Je ne pour­rai plus viv­re (LT 2011)

Schlim­mer geht immer: der­zeit wirft jede neue natio­na­le Vor­ent­schei­dung einen noch grau­en­haf­te­ren Song für Düs­sel­dorf ab als die vor­an­ge­gan­ge­ne. Glaub­te ich ges­tern noch, mit dem bul­ga­ri­schen Bei­trag sei nun der Tief­punkt erreicht, so belehr­te mich die heu­ti­ge litau­sche Ent­schei­dung eines Schlech­te­ren: in einem unglaub­li­chen Anfall kol­lek­ti­ver Geschmacks­ver­ir­rung ent­schie­den sich die Litau­er für eine Matro­ne in einem offen­sicht­lich von Bar­ba­ra Dex ent­wor­fe­nen Kleid – mit der schreck­lichs­ten Muscial-Num­mer aller Zeiten!

httpv://www.youtube.com/watch?v=lgMv8TmT3cU
Eve­li­na Sašen­ko – C’est ma Vie

Gut, was soll man von einem Land schon erwar­ten, das uns mit LT United und ‘We are the Win­ners’ den con­test­feind­lichs­ten (und schlech­tes­ten) Come­dy­bei­trag aller Zei­ten bescher­te? Musi­ka­li­scher Geschmack scheint den Men­schen hier schon im Vor­schul­al­ter aberzo­gen zu wer­den. Das Erschre­ckends­te an der gan­zen Geschich­te ist dabei, dass die Ent­schei­dung für die in einem schwar­zen Body­su­it mit durch­sich­ti­gem Tüll­rock zurecht­ge­mach­ten und mit einer eher an einen Tumor erin­nern­den Stoff­ro­se geschmück­ten Matro­ne in völ­li­ger Über­ein­stim­mung zwi­schen den anru­fen­den Zuschau­ern und der unge­fähr hun­dert­köp­fi­gen, hun­dert­jäh­ri­gen Jury fiel. Jeden­falls in der ers­ten Abstim­mungs­run­de – denn dann folg­te sinn­lo­ser­wei­se ein Super­fi­na­le mit drei Fina­lis­ten, in dem in bei­spiel­lo­ser Absur­di­tät nur noch die Jury abstim­mungs­be­rech­tigt war. Und die ent­schied sich dann – Über­ra­schung, Über­ra­schung! – für ihre da schon lan­ge bekann­te Favo­ri­tin Eve­li­na Sašen­ko.

httpv://www.youtube.com/watch?v=Rf_ahhx3ekQ
I do care what you smo­ke, Linas – I want the same!

Dabei bevöl­ker­ten etli­che gute Bei­trä­ge das litaui­sche Fina­le – auch wenn die wirk­li­chen Per­len bereits in den Semis raus­ge­flo­gen waren (vgl. hier­zu Euro­vi­si­on Apo­ca­lyp­se für eine Aus­wahl der abge­fah­rens­ten litaui­schen Songs). Lus­ti­ger­wei­se tauch­ten etli­che Fina­lis­ten gleich in meh­re­ren Bei­trä­gen auf: der nur über die Jury-Wild­card ins Fina­le gekom­me­ne ehe­ma­li­ge Grand-Prix-Teil­neh­mer Sascha Son (mitt­ler­wei­le Sascha Song) trat mit zwei Bei­trä­gen an – und erhielt von den Tele­vo­tern zwei mal eine fet­te Null. Eine der roten Later­nen teil­te er sich mit einem gewis­sen Don­ny Mon­tell, der eben­falls noch einen wei­te­ren Solo­ti­tel am Start hat­te. Die Solo­sän­ge­rin Moni­ka, mit ihrem erschre­ckend flach gesun­ge­nen Bei­trag ‘Days go by’ Zwei­te im Publi­kums­vo­ting, aber durch die Jury aus dem Super­fi­na­le gekan­tet, ver­ding­te sich außer­dem als Chor­sän­ge­rin beim Super­fi­na­lis­ten Linas Ado­mai­tis (Linas & Simo­na, LT 2004), der mit der ent­spann­ten, aber trei­ben­den Easy-Lis­tening-Num­mer ‘Floa­ting to you’ den Knal­ler des Abends ablie­fer­te, mit sei­nen Begleit­vio­li­nis­tin­nen und ‑sän­ge­rin­nen läs­sig auf einer Park­bank sit­zend. Und das in irgend­wel­chen bizar­ren Eth­no­leib­chen! Ein zum Nie­der­knien guter Song – lei­der an das fal­sche Volk ver­schwen­det, das anschei­nend mit dem schlech­tes­ten Musik­ge­schmack der Welt aus­ge­stat­tet ist.

httpv://www.youtube.com/watch?v=zDvLN2GbVdI
Wie groß­zü­gig, sein Hero­in zu tei­len: das “Kol­lek­tiv” Ave­nue Acoustic

Und damit ste­hen zum gegen­wär­ti­gen Zeit­punkt drei guten (Nor­we­gen, Irland, Deutsch­land) und zwei erträg­li­chen Songs (Polen, Mal­ta) drei­zehn Toi­let­ten­pau­sen gegen­über. Wenn das so wei­ter­geht, wird 2011 der schlech­tes­te Jahr­gang aller Zeiten!™

httpv://www.youtube.com/watch?v=vwpLzz-s9Ko
In Litau­en dür­fen Hüh­ner noch in Käfi­gen gehal­ten werden

httpv://www.youtube.com/watch?v=rXDY8TVci6A
Hells-Angels-Rent­ner tref­fen auf ent­lau­fe­ne Irrenhäusler

httpv://www.youtube.com/watch?v=5nVDUZTNiQc
Die drei machen mir nun wirk­lich Angst. Und ich will Sex mit ihnen haben.

httpv://www.youtube.com/watch?v=cpluOF62OWA
Hat man Minos Per­for­mance gese­hen, weiß man, war­um man­chen Frau­en Män­nern alles Böse zutrauen

25 Comments

  • Was ist denn an der Num­mer so schreck­lich? Da ich bereits nach 10 Sekun­den ein­ge­schla­fen bin, kann ich das Lied lei­der nicht beurteilen. 😉

  • aber­a­ber Schätz­chen – I wan­na kam aus Lett­land – die heu­ti­ge Diseu­se per­for­mier­te dage­gen für Litau­en. Knapp dane­ben.… Schlecht wars trotzdem 😉

  • Jaja­ja – schon kor­ri­giert! Lett­land, Litau­en, Lat­via, Lithua­nia, Lat, Lit, Let, LV, LT – ich wer­de es nie­mals ler­nen! Zumal bei­de Län­der eh immer nur grot­ti­gen Mist ablie­fern. Alles das­sel­be. (Tschul­di­gung!)

  • Zwei Anmer­kun­gen: 1. ‘We Are the Win­ners’ und schlech­tes­ter Come­dy­bei­trag aller Zei­ten? Äh…nein. Nicht mal ansatz­wei­se. Aus dem Hand­ge­lenk fal­len mir da ‘Irlan­de dou­ze poin­tes’ und ‘Leto svet’ ein, die defi­ni­tiv schlim­mer waren. Und ‘con­test­feind­lich’ – was bit­te soll denn das hei­ßen? 2. Wir haben drei gute und zwei erträg­li­che Songs? Damit wird 2011 nicht der schlech­tes­te Jahr­gang ever – das sind fünf brauch­ba­re Lie­der mehr als zum Bei­spiel 2002 oder 2008.

  • Nicht so schlecht.…. Also bes­ser sin­gen als die 3 von Dir als ‘gut’ bezeich­ne­ten Inter­pre­ten kann die gute Eve­li­na schon. Man muss den Song nicht mögen, um dies zu wür­di­gen. Schräg und schief zu sin­gen ist beim ESC eine abso­lu­tes ’no go’ – dar­an ändert auch Lenas Sieg vom Vor­jahr nichts. Es gibt wirk­lich eini­ge erträg­li­che Num­mern, der bis jetzt bes­te Song kommt aber m.M. nach ein­deu­tig aus Bosnien.

  • oh je… …nach­dem ich letz­tes Jahr ja schon russ­land moch­te, sah ich mich schon auf der guten Sei­te in Oli­vers Uni­ver­sum, aber die­ses Jahr ist irgend­wie alles anders: Ich lie­be Ita­li­en heiss und innig, die Schweiz mag ich auch (ohne zu glau­ben, dass sie einen Blu­men­pott gewin­nen wird), eben­so wie Bel­gi­en – und sogar Litau­en kann ihc etwas abge­win­nen. ABer Nor­we­gen??? Das klingt fuer mich wie Ralph Sie­gel, nur deut­lich schlech­ter gesun­gen.… immer­hin, Linas Ado­mai­tis gefaellt mir auch bes­ser, auch wenn ihc ihn als klas­si­sches Semi-Fut­ter bezeich­nen wuerde…

  • Ich ver­ste­he nicht, wie man den litaui­schen Bei­trag als ’schlech­tes Lied’ bezeich­nen kann. Das ist alles.…außer einem Lied. In der Wei­ter­bil­dung für Nar­ko­se­ärz­te ist das fes­ter Bestand­teil. Was die Güte der Sän­ge­rin angeht, pfei­fe ich da drauf, wenn sie sich für so ein.…Ding her­gibt. Aber wir in Deutsch­land kön­nen ja mal wie­der Bian­ca Shom­burg für uns knö­deln las­sen. Dann haben wir auch ganz viel zu wür­di­gen, wäh­rend wir ihren Song über uns erge­hen lassen.

  • dacht ich’s mir doch … dass die meis­ten hier das Lied nicht mögen. Ich dage­gen habe mich ges­tern mal wie­der rie­sig gefreut, da dies­mal exakt der Bei­trag gewon­nen hat, den ich auf mei­ner Lis­te auf Platz eins hat­te. Offen­sicht­lich wis­sen es die Litau­er zu schät­zen, wenn jemand rich­tig gut sin­gen kann, Und das kann Eve­li­na zwei­fels­oh­ne (es waren auch noch ande­re Bei­trä­ge von die­sem Kali­ber dabei, etwa die vom Publi­kum eher weni­ger gewür­dig­te Lie­pa). Fazit: super gesun­gen, der Song ist ok. Wo ich aller­dings defi­ni­tiv zustim­me, ist die Unnö­tig­keit des Super­fi­na­les und die hier abge­ge­be­ne Beur­tei­lung des Kleides.

  • con­test­feind­lich? Viel­leicht kommt das nicht bei jedem an (ich habe bei ‘we are the win­ners’ auch eive Wei­le gebraucht, fand es zuerst schreck­lich und mag es inzwi­schen), aber bei den litaui­schen Titeln ist oft eine gehö­ri­ge Posi­ti­on Selbst­iro­nie mit dabei über ein Land in EU-Rand­la­ge, am gran­dio­ses­ten umge­setzt im letzt­jäh­ri­gen Inculto-Beitrag.

  • schräg und schief zu sin­gen ist beim ESC ein absol Schön wäre es, wenn dem so wäre. In der Rea­li­tät stimmt das ***lei­der*** über­haupt nicht (bes­tes Bei­spiel ist mei­ner Mei­nung nach die über­ra­schend hohe Punkt­zahl für die Make­do­nen­mä­dels sei­ner­zeit mit ihrem ‘I love you 100%’, die kom­plett neben der Ton­spur lagen).

  • BTW Ich weiß, es ist etwas off topic, aber ich weiß nicht, wo ich es sonst hin­schrei­ben soll: was ist eigent­lich aus den Fran­zo­senb gewor­den? Die woll­ten doch bereits vor eini­gen Tagen ihren Song prä­sen­tiert haben?

  • soll­te das zu den­ken geben? Ich habe natür­lich kei­ne Ahnung, wie reprä­sen­ta­tiv das ist, oft lie­gen die­se Umfra­gen auch ziem­lich dane­ben, aber hier ein Zitat von esctoday.com: ‘Our rea­ders were very clo­se to pre­dict the actu­al out­co­me of the Lithua­ni­an natio­nal final. Eve­li­na Sasen­ko came 2nd in the poll, just miss­ing out the first place by just 0.4%. The top ran­ked par­ti­ci­pant was Ruta Scio­go­le­vai­te with 26%. Second was Eve­li­na with 25.4% and third Linas Ado­mai­tis with 10.5%. The­r­e­fo­re, all three ’super­fi­na­lists’ were cor­rect­ly pre­dic­ted by the voters.’

  • ’schlech­tes­ter Jahr­gang’? Für euch ist jeder Jahr­gang der schlech­tes­te. 😛 Zum Bei­trag… ers­te Toi­let­ten­pau­se für mich in die­sem Jahr. 🙂 Mal­ta und Irland sind für mich zwar noch schlech­ter, aber ver­gleich­bar mit nem Auto­un­fall, den man sich nicht ent­ge­hen las­sen darf. 😛

  • grot­ti­ger Mist? Ich fin­de, da waren bei bei­den schon Per­len dabei (die aber oft so schräg/skurril waren, dass sie der Main­stream der Wäh­ler eben nicht unter­stütz­te). Bei­spie­le: LT: InCul­to – Eatern Euro­pean Funk (2010) LV: Intars Busu­lis – Prob­ka (2009) Ich gebe zu, dass vor allem letz­te­res leicht ver­stö­rend wirkt und schwer zugäng­lich ist, gehört aber nach wie vor zu mei­nen per­sön­li­chen Lieblingen.

  • drink up me hear­ties, yo, ho! Ja, Wol­ves of the Sea moch­te ich ja auch! ‘Immer’ ist natür­lich eine gro­be Pau­scha­li­sie­rung im Sin­ne von ’so gut wie immer’.

  • Il faut du temps Woll­ten sie – im Radio. Hab ich aber nix mehr von gehört. Jetzt soll wohl ein Video prä­sen­tiert wer­den, aber das kann noch dau­ern. Nix genau­es weiß man nicht.

  • fin­de ich jetzt nicht soo schlecht. die fran­zö­si­sche titel­zei­le ist etwas albern. aber gute musik gibts beim esc heu­er sowie­so nicht.

  • zwar steht das ’s’ in esc für ’song’ (deutsch: lied) und nicht ’sin­ger’ (deutsch: sän­ge­rIn), aber es ist eine sache des respekts und der sorg­fäl­tig­keit, das werk des schrei­bers maß­ge­treu umzu­set­zen. und das kann sie, ja.

  • …und noch was: Ich bewun­de­re den Schnei­der Eve­li­nas, der es ver­steht, die Aus­strah­lung eines.…Lieds.…derart tex­til-tech­nisch zum Aus­druck zu brin­gen. Der Mann ist ein Künst­ler sei­nes Fachs…und ein gna­den­lo­ser Realist 😆

  • Für mich jeden­falls ist es nicht der schlech­tes­te Jahr­gang. Weit, weit davon entfernt.

  • Hmm… ‘Die­ses Video wur­de vom Nut­zer ent­fernt’. Nicht, dass mich das bei dem Schrott wirk­lich stö­ren würde… 🙂

  • Wahr­schein­lich ist der ‘Nut­zer’ aus sei­ner geis­ti­gen Umnach­tung erwacht… Eve­li­na hat eine groß­ar­ti­ge Stim­me, kei­ne Fra­ge. Lei­der ist der Song abso­lu­ter Son­der­müll. Müdes, will­kür­lich klin­gen­des Pseu­do-Edith-Piaf-Geklim­per. Hät­te aber beim Euro­vi­si­on Song Con­test 1904 durch­aus den 2. Platz bele­gen können…

  • Über­ra­schend hoch’? 29 waren es, davon 10 aus Kroa­ti­en und 10 aus Rumä­ni­en (die ande­ren 9 kamen aus Russ­land und Zypern). Zuge­ge­ben, nach der Per­for­mance waren das etwa 28 Punk­te zu viel, aber Atlan­tis 2000 haben damals auch nicht das ver­dien­te Ergeb­nis kassiert…

  • […] mit dem fabel­haf­ten ‘Floa­ting to you’ erneut, schei­ter­te aber im Fina­le der dor­ti­gen Vor­ent­schei­dung. Auch sei­nen aktu­el­len Vor­ent­schei­dungs­bei­trag ‘I W 2night’ prä­sen­tiert Linas im […]

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