Sieb­ter Super­sams­tag 2007

In der letz­ten Woche sind noch eine gan­ze Rei­he wei­te­rer Bei­trä­ge ein­ge­tru­delt. Hier die Übersicht.


“Also, wenn de Lam­ba­da ned debei gewe­se wär, isch hätt des Gerät net genom­me!” (PT)

Wie schaf­fen die Por­tu­gie­sen das bloss immer? ‘Danca comi­go’ passt exakt in die schwe­den­spa­ni­sche Thomas‑G:son-Ecke, ist also radio­freund­li­cher Lati­no­pop­sound. Nur, dass Sabri­nas (nein, nicht das ita­lie­ni­sche Busen­wun­der. Lei­der!) Vari­an­te halt genau die­se eine Spur zu lang­sam ist, dass ihr genau die­ses eine Quänt­chen Pep fehlt, die so eine Num­mer inter­es­sant macht. Irgend­wie brin­gen es die Por­tu­gie­sen fast immer fer­tig, alles ein biss­chen drö­ge klin­gen zu las­sen. Das ist ihnen auch dies­mal wie­der gelungen.


Gleich drei Aggro­bit­ches (RU)

Song Num­ber One’ von Ser­eb­ro knüpft the­ma­tisch offen­sicht­lich an den grie­chi­schen Gewin­ner­ti­tel von 2005 an. Ob das noch mal trägt, ist frag­lich: auch den Litau­ern nüt­ze es letz­tes Jahr nur wenig, zu behaup­ten ‘We are the Win­ners’. Dazu kommt, dass der Name der drei Schlam­pen vom Baby­strich rus­si­schen Girl­group “Sil­ber” bedeu­tet – also Zwei­te. Auch das wer­den sie wohl nicht schaf­fen. ‘Song Num­ber One’ ist glatt pro­du­zier­ter Dance­pop. Ganz nett, aber halt auch zu main­strea­mig, um irgend­wie auf­zu­fal­len. Überflüssig.


“Etwas mehr Oran­ge!” (SE)

Es war ja nicht anders zu erwar­ten. Aus einem Groß­auf­ge­bot an nost­al­gie­ge­sät­tig­tem und top­ak­tu­el­lem Mist haben sich die Schwe­den beim Melo­di­fes­ti­valen (wie­so eigent­lich ist das MF Grand-Prix-Fans Lieb­lings­vor­ent­schei­dung?) für die größt­mög­li­che Schei­ße ent­schie­den. Okay, The Ark sind Abba 1974 revi­si­ted – kra­chi­ger Glam­rock, Glit­zer­kos­tü­me und ein Sän­ger, der ein biss­chen aus­sieht wie Mari­an­ne Rosen­berg auf Speed. Und ja, Ola Salos’ (näm­li­cher Lead­sän­ger) sil­ber­ner Brust­haar­pan­zer ist fabel­haft. Noch fabel­haf­ter ist das von Pop­bitch ver­brei­te­te Gerücht, dass die Band in Mal­mö den Spitz­na­men “When Clap came to Town” trü­ge, weil der bise­xu­el­le Salos dort seit 1996 schon hun­der­te Jungs und Mäd­chen mit Trip­per infi­ziert habe. Und ja, The Ark sind immer­hin eine kre­di­ble, seit Jah­ren erfolg­rei­che Rock­band. Ver­mut­lich kön­nen sie den Con­test 2008 sogar nach Stock­holm holen. Aber natür­lich ist ‘The worry­ing Kind’ genau die Art von Musik, die ein in der Wol­le gefärb­ter Schla­ger­fan wie ich von Her­zen ver­ab­scheut und natür­lich lie­be ich den Grand Prix genau des­we­gen, weil die­se Art von Musik dort sonst nicht vor­kommt. Das hat man davon, dass man die Hete­ros zugu­cken und mit abstim­men lässt.


Ich will so eine Bril­le! (UA)

2007 ist das Jahr der Cross­dress­er beim Euro­vi­si­on Song Con­test. Däne­mark sen­det eine Drag­queen, Schwe­den hat eine Glam­rock­band mit einem sehr eff­emi­nier­ten Sän­ger, Zypern und Geor­gi­en schi­cken Natur­tran­sen – und jetzt die Ukrai­ne! Ver­ka Ser­duch­ka ist eine völ­lig durch­ge­knall­te Ter­ror-Tran­se Damen­imi­ta­to­rin, eine Mischung aus leben­der Dis­co­ku­gel, Hüpf­burg und schlech­ter Zarah-Lean­der-Imi­ta­ti­on. ‘Danz­ing’ (Über­set­zung wohl über­flüs­sig) ist ein extrem schrä­ger Euro­dance­trash-Titel mit Tur­bo­folk-Schif­fer­kla­vier-Ele­men­ten, der ent­fernt an Mo-Dos ‘Eins, zwei, Poli­zei’ erin­nert. War­um Ver­ka aller­dings stän­dig “Sie­ben, sie­ben, ‘allo look, sie­ben, sie­ben, eins, zwei” singt, bleibt mir ein Rät­sel. Zäh­len sie in der Ukrai­ne anders? Egal – als Gesamt­kunst­werk ist das Gan­ze ein sol­cher far­ben­präch­ti­ger Rausch der Geschmack­lo­sig­keit, ein der­ma­ßen tri­p­ar­tig explo­die­ren­des Far­ben­spek­ta­kel, dass es ein­fach unschlag­bar gut ist. Da wirkt die däni­sche Dra­ma­queen doch recht haus­ba­cken dagegen!

1 Comment

  • […] ist das neue Schwe­den! Nach Jah­ren vol­ler Irr­we­ge mit schlim­mem Glam­rock und absur­dem Las-Vegas-Gedu­del fand Euro­pas füh­ren­de Pop­na­ti­on end­lich wie­der zu sich und […]

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