Grie­chen­land 2017: Ella­da, Hora tou Tiefschlaf

Weit über zwei Stun­den benö­tig­te das grie­chi­sche Fern­se­hen ERT heu­te Abend, um gan­ze drei Video­clips zu zei­gen: die mög­li­chen Bei­trä­ge der bereits seit Janu­ar 2017 intern aus­ge­wähl­ten Dimi­tra Papa­dea ali­as Demy. Zunächst muss­te fast eine Stun­de lang Süß­holz geras­pelt und sowohl die hüb­sche und sym­pa­thisch wir­ken­de Inter­pre­tin als auch ihr hoch­ka­rä­ti­ges Team um Kom­po­nist Dimit­ris Kon­to­pou­los und Cho­reo­graf Fokas Evan­ge­li­nos mit Lob und Schmei­che­lei­en über­schüt­tet wer­den. Schöns­te Sze­ne hier­bei: spon­ta­ne Trä­nen, als Demys Vater ihr via Ein­spie­ler Glück wünsch­te. Danach stell­te man noch via Sky­pe die zu 30% stimm­be­rech­tig­ten inter­na­tio­na­len Jurys vor, bestehend aus aller­lei Exil­grie­chen, die man auf die­se Wei­se in die Abstim­mung ein­bin­den woll­te (wo sie doch schon beim Tele­vo­ting immer so flei­ßig fürs Hei­mat­land anru­fen) und die bei der Wer­tung mit zusam­men­bre­chen­den Tele­fon­lei­tun­gen zu kämp­fen hat­ten, als befän­den wir uns noch in 1957. Viel Auf­wand steck­te Demys Team auch in die en bloc vor­ge­stell­ten, pro­fes­sio­nel­len Video­clips zu den drei Titeln, die man im male­ri­schen Odes­sa film­te. Nur bei den Songs hat­te man sich die Mühe offen­bar gespart und drei­mal ster­bens­lang­wei­li­gen, gene­ri­schen Durch­schnitts­s­eich abge­lie­fert, aus dem der bereits vor Tagen – ver­mut­lich absicht­lich – gele­ak­te Dance-Pop-Song ‘This is Love’ ein wenig herausstach.

Hüb­scher Hoch­glanz, inhalts­lo­se Lan­ge­wei­le: das ist kei­ne Lie­be (GR)

Aller­dings nicht als beson­ders gut, son­dern ledig­lich als am wenigs­ten ein­schlä­fernd. Erwar­tungs­ge­mäß – und ver­mut­lich von vor­ne­her­ein so beab­sich­tigt – gewann die­ser dann auch die Abstim­mung und darf nun beim Euro­vi­si­on Song Con­test 2017 in Kiew einem Mit­tel­feld­platz ent­ge­gen sehen. Falls Demy ihn live bewäl­tigt: in der Show saß sie ledig­lich deko­ra­tiv auf der Couch her­um und sang kein Wort. Jeden­falls kann ich nicht anders, als den Abend als kom­plet­ten Rein­fall zu bezeich­nen: im Ein­spie­ler zur Sen­dung saßen die bei­den Mode­ra­to­ren noch gemein­sam im Auto und san­gen laut und falsch ehe­ma­li­ge grie­chi­sche Euro­vi­si­ons­kra­cher mit – von ‘Mat­hi­ma sol­fè­ge’ (1977) bis ‘My Num­ber One’ (2005). Kei­nem von ihnen kann der jetzt gewähl­te Song, gegen den das über einen sehr ähn­li­chen, plat­ten Stampf­beat ver­fü­gen­de ‘Glo­rious’ (→ DE 2013) als kom­po­si­to­ri­sches Meis­ter­werk gel­ten muss, und der mit dem Refrain “This is Love / Rain falls from abo­ve” (von wo sonst?) einen der fuß­nä­ge­lauf­rol­lends­ten Rei­me der jün­ge­ren Euro­vi­si­ons­ge­schich­te ablie­fer­te, auch nur das Was­ser rei­chen. Ach, Ella­da – was ist nur aus Dir geworden?

Nur, falls sich jemand wun­dern soll­te, wie ‘This is Love’ gewin­nen konn­te: so klang die haus­in­ter­ne Kon­kur­renz. Wie ent­kof­fe­inier­ter Kaffee.

Ob Grie­chen­land ins Fina­le ein­zieht, muss man ja nicht wirk­lich fra­gen, oder?

  • Lei­der nein, auch wenn die­ser Song-Driss das nicht ver­dient hat. Schmiert im Fina­le aber (hof­fent­lich) ab. (55%, 42 Votes)
  • Muss man nicht. Und mit die­ser flot­ten Dance-Num­mer tut es das auch zu Recht. Und wird um einem Spit­zen­platz mit­kämp­fen. (28%, 21 Votes)
  • Sie sind schon mal hän­gen­ge­blie­ben, und mit die­sem öden Auf­guss wer­den sie das erneut. (17%, 13 Votes)

Total Voters: 76

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