
Deutschland schrieb in diesem Jahr Geschichte: mit der von mutigen DDR-Bürgern friedlich herbeidemonstrierten Revolution und der sich anschließenden, von den meisten Westlern wie mir gedanklich längst abgeschriebenen Wiedervereinigung. Allerdings auch mit den beiden ersten deutschen Eurovisionsteilnehmern, die beim Versuch des Singens kaum einen Ton sauber zu treffen vermochten. Hätte man einen Schock Hundewelpen ‘Frei zu leben’ jaulen lassen, das Ergebnis wäre gewiss musikalisch überzeugender ausgefallen. Doch nicht genug, dass sich einem beim Anhören die Fußnägel kräuselten, auch der Anblick des peinlichen Duos sorgte für Fremdschämattacken: Daniel Kovac erschien im C&A‑Anzug, Chris Kempers mit tuffiger Dauerwelle und noch tuffigerer Kostümjacke, die deutlich aussagte: “Hallo, ich komme aus der Provinz und lasse mir jeden Mist andrehen”. Es war erbärmlich. So billig die Garderobe, so billig der Song: es schien, als sei der Grand Prix für alle Beteiligten, einschließlich der ARD, nur noch eine quälende Pflichtveranstaltung, die man mit so wenig Aufwand und Budget wie möglich zu absolvieren suchte.