ESC-Lexi­kon

Als ich vor vie­len Jah­ren im Zuge des Guil­do-Horn-Hypes damit begann, mich etwas ein­ge­hen­der mit mei­ner tele­vi­sio­nä­ren Lieb­lings­ver­an­stal­tung Euro­vi­si­on Song Con­test zu befas­sen, schwor ich mir Stein und Bein, bloß nie­mals zu so einem ver­damm­ten Grand-Prix-Fano­rak zu mutie­ren, der im Schlaf aus­wen­dig daher­sa­gen kann, wer bei der islän­di­schen Vor­ent­schei­dung von 1987 den vier­ten Platz beleg­te oder wel­che Far­be das Kleid von Joy Fle­ming bei ihrem Grand-Prix-Auf­tritt hat­te. Ein Schwur, den ich um so ein­dring­li­cher erneu­er­te, als ich mei­nen klei­nen Euro­vi­si­ons­spiel­platz aufrechtgehn.de eröff­ne­te. Heu­te weiß ich (und kann es nie mehr unwis­sen), dass Joy Fle­mings Wurst­pel­lenk­leid von Stock­holm kotz­grün war und, auch wenn ich das noch immer auf der Natio­nal Finals Home­page nach­schla­gen muss, dass es sich bei besag­ten Vor­ent­schei­dungs-Islän­dern um Björg­vin Hall­dórs­son & Erna Gun­n­ars­dót­tir mit dem Titel ‘Lífsdan­sinn’ handelte.

Selbst für islän­di­sche Ver­hält­nis­se grot­tig: Björg­vin & Erna (Platz 4 in der NF 1987).

Gele­gent­li­che Nach­fra­gen von Leser/innen (dan­ke!) zei­gen mir, dass einem als pas­sio­nier­tem Grand-Prix-Fan bestimm­te Begrif­fe irgend­wann in Fleisch und Blut über­ge­hen und dann auto­ma­tisch über die Lip­pen kom­men bzw. aus den Fin­gern flie­ßen, mit denen ein nor­ma­ler Mensch nichts anfan­gen kann. Wie bei­spiels­wei­se → “Rückung”. Oder “Grand-Prix-Fano­rak” (= ein Kof­fer­wort aus Fan und Ano­rak, einem leicht abschät­zi­gen Begriff für eine Per­son, die sich mit bei­na­he reli­giö­sem Eifer einem von der Gesell­schaft als absei­tig und unmo­disch ange­se­he­nen Hob­by hin­gibt). Als Ser­vice für Neueinsteiger/innen möch­te ich daher an die­ser Stel­le in loser Fol­ge den einen oder ande­ren in mei­nem Blog ger­ne ver­wen­de­ten Begriff ver­tie­fen. Natür­lich, wie alles auf die­sen Sei­ten, ohne Anspruch auf Objek­ti­vi­tät oder erschöp­fen­de Ana­ly­se. Ger­ne neh­me ich auch Anfra­gen ent­ge­gen – ver­trau­li­che Behand­lung zugesichert.

Nutz­lo­ses Wis­sen 400:

Alters­gren­zen: wes­we­gen beim Con­test kei­ne Kin­der und Tie­re auf der Büh­ne erlaubt sind.

Block­vo­ting: war­um der Osten schein­bar immer gegen uns stimmt und war­um Jurys die fal­sche Lösung sind.

Cho­reo­gra­fie: war­um gra­zi­le Bewe­gun­gen im Gleich­schritt das Salz in der Grand-Prix-Sup­pe sind.

Drei-Minu­ten-Regel: wes­we­gen es ein Segen sein kann, dass der Scheiß nur 180 Sekun­den dauert.

Hal­dor-Læg­reid-Ska­la: die offen­sicht­lichs­ten Fäl­le tra­gisch ver­an­lag­ter Sänger/innen.

Jodeln: wes­we­gen man auch beim Grand Prix das Jodel­di­plom able­gen kann.

K&K‑Kultknaller: war­um Öster­reich beim ESC unter kei­nen Umstän­den feh­len darf.

Kom­po­nis­ten­wett­be­werb: wes­we­gen so vie­le Fans immer noch die­sem stein­al­ten Irr­tum anhängen.

Nul Points: war­um im Schei­tern so viel Wür­de liegt.

Post­kar­ten: wes­we­gen zwi­schen den Lie­dern gela­bert wird.

Rückung: war­um der Halb­ton höher abso­lut unver­zicht­bar ist.

Sechs-Per­so­nen-Regel: wes­we­gen es manch­mal so atem­los klingt und war­um das nicht sein müsste.

Spra­chen­re­gel: war­um wir heu­te so vie­le Songs in eng­lisch hören.

Türk­vi­zyon: war­um die Tür­kei jetzt ihren eige­nen Con­test macht und war­um das so unter­halt­sam ist.

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