Ein “streng patriotisches” Lied über die “Stärke Georgiens” und dem Wunsch nach einem “Ende des Krieges und der Konflikte”, so die Beschreibung des Kaukasus-Korrespondenten von Wiwibloggs, gewann gestern Abend im Finale von Sakartvelos varskvlavi (Georgien sucht den Superstar) das Ticket nach Tel Aviv. Die seit Monaten laufende Castingshow fand mit vier verbliebenen Kandidat:innen ihren Abschluss, welche sich lediglich drei Lieder teilen mussten: sowohl der ausgesprochen niedliche Giorgi Nakashidze als auch der in seinen zirka vier Nummern zu großen Klamotten und mit Manbun eher nach einem Obdachlosen als nach einem Hipster aussehende Jazzsänger Oto Nemsadze brachten die siegreiche, von einem massiven Flaggeneinsatz begleitete Rockballade ‘Sul tsin iare’ (‘Immer weiter’) zum Vortrag. Und zwar im gleichen Arrangement, wobei sich zeigte, dass die Nummer den vergleichsweise zart besaiteten Giorgi schnell an seine Grenzen brachte, während Oto mit seiner rauen, kraftvollen Stimme voll auf die Zwölf ging. Auch der fünfköpfige männliche Begleitchor, der den leicht zu merkenden “Varaada varada, varada vara hee”-Part übernahm, schaffte sich in seiner Variante richtig rein. So sehr, dass es die mit ihrer blonden Kurzhaarfrisur kaum wieder zu erkennende deutsche Vorentscheidungsletzte von 2018, Natia Todua, vor lauter Begeisterung von ihrem Jurorinnenstuhl riss.
Goldmariechen Todua und ‘I don’t wanna put in’-Stephan lassen sich von Oto begeistern.
Die vierköpfige Jury durfte im Finale der Castingshow, die mit der grausamen Hinmetzelung eines Queen-Klassikers durch den Moderator sehr schlimm begann, zwar noch ihren Senf abgeben, die Entscheidung lag allerdings komplett in den Händen der Zuschauer:innen, die per Telefon, SMS und Facebook-Messenger abstimmten. Und dies ewig lang: mehr als drei Stunden dauerte es, bis das Ergebnis feststand, das mit 44% der rund 230.000 abgegebenen Stimmen recht eindeutig ausfiel. Zwischenzeitlich erhielten die auf der Bühne versammelten und teils selbst schon recht genervt wirkenden Teilnehmer:innen noch laufend diverse Umschläge und Tüten mit Sponsorengeschenken überreicht, was es den nicht georgisch sprechenden Zuschauer:innen schwer machte, mitzuverfolgen, ob nun endlich der Sieger feststünde oder nicht. Der dreißigjährige Oto Nemsadze, der nun die georgische Flagge beim Eurovision Song Contest vertritt, kämpfte bereits in allen möglichen Castingshows und Wettbewerben, unter anderem im heimatlichen Vorentscheid von 2017, wo er mit dem von seinem Bruder geschriebenen Lied ‘Dear God’ den zehnten Platz belegte. Eine Teilnahme an der Show Britain’s got Talent ein Jahr zuvor scheiterte am fehlenden Visa. Eine erste Kriegsverletzung trug er im patriotischen Einsatz auch schon davon: wie ESCkaz berichtete, musste er sich gestern Nacht einer Behandlung im Krankenhaus unterziehen, nachdem er bei Fotoaufnahmen mit Fans von der Bühne fiel und sich das Bein aufschrammte. Autsch!
He’s a Lover, not a Fighter: Giorgi Nakashidse wirkte zu verzärtelt für glaubwürdigen Hurra-Patriotismus.
Vorentscheid GE 2019
Sakartvelos varskvlavi (Pop Idol). Sonntag, 3. März 2019, aus der Konzerthalle in Tiflis. Vier Teilnehmer:innen. Moderation: Ruska Makashvili und Vaniko Tarkhnishvili.# | Interpret:in | Songtitel | Televoting | Platz |
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1 | Giorgi Nakashidze | Sun tsin iare | 11% | 03 |
2 | Liza Kalandadze | Sevdisperi Zgva | 35% | 02 |
3 | Oto Nemsadze | Sul tsin iare | 44% | 01 |
4 | Giorgi Pruidze | Me mjera | 09% | 04 |
Ein Jahrgang des Jammers
Des Jammers und des Jammerns.
Selten einen Beitrag gesehen, an dem so viel schlecht ist. Einziger Pluspunkt: Landessprache
Ich finde es stark ! Ist mir aber klar, daß Song und Typ hier nur wenig Freunde finden.
Könnte ähnlich überraschen wie Albanien 2018.