Aser­bai­dschan 2018: der Hackerangriff

Viel war in den zurück­lie­gen­den Mona­ten in den Medi­en die Rede von rus­si­schen Hacker­an­grif­fen auf den Wes­ten. Sei es ein mög­li­ches Ein­drin­gen ins Regie­rungs­netz, wie vom Spie­gel vor weni­gen Tagen gemel­det, oder die viel erns­te­re Mani­pu­la­ti­on der US-ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­dent­schafts­wah­len Ende 2017, mit denen Putin, so die Theo­rie, den ihm wohl­ge­son­ne­nen (weil finan­zi­ell mit ihm ver­strick­ten) Geschäfts­mann Donald Trump im Wei­ßen Haus instal­lier­te, um die letz­ten Res­te der west­li­chen Demo­kra­tie zu unter­gra­ben. Was das alles mit dem Euro­vi­si­on Song Con­test zu tun hat? Nun, auch die russ­land­freund­li­che Dik­ta­tur der Əli­yevs am Kas­pi­schen Meer benennt nun ganz offen ihre kri­mi­nel­len Zie­le: “I tear down the Fire­walls” droht die vom aser­bai­dscha­ni­schen Fern­se­hen intern aus­ge­wähl­te Aysel Mam­ma­do­va ali­as Aisel neben aller­lei harm­lo­sem lin­gu­is­ti­schen Unfug in ihrem heu­te vor­ge­stell­ten Grand-Prix-Lied ‘X my Heart’. Gewis­ser­ma­ßen als musi­ka­li­scher Virus in Form eines Ohr­wurms will sie also über uns kom­men, die kau­ka­si­sche Kil­le­rin, unse­re Schutz­sys­te­me lahm­le­gen und uns so ver­wund­bar machen.

Vie­len Dank für die Blu­men: Aisel beschenkt ihr Kindheits-Ich.

Anfäl­lig also für schlech­te schwe­di­sche Stan­gen-Pop­ware. Oder gar für Schlim­me­res? Das bleibt der Spe­ku­la­ti­on über­las­sen. ‘Cross my Heart’, so der Song­ti­tel in kor­rek­ter Schreib­wei­se, klingt jeden­falls wie ein beson­ders gedan­ken­lo­ses Amal­gam sämt­li­cher Melo­di­fes­ti­valen-Bei­trä­ge der letz­ten 20 Jah­re, auch wenn tat­säch­lich der grie­chi­sche Seri­en­song­schrei­ber Dimit­ris Kon­to­pou­los kom­po­si­to­risch dafür ver­ant­wort­lich zeich­net und die Schwe­din San­dra Bjur­man (‘Run­ning scared’, AZ 2011) ledig­lich den von bri­ti­schen Mut­ter­sprach­lern bereits als schmerz­vol­le Atta­cke auf den Geist gebrand­mark­ten Text ver­brach. Geht die Bedro­hung also gar nicht von Aser­bai­dschan aus, son­dern aus dem IKEA-Land? In euro­vi­sio­nä­ren Zusam­men­hän­gen ganz sicher! Mit­leid emp­fin­den kann man mit der Inter­pre­tin, die eigent­lich im ele­gan­ten Easy-Lis­tening-Jazz zuhau­se ist und unter einem der­art grob­mör­te­li­gen Null­acht­fünf­zehn-Lied sicher­lich noch stär­ker lei­det als die Zuhörer/innen. Ande­rer­seits: der­zeit dankt man den Grand-Prix-Göt­tern auf Knien für jedes Stück­chen Upt­em­po, sei es noch so grottig.

Sinn­los zusam­men­ge­na­gel­te Wort­fet­zen erobern über­all den Pop, auch bei uns in Deutschland.

Kann Aisel tat­säch­lich die Fire­wall durch­sto­ßen und ins Fina­le vordringen?

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2 Comments

  • Oh no,
    erst wird man vor­ab ange­fixt mit einer schö­nen Plin­ker-Plon­ker Bal­la­de von ihr und dann kommt sowas!
    Arme Aisel!

  • Song von der Res­te­ram­pe aus dem Hau­se Kon­to­pou­los (fiel der Herr ein ein­zi­ges Mal mit Qua­li­tät auf ? Ich kann mich nicht erin­nern). Lyrisch eine Zumu­tung – selbst beim Mel­lo hät­te so ein Mach­werk kei­ne Chan­ce. Für mich ist es schlicht­weg ein Ver­bre­chen, wenn man einer inter­es­san­ten Sän­ge­rin mit Stim­me so etwas hin­knallt.… Haben es die Ase­ris nötig, uns nur noch mit sol­chem Quark zu lang­wei­len ? Ich hof­fe auf ein Schei­tern im Semi.

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