Iri­scher Vor­ent­scheid 1969: Love is very nice when you pay the Price

Alle vier bis­he­ri­gen iri­schen Euro­vi­si­ons­ver­tre­ter war­fen beim fünf­ten natio­na­len Vor­ent­scheid der Grü­nen Insel ihren Hut erneut in Ring, soll­ten sich jedoch mit extrem beschei­de­nen Punk­te­ga­ben durch die zehn regio­na­len Jurys zufrie­den geben müs­sen. Ihnen gegen­über stan­den vier Frau­en, zwei von ihnen aus dem zum Ver­ei­nig­ten König­reich zäh­len­den Nord­ir­land, das just zu die­sem Zeit­punkt unter gro­ßer poli­ti­scher Span­nung zwi­schen den nach Wie­der­ver­ei­ni­gung stre­ben­den katho­li­sche Repu­bli­ka­nern und pro­tes­tan­ti­schen Unio­nis­ten, die den Ver­bleib unter der Kro­ne der bri­ti­schen Queen woll­ten, stand, wel­che kurz dar­auf in gut drei Jahr­zehn­te lang anhal­ten­den bewaff­ne­ten Aus­ein­an­der­set­zun­gen und blu­ti­gen Anschlä­gen eska­lier­ten soll­te, den soge­nann­ten “Trou­bles”. Bei­de Damen teil­ten sich den­sel­ben Song­schrei­ber, Micha­el Rade, der die noch ganz am Beginn ihrer Kar­rie­re ste­hen­de Rose­ma­ry Brown mit einer harm­los-plät­schern­den Bal­la­de namens ‘Look around’ ver­sorg­te, mit wel­cher sie den zwei­ten Platz beleg­te. Die damals erst 17jährige Dana (so ihr Spitz­na­me aus Kin­der­ta­gen) erin­nert sich in ihrer Auto­bio­gra­fie vor allem an die blank­lie­gen­den Ner­ven bei ihrer TV-Pre­miè­re: “Erst war das ers­te Mal in mei­nem Leben, dass ich ech­ten Ter­ror erleb­te”!

Für eine B‑Seite hät­te es gereicht, als Wett­be­werbs­ti­tel war das zu schwäch­lich: Danas ESC-Erstversuch.

Die Juro­ren indes hat­ten vor Augen, dass bei den letz­ten bei­den euro­päi­schen Wett­be­wer­ben upt­em­po­rär-fröh­li­che Knal­ler­num­mern gewan­nen, und so optier­ten sie mit über­wäl­ti­gen­der Mehr­heit von 30 zu acht Stim­men für Rades zwei­tes Ange­bot, das musi­ka­lisch fluf­fig-flot­te ‘The Wages of Love’. Deren Inter­pre­tin, die 27jährige Muri­el Day, konn­te bereits eine län­ge­re Büh­nen­er­fah­rung durch Auf­trit­te mit Show­bands und der Mit­wir­kung in einem Film vor­wei­sen und zeig­te sich ent­spre­chend selbst­si­cher. Der iri­sche Sen­der RTÉ annon­cier­te sie in einem Begleit­heft als “leben­di­ge, fröh­li­che Sän­ge­rin, die ihrem Äuße­ren genau so viel Auf­merk­sam­keit wid­met wie ihrer Stim­me”. Das stell­te sie in Madrid in einem neon­grü­nen, zelt­ar­tig geschnit­te­nen Crè­pe-Mini­kleid unter Beweis, in dem sie über die Büh­ne sprang wie ein Gras­hüp­fer auf Crack. Weder die Show noch die Musik woll­ten so recht zu dem Song­text pas­sen, der in doch eher düs­te­ren Sze­na­ri­en vor den “Kos­ten der Lie­be” wie Trä­nen, Schmerz und ver­brann­ten Fin­gern warn­te. Ein mit­tel­präch­ti­ger sieb­ter Rang war der Lohn für Irlands ers­ten Ver­such mit schnel­le­rem Lied­gut, auf der Insel reich­te es den­noch zu einem Num­mer-Eins-Hit. Nur zwei Jah­re spä­ter wan­der­te Muri­el nach Kana­da aus, wo sie spä­ter als Laser­the­ra­peu­tin arbei­te­te. 1990 kehr­te sie wie­der in die Hei­mat zurück.

Wie ein Zelt auf zwei (sehr lan­gen, sehr schlan­ken) Bei­nen: Muri­el in Madrid.

Vor­ent­scheid IE 1969

Sonn­tag, 16. Febru­ar 1969, im RTÉ-Fern­seh­stu­dio in Dub­lin. Acht Teilnehmer:innen. Mode­ra­ti­on: Brendan O’Reilly.
#Inter­pre­tenSong­ti­telJuryPlatz
01Sean Dun­phyPaper Boats035
02DanaLook around082
03Butch Moo­reToo late028
04Muri­el DayWages of Love301
05Dickie RockNow do you belie­ve me?063
06Ele­a­n­or NodwellTal­king to myself035
07Pat McGe­eganJohn­ny Dreamer054
08Fio­ren­za Viani-Nolan1959035

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