Smai – ha – ha – ha – hail! (UA 2011)

Ukrai­ne: das Land, in dem Cha­os und Kor­rup­ti­on regie­ren. Die­sen Ein­druck kann man jeden­falls gewin­nen, wenn man die dor­ti­gen Euro­vi­si­ons­vor­ent­schei­dun­gen ver­folgt. Nach dem alp­traum­haf­ten Desas­ter des letzt­jäh­ri­gen Vor­auswahl­ver­fah­rens inklu­si­ve Last-Minu­te-Nomi­nie­rung eines, wie sich dann her­aus­stell­te, bereits vor­ver­öf­fent­li­chen Titels, woll­te der Sen­der ver­mut­lich dies­mal bloß kei­nen erneu­ten Feh­ler bege­hen. Und so zog sich das Vor­ent­schei­dungs­ver­fah­ren über vie­le, vie­le Mona­te hin – steck­te aber den­noch vol­ler Merk­wür­dig­kei­ten, ver­scho­be­ner Ter­mi­ne, bereits aus­ge­schie­de­ner und dann doch wie­der mit­ma­chen­der Teil­neh­mer, Abstim­mungs­ma­ni­pu­la­tio­nen und par­tei­ischen Jurys. Getoppt von einem tage­lan­gen, bei­spiel­lo­sen Ver­wirr­spiel um die Recht­mä­ßig­keit des Sie­ges von Mika New­ton im Fina­le. Die, um das gleich vor­weg­zu­neh­men, das Land nun aber doch in Düs­sel­dorf mit dem Titel ‘Angel’ reprä­sen­tie­ren wird.

Die Freu­den pho­ne­ti­schen Eng­lischs: Mika “Isaak” Newton

Doch der Rei­he nach. Bereits vor Mona­ten begann das ukrai­ni­sche Fern­se­hen mit einer Art Euro­vi­si­ons­cas­ting­show, in der sich aller­dings nicht nur New­co­mer, son­dern größ­ten­teils eta­blier­te Acts (wie bei­spiels­wei­se die rus­si­sche Euro­vi­si­ons­ver­tre­te­rin von 2009 und gebür­ti­ge Ukrai­ne­rin Ana­sta­sia Pri­hod­ko) dem Urteil einer Jury stel­len muss­ten.  Bereits hier kam es zu zahl­rei­chen Unge­reimt­hei­ten wie kurz­fris­tig anbe­raum­ten oder ver­scho­be­nen Sen­de­ter­mi­nen, dem Ein­fü­gen zusätz­li­cher Vier­tel­fi­na­le und so wei­ter. Aus ins­ge­samt 200 Bei­trä­gen, dar­un­ter unfass­li­che Trash­per­len, sieb­te man so 19 Titel für das Fina­le am 26. Febru­ar her­aus. Über die­se denk­wür­di­ge, über drei­stün­di­ge Ver­an­stal­tung (die ich wegen des fast zeit­gleich statt­fin­den­den est­ni­schen Fina­les lei­der nicht sah), schrieb mein Leser Fore­ver in den Kom­men­ta­ren eine groß­ar­ti­ge, äußerst amü­sant zu lesen­de Zusam­men­fas­sung (herz­li­chen Dank!), auf die an die­ser Stel­le ver­wie­sen sei. Übri­gens, für Inter­es­sier­te: auf eurovision.tv kann man sich die Stern­stun­de nach wie vor in vol­ler Län­ge anse­hen.

Ana­sta­sia Pri­hod­ko braucht har­te ‘Action’

Und auch hier regier­te die Jury nach Guts­her­ren­art: zwei Bei­trä­ge dis­qua­li­fi­zier­te man direkt nach ihrer Vor­füh­rung noch in der Sen­dung, weil auf dem Play­back auch Stim­men gewe­sen sei­en. Merk­wür­dig nur: der gefühlt zwan­zigs­e­kün­di­ge, hoch gekri­schene Schluß­ton des Sie­ger­ti­tels ‘Angels’ kann auf natür­li­chem Wege in die­ser Län­ge nie­mals Mika New­tons Mund ent­schlüpft sein. Son­dern wur­de zum gro­ßen Tei­le elek­tro­nisch erzeugt. Den­noch konn­te sich die 25jährige, in der Hei­mat wohl sehr bekann­te Sän­ge­rin im Abstim­mungs­ver­fah­ren, das aus 45% Jury, 45% Tele­vo­ting und 10% Inter­net­vo­ting bestand, durch­set­zen. Und zwar gegen drei im Vor­feld als hei­ße Favo­ri­ten getipp­te Kon­kur­ren­tin­nen: näm­lich die bereits erwähn­te Ana­sta­sia Pri­hod­ko mit dem ein­gän­gi­gen Dis­co-Stamp­fer ‘Action’, Zla­ta Ogne­vich mit dem jeder Beschrei­bung spot­ten­den Come­dy-Bei­trag ‘Kukush­ka’ (‘Kuckuck’) und die seit Anbe­ginn der Vor­ent­schei­dung von der Jury gepush­te ukrai­ni­sche Amy Wine­house, Jama­la, mit dem sen­sa­tio­nel­len ‘Smi­le’, wel­ches sie am Final­abend lei­der aus offen­sicht­li­cher Ner­vo­si­tät kom­plett in den Sand setzte.

Bei der Alten piept’s, aber rich­tig! Zla­ta Ogne­vish und ‘Kukush­ka’

Mit den bei­den letzt­ge­nann­ten Num­mern gehen den Euro­vi­si­ons­zu­schau­ern lei­der zwei der abge­fah­rens­ten Kult­knal­ler aller Zei­ten ver­lo­ren – man fragt sich wirk­lich, ob das die Lang­zeit-Aus­wir­kun­gen des radio­ak­ti­ven Fall­outs von Tscher­no­byl sind oder wie ein Mensch sonst auf sol­che, hart an der Gren­ze zwi­schen Genia­li­tät und Wahn­sinn ver­lau­fen­den Gesamt­kunst­wer­ke kommt. Eigent­lich hät­te ich bei­de Songs ger­ne in Düs­sel­dorf gese­hen. Kann die EBU nicht anstel­le der über­flüs­si­gen (und ohne­hin kaum gese­he­nen) Juni­or-Euro­vi­si­on ein­fach einen zwei­ten Euro­vi­si­on Song Con­test mit den bei den Vor­ent­schei­den geschei­ter­ten, aber für die geschmack­li­che Bil­dung Euro­pas unver­zicht­ba­ren Bei­trä­gen orga­ni­sie­ren? Statt­des­sen müs­sen wir noch eine wei­te­re in schlech­tem Eng­lisch dar­ge­bo­te­ne, fle­hen­de Bal­la­de über das beim Grand Prix min­des­tens genau so sehr wie Karus­sel­le oder Tele­fo­ne belieb­te The­ma “Engel” ertra­gen, beglei­tet von halb­nack­ten Tän­zern mit Engels­flü­geln (wie schwul ist das denn bit­te?) und einem Spie­gel­ka­bi­nett. Ganz toll!

Mitt­ler­wei­le wird schon das Jodeln in Bill­glohn­län­der aus­ge­la­gert: Jama­la und ‘Smi­le’

Doch zwei Tage nach dem Fina­le brach erneut Cha­os und Kon­fu­si­on aus in der Ukrai­ne! Am Mit­tag des 28.02. berich­te­te die rus­si­sche Euro­vi­si­ons­sei­te ESCk­az, dass eine der Juro­rin­nen, im Neben­be­ruf Vize­prä­si­den­tin des ukrai­ni­schen Staats­mi­nis­te­ri­ums, eine Unter­su­chungs­kom­mis­si­on ein­be­ru­fen las­sen wol­le, da sie das Abstim­mungs­er­geb­nis anzweif­le. Sie habe bereits wäh­rend der Live­sen­dung ange­kün­digt, dass aus ihrer Sicht nur Jama­la oder Ana­sta­sia Pri­hod­ka dem Land ein gutes Ergeb­nis brin­gen könn­ten. Nur wenig spä­ter kün­dig­te Frau New­ton an, dass sie in Düs­sel­dorf nicht ‘Angels’ sin­gen wol­le, son­dern einen neu­en Song. Das lehn­te das ukrai­ni­sche Fern­se­hen jedoch ab. Schließ­lich gab der Sen­der am Nach­mit­tag bekannt, dass es am Don­ners­tag, dem 3. März 2011, eine wei­te­re Abstim­mung fol­gen las­sen wol­le, mit den drei Erst­plat­zier­ten der Sams­tags­sen­dung. Als da wären: Mika New­ton, Jama­la (hur­ra!) und Zla­ta Ogne­vich (hip-hip-hur­ra!). Dies­mal wol­le man tech­nisch sicher­stel­len, dass von jedem Tele­fon aus nur eine Stim­me gezählt wer­de. Wohl aus der Sor­ge um Mani­pu­la­ti­ons­ver­su­che habe man bereits am Sams­tag das ursprüng­lich zu 10% in die End­wer­tung mit ein­flie­ßen sol­len­de Inter­net­vo­ting kurz­fris­tig gecan­celt. Oder weil dem Sen­der das Ergeb­nis nicht pass­te, wer weiß das schon.

Kukush­ka, der offi­zi­el­le Videoclip

Tags dar­auf ging die Saga wei­ter: Wie esc­to­day berich­te­te, schmiss nun die inter­na­tio­na­le Fan-Favo­ri­tin Jama­la die Bro­cken hin. “Ich möch­te mit den Mani­pu­la­tio­nen, der Kor­rup­ti­on und den Zie­len bestimm­ter Per­so­nen nichts mehr zu tun haben”, erklär­te sie in einem State­ment zum Ver­zicht auf die Teil­nah­me am Köni­gin­nen­ste­chen auf ihrer Home­page. Sie äußer­te star­ke Zwei­fel dar­an, ob es bei der neu­er­li­chen Aus­wahl mit rech­ten Din­gen zuge­hen wer­de: “Ich bin ziem­lich sicher, dass die ver­ant­wort­li­chen Orga­ni­sa­to­ren alles tun wer­den, um zu bewei­sen, dass sie Recht hat­ten”. So befürch­te sie eine “erneu­te Demü­ti­gung” im Fal­le einer Teil­nah­me, freue sich aber, dass drei Mal so vie­le Men­schen für sie ange­ru­fen hät­ten als für die Sie­ge­rin am Sams­tag. Damit bezog sie sich auf das Geständ­nis des Pro­du­zen­ten von Mika New­ton (nicht zufäl­lig David Bran­des, nein?), der zugab, selbst meh­re­re hun­dert mal für sei­nen Schütz­ling ange­ru­fen zu haben. Was ja aller­dings bis­lang auch nicht ver­bo­ten war.

Lei­der raus: die sen­sa­tio­nel­le Jama­la. Genie­ßen wir statt­des­sen ihr dro­gen­bun­tes Video!

Doch schon einen Tag spä­ter, am 2. März, zer­platz­ten alle Hoff­nun­gen, wir könn­ten uns doch noch auf das unschlag­bar wha­cke ‘Kukush­ka’ freu­en: wie ESCk­az am Mor­gen berich­te­te, sag­te nun auch Zla­ta Ogne­vich ab. Sie habe sich ges­tern schwer das Bein ver­letzt und kön­ne bis Mit­te März nicht auf­tre­ten, ließ die letz­te ver­blie­be­ne Kon­kur­ren­tin von Mika New­ton aus­rich­ten. Sie ver­band die­se Ankün­di­gung mit einem aus­drück­li­chen Dank an den ukrai­ni­schen Sen­der für “das trans­pa­ren­te Voting” und den “exzel­len­ten Level auf allen Ebe­nen des Vor­ent­schei­dungs­ver­fah­rens”. Sehr lus­tig. Das klingt für mich so ein biss­chen, als habe sie ges­tern Besuch von ein paar robus­te­ren Her­ren bekom­men, die sie und ihr Bein mit ihrem Base­ball­schlä­ger Bekannt­schaft schlie­ßen lie­ßen. Der Sen­der bestä­tig­te spä­ter am Tage offi­zi­ell, dass es kei­ne erneu­te Abstim­mungs­run­de mehr gebe und Mika New­ton nun­mehr die Ukrai­ne in Düs­sel­dorf ver­tritt. Und zwar mit dem ursprüng­lich geplan­ten Titel, ‘Angel’. Den Mika, die anstel­le der hauch­zar­ten Bal­la­de lie­ber etwas Hand­fes­te­res sin­gen woll­te, dann aller­dings nach ihren Vor­stel­lun­gen umbau­en liess. Und es tat­säch­lich schaff­te, den Cha­rak­ter des Lie­des voll­stän­dig zu zerstören.

Hier der fina­le Euro­vi­si­ons­re­mix von ‘Angel’

Puh, was für ein Dra­ma, oder? Als klei­nes Ent­schä­di­gungs­bon­bon fol­gen umsei­tig noch ein paar unver­zicht­ba­re Trash-High­lights aus dem ukrai­ni­schen Vor­ent­schei­dungs­ver­fah­ren. Möge uns die­ses Teil­neh­mer­land noch lan­ge erhal­ten bleiben!

36 Comments

  • was habe ich mich gefreut als ich gele­sen habe, dass mein lieb­lings­ti­tel in der ukrai­ne gewon­nen hät­te. kurz dar­auf dann die ernüch­te­rung: auf eng­lisch ver­liert er voll­stän­dig sei­nen zau­ber und reiht sich in die para­de der belang­lo­sen bal­la­den per­fekt ein. schade. 👿

  • ach, was hät­te ich gelä­chelt, wenn fräu­lein jama­la das geschafft hät­te – das wäre doch mal ein wun­der­ba­rer griff in die retro­kis­te gewe­sen. sen­sa­tio­nel­le anklän­ge an wett­be­wer­be der frü­hen 60er 🙂 scha­de drum – den schließ­lich nomi­nier­ten bei­trag kann man wohl unter ’schnell ver­ges­sen’ ver­bu­chen, oder?

  • Wie schwul ist das denn bit­te? Wahr­schein­lich genau­so schwul wie das Love­child zwi­schen Miro und Elnur. Ansons­ten kann ich zu dem Bei­trag nur sagen ‘Scha­den­freu­de ist die schöns­te Freu­de’. Dass es kei­ner der drei kla­ren Fan­fa­vo­ri­tin­nen geschafft hat, hat dann doch irgend­wie für Hei­ter­keit bei mir gesorgt. 😛 Wenn die Ukrai­ner nicht völ­lig geschmacks­ver­stört sind, dann schi­cken sie die ukrai­ni­sche Ver­si­on und nicht die eng­li­sche, die sich auf­grund ihrer Belang­lo­sig­keit und der feh­len­den See­le ohne Pro­ble­me in die bereits vor­han­de­nen Schnarch­bal­la­den ein­reicht. Oder glaubt Hal­b­eu­ro­pa, dass nach zwei schnel­le­ren Lie­dern jetzt mal wie­der eine Bal­la­de den Wett­be­werb gewin­nen müsste?

  • Ich habe schon im Vor­feld geahnt, dass gar Gro­ßes im ukrai­ni­schen Vor­ent­scheid gesche­hen wird und habe es daher nicht bereut, der ers­ten rich­ti­gen Stern­stun­de die­ses noch jun­gen Jahr­tau­sends in der TV-Geschich­te mit­ver­folgt zu haben. Die Ukrai­ner wis­sen wirk­lich, wie man Fern­se­hen macht – Par­ty, Par­ty, Par­ty ohne Ende. Mit sou­ve­rä­ner Mode­ra­ti­on. Ein musi­ka­li­scher Lecker­bis­sen nach dem ande­ren. Klar, dass dabei das Publi­kum im Saal vol­ler Enthu­si­as­mus mit­geht… Kur­ze Zusam­men­fas­sung des Gesche­he­nen: Startnr. 1 – die Ogne­vich. In allen Punk­ten ver­schlimm­bes­sert im Ver­gleich zum Halb­fi­na­le, inklu­si­ve Strom­schlag­fri­sur und necki­schem Faschings­hüt­chen aufm Kopp. Dann eine der vie­len Auf­füll­kan­di­da­tin­nen der Ver­an­stal­tung. Danach redet sich der Methu­sa­lem der Mode­ra­to­ren­rie­ge, deren Anzahl gefühlt die­sel­be war wie die vor­ge­stell­ten Acts sto­isch einen Wolf, um dar­auf­hin in die vier­tel­stün­di­ge(!) Nach­rich­ten­pau­se(!) zu lei­ten… …nach 15 Minu­ten – die bei­den schon auf­ge­tre­te­nen Kan­di­da­tin­nen spritz­ten bestimmt schon Gift und Gal­le, weil man sie mitt­ler­wei­le schon wie­der ver­ges­sen hat – geht’s auch schon wie­der zügig wei­ter. Wei­te­re Auf­füll­kan­di­da­ten dür­fen ihr Bes­tes geben und sie wer­den – was sich wie ein roter Faden durch die Show zieht – höchst indi­vi­du­ell vor- bzw. her­aus­ge­stellt: von pro­te­giert bis stief­müt­ter­lich. Bei Kan­di­da­tin 6 hält zuvor sogar ein Juror(!) eine sal­bungs­vol­le Rede, sie anzu­prei­sen. Immer­hin berech­tigt, denn es han­delt sich um Jama­la, die Her­vor­ste­chends­te und auf grau­sams­te Wei­se Ori­gi­nells­te des Jahr­gangs. Ich fin­de übri­gens, Lied wie Sän­ge­rin von Anfang an gene­rell in den Sand gesetzt. Aber genau das ist ja das Genia­le. Nach die­sem denk­wür­di­gen Auf­tritt, gibt es erst mal eine von meh­re­ren Wer­be­pau­sen. Der Inter­net-Zuschau­er bekommt Aus­schnit­te aus den Halb­fi­nal­pau­sen vor­ge­setzt. Und ich lege beim Bericht auch ’nen kur­zen Break ein…

  • …nach­dem der Euro­vi­si­ons-Jing­le sei­nen letz­ten Ton abge­ge­ben hat, singt plötz­lich aus hei­te­rem Him­mel, ganz ohne Vor­war­nung, eine der Mode­ra­to­rin­nen ein Lied. Kann ich gut ver­ste­hen, denn die Mas­se an Mode­ra­to­ren will ja auch irgend­wie beschäf­tigt wer­den. Danach geht’s wei­ter mit viel reden, wenn der Kan­di­dat beson­ders her­aus­ge­stellt wer­den soll, mit blo­ßem Durch­win­ken, wenn man dem Teil­neh­mer pure Ver­ach­tung demons­trie­ren will, und immer wie­der Wer­bung. Ganz viel Drum­her­um machen sie z.B. um Edu­ard Romanyu­ta. Für ihn gilt übri­gens nicht der Satz ‘DAS wäre Ihr Preis gewe­sen’, son­dern ‘DAS wäre Ihre Wichs­vor­la­ge gewe­sen’. Ehr­lich gesagt: Damit wäre ich hoch zufrie­den gewe­sen für Düs­sel­dorf. Gar Uner­hör­tes pas­siert kurz danach, bei Startnr. 15: Man stellt fest, es waren statt der erlaub­ten 6 gan­ze 7 Han­sel auf der Büh­ne. Skan­dal. Es ent­spinnt sich das, was den gan­zen Abend Haupt­zweck der Ver­an­stal­tung war – es wird aus­führ­lich drü­ber gere­det. Dabei hat­te Rus­la­na, eine der Juro­rin­nen, den Schlüs­sel zur Lösung des Pro­blems in der Hand: Bei die­ser Dorf­fest­ver­an­stal­tung kön­ne man auch mal sie­be­ne gera­de sein las­sen und das Miss­ge­schick tole­rie­ren. Rus­la­na ist natür­lich nicht so ehr­lich, die Ver­an­stal­tung so zu titu­lie­ren, ansons­ten hat sie aber voll­kom­men recht. Doch das wäre natür­lich viel zu ein­fach. Wo sich doch end­lich wie­der eine Chan­ce auf­tut, hem­mungs­los drü­ber zu dis­ku­tie­ren… Wäh­rend sie das tun, schnau­fe ich noch­mals kurz durch…

  • …nach zehn Minu­ten ist die Kan­di­da­tin dis­qua­li­fi­ziert! Ord­nung muss sein! Woll! Dass zuvor schon ein ande­rer dis­qua­li­fi­ziert wur­de, erfah­re ich erst am Ende der Sen­dung. Viel­leicht, weil der Sän­ger ein paar Zei­len mit viel Kon­zen­tra­ti­on und gutem Wil­len fast ver­ständ­li­chem Deutsch in den Song ein­ge­baut hat. Oder weil dem Jury-Prä­si­den­ten, Fern­seh-Inten­dan­ten oder sonst­wem des­sen Nase nicht pass­te. Jeden­falls stürmt nach die­sem Eklat der der Mode­ra­to­ren-Onkel vor jedem Act auf die Büh­ne, soll­ten mehr als drei Leu­te auf sel­bi­ger ste­hen, um nach­zu­zäh­len, ob auch alles sei­ne Ord­nung hat. Kein Witz! Nach­dem der letz­te (Wettbewerbs-)Ton gesun­gen ist, aus­führ­lich Wer­bung gezeigt wur­de und gere­det, gere­det, gere­det und zur Abwechs­lung noch­mals gere­det wor­den ist, kommt ganz zügig das Urteil: Mika New­ton muss nach Düs­sel­dorf fah­ren mit ihren halb­na­cker­ten Engel­chen. Und einem Text im Gepäck, wie er Stan­dard in die­sem ESC-Jahr­gang ist. Ein abso­lu­tes Must have. Das Publi­kum tobt dem­entspre­chend vor Begeis­te­rung. Für den Sen­der war es garan­tiert enorm schwer, die­ses hand­ver­le­se­ne Publi­kum zu fin­den, wel­ches so viel Gleich­mut mit­brach­te, die­se Show zu über­ste­hen. Dem­entspre­chend dürf­ten auch kaum mehr als 150 im Saal gewe­sen sein. Die mach­ten es mir nach dem einen oder ande­ren Act auch ziem­lich schwie­rig her­aus­zu­hö­ren, ob sich zwei oder drei Hän­de­paa­re für den Bruch­teil einer Sekun­de zu einem Applaus auf­raf­fen konn­ten. Wahr­schein­lich hat sich die Mehr­heit des Publi­kums statt­des­sen lie­ber an ihren Micky Maus-Heft­chen fest­ge­hal­ten, die inter­es­san­ter waren als all das, was sich auf der Büh­ne abge­spielt hat.… Ich habe noch nie eine TV-Show gese­hen, die trotz ihrer Ver­schnarcht­heit der­ma­ßen aus dem Ruder gelau­fen ist. Das muss man erst mal kön­nen. Zusam­men­ge­fasst: Ein Abend der Gro­tes­ke – ganz gro­ßes Kino. Dan­ke, Ukraine 😆

  • Da die­ses Gejau­le vom letz­ten Mal (‘All tho­se fil­lings’) aus uner­find­li­chen Grün­den so gut ange­kom­men ist, wird das da dies­mal wohl eben­so gut abschneiden.

  • Da zeigt sich mal wie­der, wie so was in der Ukrai­ne ent­schie­den wird. Jeder, der ein fai­res Voting­ver­fah­ren erwar­tet hat­te, kennt wohl kaum die ukrai­ni­schen Umstän­de. 2012 ist ja die EM und sie erfor­dert viel auf­wen­di­ge Orga­ni­sa­ti­on. Da kann sich Ukrai­ne doch nicht leis­ten, auch noch den ESC zu gewin­nen (was mit Zla­ta even­tu­ell pas­sie­ren könn­te, also haben sie höchst­wahr­schein­lich die Wahl so mani­pu­liert, wie’s ihnen passte.

  • Die Orga­ni­sa­ti­on des ESC und die der Fuß­ball-EM (die man gemein­sam mit Polen stemmt) schlie­ßen sich bestimmt nicht aus, eher im Gegen­teil. Gerüch­te­hal­ber soll eine EM manch­mal sogar Pro­fit abwer­fen. Aber stimmt schon, die bei­den Ver­an­stal­tun­gen wür­den sich ein biss­chen gegen­sei­tig in die Para­de fah­ren. Zum Lied: Hm. Nicht ganz so meins, aber ich sehe da Par­al­le­len zu einer gewis­sen Islän­de­rin. Halb­wegs attrak­ti­ve Blon­di­ne, Bal­la­de, eini­ger­ma­ßen stimm­si­cher – das könn­te, wenn es halb­wegs gut vor­ge­tra­gen wird, ein Slee­per sein.

  • nääääääää Mika mit Yohan­na zu ver­glei­chen! Auf Mika trifft die Beschrei­bung ‘eini­ger­ma­ßen stimm­si­cher’ zu, mit Beto­nung auf ‘eini­ger­ma­ßen’. Da gibt es zwi­schen­durch schon arge Schwä­chen. Kein Ver­gleich mit der wirk­lich stimm­si­che­ren Yohanna.

  • groß­ar­ti­ges Kino Ja, die Ver­an­stal­tung war wirk­lich super. Wer das nicht gese­hen hat, hat wirk­lich was ver­passt. Was eigent­lich für die gan­ze gro­tes­ke Aus­wahl gilt. Oder hat wirk­lich jemand völ­lig ver­stan­den, wie plötz­lich Halb­fi­na­les nach­träg­lich zu Vier­tel­fi­na­les wer­den, bereits aus­ge­schie­de­ne Kan­di­da­ten merk­wür­di­ger­wei­se wie­der auf­er­ste­hen usw. Was den Aus­gang betrifft: es gibt natür­lich Schlim­me­res als Mika, aber es hät­te eben auch wesent­lich Bes­se­res gege­ben. Womit ich vor allem Zla­ta Ovge­nich (The Kukush­ka) mei­ne, mei­nen kla­ren Fave. Aber selbst mit der von mir eigent­lich gehass­ten Jami­la wäre ich zufrie­de­ner gewe­sen. Im Final­auf­tritt hat sie wesent­lich sau­be­rer gesun­gen als frü­her, und von daher ist die Komik nun klar erkenn­bar gewollt. Schade.

  • Ein­spruch! Das ‘Gejau­le’ letz­tes Jahr war ein Super-Auf­tritt und einer mei­ner Favo­ri­ten (wobei mir schon klar war, dass das nur bei weni­gen ankommt). Müs­sen denn alle Lie­der immer gute Lau­ne ver­brei­ten? Viel­leicht ver­ste­he ich jetzt lang­sam, wie­so das ‘gay’ heißt 🙂

  • Und in punk­to Attrak­ti­vi­tät befin­det sich Yohan­na auch noch ein paar Levels ober­halb der durch­aus ansehn­li­chen Mika. 😉

  • Bana­nen­re­pu­blik Das ist doch echt nicht zu fas­sen. Egal wie gut oder schlecht mir das Ergeb­nis gefällt, der Pro­zess selbst ist ja – wie offen­bar jedes jahr – eine tota­le Kata­stro­phe. Also könn­ten wir uns viel­leicht unse­re Emo­tio­nen bezüg­lich der Bei­trä­ge bes­ser völ­lig spa­ren und in stoi­scher Gelas­sen­heit abwar­ten, da sich mor­gen sowie­so wie­der alles ändern wird. Es ist ja nicht nur die Andro­hung der Unter­su­chungs­kom­mis­si­on. Auch Frau New­ton hat jetzt geäu­ßert, dass sie lie­ber ein ande­res Lied sin­gen möch­te. Das nen­ne ich Demokratie!

  • So ein Pech.… Ärger­lich: es gibt eine neue VE mit Zla­ta, Mika und Jama­la. Sicher gewinnt jetzt der größ­te Hor­ror von allen.…da kann einem Musik­lieb­ha­ber schnell das 🙂 ver­ge­hen. Einen Wine­house-Clon auf Crack live aus der Ner­ven­heil­an­stalt anzu­se­hen und zu hören ist nicht gera­de ein Vergnügen.

  • Lori­ot ? Jetzt gibts also neben Isaak New­ton noch die Jodel­schnep­fe und die Win­sel­stu­te zur Aus­wahl.… Wenn da mal nicht Lori­ot sei­ne Fin­ger im Spiel hat­te 8)

  • So, Jama­la ist laut esc­to­day raus. Sie will nicht wei­ter an die­ser Mani­pu­la­ti­ons-Geschich­te betei­ligt sein…was ich nach­voll­zie­hen kann. Wann genau ist es für das Land, das von 2004 bis 2008 einen ers­ten und zwei zwei­te Plät­ze geholt hat, der­art abwärts gegan­gen? Man sieht mich verwirrt…

  • Au ja! *klatsch-klatsch-klatsch* Die sol­len end­lich genug von ihrem eige­nen Hick­hack haben – was ich nicht glau­be, die brau­chen das irgend­wie – und die klei­ne, gei­le Wichs­vor­la­ge direkt nomi­nie­ren! Träu­me sind für alle da.…okay, das war ein arg ver­un­glück­ter deut­scher Bei­trag. Also wird’s nix damit…

  • stop that shit hat man denn nicht bei der EBU mal ein Ein­se­hen, dass sowas nicht geht ?? Wegen mir könn­te man die­se komi­sche Bana­nen­re­pu­blik für alle Zeit und Ewig­keit in hohem Bogen aus dem Wett­be­werb kicken – wür­de irgend­wer irgend­was vermissen ?

  • Engel VS Kukuck Zla­ta ist Kult und wenn alles mit rech­ten Din­gen zugeht, wird sie gewin­nen – da sie schlicht sehr viel bekann­ter ist, als Frau Newton.

  • ICH wür­de so was ver­mis­sen. Es ist nun, seit ich das letz­te Mal hier rein­ge­schaut habe, ein hal­ber Tag ver­gan­gen. Und nix Neu­es an der ukrai­ni­schen Cha­os-Front. Die las­sen nach! Wo sind die korrupten.…ähm, krea­ti­ven Köp­fe, die sich was Neu­es ein­fal­len lassen???

  • Und schon gibt es wie­der Neu­es! Sie ent­täu­schen uns doch nicht, unse­re ukrai­ni­schen Unter­hal­tungs­meis­ter! Und ja, mir wür­de ohne die jähr­li­che ukrai­ni­sche Saga auch etwas feh­len. Bes­tes Pop­corn-Kino, eigent­lich müss­te man den Sen­der für die Emmys nominieren!

  • Zum Glück Die­ser Song muss nach Düs­sel­dorf und zwar auf ukrai­nisch. End­lich mal ein Song aus der Ukrai­ne, der mir gefällt. Jame­la wäre auch ok, aber der Kuckuck-Song geht ja mal gar nicht. Außer­dem, seit wann soll solang gewählt wer­den, bis das Ergeb­nis den Her­ren passt? Und nächs­tes Jahr bit­te kei­ne Ukrai­ne, Aser­bai­schan und Weiß­russ­land mehr beim ESC. So oft wur­den hier Abstim­mun­gen missachtet.

  • Okay, Ukrai­ne ist nach­voll­zieh­bar. Weiß­russ­land reißt auch gern mal sol­che Stunts – aber Aser­bai­dschan? Wann und wo? Hab ich was nicht mitbekommen?

  • Okeee.…ich bin über­zeugt, dass mor­gen eine Ent­schei­dungs­show statt­fin­det und Mika New­ton weiß gar nichts davon. Viel­leicht gra­ben sie ja noch mal Vasyl Laza­ro­vich aus, weil sie ihn letz­tes Jahr nur semi-fair behan­delt haben 😆

  • JETZT ver­ste­he ich das Sys­tem der Ukrai­ne: Die wol­len hier ein­fach nur die meis­ten Kom­men­ta­re abgra­sen, wes­halb ihnen kei­ne Mühen zu groß sind, sol­chen Buden­zau­ber zu ver­an­stal­ten. Sehr tri­cky und erfolgreich.

  • […] Ein­druck erweck­te die fabel­haf­te Zla­ta Ogne­vich ja bereits in der skan­dal­um­wit­ter­ten ukrai­ni­schen Vor­ent­schei­dung 2011, wo sie sich von syn­the­ti­sier­ten Kuckucks­ru­fen zu ihrem völ­lig skur­ri­len, nur als Gesamtkunstwerk […]

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