Geor­gi­en wan­delt 2018 auf Sal­va­dors Pfaden

Sal­va­dor Sobrals Euro­vi­si­ons­sieg und sei­ne Fol­gen: unter die­sem Rubrum muss man wohl die Mel­dung ver­bu­chen, die das geor­gi­sche Fern­se­hen mit wirk­lich unnach­ahm­li­chem Gefühl fürs Timing am Sil­ves­ter­abend 2018, nur weni­ge Stun­den vor Mit­ter­nacht, in die Welt setz­te. In Tif­lis besinnt man sich näm­lich ange­sichts des Durch­marschs von “ech­ter Musik” beim ESC 2017 auf sei­ne eige­nen Wur­zeln zurück, ver­fügt das Kau­ka­sus­land mit der dort prak­ti­zier­ten poly­pho­nen Gesangs­tech­nik des Chak­ru­lo doch über eine von der UNESCO zum Welt­kul­tur­er­be gezähl­te Tra­di­ti­on, von wel­cher man erst in die­sem Jahr eine Auf­nah­me zu Nach­lass­zwe­cken ins Welt­all ent­sand­te. Als “drei­tei­li­ges Trink­lied zur Vor­be­rei­tung auf die Schlacht, mit zwei reich ver­zier­ten indi­vi­du­el­len Parts gegen einen sich lang­sam bewe­gen­den Dro­hen-Chor” cha­rak­te­ri­siert es die Alles­wis­sen­de Müll­hal­de. Also nicht gera­de klas­si­scher Schla­ger! Iriao, die vom Sen­der GPB heu­te intern nomi­nier­te Band um den auch in Deutsch­land täti­gen Kom­po­nis­ten David Mala­zo­nia, bedient sich ger­ne die­ses Erbes, wie Euro­fi­re berich­tet, und ver­schmilzt die unter offi­zi­el­lem Arten­schutz ste­hen­de Tech­nik mit tra­di­tio­nel­ler Folk­lo­re, per­si­schen Ein­flüs­sen und west­li­chem Jazz.

Nicht zu früh freu­en: das hier gezeig­te Reper­toire­bei­spiel gehört zu den pep­pigs­ten und pop­pigs­ten Stü­cken der Kapelle!

Und wer beim Stich­wort “geor­gi­sche Eth­no-Jazz-Fusi­on” jetzt ent­setzt The Shin (→ GE 2014) ruft, bekommt 12 Punk­te! Exakt in die sei­ner­zeit schon (sehr erfolg­los) ein­ge­schla­ge­ne Rich­tung des ziel­los vor sich hin mäan­dern­den Musik-Genu­dels bewegt sich das, was die sie­ben­köp­fi­ge Band nach einer ers­ten raschen You­tube-Sich­tung übli­cher­wei­se pro­du­ziert. Was als Ana­lo­gie auch sehr schön zum Grand-Prix-Kurs Geor­gi­ens passt, der eben­falls ori­en­tie­rungs­los zwi­schen pop-fer­nem Arti­fi­zi­el­len und see­len­lo­ser schwe­di­scher Stan­gen­wa­re umher­irrt und dabei äußerst sel­ten ins Schwar­ze trifft. Nun also mal wie­der zurück zum hei­mat­ver­bun­de­nen Extrem (und ver­mut­li­chen Semi-Aus). Zwar ist Iria­os Lied für Lis­sa­bon noch nicht bekannt, den­noch darf man schon mal das Schlimms­te befürch­ten (bzw. erneu­te Dank­bar­keit spü­ren für die Gna­de der → Drei-Minu­ten-Regel). Denn ob von den sie­ben Herr­schaf­ten (bzw. sechs, mehr lässt die EBU noch immer nicht zu) ein ähn­li­cher magi­scher Zau­ber aus­zu­ge­hen ver­mag wie von dem ver­schro­be­nen Lis­sa­bon­ner Hips­ter, mag bezwei­felt werden.

Kommt auf den rich­ti­gen Dro­gen wahr­schein­lich rich­tig gut: ‘Kin-dza-za’, ein Films­ound­track mit durch­aus komi­schen Qualitäten.

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