ohne­hin auch wei­ter­hin nicht geben: “im Fal­le von Elai­za gegen Unhei­lig hat das zum Aus­schei­den der Favo­ri­ten geführt, was die Suche nach neu­en Teil­neh­mern nicht erleich­tert hat,” erin­nert sich Schrei­ber mit Grau­sen. Auch zwi­schen Ann-Sophie, der Club­kon­zert-Sie­ge­rin von 2015, die im Gegen­satz zu dem ver­zag­ten Mäd­chen­trio wenigs­tens selbst­be­wusst wirk­te, und ihm ist das Tisch­tuch wohl end­gül­tig zerschnitten.

Geschei­tert, weil das Lied kei­ne “bewe­gen­de, gesell­schafts­an­spre­chen­de Geschich­te” erzähl­te: Ann Sophie (DE 2015)

Ange­spro­chen auf die von der Sän­ge­rin öffent­lich geäu­ßer­te Kri­tik, der NDR habe sie nach ihren Null Punk­ten in Wien fal­len las­sen wie eine hei­ße Kar­tof­fel, mein­te er pikiert: “Frau Dür­mey­ers Erin­ne­rung und die mei­ner Kol­le­gen von Uni­ver­sal und Brain­pool, auch mei­ne eige­ne, unter­schei­den sich doch sehr”. Eine Nach­fol­ge­sin­gle zu ‘Black Smo­ke’ und zusätz­li­che Auf­trit­te sei­en an über­zo­ge­nen For­de­run­gen der Künst­le­rin geschei­tert. “Und wenn die Erfah­run­gen mit uns wirk­lich so ent­setz­lich waren, wie sie ger­ne gegen Hono­rar in der einen oder ande­ren Talk­show erzählt – war­um bewirbt sie sich dann beim NDR weni­ge Minu­ten, nach­dem wir bekannt gege­ben hat­ten, dass Xavier Naidoo nicht zum ESC fährt? War es doch nicht so schlimm?” Ann-Sophie nahm unter­des­sen das aktu­el­le Ergeb­nis als Beleg dafür, dass es “damals nicht an mir lag. Und es liegt die­ses Jahr auch nicht an Jamie-Lee,” so die Sän­ge­rin auf Face­book. Bei­de Songs hät­ten die Men­schen ein­fach nicht berührt. “Man muss die­ses Event ein­fach lie­ben, es schät­zen, es für das sehen, was es ist und dahin­ge­hend etwas gestal­ten, was passt und den Leu­ten zeigt, dass die­ser Song NUR für die Fans und NUR für die Euro­vi­si­on geschrie­ben wur­de. Für den Rest Euro­pas und nicht für Deutsch­land”. Und auch, wenn beim Stich­wort “nur für die Euro­vi­si­on geschrie­ben” sofort ungu­te Erin­ne­run­gen an die Ära Sie­gel hoch­kom­men: zumin­dest mit dem letz­ten Satz hat sie völ­lig Recht. Bleibt zu hof­fen, dass der NDR bei der Vor­auswahl der Songs für den Vor­ent­scheid 2017 dies im Blick hat.

Ein gro­ßer Mover: der Justin

Unter­des­sen konn­ten sich in den ers­ten offi­zi­el­len deut­schen Sin­gle­charts nach dem Euro­vi­si­on Song Con­test gera­de mal drei Bei­trä­ge plat­zie­ren, und das mit nicht gera­de berau­schen­den Ergeb­nis­sen: auf Rang 80 enter­te der char­man­te Fran­zo­se Amir Had­dad mit ‘J’ai cher­ché’ die deut­schen Top 100 – für einen vor­wie­gend fran­zö­sisch­spra­chi­gen Song aller­dings eine Sel­ten­heit. Jury­sie­ge­rin Dami Im aus Tra­li­en konn­te sich mit ‘Sound of Silence’ auf Rang 57 plat­zie­ren. Für die deut­sche Ver­tre­te­rin Jamie-Lee Krie­witz lohn­te sich die Euro­vi­si­ons­teil­nah­me immer­hin finan­zi­ell ein biss­chen: ihre nach dem Voice-Sieg in kür­zes­ter Zeit aus den Charts gepur­zel­te Sin­gle ‘Ghost’ schaff­te letz­te Woche den Wie­der­ein­stieg auf #78 und dies­mal den Sprung auf #23. Als erfolg­reichs­ter Grand-Prix-Teil­neh­mer in der deut­schen Ver­kaufs­hit­pa­ra­de erwies sich aber der Schwe­de Frans, der mit ‘If I were sor­ry’ auf Platz 12 lan­de­te. Weder für die offi­zi­el­le Sie­ge­rin Jama­la noch für den Tele­vo­ting-Ers­ten Ser­gey Lazarev reich­te es hin­ge­gen für eine Plat­zie­rung unter den Top 100. Doch auch die Num­mer Eins der deut­schen Ver­kaufs­hit­pa­ra­de kann einen Euro­vi­si­ons­be­zug auf­wei­sen: dort führt Jus­tin Tim­ber­la­ke mit sei­nem Pau­sen­fül­ler-Song ‘Can’t stop this Fee­ling’.

Der NDR will künf­tig zuerst den Song aus­su­chen, danach erst den Interpreten.

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11 Comments

  • Nein! Echt jetzt?! Bei einem *Song* Con­test wol­len sie in Zukunft auf den *Song* schau­en? Was kommt als nächs­tes? Pep Guar­dio­la: “Bei der Aus­wahl der Spie­ler wol­len wir den Fokus künf­tig stär­ker auf Fuß­ball­ta­len­te legen.”

  • Man kann wohl froh sein, dass man über­haupt zu die­ser Erkennt­nis gekom­men ist.

  • Ich fin­de es schon irgend­wie lus­tig, dass aus­ge­rech­net der här­tes­te Nur-Tele­vo­ting-Ver­fech­ter dies­seits des Ural dem deut­schen Publi­kum beschei­nigt, nicht über sei­nen Tel­ler­rand schau­en zu kön­nen. Das Ver­fah­ren ist also gut genug, den Sie­ger des ESC zu bestim­men, aber um ein­zel­ne Bei­trä­ge zu fin­den, sind die Leu­te zu kurz­sich­tig? Oder ist das Publi­kum in ande­ren Län­dern so viel weit­sich­ti­ger? (Oh ja, bestimmt. Nichts sagt “Wis­sen um inter­na­tio­na­le Rele­vanz” wie Weiß­russ­land, Geor­gi­en oder auch Frank­reich oder Spa­ni­en. Von Groß­bri­tan­ni­en gar nicht zu reden. Prust.)

  • Bin bei dem The­ma etwas gespal­ten. Einer­seits kann ich Dei­ne Ausführungen
    “dafür müss­te man den Blick über den eige­nen Tel­ler­rand hin­aus rich­ten, und dazu sind weder die hei­mi­schen Televoter/innen noch die deut­schen Plat­ten­fir­men bereit. Bei­de inter­es­sie­ren sich ein­fach nicht die Boh­ne dafür, was jen­seits der eige­nen Lan­des­gren­ze ankom­men könn­te, und besit­zen dem­entspre­chend auch wenig Gespür dafür.”
    hun­dert­pro­zen­tig unter­schrei­ben. Die­sen man­geln­den Blick über den eige­nen Tel­ler­rand hin­aus (der sich schon dar­in zeigt, dass die meis­ten Deut­schen über­haupt nichts von der Exis­tenz der Semi­fi­nals wis­sen!) bemäng­le ich schon seit langem.
    Ande­rer­seits möch­te ich das im Ergeb­nis eben nicht so inter­pre­tiert wis­sen, dass die Viel­ge­stal­tig­keit lei­det. Eigen­wil­li­ge, cha­rak­ter­vol­le, authen­ti­sche Dar­bie­tun­gen müs­sen eine Chan­ce bekom­men. Von daher bin ich auch nicht dafür, einen Song (geklöp­pelt von einem inter­na­tio­na­len (sprich ame­ri­ka­ni­schen oder schwe­di­schen?) Team) ein­fach einem Künst­ler über­zu­bü­geln, son­dern am liebs­ten wären mir ech­te Künst­ler, die mit eige­nen Songs antre­ten. Aber eben nicht abge­half­ter­te oder von ihren Plat­ten­fir­men ver­heiz­te. Das kann aber nur gehen, wenn dem Event mehr Auf­merk­sam­keit geschenkt wird. Und das schließt ein, dass er von der Indus­trie (und damit mei­ne ich v.a. die Radio­sen­der) erns­ter genom­men wird. Wenn bei­spiels­wei­se “1944” nicht öfter bei uns im Radio läuft (wie das etwa mit “Water­loo” sei­ner­zeit geschah), ist es kein Wun­der, wenn das nie­mand kennt und es nicht in den Charts lan­det. Und wenn die Viel­falt im Radio nicht grö­ßer wird, eben­falls nicht, dass das Publi­kum auch im nächs­ten Jahr wie­der so ein­sei­tig abstimmt, weil man über­haupt nichts sper­ri­ges gewohnt ist (Was der Bau­er nicht kennt, frisst er nicht).

  • @ Ospe­ro
    Das Publi­kum ist ja auch weit­ge­hend davon abhän­gig, was es über­haupt zur Aus­wahl hat. Ist die beschei­den, kann auch nur etwas beschei­de­nes gewählt wer­den. Ist die Aus­wahl gut, wählt es auch gut (z. B. Satel­li­te statt den Raab-Song).

  • @porsteinn: Das ist aber beim ESC an sich nicht anders als im Vor­ent­scheid (*hust2002hust*). Ich fin­de es nur merk­wür­dig, dem Publi­kum einer­seits jeg­li­che geschmack­li­che Bega­bung abzu­spre­chen, aber ande­rer­seits das Urteil eben jenes “unfä­hi­gen” Publi­kums als ein­zig wah­ren Maß­stab zu set­zen. Das tut im Übri­gen nicht nur der Haus­herr hier – im Prinz-Blog war eine ganz ähn­li­che Spal­tung zu beob­ach­ten, mit einem “schafft die Jurys ab!”-Artikel direkt neben (okay, unter) einem Arti­kel mit der Stoß­rich­tung “das deut­sche Publi­kum ist zu doof, um den rich­ti­gen Song zu wäh­len, und nimmt doch sowie­so nur Cas­ting­stars”. Bei­de Mei­nun­gen haben ihre Berech­ti­gung, aber sie pas­sen nicht recht zuein­an­der, das war mein Punkt.

  • Dass der NDR eines Tages mal einen deut­schen Euro­vi­si­ons­bei­trag der­ar­tig spek­ta­ku­lär in Sze­ne setzt, bleibt wohl wei­ter­hin ein uner­füll­ter Traum.”
    Das geht nicht zusam­men mit Schrei­bers eige­ner Rea­li­tät und sei­ner erklär­ten Vor­lie­be für redu­zier­te Sachen. Des­halb wird es wohl auch wei­ter­hin kei­ne Nägel und erst recht nicht mit exor­bi­tan­ten Köp­fen geben, son­dern nur Annä­he­run­gen in Form von Zuge­ständ­nis­sen. Schrei­ber mag ein vor­bild­li­cher Koor­di­na­tor sein, aber sein Ver­ständ­nis für die kom­ple­xe Krea­tiv­sei­te der Medail­le ist lei­der bekla­gens­wert. Die Anten­nen für Fans und die Zuschau­er Euro­pas gehö­ren eben­falls nach­jus­tiert. Ob sei­ne Posi­ti­on Platz für Selbst­zwei­fel läßt, das ist die Fra­ge. Das Wol­len steht dann noch auf einem ganz ande­ren Blatt Papier.

  • @Ospero: doch, das passt schon zusam­men. Die Deut­schen sind ja auch unfä­hig, eine geschei­te Regie­rung zu wäh­len, wie sie immer wie­der aufs Neue bewei­sen. Des­we­gen bin ich den­noch für die Bei­be­hal­tung der Demo­kra­tie, auch wenn die Ergeb­nis­se schlimm sind, denn eine Dik­ta­tur wäre noch schlim­mer, selbst wenn der Dik­ta­tor Gre­gor Gysi hie­ße (oder Oli­ver Rau).
    Und ähn­lich ver­hält sich das auch beim Vor­ent­scheid (oder beim Con­test selbst). Dass die Deut­schen unter einer ekla­tan­ten Geschmacks­be­hin­de­rung lei­den, ist ja nichts Neu­es, und selbst­ver­ständ­lich bekla­ge ich das laut­hals, wenn sie mal wie­der etwas Furch­ba­res gewählt haben. Genau so wie ich es bekla­ge, wenn sie Mut­ti zur Kanz­le­rin oder Neo­na­zis in die Par­la­men­te wäh­len. Und den­noch leh­ne ich eine geschmack­li­che Bevor­mun­dung durch die Jury ab, selbst wenn die­se aus­nahms­wei­se mal ein ver­nünf­ti­ge­res Urteil fäl­len soll­te als die Zuschau­er (was ja im Übri­gen eine Aus­nah­me dar­stellt, meis­tens wäh­len die Jurys ja noch schlim­me­res Zeug). Kurz gesagt: mir ist die Sache wich­ti­ger als das Ergeb­nis. Was ist dar­an “merk­wür­dig”?

  • Mal ne ganz blö­de Fra­ge: Wen hät­te man denn wäh­len sol­len? Avan­ta­sia etwa? Ach komm. Gegen Zypern­ge­or­gi­en­un­dauch­mon­te­ne­gro wär das doch auch nix gewor­den. Keoma hat­ten was, war mein Lieb­ling bei der VE, aber wohl zu unauf­fäl­lig. Und sonst? Ich hööööre.…

    Nee nee nee. Wenn man ver­sucht, einem nack­ten Mann in die Tasche zu grei­fen, darf man sich nicht wun­dern, dass man nix fin­det. Und das deut­sche Publi­kum hat in der VE nicht so wirk­lich die Wahl gehabt.

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