Rank and File 2019: Platz 23 – Scream

Eigent­lich hat der rus­si­sche Super­star Ser­gey Lazarev ja bereits den ESC gewon­nen. 2016, bei sei­ner Erst­teil­nah­me, wo er im Zuschau­er­vo­ting regel­recht abräum­te. Aus poli­ti­schen Grün­den stahl ihm die Jury jedoch den Sieg und schanz­te ihn aus­ge­rech­net dem Erz­feind Ukrai­ne zu. Gelingt es dem durch­trai­nier­ten Sehr­gay nun, wie wei­land Dima Bilan im zwei­ten Anlauf die Kro­ne zu erringen?

Platz 23: Russ­land – Ser­gey Lazarev: Scream (Schrei)

Die Ukrai­ne jeden­falls strich schon mal die Segel und schoss sich die aus­ge­wähl­te Kan­di­da­tin Maruv, frag­los eine der stärks­ten Mitbewerber/innen auf den Grand Prix, sicher­heits­hal­ber selbst weg. Ein biss­chen vor­ei­lig viel­leicht, denn direkt nach der Ver­öf­fent­li­chung von Ser­geys Wett­be­werbs­ti­tel sank sein bis dahin hell fun­keln­der Stern bei den Buch­ma­chern rapi­de. Und das mit Recht. ‘Scream’ ist zwar, das muss man dem Rus­sen las­sen, eine star­ke, viel­schich­ti­ge Bal­la­de mit dra­ma­ti­schen Strei­chern und einer nicht min­der dra­ma­ti­schen Melo­die­füh­rung, die für Ser­gey und sei­nen Begleit­chor mas­sen­haft har­te Belas­tungs­pro­ben für die hof­fent­lich gut geöl­ten Stimm­bän­der bereit­hal­ten und die Raum für eine bom­bas­ti­sche Insze­nie­rung bie­tet. Feuch­te Hös­chen bei den Juror/innen sind also garan­tiert, und ver­mut­lich sehen die­se des­we­gen sogar über das arg anti­kli­ma­ti­sche Songfi­na­le und die ekla­tan­te Refrain­schwä­che des Lie­des hin­weg, das getreu sei­nes Titels anstel­le eines mit­rei­ßen­den Kehr­rei­mes ledig­lich einen röcheln­den Schrei offe­riert. In der aufrechtgehn.de-Wer­tung kann es jedoch ledig­lich für einen Platz in der zwei­ten Hälf­te rei­chen, denn ich will von dem schnu­cke­li­gen Pop­star mit dem Hang zu nack­ter Haut natür­lich nur eine bis aufs Mark durch­cho­reo­gra­fier­te, fröh­lich-fluf­fi­ge Upt­em­po-Num­mer hören und sehen, aber doch um Him­mels Wil­len kei­ne Depri-Ballade!

Die Welt ist ein düs­te­rer und gefähr­li­cher Ort, aber der rus­si­sche Fähr­mann bringt uns sicher durch die schwar­ze Nacht und tötet für uns alle Dra­chen: Ser­geys Video­clip spart nicht an star­ken Bildern.

Semi: 2. Final­chan­cen: Brau­che­mer­gar­nedd­rü­b­berred­de. Es ist Russ­land, es ist Ser­gey, die Num­mer ist ein Jury­stim­men­schwamm und auch die Bal­la­den­freun­de unter den Fans wer­den ihn mit Anru­fen überhäufen.

Bes­te Text­zei­le: über “I’ll swal­low hard” wur­de jetzt schon oft genug anzüg­lich geki­chert, auch von mir. Wie wäre es zur Abwechs­lung mit dem kru­den Reim “My Eyes will be Liars / and they try to stay drier”? Da bleibt kein Auge tro­cken – von tro­cke­ner erst gar nicht zu reden!

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9 Comments

  • Es ist nicht nur “I’ll swal­low hard”, son­dern auch “my throat is on fire” – erst im Zusam­men­spiel die­ser bei­den Zei­len kommt der Text rich­tig zur Geltung.
    Wobei der Text, wie bei Kir-Kon üblich, ganz schlim­mes sinn­frei­es Eng­lisch ist. Aber sinn­freie Unter­hal­tung im Dis­ney-Stil wird ja als Ablen­kung für die Mas­sen bei Regimes wie dem des rus­si­schen Schur­ken­staa­tes gern genutzt. Pas­send dazu dann auch der männ­li­che Zarah Lean­der, der hier wie­der als schwu­len­freund­li­ches Gesicht vor­ge­scho­ben wird.

  • Poli­tisch unkor­rekt, ich weiss. Aber irgend­wie mag ich den Titel, eben wegen der Dra­ma­tur­gie. Ich möch­te auch nicht mehr einen ESC aus Russ­land sehen, war mir zu ver­lo­gen pom­pös 2009, auch wenn die Songs exzel­lent waren. Aber ich glau­be auch nicht, dass Russ­land die­ses Jahr gewin­nen wird. TOP 10 ist aber sehr wahrscheinlich.

  • Ser­gey, I have a very unp­lea­sant ques­ti­on for you.…
    Durch die poli­ti­sche Far­ce, die der ESC 2016 war, rutscht der Bei­trag bei mir ein paar Plät­ze höher. Aber für die Top 10 reichts immer noch nicht. Trotz­dem schön, ihn wie­der auf der ESC Büh­ne zu sehen.

  • Ich trau es mich kaum zu schrei­ben, aber das ist bei mir ganz ganz GANZ weit oben!

  • Ich fin­de ja, man kann das gar nicht als Bal­la­de bezeich­nen son­dern eher als Dra­mo­lett. Ist mir alles viel zu dicke und die Melo­die ist auch nicht wirk­lich schön. Kein Win­ner, hof­fe ich zumindest.

  • Ich fin­de auch, dass “Scream” einer der stärks­ten Songs des Jah­res ist, selt­sa­mer Text hin oder her. Dass der Refrain nur aus dem einen Wort besteht, fin­de ich eher cool als schwach, und Ser­gey holt aus dem Song natür­lich alles raus.
    Mei­ne ein­zi­ge Sor­ge ist der Auf­tritt, der schon vor drei Jah­ren dafür sorg­te­dass Ser­gey nur mein Platz 10 und nicht höher war. Nach der doch recht lau­ten Kri­tik am Song will ich gar nicht wis­sen, was das rus­si­sche Fern­se­hen die­ses Jahr unter­neh­men wird, um davon abzulenken…

  • Ich hat­te ja Befürch­tun­gen und das Video scheint es zu bewahr­hei­ten: Der Auf­tritt wird höchst­wahr­schein­lich total über­in­sze­niert, sodass mir trotz durch­aus sehr pas­sa­blem Song von Vier­tel­mi­nu­te zu Vier­tel­mi­nu­te übler wer­den wird.
    Aber viel­leicht haben sie ja aus dem letz­ten Mal gelernt, was ich nicht glau­be, weil sie durch das gewon­ne­ne Publi­kums­vo­ting wohl immer noch glau­ben, viel, viel, viel mehr ist mehr.

  • Ich war schon 2016 kein gro­ßer Fan von Ser­gey und in den drei Jah­ren hat sich dar­an nicht viel geän­dert. Auch die­ser Song ist für mich bes­ten­falls durch­schnitt­lich und wird aber wahr­schein­lich durch eine ziem­lich auf­ge­bla­se­ne Büh­nen­show recht weit vor­ne lan­den. Weni­ger ist manch­mal halt doch eben mehr, aber die­ses Sprich­wort ist in Russ­land wohl unbekannt.

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