Da hatte die EBU in diesem Jahr eigens erneut das Auszählungsverfahren geändert, um die Sache spannender zu gestalten. Und doch trat die langweiligste aller möglicher Optionen ein: wie bereits seit Monaten von allen Wettbüros eisern vorhergesagt, gewann heute Nacht der Niederländer Duncan Laurence den Eurovision Song Contest 2019. Der 24jährige Musiker vereinte die in diesem Jahr augenscheinlich wichtigsten Eigenschaften für eine erfolgreiche Grand-Prix-Teilnahme: er ist männlich, vollbärtig, gutaussehend und er jaulte weite Teile seiner gefühlvollen Klavierballade ‘Arcade’ in Falsettstimme. Sein Lied handelt dem reinen Text nach von einer unglücklichen Beziehung, die der Protagonist nicht beenden kann, weil er süchtig nach ihr ist; nach der Aussage des Interpreten jedoch betrauere er den Verlust einer geliebten Person. Ebenso zwiespältig wie die Lyrics gestaltete sich auch Duncans Sieg, der mich genauso ratlos und unbefriedigt zurücklässt wie zuletzt der von Ell & Nikki in Düsseldorf und der strenggenommen auch gar keiner war: sowohl beim Publikum als auch bei den Jurys lag in der Abstimmung jeweils ein anderer Act vorne, der aparte Holländer gewann einzig aufgrund der massiven Uneinigkeit der “professionellen” Voter mit den Zuschauer/innen und konnte sich als jeweils Dritt- bzw. Zweitplatzierter kumuliert einen ausgesprochen schäbigen Gesamtsieg erschleichen.
Duncan bei der Siegerreprise, die gleich viel besser wirkte als seine Wettbewerbsperformance, wo er verkrampft wie ein verbogener Kleiderhaken hinter dem Piano saß.