Rank and File 2019: Platz 26 – That Night

Wenn die Teil­neh­mer­na­tio­nen des Euro­vi­si­on Song Con­test eine gro­ße, bun­te Grand-Prix-Fami­lie bil­den, dann ist Lett­land so etwas wie der durch die hor­mo­nel­len Schü­be geis­tig ver­wirr­te Puber­tie­ren­de, dem man unge­fähr zehn­mal am Tag ein seuf­zen­des “Was hast du dir denn dabei bloß wie­der gedacht?” zuru­fen möchte.

Platz 26: Lett­land – Carou­sel: That Night (Die­se Nacht)

So auch bei der dies­jäh­ri­gen Super­no­va, bei wel­cher der legen­dä­re Riga Biber erst­mals nicht als mit Fell kos­tü­mier­ter Pau­sen­fül­ler zuge­gen war, son­dern als mit einem Schot­ten­rock kos­tü­mier­ter musi­ka­li­scher Teil­neh­mer. Doch man ent­schied sich statt sei­ner für das Duo Carou­sel, ein aus­ge­spro­chen aus­ge­zehrt aus­se­hen­des Pär­chen, und sein harm­los plin­kern­des, wat­te­wei­ches und sen­sa­tio­nell sedie­ren­des Coun­try-Folk-Lied­chen ‘That Night’. Ein Lied, das ganz gewiss sei­ne Daseins­be­rech­ti­gung hat: wenn man als völ­lig über­mü­de­ter Gast­ge­ber sei­nen mit zähem Sitz­fleisch geseg­ne­ten Freun­den (und ich muss es geste­hen, ich gehö­re zu die­sem gefürch­te­ten Per­so­nen­kreis) dezent bedeu­ten möch­te, dass die Par­ty ihren Zenit schon vor Stun­den über­schrit­ten hat und ihr wei­te­res Blei­ben die Minu­ten zu quä­len­den Stun­den wer­den lässt, bei­spiels­wei­se. Oder wenn man die Hin­ter­grund­mu­sik für ein Schnell­re­stau­rant aus­su­chen soll, in wel­chem sich die Gäs­te zwar will­kom­men füh­len sol­len, aber auch nicht all zu wohl, auf dass sie die Tische bald wie­der frei machen für die Nächs­ten. Mit ande­ren Wor­ten: wenn man den Froh­sinn dämp­fen möch­te und den Schwung her­aus­neh­men, ohne dass die Stim­mung ins Aggres­si­ve kippt, dann ist die­ser lied­ge­wor­de­ne Dow­ner genau das Richtige.

Geben dem Burn­out eine Büh­ne: das let­ti­sche Duo Carou­sel bei der Supernova.

Semi: 2. Final­chan­cen: ein paar Mit­leids­zäh­ler von der Jury mag es viel­leicht geben. Aber für den Final­ein­zug reicht es auf kei­nen Fall.

Bes­te Lied­zei­le / bes­ter Ver­hö­rer: “I tra­vel­led trough Town” (eigent­lich “trough Time”). Nann­te sich frü­her “Dorf­ma­trat­ze”.

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8 Comments

  • Danach hät­te ich ja jetzt die Uhr stel­len kön­nen. Ich wun­de­re mich nur, dass es bei Dir so weit oben gelan­det ist 🙂

    Also, fürs Pro­to­koll: Ei leik sis song. Er wird natür­lich nicht ins Fina­le kom­men (sie­he oben), die Bla­se wird ihn auch nicht gou­tie­ren, aber ich mag ihn. Und nur dar­auf kommts an. So!

  • Das Lied ist für mich so ver­ges­sens­wert, daß ich ver­blüfft auf das Publi­ka­ti­ons­da­tum schau­te; war mir sicher, daß der Titel hier schon bespro­chen wor­den ist. Genau­so lang­wei­lig wie letz­tes Jahr; Lett­land schickt sich an, eine Art Däne­mark auf Vali­um zu werden.

  • Sie singt so schön und melan­cho­lisch, ich könn­te Stun­den­lang zuhö­ren auch wenn sie irgend­wann nur noch das Tele­fon­buch vor­sin­gen würde.

  • Zu nett, um es zu zer­rei­ßen, zu unauf­fäl­lig, um eine Vier­tel­stun­de spä­ter noch zu wis­sen, dass man es über­haupt gehört hat. Wenn es denn solan­ge dau­ert. Scha­de eigent­lich, denn die Stim­me der Dame fin­de ich ziem­lich angenehm.

  • Also wenn es nur nach der Stim­me geht dann gefällt mir der Bei­trag sehr gut, nur lei­der gehört zu einem guten ESC-Song noch etwas mehr. Der Song ist lei­der sehr unauf­dring­lich, könn­te per­fekt im Hin­ter­grund in einer gemüt­li­chen Cock­tail­bar lau­fen, dort wäre er per­fekt auf­ge­ho­ben. Da es aber beim ESC dar­auf ankommt mög­lichst auf­zu­fal­len ste­hen die Chan­cen eher mau.

    Ich wür­de mich per­sön­lich freu­en die­sen Song im Fina­le zu sehen, bin aber mehr als skeptisch.

  • Der Anfang ist eigent­lich sogar ganz schön. Aber nach hin­ten raus pas­siert lei­der nicht mehr viel, so dass es mich schon nach ca. 1:30 min. anfängt furcht­bar zu langweilen.

  • … habe noch ein­mal dar­über geschla­fen nach dem ers­ten Anhö­ren am Dienstag.
    Eigent­lich ein flo­ckig locke­rer und auch ein wenig zurück­hal­ten­der Song, der sich posi­tiv von dem oft auf­wen­dig schwüls­ti­gem Einer­lei beim ESC abhebt. Ich habe beim Zuhö­ren ein­mal auf das Anse­hen des Vide­os ver­zich­tet… mit einem posi­ti­ven Effekt. Tat­säch­lich wäre hier­in noch mal’ eine Auf­ga­be für die Sän­ge­rin zu sehen. Am bes­ten ein­mal ordent­lich aus­schla­fen und durch einen son­nen­durch­flu­ten­den Tag gehen.
    Ich hät­te den Song GER­NE im Finale.

  • Lei­der sind die “alter­na­ti­ven” Bei­trä­ge wie Lett­land und Öster­reich bei wei­tem nicht so auf­fäl­lig wie die im ers­ten Semi, aber ich habe zumin­dest Sym­pa­thie für die­ses leicht jaz­zi­ge Stück. Wäre mir im Fina­le deut­lich lie­ber als das Geschrei aus Armenien.

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