‘Op og see Land’ (frei übersetzt: ‘Schau, dass du Land siehst’), so hieß der mäßig schmissige, wenngleich stimmlich recht harsch interpretierte Marsch, mit dem ein gewisser Otto Hænning im Jahre 1960 den aus insgesamt sieben Liedern bestehenden dänischen Eurovisionsvorentscheid Dansk Melodi Grand Prix (DMGP) eröffnete. Moment mal: Hænning? Kennen wir den Namen nicht irgendwoher? Und tatsächlich: es handelte sich bei diesem Otto um den im Jahre 2004 verstorbenen Vater der international bekannten Schlagerlegende und deutschen Eurovisionsvertreterin von 1973, Gitte Hænning, der sich hier rundheraus berechtigte Nil Points ersang. Die für die Wertung verantwortliche Jury verteilte ihre Gaben ohnehin äußerst spärlich, so dass auch der beim DMGP der Anfangsjahre nachgerade unvermeidliche Gustav Winckler leer ausging.
Es wird Regen geben: MGP-Siegerin Kathy beim Contest in London.
Ebenso übrigens wie der zweite DMGP-Otto dieses Jahres, der Schauspieler und Schlagersänger Otto Brandenburg, der mit seinem Titel ‘To Lys på et Bord’ (eine Hommage an die erste Eurovisionssiegerin Lys Assia?) dennoch einen Top-5-Hit in der Heimat erzielen konnte. Kommerziell weniger erfolgreich lief es für Brandenburg (†2007) hingegen auf dem deutschen Markt, obschon er nicht nur in der Bundesrepublik veröffentlichte, sondern auch in der damals noch eigenständigen DDR (also auch – harr, harr – in dem mittlerweile eher für Wölfe als für Menschen attraktiven Bundesland Brandenburg). Dort allerdings nicht als Otto, sondern unter dem Vornamen Ole. Klingt gleich viel skandinavischer, gelle? Immerhin ganze zwei Pünktchen kramten die geizigen Juroren hervor für die Schauspielerin und Sängerin Grethe Sønck, die in den kommenden Jahren erneut zu Gast beim DMPG sein sollte und 1968 gar den seinerzeitigen Moderatoren der Sendung, Sejr Volmer-Sørensen, ehelichte. Womit sie gewissermaßen ihren einzigen Treffer landete.
Der deutsche Lebensmittelhändler Rewe benennt heute noch seine Metzgereiwaren nach ihm: Otto Brandenburg, hier bei einer Gala im Jahre 1994.
Grethes diesjähriger Beitrag ‘Trækbasun og Vaskebræt’, bei dem besagter Sejr in der Live-Show mit dem Orchesterdirigenten ganz entspannt darüber debattierte, ob es sich musikalisch um einen Ragtime, Dixieland oder Marsch handelte, zählte im Songtext eine ganze Reihe im Jazz gebräuchlicher Instrumente auf. Und zwar in so rasend schnellem Tempo, dass die gute Grethe am Schluss ihres Liedes völlig außer Puste kam. Klang aber lustig! Einen progressiven Rat zur Lebensführung gab die Teilnehmerin Inge Stauss mit dem stellenweise überraschend druckvollen Titel ‘Gør hvad du vil’ (‘Mach, was du willst’), was bei den Jurys lediglich für den zweiten Platz reichte. Stattdessen siegte die 2017 verstorbene Operetteninterpretin Katy Bødtger mit dem unerträglich nostalgisch-süßlichen ‘Det var en yndig Tid’ (‘Das war eine schöne Zeit’), wenig überraschend dem langweiligsten Titel des ganzen Abends. In dieser Beziehung war auf die Dänen schon immer Verlass…
https://www.youtube.com/watch?v=9vygplYr_Fs
Nur als Hörspielfragment erhalten: der komplette DMGP 1960.
Vorentscheid DK 1960
Dansk Melodi Grand Prix. Samstag, 6. Februar 1960, aus dem Radio-Haus in Kopenhagen. Sieben Teilnehmer:innen. Moderation: Sejr Volmer-Sørensen.# | Interpreten | Songtitel | Jury | Platz |
---|---|---|---|---|
01 | Otto Hænning | Op og se Land | 0 | 4 |
02 | Katy Bødtger | Det var en yndig Tid | 5 | 1 |
03 | Otto Brandenburg | To Lys på et Bord | 0 | 4 |
04 | Inge Stauss | Gør hvad du vil | 3 | 2 |
05 | Gustav Winckler | Sorg og Glæde | 0 | 4 |
06 | Grethe Sønck | Trækbasun og Vaskebræt | 2 | 3 |
07 | Peter Sørensen | Jeg har nok af ingen Penge | 0 | 4 |
Letzte Überarbeitung: 27.09.2020