Russ­land 2018: Sticks and Stones won’t break your Bones

Und auch im Fal­le der rus­si­schen Reprä­sen­tan­tin für den Euro­vi­si­on Song Con­test 2018, Julia Samoy­l­o­va, und ihrem Grand-Prix-Bei­trag hiel­ten die Däm­me nicht: bereits vor der offi­zi­el­len Vor­stel­lung in den heu­ti­gen Haupt­abend­nach­rich­ten des Sen­ders leak­te der Song. Der heißt ‘I won’t break’, stammt vom sel­ben Kom­po­nis­ten­trio, das bereits Dina Gari­po­vas (→ RU 2013) gru­se­li­ge Gehirn­wä­sche-Hym­ne ‘What if we’ ver­brach und ent­puppt sich musi­ka­lisch als belang­lo­ses­ter Radio­pop ohne den gerings­ten Fun­ken von Authen­ti­zi­tät. Zumin­dest in der Stu­dio­fas­sung stellt er den­noch eine leich­te Ver­bes­se­rung zu Juli­as letzt­jäh­ri­gem Lied ‘Fla­me is bur­ning’ dar, was vor allem dar­an liegt, dass ein mehr­stim­mi­ger Frau­en­chor ihr den Refrain wei­test­ge­hend abnimmt, wäh­rend­des­sen sie ledig­lich das titel­ge­ben­de Ver­spre­chen ihres immer­wäh­ren­den Wider­stands dahin­mur­melt. Und selbst­ver­ständ­lich nutz­ten die Tex­ter die nahe­lie­gen­de Gele­gen­heit, die Inter­pre­tin in ihren leicht düs­te­ren Lyrics zu einer Art wie Phö­nix aus der Asche stei­gen­den Mär­ty­re­rin zu stilisieren.

Die Pro­pa­gan­da­ma­schi­ne rollt wie­der: die hel­den­haf­te Frei­heits­kämp­fe­rin Julia Samoylova.

Nicht mehr län­ger ste­he sie im Dunk­len, so die bereits 2017 vom rus­si­schen Fern­se­hen nomi­nier­te, von der damals gast­ge­ben­den Ukrai­ne jedoch mit einem Ein­rei­se­ver­bot beleg­te Sän­ge­rin gleich in der Auf­takt­zei­le ihres aktu­el­len Lie­des. Denn 2018 ver­an­stal­tet bekannt­lich Por­tu­gal den Euro­vi­si­on Song Con­test: das Land an der Algar­ve befin­det sich nicht im Krieg mit der Föde­ra­ti­on und heißt die an einer schwe­ren Mus­kel­er­kran­kung lei­den­de Julia, deren Auf­tritt auf der von Russ­land okku­pier­ten Krim zu ihrem (ver­mut­lich bewusst kal­ku­lier­ten) Aus­schluss in Kiew führ­te, nun­mehr im hel­len Ram­pen­licht des euro­päi­schen Wett­sin­gens will­kom­men. Die so Reha­bi­li­tier­te aber kann (oder wohl eher: darf) von den alten Geschich­ten ein­fach nicht las­sen: “Altes Leid und zer­bro­che­ne Träu­me,” so trä­nen­drüst sie, “erhe­ben sich him­mel­wärts / Ich flog gegen die Win­de / Mit Frei­heit in ihren Augen”. Die tap­fe­re Julia mag also nicht bre­chen im rau­en Wind der Geschich­te – als Euro­vi­si­ons­fan möch­te man es ange­sichts eines sol­chen Kampf­tex­tes und der damit mut­maß­lich ein­her­ge­hen­den Dro­hung auf wei­te­re end­lo­se Pro­pa­gan­da­schlach­ten um so mehr.

Sie brennt noch, die rus­si­sche PR-Flamme.

Rollt Julia mit ‘I won’t break’ in Lis­sa­bon ins Finale?

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5 Comments

  • Momen­tan kann Russ­land alle mei­ne Ent­chen sin­gen und es ist ein Annexionslied.…
    Schwa­cher Song, eigent­lich nix fürs Finale…
    Wün­sche Ihr alles Gute für die 3 Minu­ten of Fame in Lis­sa­bon, ohne Buh­ru­fe, sie ist kein schlech­ter Mensch und hat nix böses getan.
    Der Slo­gan all on board gilt doch für alle ?!

  • Da sie auf der wider­recht­lich annek­tier­ten Krim auf­ge­tre­ten ist, kann ich mich den guten Wün­schen für die Pro­pa­gan­da-Tus­si nicht anschlie­ßen – dass es auch anders geht, hat Ser­gej Laza­rov gezeigt. Aber der hat ja im Gegen­satz zu Julia Talent und singt in einer ver­ständ­li­chen Sprache.

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