C’est vrai: die klei­ne Mer­cy gibt es wirklich!

Die klei­ne Mer­cy, Hel­din des fran­zö­si­schen Euro­vi­si­ons­bei­trags, in den Armen ihrer Mut­ter Taiwo.

Ges­tern Abend gewann das fran­zö­si­sche Sin­ger-Song­wri­ter-Pär­chen Émi­lie Satt und Jean-Karl Lucas ali­as Madame Mon­sieur bei der Desti­na­ti­on Euro­vi­si­on dank der Stim­men der hei­mi­schen Televoter/innen das Ticket zum Euro­vi­si­on Song Con­test 2018 in Lis­sa­bon. Ihr bewe­gen­des Lied ‘Mer­cy’ erzählt von einem Flücht­lings­mäd­chen, das auf der Über­fahrt übers Mit­tel­meer auf einem Ret­tungs­boot zur Welt kommt. Und es basiert auf einer wah­ren Bege­ben­heit: “Am 21. März 2017 stie­ßen wir auf einen Tweet eines Repor­ters, der sich mit dem von SOS Médi­ter­ra­née gechar­ter­ten Ret­tungs­boot Aqua­ri­us beschäf­tig­te,” so Madame Mon­sieur zur Ent­ste­hungs­ge­schich­te des Songs. “Er zeig­te das Foto eines klei­nen Mäd­chens namens Mer­cy, das gera­de an Bord zur Welt gekom­men war”. Und tat­säch­lich lässt sich das Ereig­nis im Web­auf­tritt der gemein­nüt­zi­gen Orga­ni­sa­ti­on nach­le­sen: “Heu­te Mor­gen, Diens­tag den 21. März, wur­de ein klei­nes Mäd­chen an Bord der Aqua­ri­us gebo­ren. Mut­ter und Kind sind wohl­auf. Mut­ter Tai­wo aus Nige­ria war am Wochen­en­de in einem mehr als 15-stün­di­gen Ein­satz gemein­sam mit 945 wei­te­ren Flücht­lin­gen vor dem Ertrin­ken geret­tet wor­den. Mit ihnen an Bord befand sich die Aqua­ri­us gera­de auf dem Weg nach Ita­li­en, wo die Geret­te­ten ans Fest­land gebracht wer­den soll­ten, als bei Tai­wo die Wehen ein­setz­ten. Die Geburt der klei­nen Mer­cy ver­lief pro­blem­los. Alex­an­der Moroz, Kapi­tän der Aqua­ri­us, gra­tu­lier­te als einer der Ers­ten und über­gab der Mut­ter die offi­zi­el­le Geburts­ur­kun­de. Es ist bereits das vier­te Kind, das an Bord der Aqua­ri­us gebo­ren wur­de”.

Okay, der Band­na­me Madame Mon­sieur klingt noch immer nach einem schlech­ten Tra­ves­tie-Act, aber das Lied ist soeben noch ergrei­fen­der geworden!

Mitt­ler­wei­le sind übri­gens noch ein paar Bord­ge­bur­ten hin­zu­ge­kom­men. „Die Mut­ter hat das sehr gut gemacht, sie war sehr tap­fer. Ein Kind auf die Welt zu brin­gen, ist eines der intims­ten Din­ge im Leben einer Frau und sie muss­te das mit kom­plett Unbe­kann­ten auf einem Boot durch­ste­hen“, so Eliza­beth Ram­low, Heb­am­me an Bord der Aqua­ri­us, zum Fall der klei­nen Mer­cy. Émi­lie und Jean-Karl erfüll­te die Geschich­te nach eige­ner Aus­sa­ge auf ihrem You­tube-Kanal “mit so vie­len Emo­tio­nen, dass wir sie in einem Lied ver­ar­bei­ten und zu einem beru­hi­gen­den, glück­li­chen Schluss brin­gen woll­ten”. Um die Hin­ter­grün­de für die lan­ge Rei­se von Mer­cy und ihrer Mut­ter bes­ser zu ver­ste­hen, spra­chen sie mit 156 Men­schen “allen Alters und Her­kunft”, die sie im Video­clip zur (eine Minu­te län­ge­ren) Stu­dio­fas­sung des Lie­des por­trä­tier­ten. Und natür­lich wol­len die Bei­den mit dem dazu­ge­hö­ri­gen Song nicht nur die Grand-Prix-Kro­ne nach Frank­reich holen, son­dern auch Gutes tun. So geben sie am 5. März 2018 im Petit Bain in Paris ein Bene­fiz-Kon­zert, des­sen Ein­nah­men der SOS Médi­ter­ra­née zugu­te kommt. Und natür­lich kann man die Lebens­ret­ter, die mit ihrer bewun­derns­wer­ten Arbeit die­sen wun­der­schö­nen Song ermög­lich­ten (vor allem aber in gro­ßer Zahl Leben ret­ten), jeder­zeit mit einer Spen­de unter­stüt­zen. Denn, wie Madame Mon­sieur es so schön for­mu­lie­ren: “Ob wir es mögen oder nicht, wir alle sind oder waren mal Migran­ten”. Oder könn­ten es, wenn die poli­ti­sche Ent­wick­lung in Euro­pa so wei­ter ver­läuft, ganz schnell werden.

Das Lyrik-Video, in vier­mo­na­ti­ger Arbeit entstanden.

7 Comments

  • Wenn die Num­mer die­ses Jahr den ESC gewinnt, kann ich das Gejam­mer vom rech­ten Rand jetzt schon hören, wenn man sich über die Dik­ta­tur der Mul­ti­kul­ti-Will­kom­mens­kul­tur-Gut­men­schen beschwe­ren und natür­lich auch poli­tisch moti­vier­te Pro­pa­gan­da-Mani­pu­la­ti­on von der links­grün ver­siff­ten Gesin­nungs­po­li­zei ver­mu­ten wird.
    Ich berei­te schon mal das Pop­corn vor.

  • Bit­te nicht schon wie­der. Nach der krim und einer herz­ope­ra­ti­on jetzt ein flücht­lings­mäd­chen. War es eine wei­le ein euro­vi­si­on show con­test, mutiert es jetzt zum euro­vi­si­on sto­ry con­test. Bit­te nicht

  • @Rainer Mai­er: Das hat der deut­sche HoD auf der NDR-Road­show zum deut­schen Vor­ent­scheid im Hin­blick auf die bei­den letz­ten Sie­ger­ti­tel auch erwähnt, dass es heut­zu­ta­ge beim ESC eben auch dar­um geht, eine Geschich­te zu erzäh­len, wel­che die Men­schen erreicht. Bei 26 Songs an einem Abend schmilzt die Musik in der Erin­ne­rung der meis­ten Zuschauer/innen ohne­hin zu einem Brei zusam­men. Und sie sind es auch von den Cas­ting­shows gewohnt, da geht’s ja auch meist um den Hin­ter­grund und nicht um die Musik. Das kann man blöd fin­den, aber so ist es nun mal. Wer kei­ne inter­es­san­te Sto­ry zu erzäh­len hat, braucht erst gar nicht anzutreten.

  • Ganz recht.Eine gute Geschich­te ist immer Gold wert. Wenn sie dann noch so schön in Musik gepackt ist, muss man es ein­fach lie­ben. Ich drü­cke alle Dau­men für Frank­reich, bin aber trotz­dem eher pes­si­mis­tisch, was die Sieg­chan­cen angeht

  • Zu der Geschich­te des Songs erlau­be ich mir Klar­text zu reden:
    Wer in Kriegs-und Hun­ger­län­dern Kin­der in die Welt setzt ist Teil des Pro­blems vor dem er/sie flieht und er/sie bringt den Nach­wuchs in Lebensgefahr.
    Ein Song der das mal zum The­ma machen würde
    Wäre zeit­ge­mäß. Die­ser Song hier fällt bei mir unter die Rubrik “Kitsch”.

  • @ auf­recht­gehn

    Da stim­me ich Dir ger­ne von gan­zem Her­zen zu !!! Nach dem Juwel Sal­va­dor beglückt uns die Gran­de Nati­on mit die­sem wun­der­schö­nen Nou­vel­le Chan­son, es drückt schon sehr auf die Trä­nen­drü­se und das voll­kom­men zu Recht. Mer­ci beaucoup.

    Grü­ße aus Offenbach

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